Christian Hoch

14. September 2019

Fünfmal schellen - dann nimmt Mladen Petric (38) am anderen Ende der Leitung ab: „Hallo?“ Er isst gerade zu Mittag, daher ist es für ihn zunächst unpassend, um über das anstehende Stadtderby zu sprechen: „Ruf gerne noch einmal in einer halben Stunde an.“ Gesagt - getan. Mit dem 61-fachen Torschützen für den HSV haben wir über seinen persönlichen Derby-Moment, die aktuelle Situation in der zweiten Liga und seine eigene Zukunft gesprochen.

Natürlich kann sich Mladen Petric an diese 88. Spielminute im ausverkauften (damals noch 23.800 Zuschauer) Millerntorstadion erinnern. Wenn der FC St. Pauli und der HSV am kommenden Montag zum 32. Stadtduell aufeinandertreffen ist es fast genau neun Jahre her. „Ich stehe auf Höhe der linken Ecke des Sechzehnmeterraums, der Ball prallte zu mir, ich habe ihn mit der Brust angenommen und aus der Luft oben rechts reingehauen“, erinnert sich Petric im Gespräch mit Rautenperle.

Ekstase im HSV-Block, das 1:1 gegen den Erzrivalen, der Schlusspunkt. Allein Petric verspürt nicht nur Glücksgefühle, als er zu den HSV-Fans nach seinem Treffer abdreht: „Da war natürlich Wut im Bauch bei mir, weil ich nicht von Beginn an gespielt habe. Aber ich habe auch die große Erlösung gespürt. Jeder weiß, wie wichtig dieses Spiel ist, der Ausgleich war deswegen auch so bedeutungsvoll. Das hat man natürlich gemerkt.“ Kontakt habe Petric laut eigener Aussage nur noch sporadisch zu den Spielern, die damals mit ihm das schwarz-blaue HSV-Trikot übergestreift hatten: Frank Rost, Heiko Westermann, Marcell Jansen, Joris Mathijsen, Eljero Elia, Jonathan Pitroipa, Tomas Rincon, David Jarolim, Zé Roberto, Paolo Guerrero, Ruud van Nistelrooy. Dafür bleibt ihm für immer die Erinnerung an sein vielleicht schönstes HSV-Tor.

Das Spiel am Montag schaut Petric in seinem Haus in Griechenland

Auf das kommende Stadtduell freut sich Petric riesig - auch wenn er nicht vor Ort, sondern in seiner Wahlheimat Griechenland bleiben wird. Wenn unter Flutlicht um 20:30 Uhr angepfiffen wird, dann zieht es Petric noch nicht einmal in eine Kneipe: „Nein, die wichtigen Spiele des HSV schaue ich lieber in Ruhe für mich - ohne großes Gequatsche.“ Und dieses Spiel beim FC St. Pauli sei eben enorm wichtig für den HSV. Einen Ergebnistipp wollte sich der Kroate jedoch nicht entlocken lassen: „Man kann es nicht voraussagen. Im Derby kann alles passieren, vor allem nach dem vergangenen Duell (0:4 aus Pauli-Sicht). St. Pauli wird da auf jeden Fall eine Reaktion zeigen wollen, um einiges bei den Fans gutzumachen. Oft erwartet man sehr viel von diesen Spielen und dann wird es am Ende ziemlich mau.“

 

Übrigens: Beim vergangenen Derby war Petric unterwegs und verfolgte es lediglich per Liveticker: „Das war natürlich schon geil, dass der HSV so hoch gewonnen hat.“ In den Gesprächen mit Petric ist immer wieder herauszuhören, wie sehr sein Herz noch an Hamburg und dem HSV hängt. Es ist daher nicht sonderlich verwunderlich, dass sich Petric auch mit dem Gedanken beschäftigt, in Zukunft aus Griechenland noch einmal nach Hamburg zu ziehen. Dann wäre er noch näher dran an seinem Lieblingsverein, den er aber auch aus der Ferne verfolgt. Die aktuelle Situation des HSV bewertet der ehemalige kroatische Nationalspieler vorsichtig positiv: „Bis jetzt läuft alles super. Dieter Hecking ist ein Trainer mit sehr viel Erfahrung, der kennt schwierige Situationen und kann damit sowohl mit der Mannschaft als auch im Verein gut umgehen. Auch Jonas Boldt scheint gut zum HSV zu passen. Aber die Saison ist natürlich noch sehr jung, aus Erfahrung weiß ich, dass man sich nicht zu früh zu extrem freuen sollte, es kann noch sehr viel passieren. Jeder ist gut beraten, den Ball flach zu halten.“

Petric über das Verhalten des HSV in der Causa Jatta

Petric registriert die Entwicklungen beim HSV, die zuletzt vor allem in die richtige Richtung zeigten. Sowohl auf dem Platz als auch außerhalb. Das dominierende Thema in den vergangenen Wochen: die Causa Bakery Jatta. Auch Petric hat die Diskussionen und die Folgen nach dem SportBild-Bericht, in welchem Zweifel an der Identität Jattas geäußert wurden, verfolgt: „Man hat als Verein Ruhe ausgestrahlt, sich nicht beeinflussen lassen. Das war toll. Ich hatte zwar keinen direkten Kontakt, habe aber viel gelesen. Im ersten Moment habe ich nur gedacht: Hoffentlich ist da nichts dran. Umso besser ist es, dass die Sache nun so positiv ausgegangen ist.“

Weiter oben im Blog wurde bereits erwähnt, dass sich Petric vorstellen könnte, in Zukunft wieder in der Hansestadt Hamburg zu wohnen und zu leben. Auch mit einem Engagement beim HSV wird er immer wieder in Verbindung gebracht und in diversen Interviews mit dieser Thematik konfrontiert. Natürlich haben auch wir Petric dazu befragt, doch er wollte nicht mehr wirklich auf die Frage antworten. Er wolle nicht den Eindruck erwecken, sich aufzudrängen. Jeder wisse, wie sehr er den HSV liebe - und das beruht vor allem bei den Anhängern der Rothosen auf Gegenseitigkeit. Das hat nicht zuletzt seine Nominierung in den Walk of Fame des HSV gezeigt. Konkret ist bezüglich eines Engagements aber nichts.

U21 verliert Nordderby - Vagnoman hat gute Chancen

Nach der Reise in die Vergangenheit soll der Blick im Blog natürlich auch noch einmal in Richtung Gegenwart gerichtet sein. Die U21 des HSV hat das „kleine“ Nordderby zuhause gegen Werder Bremen II mit 0:1 verloren. Das fünfte verlorene Spiel in Serie, die siebte Partie in Folge ohne eigenen Erfolg. Die Konsequenz: Die Mannschaft von Trainer Hannes Drews liegt nach tollem Start (zwei Siege) in der Regionalliga Nord aktuell auf Rang 14, punktgleich mit Altona 93 auf dem Relegationsrang - viel zu wenig für die eigenen Ansprüche.

Die Profimannschaft trainierte am Samstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Trainer Dieter Hecking kündigte an, die Einheit im Stadion abhalten zu wollen, disponierte um und arbeitete mit seiner Mannschaft - entgegen seiner Ansage - doch auf den Trainingsplätzen außerhalb des Volksparkstadions. Unklar bleibt weiter, wer den verletzten Jan Gyamerah (Wadenbeinbruch) im Derby ersetzen wird. Klar ist immerhin: Es läuft auf einen Zweikampf zwischen Khaled Narey und Josha Vognaman hinaus, bei dem aktuell - so scheint es - Vagnoman leicht die Nase vorne hat. Narey würde demnach auf seiner bevorzugten Position (rechter Außenstürmer) bleiben.

 

In diesem Sinne, wir machen uns jetzt für unsere #Road2Stadtderby auf den Weg zu einer Kneipentour durch Hamburg, die ihr auf Instagram in unserer Story live mitverfolgen könnt. Und wenn ihr Lust habt, könnt ihr auch gerne vorbeikommen und gemeinsam mit uns Derbyatmosphäre aufsaugen. Alle weiteren Infos gibt es - wie erwähnt - auf Instagram. Natürlich melden wir uns auch morgen wieder bei euch - um 13 Uhr ist beim HSV zum Beispiel Pressekonferenz und um 15.30 Uhr ist öffentliches Training.

Bis morgen!

Christian

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