Hamburg

HSV will Tabellenführung - geht Hinterseer?

Trainer Daniel Thioune weiß, dass das nächste Spiel schwer wird. Er nimmt den nächsten Härtetest mit dem nächsten Absteiger aus der Fußball-Bundesliga aber offensiv an. „Ich freue mich auf das Spiel gegen den SC Paderborn und meinen Kollegen Steffen Baumgart. Das ist eine echte Herausforderung, denn die Paderborner werden bei der Vergabe der ersten Plätze mitreden“, sagte der Coach vor dem zweiten Zweitliga-Spieltag. Dass man vielleicht sogar die Tabellenspitze übernehmen kann, steht für ihn nicht im Vordergrund. Ganz im Gegenteil! „Die Tabelle zählt nur einmal im Jahr - am 34. Spieltag“, so der 46-Jährige. „Wenn ich dann Platz eins oder zwei belege oder übernehmen kann, dann freue ich mich. Dann hätten wir nämlich nicht viel verkehrt gemacht. Morgen Abend interessiert es mich dagegen herzlich wenig, ob wir auf Platz eins, zwei oder fünf stehen.“

„Wenn ich auf den Platz gehe, macht es klick“

Der Helm macht schon was aus. Optisch macht es den sympathisch wirkenden 30-Jährigen tatsächlich deutlich gefährlicher, wenn man ihn in voller Montur auf dem Platz sieht. Jetzt, aber, in kurzer Hose, weißen Sportsocken und Badelatschen unterhalb seiner alles andere als beängstigend muskulösen Beine wirkt Klaus Gjasula erstaunlich harmlos. Vom knüppelharten Rüpel auf dem Platz ist rein gar nichts zu erkennen. „Irgendwann macht es klick“, verrät der defensive Mittelfeldspieler des HSV, der mit 17 Gelben Karten in der abgelaufenen Saison einen unrühmlichen Rekord in der Bundesliga aufstellte. „Eigentlich immer dann, sobald ich den Platz betrete.“

Ein Heyer für alle Fälle

Trainer Daniel Thioune kann sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen, als er auf seinen jüngsten Neuzugang angesprochen wird. Immerhin ist es nicht das erste Mal, dass er auf Moritz Heyer angesprochen wird. Schon bei seinem Amtsantritt galt der Innenverteidiger vom VfL Osnabrück als Wunschspieler des HSV-Trainers, der den 25-Jährigen in der vergangenen Saison vom Halleschen FC geholt und im Anschluss zu einem der besten Innenverteidiger der Zweiten Liga entwickelt hatte. „Als ihr mich am Anfang gefragt hattet, war es nicht darstellbar. Inzwischen ist der Spieler mit einem Preisschild vom VfL ausgestattet auf den Markt gekommen – und da konnten wir uns einbringen“, so Thioune. Die Dynamik, dass auch andere Teams um Heyer geworben hätten, hätte den VfL letztlich doch dazu bewogen, den Innenverteidiger auf dem Markt anzubieten, so Thioune.

Pflichtspielstart für den HSV - Leibold ist der neue Kapitän

Es gab kurz Applaus, als Trainer Daniel Thioune Tim Leibold aufrief. Der Linksverteidiger trat aus dem Mannschaftskreis in die Mitte des selbigen und empfing die Ehre der Kollegen mit einer kurzen Verbeugung. Anlass des Prozederes war die Wahl zum Mannschaftskapitän. „Er hat eine gute Saison gespielt und viele Torvorlagen gegeben. Sein Wort hat Gewicht in der Mannschaft. Tim Leibold wird ein guter Kapitän sein“, begründete Thioune seine Entscheidung pro Leibold und schob auf der anschließenden Pressekonferenz noch hinterher, dass man den Linksverteidiger ein wenig in die neue Rolle schubsen müsse.

Der neue Trainer kennt den Weg

Ok, das jetzt ist wieder einer dieser Momente, in denen man viel falsch machen kann. Es ist das Ende der Vorbereitung und der HSV hat in einem Test gegen einen guten Gegner ein wirklich gutes Spiel gemacht. Er hat sogar gewonnen. Hinten zu null – vorne gleich zweimal erfolgreich. Mit einem Aaron Hunt als Leader auf dem Platz, wie ich ihn in der abgelaufenen Saison nur ein- oder zweimal gesehen habe. Mit einem Sonny Kittel, der Ballverlusten nachjagte, Zweikämpfe annahm und nach vorn kreativ wirkte. Lukas Hinterseer, dem seine HSV-Zeit in den letzten Wochen in Hamburg nicht wirklich leichtgemacht wurde, traf und Debütant Tomi Leistner machte trotz einiger natürlicher Abstimmungsprobleme einen guten Eindruck. Und dann scheint heute auch noch die Sonne – also alles gut? Mitnichten. Aber es ist ein Weg, der richtig gut werden kann…!

Der HSV steckt in der Sackgasse

Wären nur alle so findig wie HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein – man hätte den Kader wahrscheinlich längst zusammen und würde wahrscheinlich von der Champions League träumen. Das allerdings alles andere als geringe Problem hierbei: Es sieht fast alles schöner aus, als es in Wirklichkeit ist. Es ist alles nur geliehen. Ein Prinzip, das der HSV schon vor Wettstein sehr intensiv praktiziert hat und das wirtschaftlich dieses Jahr beim HSV dazu führen könnte, dass auch das letzte Eigenkapital aufgebraucht ist. Das zumindest vermuten einige (inzwischen) Außenstehende und sprechen von einem Verlust von 30 Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr.

Terodde: „Ich versuche, vorneweg zu gehen“

Es war tatsächlich so, dass der Regen aufhörte, als er fertig war. Vorher hatte sich Terodde gut eine Dreiviertelstunde mit den Reservisten und Rekonvaleszenten auf dem hinteren Trainingsplatz bewegt. Nicht besonders intensiv, aber mit kleinen Wettbewerben und Strafen (in Form von Liegestützen). „Es hat Spaß gemacht“, freute sich Terodde, als er zu uns kam. Was sonst sollte er uns auch sagen? Immerhin war es seine erste Einheit als HSV-Profi. Und auch in dem darauffolgenden Interviewmarathon behielt Terodde diese Maxime bei. Viele lobende Worte über den neuen Arbeitgeber, mit dem er nach Stuttgart und Köln zum dritten Mal aus der zweiten in die erste Liga aufsteigen will. „Eigentlich gefällt mir diese gezeigte Demut beim HSV zuletzt sehr gut. Ich war schnell überzeugt, als ich von dem Weg erfuhr, den der HSV gehen will.“

Terodde kommt

Daniel Thioune ist neu beim HSV. Das hat gerade für uns viele Vorteile. Denn während die etwas älteren Hasen unter den Trainern beim HSV maximal einen Nebentermin zu den wöchentlichen Pressekonferenzen machten, steht uns Thioune eigentlich immer Rede und Antwort. Auch heute. Allerdings mit dem Unterschied, dass sich der Trainer auf dem Weg zu uns zunächst noch von Sportdirektor Michael Mutzel den neuesten Stand bei Transfers schildern ließ, ehe Thioune dann noch von dem neuen Pressesprecher Philipp Langer gebrieft wurde. Immerhin stand beim HSV ein vergleichsweise spektakulärer Transfer zu diesem Zeitpunkt noch unmittelbar bevor. Dass der Transfer von Simon Terodde am Abend dann zuerst vom „Kicker“ vermeldet würde, wusste der HSV-Coach zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Der HSV braucht endlich echte Freunde

Es gibt sie, diese Tage, an denen der Job einfach keinen Spaß macht. Die hat jeder. Und beim HSV hat man diese Tage in den letzten Jahren leider etwas häufiger als anderswo mitmachen. Und damit meine ich nicht allein den sportlichen Abstieg in die Zweite Liga bzw. den Nicht-Wederaufstieg in den letzten zwei Jahren. Schlimmer als das sind die nimmer endenden internen Streitigkeiten, die den HSV seit vielen Jahren Wettbewerbsnachteile verschafft haben. „Wir haben hier in den letzten 12 Monaten viele Entwicklungen angeschoben, die sich im Tabellenplatz nicht wiedergespiegelt haben“, hatte Sportvorstand Jonas Boldt zuletzt gesagt und damit die interne Ruhe angesprochen. „Die Zusammenarbeit ist auf allen Ebenen von großem Vertrauen geprägt“, hatte Vereinspräsident und Aufsichtsratsboss Marcell Jansen ergänzt und betont, dass der aktuell um eine Person ärmere Zwei-Mann-Vorstand Boldt/Wettstein das absolute Vertrauen aller genieße. Abgesehen von den Außenstehenden – denn die machen schon wieder mobil.

Der HSV darf seine neue Linie auch für Terodde nicht verlassen

Ich hatte es Euch versprochen – und der schon fachlich unglaublich spannende Artikel von Dr. Olaf Ringelband hat alles gehalten. Der Artikel zeigt deutlich auf, wie weit weg wir bei der Nachwuchsentwicklung auf Fußballprofi-Basis noch von der Vorbereitung auf das reale Leben sind. Dass die Persönlichkeitsentwicklung noch hinter dem Sportlichen steht ist hinlänglich bekannt – es wird aber gern totgeschwiegen und verharmlost. „…Persönlichkeitsentwicklung ist (in den NLZ) oftmals eben nur zweit- oder drittranging. Man gewichtet das Sportliche immer höher. Man hat noch zu wenig verstanden, dass das eine mit dem anderen zusammenhängt…“, sagt ober besser: schrieb Olaf gestern. Das bedeutet nicht selten: Je besser der Spieler, desto mehr darf sich dieser erlauben. Beispiele dafür hatte ich Euch ja auch schon genannt. Wobei es mir viel weniger darum ging, dieses oder jenes NLZ anzuklagen. Es ging mir nur darum, aufzuzeigen, warum wir bei der Generation X oft kaum noch echte Werte vorfinden, die mit Normalsterblichen gemein haben. Aber: Wo sollen die Jungs das denn auch herhaben, wenn sie in ihrer vielleicht prägendsten Phase davon nicht nur nichts beigebracht sondern sogar das Gegenteil vorgelebt bekommen?

Mutzel: Die Krise hat auch beim HSV Spuren hinterlassen

Michael Mutzel hat beim HSV derzeit wahrscheinlich den Job, bei dem er am allerwenigsten gewinnen kann: Er muss den Kader zusammenstellen. Dementsprechend gefragt ist der Sportdirektor derzeit auch. Noch nimmt er das Ganze mit einem Lächeln. „Die Bedingungen sind perfekt. Der Trainer geht eine hohe Intensität trotz der Temperaturen und die Mannschaft zeigt eine hohe Bereitschaft – es ist ein guter erster Eindruck“, sagt Mutzel heute im Gespräch am Rande des Vormittagstrainings. Er weiß, dass er gleich auf seinen Bereich angesprochen wird, der aktuell noch relativ brachliegt. Nirgendwo warten die HSV-Anhänger mehr auf positive Vollzugsmeldungen, als bei Transfers. Auch deshalb ergreift Mutzel die Flucht nach vorn. „„Es hat sich ja schon eine bisschen was verändert. Wir haben nicht mehr so viele Jungs da. Letztes Jahr war es schon ein ganz großer Kader. Jetzt sind ein paar Jungs von unten dabei fürs Training.“

Darum schaffen es Talente beim HSV so selten

Die Sehnsucht beim HSV nach besseren Zeiten ist groß. Nicht selten sogar zu groß. Das wiederum mündet darin, dass sich in den letzten Jahren immer wieder Verantwortungsträger darin versuchten, Dinge größer und schöner auszumalen, als sie in Wirklichkeit waren – was selten bis wie funktionierte. Es führte dazu, dass diese Verantwortlichen ebenso schnell verschwanden wie die sie begleitende Hoffnung, dass es mit und durch sie besser wird. „Nur reden allein bringt keine Erfolge“, hatte Daniel Thioune daher bei seinem Amtsantritt in Hamburg gleich einmal klargestellt. Und zumindest bei mir hat er damit die Hoffnung geweckt, dass er es sein kann, der diese unsägliche Gerüst aus Selbstüberschätzung in Hamburg einreißt und gesund neu aufstellt. Kein „nur-der-Aufstieg-reicht“-Gefasel mehr, ehe auch der Kader dafür da ist, sondern ein den Umständen entsprechend formuliertes realistisches Ziel.

Moritz: „Der HSV war sechs Tage Spaß - und ein Tag Frust“

Mountainbiking steht heute auf dem Plan. Einfach nur ruhig dasitzen und die Sonne genießen, das ist nicht sein Ding. Es sei denn er spielt Schach. Oder er pokert online. „Ich liebe die Herausforderung und den Wettbewerb“, sagt Christoph Moritz, der aktuell im Schwarzwald weilt und seine freien Tage bis Saisonvorbereitungsbeginn auf seine ganz eigene , sehr sportliche Art genießt. Wobei aktuell noch nicht einmal klar ist, wo es für ihn weitergeht. „Es gab ein paar lose Gespräche, auch sehr interessante Gespräche“, verrät Moritz, „aber konkret ist hier noch nichts.“ Einzig, dass er weiter als Profi Fußball spielen will, das ist klar. Auch deshalb hatte er dem HSV jüngst abgesagt. Oder war das andersrum?

Dudziak ist ein erstes, gutes Zeichen für den neuen HSV

Die Meldung ist zwar noch nicht final verifiziert – aber glaubhaft: Jeremy Dudziak wird trotz einer Ausstiegsklause in Höhe von zwei Millionen Euro den HSV nicht verlassen. Zum einen, weil es offenbar trotz des kolportierten Interesses des VfL Wolfsburg kein konkretes Angebot an den HSV gab – wobei es dessen auch gar nicht zwingend bedarf. Es hätte gereicht, wenn Dudziak den HSV irgendwann informiert hätte. Das aber tat er nicht, was der viel wesentlichere Teil ist. Denn der Verbleib des Mittelfeldmannes ist zum jetzigen Zeitpunkt, wo sich der HSV im Umbruch befindet und sich Wechselgerüchte um die zwei echten Leistungsträger halten, viel Wert.

„Weniger labern, mehr machen“

Ich habe weder mir noch Euch zu viel versprochen, als ich Euch einen zweiten spannenden Blogbeitrag von Dr. Olaf Ringelband angekündigt hatte. Denn der hatte es wieder in sich. Genau genommen eine Menge Wahrheiten, die viele sehen, die aber kaum jemand nachvollziehbar erklären kann. Zumindest bei mir ist es so, dass Dr. Ringelband viele wichtige Dinge, über die in Hamburg seit vielen Jahren gesprochen – aber nach denen nicht gehandelt wird -  mit verständlichen Worten versachlicht. Zum Beispiel erweckt er den oft gehörten Satz, dass die Kultur von oben vorgelebt werden muss, mit einer Handlungsanleitung zum Leben: „Um solche Prinzipien glaubhaft im Verein zu verankern, sind jedoch die Führungskräfte des Vereins gefordert. Diese müssen die Prinzipien vorleben und in den Verein tragen, mit den Mitarbeitern (damit meine ich nicht nur die Spieler) reden und aktiv an der Kulturveränderung arbeiten. Die Führungskräfte des Vereins müssen sich bewusst sein, dass sie aktiv gefordert sind, die Kultur des Vereins zu ändern, dass alles, was sie tun und sagen (oder auch gerade: was sie nicht tun) Einfluss auf die Kultur und damit die Leistung der Mannschaft hat. Das Verhalten der Führungskräfte vermittelt den Spielern bestimmte Erfahrungen, die ihre unbewussten Überzeugungen nachhaltig prägen.“ Und genau daran sind beim HSV in den letzten Jahren noch alle gescheitert. In der abgelaufenen Saison sogar der mit mehr als 37 Jahren Profifußballerfahrung ausgestattete und mit allen Wassern gewaschene Trainer Dieter Hecking. Immer wieder wurde die ausgestrahlte Ruhe von Hecking genannt, wenn HSV-Anhänger wider die gezeigten Leistungen argumentierten, weshalb der HSV am Ende trotzdem aufsteigt. Auch ich habe die Erfahrung und die Ruhe Heckings als großen Pluspunkt gesehen – weil es das war, was anders war als zuvor bei Hannes Wolf zum Beispiel. Wie in vielen Bereichen griff auch hier allein der Faktor „anders“ schon so stark, dass die HSV-Anhänger allein daraus ihre Hoffnung zogen.

Werder machts vor - letzte Hoffnung: Nordderby

Natürlich ist das, was Köln da abgeliefert hat, einfach nur bitter. Dieses 1:6 wirft kein gutes Licht auf den Klub, der sich unter Markus Gisdol die Klasse bereits gesichert hatte. Dass dieser Spieltag das eh schon stark belastete Verhältnis der Düsseldorfer mit den Kölnern nachhaltig verschlechtern wird ist zudem höchstwahrscheinlich. „Wir haben letzte Woche unser Ziel erreicht, da fallen Fokus und Anspannung ein bisschen weg. Die Woche war nicht so einfach für uns. Deshalb werde ich nicht auf der Mannschaft rumhacken. Ich möchte nicht ins Detail gehen, warum es eine schwere Woche war. Die Mannschaft braucht dringend eine Pause, sowohl körperlich als auch mental“, sagte Ex-HSV- und jetzt Köln-Trainer Markus Gisdol nach der Partie und sorgte für wilde Spekulationen.

Dieser HSV schreit nach dem nächsten Umbruch

Clever war es. Von allen Beteiligten. Denn während Sportvorstand Jonas Boldt jegliche Personalentscheidungen seit Wochen schon unkommentiert ließ und Entscheidungen hier erst auf die Zeit nach Saisonende legte, nahm sich Dieter Hecking am Montag nach dem bitteren 1:2 in Heidenheim das Recht heraus, Fragen zu beantworten, die in den Medien aufgekommen waren. Sky hatte zuerst berichtet, dass der HSV mit bestimmten Kandidaten bereits in Gesprächen stünde. Trainerkandidaten wohlgemerkt, die für den Fall des Nichtaufstieges für seine Nachfolge interessant sein sollen. Er habe es immer gesagt und betone daher noch einmal, dass er sich einen Verbleib beim HSV auch in der Zweiten Liga vorstellen könne, sagte Hecking – und Boldt kündigte seinerseits eine Presserunde für den morgigen Mittwoch an. Offensive Verteidigung nenne ich das. Wobei ich mir sicher bin, dass die Hecking-Frage auch morgen weiter ungeklärt blieben wird.

Werdet erwachsen, ihr tragt Verantwortung!

Ich kann mich nicht einfach lossagen. So gern ich HSV-Spiele manchmal auch emotional einfach an mir vorbeiziehen lassen würde – es geht nunmal nicht. Vor wichtigen Partien ist das noch etwas stärker als vor vergleichsweise belanglosen – aber Auswirkungen auf meinen Blutdruck hat der HSV immer. So auch vor dem Spiel gegen Osnabrück – schon Tage vor dem Anpfiff.  Live im Stadion mitzuerleben und zu sehen, wie die HSV-Profis auf dem Platz von Minute zu Minute lebloser wurden – das war fast unerträglich. Das Spiel wurde verschleppt, der Gegner wurde starkgemacht – und Hoffnung auf einen zweiten Treffer hatte ich schon sehr früh nur noch aus Prinzip. Zu sehen, wie sich gestandene Männer plötzlich kleinmachen und wegknicken war enttäuschend. Und: Dass der einzige, der einen stabilen Eindruck machte, auch noch ausgewechselt wurde – es machte meine Stimmung auf der Tribüne nicht besser. Das  Spiel setzte bei mir Adrenalin  frei – weil es mich wütend machte.

Wie Kinsombi zum entscheidenden Faktor wird

Mein Wiesbadener Kollege des „Kicker“ wollte es gar nicht so recht glauben. Als ich ihm erzählte, dass David Kinsombi nach nur zehn Minuten gegen den SV Wehen Wiesbaden schon mehr gute Aktionen hatte als bisher in der gesamten Saison für den HSV kam nur: „Na, das ausgerechnet heute gegen uns?“ Und auch wenn es ihn nicht beruhigte, musste ich antworten: „Ja.“ Weil Kinsombi tatsächlich endlich das machte, was sich alle von ihm schon seit Saisonbeginn erhofft hatten: Kinsombi übernahm Führung auf dem Platz. Weniger verbal - mehr spielerisch. Und ganz ehrlich: "Kinso", wie ihn seine Kollegen rufen, hätte den Zeitpunkt auch keinen Spieltag weiter nach hinten legen dürfen.

Das wichtigste Spiel der Saison

Per Charterflieger ging es für die Spieler des HSV heute nach Stuttgart, wo morgen das Spitzenspiel beim VfB Stuttgart stattfindet. Bis auf Jan Gyamerah und Gideon Jung, die in Hamburg Belasttungstests absolvieren, sowie Ewerton kann Trainer Dieter Hecking auf alle Spieler zurückgreifen. Und das wird bei den extrem heimstarken Stuttgartern auch nötig sein. Im eigenen Stadion holte der VfB in 13 Partien bereits 31 Punkte (zehn Siege, ein Remis, zwei Niederlagen). Das bedeutet Platz 1 in der Heimtabelle. Der HSV konnte dagegen auswärts nur eines der letzten zwölf Auswärtsspiele gewinnen (3:1 in Bochum/20. Spieltag). Damit wird es höchste Zeit, beide Statistiken zu drehen - findet auch HSV-Trainer Dieter Hecking, der vor dem Spiel selbstbewusst davon sprach, dass man bestens gerüstet sei. Der Vergleich der beiden Topteams:

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