Marcus Scholz

19. August 2020

Daniel Thioune ist neu beim HSV. Das hat gerade für uns viele Vorteile. Denn während die etwas älteren Hasen unter den Trainern beim HSV maximal einen Nebentermin zu den wöchentlichen Pressekonferenzen machten, steht uns Thioune eigentlich immer Rede und Antwort. Auch heute. Allerdings mit dem Unterschied, dass sich der Trainer auf dem Weg zu uns zunächst noch von Sportdirektor Michael Mutzel den neuesten Stand bei Transfers schildern ließ, ehe Thioune dann noch von dem neuen Pressesprecher Philipp Langer gebrieft wurde. Immerhin stand beim HSV ein vergleichsweise spektakulärer Transfer zu diesem Zeitpunkt noch unmittelbar bevor. Dass der Transfer von Simon Terodde am Abend dann zuerst vom „Kicker“ vermeldet würde, wusste der HSV-Coach zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

„Moin“, schmeißt der Trainer zur Begrüßung in die Runde und grinst schon erwartungsfroh. Er weiß, welche Fragen kommen würden. Und er versucht die nach Terodde zunächst noch zu umschiffen. Immerhin musste der Angreifer seine Situation in Köln noch klären, ehe wirklich finalisiert werden kann. Am Abend soll dieser Durchbruch dann gelungen sein. Mit einer Einigung, die Terodde rund eine Million Euro Abfindung vom 1. FC Köln garantiert. Ergo: Teroddes Weg zum HSV, mit dem sich der Angreifer schon seit einigen Tagen einig war, ist frei. Demnach kassiert Terodde neben der Million aus Köln in Hamburg für seinen Einjahresvertrag 600.000 Euro. Hinzuzurechnen ist das Monatsgehalt Juli aus Köln – noch einmal 200.000 Euro. Rechnet man dann noch die Prämien hinzu, die Terodde in Hamburg für den Fall des Aufstieges erhalten soll, kann man davon ausgehen, dass er insgesamt deutlich über den zwei Millionen Euro für dieses Saison liegen wird. So viel kassiert in der Zweiten Liga sonst nur Bobby Wood…

Terodde kommt - was wird aus Hinterseer?

Aber okay, wenn Terodde dann morgen seinen Medizincheck überstanden hat und ins Training, hat der HSV einen Stürmer, der Tore schießt. „Seine Quote ist bekannt“, sagt Thioune, der irgendwann selbst erkannte, dass generelles Leugnen des Transfers eh keinen Sinn mehr machen würde. Dennoch achtete er penibel darauf, über Terodde im Zusammenhang mit dem HSV im Konjunktiv zu sprechen. Dabei scheint festzustehen: Terodde kommt.

Mit dem Ex-Zweitligatorschützenkönig hat der HSV einen Angreifer, der in der Zweiten Liga zu den besten Stürmern aller Zeiten zu zählen ist. „Er kann ein Gewinn für jede Mannschaft sein. Er weiß, wo das Tor steht und wie man trifft“, sagt Thioune, der sofort hinzufügt, dass Teroddes Verpflichtung nicht zwingend bedeutet, dass man Ballbesitzfußball spielen muss. „Er ist sehr flexibel, kann im Umschaltspiel auch als Ankerspieler fungieren. Wenn so ein Spieler verfügbar ist, kann ich das nur begrüßen“, sagt Thioune, von dem ich wissen wollte, wie wichtig ihm Tempo im Spiel ist. Denn das hat beim HSV in den letzten Jahren immer wieder gefehlt. Mir zumindest. Anders Thioune, der heute im Training eine Übung absolvieren ließ, in der das Sprinttempo seiner Spieler gemessen wurde.

„Ich bin da gar nicht unzufrieden. Wir haben sehr, sehr viele Spieler, die deutlich über 30 Km/h hatten. Voraussetzung ist aber, dass Kopf und Fuß zusammen funktionieren, dass Handlungsschnelligkeit da ist. In der Innenverteidigung schadet es sicher nicht, wenn man mal einen Spieler einholen kann. Aber in der Offensive geht es darum, dass wir einen haben, der das Tor triff. Der muss sich nicht über das Tempo definieren.“ Ob er zufrieden mit dem Tempo ist: „Zufrieden bin ich, sobald die Qualität auf den Platz gebracht wird. Aber die Basis dafür ist da.“

Was bedeutet Terodde für das System von Thioune?

Ich bin gespannt, ob Thioune in seinem System eine Lösung findet, wie das HSV-Spiel schneller wird. Letzte Saison war es sicher immer wieder schwer, Tempo auf den Platz zu bringen, da die meisten Gegner sehr tief standen. Dafür war in der vergangenen Saison eigentlich Lukas Hinterseer als Lösung vorgesehen. Jetzt ist es Simon Terodde, den ich grundsätzlich als zu ähnlich erachte, als dass beide zusammen auflaufen können.

Auch deshalb glaube ich, dass Hinterseer sehr wohl weiß, dass es für ihn schwerer wird, Spielzeit zu bekommen. Zuletzt hatte der Österreicher immer wieder betont, seine Chance unter Thioune suchen zu wollen. Terodde allerdings dürfte ihm einige Wege zubauen – sobald er denn da ist. Läuft alles nach Plan, absolviert Terodde am Donnerstag in Hamburg seinen Medizincheck und steigt am Freitag ins Mannschaftstraining ein.

Inwieweit der 32-Jährige dann schon für das Testspiel am Sonnabend gegen Randers FC eingeplant werden kann – keine Ahnung. Das werden die Verantwortlichen mit ihrem Neuen zunächst einmal abstimmen. Fakt aber ist, dass Terodde so mit ins Trainingslager des HSV nach Österreich reisen kann und somit eine intensive Kennenlernwoche vor sich hat. Das ist gut. Ob es insgesamt eine gute Entscheidung ist, Terodde zu holen, werden wir allerdings erst in gut einem Dreivierteljahr sehen. Dann wissen wir, ob es die richtige Entscheidung der Verantwortlichen war, erneut auf den kurzfristigen, schnellen Erfolg zu bauen. Dann werden wir sehen, vor welchen Problemen die Verantwortlichen stehen, wenn sein den Kader für 2021/22 planen und der Vertrag Teroddes ausläuft. Ich persönlich habe dazu eine Meinung – und die habe ich im Community Talk auch geäußert. Und den könnt ihr hier sehen:

 

In diesem Sinne, bis morgen! Da melde ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach etwas später, da der HSV bis kurz vor 19 Uhr spielt und ich dieses Spiel natürlich mit in den Tagesblog einbauen will. Pünktlich um 7.30 Uhr werdet Ihr allerdings schon im MorningCall über alles informiert, was so über den HSV berichtet wird. 

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