Marcus Scholz

24. August 2019

Wie beim letzten Spiel gegen den VfL Bochum haben wir uns auch für das Spiel beim Karlsruher SC am Sonntag wieder für Euch beim Gegner schlau gemacht, wie dort der Stand ist und wie man dort der Partie beim HSV begegnet. Wie das letzte Mal bei seinem VfL  Bochum ist es auch diesmal wieder mein neuer Blog-Co-Autor Christian Hoch, der die Karlsruher einmal durchleuchtet hat. Mit ihm zusammen werde ich Euch heute wieder beide Teams gegeneinander schneiden. Von daher ist die heutige Produktion eine Co-Produktion von mir mit Christian Hoch. Los geht’s mit dem Vergleich des KSC und dem HSV:

 

Die Ausgangslage

Karlsruher SC: Den allerersten Dämpfer in dieser Saison überhaupt gab es am vergangenen Wochenende bei Holstein Kiel. Nach drei Pflichtspielsiegen hintereinander zum Auftakt führte der Karlsruher SC auch in Kiel mit 1:0. In Überzahl gab die Mannschaft von Alois Schwartz den Zwischenstand aber her und verlor letztlich mit 1:2. Doch die Pleite hat den Aufsteiger nicht in seinen Manifesten getroffen - dafür war der Start zu überzeugend. 2:1-Sieg bei Wehen Wiesbaden, 4:2 das erste Heimspiel gegen Dynamo Dresden gewonnen, der überzeugende 2:0-Pokalerfolg gegen Hannover 96 - alle diese Erfolgserlebnisse haben den Glauben beim KSC in die Strukturen und die eigene Qualität gestärkt. Nicht umsonst stellen die Karlsruher, gemeinsam mit Arminia Bielefeld, aktuell die beste Offensive (sieben Tore) der zweiten Bundesliga.

HSV: Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist top, Trainer Dieter Hecking wirkte zuletzt sportlich weitgehend zufrieden - aber er machte im heutigen Abschlusstraining auch rechtzeitig noch einmal deutlich, dass ein Lob nicht bedeutet, sich darauf ausruhen zu können. Dafür unterbrach er das Abschlussspiel und machte lautstark deutlich, dass er deutlich mehr Tempo, mehr Härte und mehr Zug zum Tor erwartet. Nichtsdestotrotz geht der HSV nach zwei Siegen (im DFB-Pokal in Chemnitz und im Liga-Heimspiel gegen Bochum) selbstbewusst in die Partie, in der Hecking auf die Langzeitverletzten Ewerton, Letschert, Hunt und Moritz verzichten muss. Problem bei diesen Ausfällen: Fußballerisch sind sie alle zu ersetzen - allerdings fehlt durch Ewerton und Letschert die Kopfballqualität, die man vor allem gegen die „KSC-Riesen“ gut hätte gebrauchen können.

 

Das größte Problem

KSC: Dennoch gibt es auch beim KSC Aspekte, die vor allem Trainer Schwartz beschäftigen. Auf der Pressekonferenz nach der Kiel-Pleite übte er hinsichtlich einer Sache deutliche Kritik in Richtung seiner Mannschaft: die Gegentore kurz vor dem Pausenpfiff. Sowohl gegen Dresden als auch gegen Kiel kassierte die Schwartz-Elf einen Gegentreffer in der Nachspielzeit der ersten Hälfte - ein psychologisch äußerst unglücklicher Zeitpunkt, den der KSC zumindest in Kiel nicht mehr ummünzen konnte.

HSV: Bislang hat der HSV immer wieder Probleme gegen tief stehende Mannschaften gehabt. Zudem waren die Mannen um Interimskapitän Rick van Drongelen zuletzt in den ersten 45 Minuten gegen Bochum nicht wach und wirkten offensiv uninspiriert. Hinzu kommt die fehlende Kopfballstärke gegen außergewöhnlich kopfballstarke Karslruher. Zumal dann, wenn sich Hecking entgegen meiner Vermutung nicht für Papadopoulos in der Innenverteidigung entscheidet. Auch auffällig: Die Unsicherheiten von Keeper Heuer-Fernandes. Bei hohen Bällen in seinen Sechzehner sah er zuletzt nicht gut aus. Und davon muss man für morgen einige erwarten.

 

Der Lichtblick

KSC: Drei Spiele, drei Tore, eine Vorlage - Philipp Hofmann ist in der Offensive der Mann der Stunde des KSC. Der ehemalige Profi des FC Schalke 04, der bei den „Knappen“ nie über den Status als Talent hinausgekommen ist, ballerte den Karlsruher SC vor allem gegen Dynamo Dresden mit drei Torbeteiligungen zum Sieg - ein überragendes Spiel. Aktuell benötigt er im Schnitt nur 89 Minuten für ein Tor.

HSV: Einmal raus aus dem Spiel bedeutet beim HSV längst nicht (mehr), dass das Spiel dann auch abgegeben wird. Im Gegenteil: Dieter Heckings souveräne Auftritte auf und neben dem Platz färben langsam auf die Mannschaft ab. Gegen Bochum kam trotz einer sehr schwachen ersten Hälfte eine selbstbewusste Mannschaft aus der Kabine und drehte das Spiel verdient in einen Sieg um. „Wir sind als Team gefestigt, alle helfen sich gegenseitig“, hatte Jan Gyamerah bei uns im „Rautenperle Talk“ gesagt. Und damit übertreibt er nicht. Zudem ist Lukas Hinterseer wieder da, wo ihn die Verantwortlichen bei seiner Verpflichtung sehen wollten: Vor dem Tor eiskalt. Selbst eher durchwachsene Auftritte reichen bei ihm für einen Treffer - zuletzt zweimal in Folge. Hinzu kommt, dass der HSV bei Standards mit Sonny Kittel wieder eine Waffe im Team hat, wie man sie zuletzt in Hakan Calhanoglou hatte. Soll heißen: Jeder Standard für den HSV kann das Spiel positiv entscheiden.

 

 

 

Die Konstante

KSC: Er stand auch am 01.06.2015 im Wildparkstadion auf dem Platz, als HSV-Held Marcelo Diaz im Relegationsspiel einmal Richtung Tor schaute und zum Freistoß in der Nachspielzeit anlief. Der Rest: Fußballgeschichte. Daniel Gordon, damals wie heute Innenverteidiger, musste oft an diesen Moment denken und an die Folgen für seine Fußballerkarriere. In einem Interview mit BILD gab er tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt: „Wenn ich HSV höre, dann versetzt mir das immer noch einen Stich.“ Ein Jahr nach dem Drama schloss sich Gordon dem SV Sandhausen an, der KSC stieg in die Dritte Liga ab, das konnte Gordon nicht mit ansehen und wechselte zurück. Mittlerweile ist Gordon bereits insgesamt sechs Jahre Spieler in Karlsruhe. Aktuell ist und bleibt er die große Konstante, auch was seine Leistungen auf dem Platz betrifft.

HSV: Rick van Drongelen ist der Mann der Stunde beim HSV (neben Youngster Adrian Fein). Der Niederländer fühlt sich beim HSV pudelwohl. Vor allem jetzt, wo man im Sommer darüber nachgedacht hatte, ihn abzugeben und der Innenverteidiger sich trotz Angebote für einen Verbleib entschied, will er durchstarten und hat in Trainer Dieter Hecking seinen größten Befürworter. Zudem ist der Niederländer in der Mannschaft nicht mehr nur dem Vernehmen nach hoch angesehen, sondern wurde als gewählter Co-Kapitän mit großem Vertrauen seiner Kollegen ganz offiziell geadelt. Ein Umstand, der bei dem 20-Jährigen offensichtlich leistungsfördernd wirkt. Gegen Bochum glich er sogar eine ziemlich verkorkste erste Halbzeit seines Nebenmannes Jung mit einer starken Partie aus und sicherte damit die Basis, mit einem Treffer Hinterseer in der zweiten Hälfte das Spiel zu gewinnen. Van Drongelen ist für mich der unumstrittene „Aggressive Leader“ - inklusive der dazugehörigen Leistung.  Nach einer durchschnittlichen , überschätzten vergangenen Saison van Drongelens, in der meiner Meinung nach zu oft Herzblut mit tatsächlicher Leistung verwechselt wurde, hat er einen großen Sprung gemacht. Und er ist noch nicht am Ende, wie Trainer Hecking prophezeit…

 

Das spannendste Duell

KSC: Dieses Mal ohne Nennung von zwei Spielern, sondern lediglich mit der größten Waffe beider Mannschaften: Standards. Ein Freistoß entschied 2015 die Relegation zwischen beiden Mannschaften und auch bei der Neuauflage in Liga zwei könnte der ruhende Ball eine entscheidende Bedeutung bekommen. Sowohl der KSC (bei Ecken gefährlich) als auch der HSV (Freistöße von Sonny Kittel) sind bislang schon durch Standards erfolgreich gewesen. Wie verteidigt der HSV die KSC-Ecken und wie viele Freistöße lässt der KSC von Sonny Kittel zu? Das sind taktisch zwei der wichtigsten Fragen für diese Begegnung.

HSV: Die aus HSV-Sicht spannendsten Frage ist sicher die nach dem Verteidigen der Standards gegen das durchschnittlich längste Team der Liga. Und natürlich, ob der HSV es der Forderung Heckings entsprechend schafft, den Gegner spielerisch so unter Druck zu setzen, dass dessen Spiel gar nicht erst zum Tragen kommt. Fakt ist, dass der KSC mit hohen, langen Bällen - so unschön dieses Spiel auch anzusehen ist - immer gefährlich wird. Auch deshalb habe ich mich bei meiner Aufstellung entgegen aller Vermutungen und Äußerungen des Trainers vor dem Spiel so entschieden, wie ich aufstellen würde: Mit Papadopoulos (wegen seines Kopfballspiels) in einer Dreierkette, die für ein Übergewicht im Mittelfeld sorgen und dort schon viele (hohe, lange) Bälle abfangen kann.

 

Taktik

KSC: Uphoff - Thiede, Gordon, Pisot, Roßbach - Wanitzek, Fröde - Grozurek, Lorenz - Pourié, Hofmann

HSV: Heuer-Fernandes - Jung, Papadopoulos, van Drongelen - Gyamerah, Fein, Kinsombi, Leibold - Jatta, Hinterseer, Kittel.

 

Ausblick

Der KSC hat mit dem Heimspiel gegen den HSV nicht nur die Chance, Revanche für die Relegation 2015 zu üben, sondern darüber hinaus auch in der Tabelle der zweiten Liga an den Hamburgern vorbeizuziehen. Aktuell ist der KSC mit sechs Punkten Fünfter, der HSV hat einen Zähler mehr und ist Zweiter (Stuttgarts 0:0 in Aue reichte, um vorerst mit einem Punkt am HSV vorbeizuziehen). Mit dem VfL Osnabrück, dem SV Sandhausen und dem 1. FC Nürnberg hat Karlsruhe nach dem HSV-Spiel ein durchaus sportliches Programm.

Der HSV hat nach Nürnberg am zweiten Spieltag auswärts Karlsruhe zuhause den nächsten Aufstiegsanwärter zu Gast: Hannover 96. Gut hierbei: Die Niedersachsen werden gerade noch einmal sehr aktiv auf dem Transfermarkt und holen sich zwar Qualität dazu, aber eingespielt sein kann man so nich nicht. Nach Hannover geht es zum Derby aller Derbys aus HSV-Sicht ans Millerntor. Ein Spiel, das keinerlei Motivationshilfe benötigt. Ergo: Spannende Wochen mit einer sehr selbstbewussten Grundstimmung im Gepäck stehen bevor.

 

So viel für heute. Im Training hatte Trainer Dieter Hecking heute zunächst 19 Feldspieler dabei, wobei Jonas David nach seinem gestrigen Einsatz bei der U21 (0:2 verloren bei Weiche Flensburg) nach dem Aufwärmprogramm in die Kabine ging und somit der komplette 20-Mann-Kader übrig blieb. Dachte ich. Am Ende kam es aber doch anders und Hecking setzte ein deutliches Zeichen, indem er auf Berkay Özcan verzichtete, dafür David mitnahm - obwohl dieser gestern bereits in der U21 eingesetzt worden war. Hintergrund: Der HSV plant nicht mehr mit Mittelfeldspieler Özcan und hatte ihm zuletzt einen Wechsel nahegelegt. Heute hat Trainer Hecking das Ganze noch mal untermauert. der Kader:

Heuer-Fernandes, Gyamerah, vanDrongelen, Kinsombi, Narey, Dudziak, Papadopoulos, Kittel, Wood, Mickel, Hinterseer, Amaechi, Jatta, Wintzheimer, Leibold, Jairo, Vagnoman, Jung, Fein, David.

In diesem Sinne, wir melden uns morgen wieder bei Euch. Und das dann pünktlich um 13 Uhr mit der Einstimmung auf das bevorstehende Spiel, das wir auf unserer Auswärtscouch mit den HSV-Podcast-Betreibern und HSV-Heißblütern Lasse und Nando  erfolgen werden. Wer Lust hat, dabei zu sein und mit uns das Spiel zu verfolgen, die/der ist wie immer herzlichst Willkommen!

 

Bis morgen! Scholle

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.