Marcus Scholz

14. November 2017

Schon länger Verstorbenen sollte man besser nicht an ihren Todestagen gedenken, wurde mir mal empfohlen. So würde man denen nicht bgerecht, die man nicht erwähnt - und das leuchtete mir ein. Als mir mein damaliger Chef Jan Haarmeyer das empfahl, habe ich noch für den Printteil des Hamburger Abendblattes über den HSV berichtet und hatte neben meinem Artikel oft auch einen kleinen Kasten für Kurzmeldungen. Der hätte heute übrigens auch für die Tageszusammenfassung gereicht – aber dazu gleich mehr. Nein, der Notizenkasten beinhaltete immer anstehende Termine und Meldungen, die es nicht in den Haupttext geschafft hatte. Bei mir damals auch immer mit den Gratulationen für die HSVer, die am Erscheinungstag Geburtstag hattem – und eben einmal auch mit der Meldung, dass Ernst Happel seinen zehnten Todestag feiern würde. Damals also 2002, verzichtete ich darauf ebenso wie anschließend darauf, Geburtstag besonders zu erwähnen. Aber heute, 15 Jahre später, wo Ernst Happel seinen seinen 25. Todestag begeht, möchte ich den wider die Gleichberechtigung aller HSVer besonders erwähnen.

Denn mit Ernst Happel verbinde ich persönlich einen maßgeblichen Teil meiner Zugehörigkeit zum HSV. Er hat mich 1981 als Sechsjährigen mit seinem Fußball beim HSV schnell eingefangen – und davon konnte (wollte) ich bekanntermaßen bis heute nicht befreien. Heute schlafe ich zwar nicht mehr in HSV-Bettwäsche unter einem HSV-Kalender wie damals, ich trage auch keine HSV-Trikots geschweige denn Stutzen in der Freizeit und habe berufsbedingt die eine oder andere romantische Sichtweise auf diesen Verein verloren – die schönen Erinnerungen an damals aber sind ebenso geblieben wie die VHS-Cassetten meines Vaters, der von 1979 an fast jedes HSV-Spiel in der Sportschauzusammenfassung (und teilweise sogar noch das Sportstudio dazu) aufgenommen hat.

Weil der HSV damals Spaße machte. Trotz des Grantlers, der einen wahrlich wenig sympathischen Eindruck erweckte, oder besser gesagt: Gerade wegen des Grantlers. Denn er führte den HSV in die erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte und ich war stolz. Der HSV war das Maß der Dinge - und das imponierte mir so sehr, dass mich nicht einmal ein echt unerfreulicher, aber inzwischen mit ihm persönlich sehr nett beigelegter Vorfall mit Manfred Kaltz davon abhielt, die Raute weiterhin bei jeder Gelegenheit stolz zu präsentieren. Fast so stolz wie das Wappen des NTSV - was schon was heißen sollte.

Insofern: Vielen Dank dafür, lieber Ernst Happel. Vielen Dank für die entfachte Leidenschaft für den HSV und den schönen Fußball, den wir uns hier seither wünschen. Jahr für Jahr.

Womit ich zu dem erfreulichen Teil komme, der sich heute Vormittag im Training zeigte. Denn dort konnten Bobby Wood, Aaron Hunt, Kyriakos Papadopoulos und Filip Kostic wieder mitwirken. Und selbst von dem einzig angeschlagenen (neben dem langzeitverletzten Nicolai Müller natürlich) Spieler, Albin Ekdal, gibt es dank der geschafften WM-Qualifikation seiner Schweden positive Nachrichten. Ob diese auch für seinen Rücken und den Oberschenkel gelten, ist offen – und Stand heute ist Ekdals Einsatz am Sonntag bei Schalke wohl eher unwahrscheinlich - womit ich zum Kurznachrichten-Kasten zurückkommen möchte.

Denn dabei könnte man es fast belassen, wenn man den heutigen Tag zusammenfasst. Gerade in Sachen Aufsichtsrat hat sich nicht viel getan, abgesehen von der viel beachteten Wortmeldung des Ex-HSV-Bosses Bernd Hoffmann. Der gab dabei zwar an, für kein Amt zur Verfügung zu stehen und intern wurde sein Name bislang weder von Meier noch von Kühne als Kandidat genannt – aber die Gerüchteküche brodelt seither unaufhaltsam. Logisch, bei dem Mann, der den HSV in seiner Amtszeit wirtschaftlich bis kurz vor seiner Abwahl so gesund aufstellte, wie lange nicht mehr.

Allerdings kann ich an dieser Stelle alle erst einmal beruhigen. Uns werden tatsächlich ein paar Tage gegeben, um uns auf den Fußball zu konzentrieren – denn es wird vorerst nichts passieren. Klaus Michael Kühne und e.V.-Präsident Jens Meier haben sich darauf verständigt, vorerst nichts mehr zum Thema Aufsichtsratsbesetzung zu sagen. Ein Burgfrieden, denn Jens Meier befindet sich aktuell noch auf seiner Asien-Geschäftsreise und wird auch morgen Abend bei der viel zitierten Aufsichtsratssitzung nicht anwesend sein. Schon deshalb wird auch morgen noch keine Kandidatenliste präsentiert werden und diese in dem Gremium der dann vermutlich Bald-Ehemaligen folglich auch nicht hitzig diskutiert werden. Zumindest nicht mit Meier...

Und ich hoffe, dass das gut ist und nicht nur dafür sorgt, dass sich weiter jeden Tag irgendwer bemüßigt fühlt, das Thema jeden Tag aufs Neue aufzuwärmen und damit vom Wesentlichen abzulenken. Denn das findet am Sonntag auf Schalke statt.

In diesem Sinne, bis morgen. Da wird übrigens um 15 Uhr am Volksparkstadion trainiert. Ich widme mich jetzt wieder den vielen alten Happel-Videos im Netz und wähne mich für einen Moment zurück in schönere (HSV-)Zeiten.

 

Bis dahin! Scholle

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