Marcus Scholz

29. Dezember 2020

Dass an diesem Punkt die Freundschaft endet, ist auch meinen Kieler Freunden klar. Denn wenn es um Spieler geht, die den HSV stärker machen können, dann sollen sie bitte auch den HSV stärker machen. Die besten ansonsten noch übriggebliebenen Spieler dürfen dann gern nach Kiel zu den Störchen, die mir zugegebenermaßen im Norden noch die sympathischsten Konkurrenten sind.  Von mir aus können die Kieler sogar Spieler vom HSV bekommen, die sie besser machen. Sollte man das bei Gideon Jung zum Beispiel so sehen – es wäre überhaupt kein Thema für mich. Er wird beim HSV nicht mehr gebraucht, wie es scheint. Und wenn dem tatsächlich so ist, sollte man hier auch die Traute haben, ihn wirtschaftlich betrachtet bestmöglich abzugeben. Zum Beispiel im Wechsel für Kiels Spielmacher Lee nach Kiel...

Kiels Lee wäre eine mächtige Verstärkung

Okay, das wird kein Kieler interschreiben. Es sei denn, die- oder derjenige will entlassen werden. Zu groß sind her derzeit die sportlichen Bedeutungen der beiden für ihre jeweilige Mannschaft. Und dementsprechend unterschiedlich ist auch der Marktwert. Im Sommer soll der HSV für Lee zum Beispiel drei Millionen Euro geboten haben. Aber Kiel wollte den Spieler, den ich immer weder als „Unterschiedsspieler“ n dieser Zweiten Liga bezeichnet habe und immer noch so sehe, eh nicht ziehen lassen. Oder besser formuliert: Man will es immer noch nicht. „Wir wollen den Spieler gerne bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit behalten. Das gilt auch für das Wintertransfer-Fenster. Wir haben sportliche Ziele“, sagt Kiels Trainer Ole Werner, „und Lee spielt in diesen Plänen eine sehr wichtige Rolle. Trotzdem kann man im Fußball nie etwas ausschließen. Aber wir gehen davon aus, dass Lee die Saison bei uns zu Ende spielt.“

Und das würde ich an seiner Stelle nicht anders formulieren. Obwohl ich mir sicher bin, dass Werner sehr wohl bewusst ist, was hinter den Kulissen passiert. Denn angesichts des im Sommer auslaufenden Vertrages bei dem Südkoreaner weiß man auch dort um die wirtschaftlichen Abwägungen in einem solchen Fall. Halten um des Haltens willen funktioniert nicht. Das können sich nur die ganz Großen Klubs erlauben. Und davon gibt es in Deutschland keine Handvoll. In dieser Zweiten Liga gibt es sogar definitiv keinen solch gut situierten Klub. Die Frage allerdings wird auch sein: Wenn Lee nicht in Kiel verlängert, wonach es aussieht, was können die Kieler dann sechs Monate vor Ablösefreiheit noch für Lee aufrufen, was andere auch bezahlen? Drei Millionen vom HSV waren den Störchen im Sommer noch zu wenig. Sollte sich der Spieler aber mit dem HSV im Hintergrund bereits auf eine Zusammenarbeit ab Sommer 2021 verständigt haben, hätte der HSV jetzt gute Karten, den Preis sogar noch ein Stück weit zu drücken.

Sportlich wäre Lee für den HSV aus meiner Sicht eine Top-Verstärkung. Für Kiel wäre sein Abgang im Umkehrschluss sportlich kaum zu kompensieren, wenn man hier nicht schon mächtig gut vorgearbeitet hat. Und jetzt, wo Kiel im Konzert der Aufstiegskandidaten eine gewichtige Rolle eingenommen hat, will man diese Rolle selbstverständlich auch nicht unnötig gefährden. Daher auch Werners Wortwahl. Wobei eben genau in diesem einen, kleinen Wort „unnötig“ alle oben schon beschriebenen Abwägungen reinspielen. Und letztlich können sie alle für sich allein entscheidend werden. Warten wir es ab.

Thioune steht vor schweren Entscheidungen

Wobei ich bei aller Freude über eine solche Verstärkung auch sagen muss, dass Transfers im Winter nicht immer ungefährlich sind. Auch nicht von derart starken Spielern. Denn sie alle lösen auch in der bis hierhin agierenden Mannschaft Reaktionen aus. Der gestern bereits gehandelte Mats Möller Daehli und auch Lee beispielsweise würden nicht nur Sonny Kittel deutlich machen: Achtung, mein Freund – es wird eng für Dich! Schon allein der Umstand, dass sich der HSV offensichtlich insbesondere auf der Position unmittelbar hinter und neben der Spitze (also alles um Simon Terodde herum) umschaut, dürfte für Kittel Warnschuss genug sein. Aber, meine Meinung: Sollte er diesen zum Anlass nehmen, sich beleidigt zu präsentieren und hängen zu lassen – dann wäre er eh nicht die richtige Wahl für den HSV.

Dennoch ist es definitiv ein sensibles Thema. Wer schon mal Fußball oder eine andere Mannschaftssportart gespielt, der weiß um diese Problematik. Neue im Team wirbeln immer etwas auf. Mal spornt es an und wirkt leistungssteigernd – mal nicht. Und gerade durch die aktuell nicht vorhandene Winterpause ist es für Thioune nicht leichter geworden, Veränderungen schnell einzubauen. Er muss jetzt ganz genau abwägen, was seine Mannschaft noch braucht und wie viel Veränderung sie verkraftet.

Morgen noch - dann ist (hier) Schluss!

Apropos richtige Wahl: Die wird dem Trainer im Hinblick auf das Spiel am Sonntag gegen Regensburg immer schwerer gemacht. Heute hatte der HSV-Coach mit den wieder genesenen Toni Leistner und Keeper Daniel Heuer Fernandes wieder zwei Spieler mehr als gestern auf dem Platz. Einzig Lukas Hinterseer, bei dem sich Spieler wie Verantwortliche inzwischen einen guten Abnehmer für dieses Wintertransferfenster erhoffen, fehlte weiterhin mit Erkältung, wie der HSV mitteilte.

In diesem Sinne, bis morgen. Da werde ich dann ganz offiziell von dieser Plattform Abschied nehmen. Mit einem Rückblick auf unfassbar viele schöne Momente in und mit der Rautenperle. Und mit einem Ausblick auf viele nicht minder schöne Momente, auf die ich mich mit Euch gemeinsam freue!

Euch allen einen schönen Abend!

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