Marcus Scholz

30. Juli 2020

Wenn in 49 Tagen endlich wieder der Ball in den Bundesligen rollen soll, plant die DFL auch wieder Zuschauer zuzulassen und hat dafür am 15. Juli 2020 ein insgesamt 41 Seiten umfassendes Konzept erstellt, das mir vorliegt. Titel: „Grundlagen & Leitfaden für die Konzepterstellung zwecks Wiederzulassung von Stadionbesuchern“. Am kommenden Dienstag lädt die geschäftsführende Dachorganisation der Profiklubs zudem zu einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung der 36 Erst- und Zweitligisten. Dabei soll es vor allem darum gehen, „ein einheitliches Vorgehen aller Klubs zu gewährleisten", teilte die DFL am Dienstag mit. Vier Vorschläge sollen dabei  zur Abstimmung gebracht werden, wobei jeweils eine einfache Mehrheit genügen würde:

  1. Es soll keine Stehplätze geben
  2. Es soll keinen Alkoholausschank im Stadion geben
  3. Gäsetefans sollen bis Jahresende nicht zugelassen werden
  4. Alle Zuschauer sollen datentechnisch erfasst werden. wobei jeweils eine einfache Mehrheit genügen würde:

Und wer jetzt dachte, das sei doch alles ganz einfach, nicht im Land der Ingenieure. Denn hier wurden mathematische Rechenschlüssel erstellt, damit die unterschiedlich großen Stadien einen gemeinsamen Nenner in der Berechnung des erlaubten Publikums haben.  Deutschland. Die Anordnungen der Sitzplätze bei 12,5 Prozent Auslastung sowie für  33,3 Prozent, 44,4% und für 50%. Immer geregelt sein muss dabei, dass „horizontal ein Abstand von 1,00 Meter“ und dass vertikal 1,60 Meter Abstand eingehalten werden. Auch die Nutzung der Treppenstufen auf den Sitzplatzbereichen wird geregelt.

Überlegt wird, den Gästefans das normalerweise übliche Ticketkontingent von zehn Prozent der jeweiligen Stadionkapazität zu streichen. „Temporär bis Jahresende“ so der Vorschlag der DFL, um das Reiseaufkommen der Fans zu reduzieren. Ein Vorschlag, der bei den Fanverbänden auf wenig Gegenliebe stößt. Die fordern, dass auch Gästefans zugelassen sind, sobald wieder vor Zuschauern gespielt werden kann.

De Fanverbände legen zudem viel Wert auf Stehplätze. Sie hätten „eine hohe Bedeutung für die Fußball- und Fankultur in Deutschland“, betont auch die DFL, die. Trotzdem soll zunächst auf Stehplätze verzichtet werden, „um angesichts der andauernden pandemischen Lage die Einhaltung und die Kontrolle der Einhaltung von Abstands- und Hygienemaßnahmen in den Stadien zu erleichtern". Geplant ist, zunächst alle Stehplätze bis zum 31. Oktober zu untersagen. Also bis zu dem Zeitpunkt, wo die Corona-Verordnungen der meisten Bundesländer auslaufen.

Neben den oben genannten vier Abstimmungsthemen regelt die DFL in ihrem Konzept auch, dass alle Vereine die jeweils angepeilten Zuschauermengen unter Einbehaltung aller Sicherheitsregelungen an- und abreisen lassen können. Dafür müssen die 36 Bundesligisten darlegen, dass sowohl PKWs als auch Fahrradfahrer, Fußgänger und Zuschauer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sicher an- und abreisen können. Zudem wird die Einlasskapazität vorgeschrieben. „Je nach Beschaffenheit der Einlassbereiche muss zur Einhaltung der Abstandsgebote gegebenenfalls die Anzahl der nutzbaren Drehkreuze bzw. Einlassspuren reduziert werden“. Alles klar? Falls nicht, gibt’s hierfür auch gleich noch eine Formel dazu, die da heißt:

Kapazität Einlassbereich = Beschickungszeit x (kontrollierte Besucher : Minuten) x Anzahl der Einlassspuren.

Und auch für sanitäre Anlagen, für Sonderbereiche , für den Bereich der Rollstuhlfahrer und Schwerbehinderte sowie für die Hospitality-Bereiche müssen alle Klubs der DFL ein schlüssiges Sicherheitskonzept vorlegen. Kein Wunder, dass angesichts derart wissenschaftlicher Ausarbeitungen zunächst auch der Alkoholausschank im Stadion untersagt wird. Muss man ja erst einmal alles verinnerlichen. Zumindest wird ein Aussetzen des Alkoholausschankes von Seiten der DFL vorgeschlagen. Am kommenden Dienstag sollen die 36 Klubs über ein vorübergehendes Ausschankverbot in allen Stadien entscheiden - ebenfalls zunächst ausgelegt auf den Zeitraum  bis zum 31. Oktober.

Fanverbände wehren sich gegen Datenerfassung der Fans

Wirklich Probleme scheint es derweil nur bei einem Punkt zu geben, über den abgestimmt werden soll: die Datenerfassung: Um mögliche Infektionsketten nachverfolgen zu können, soll sichergestellt werden, dass im Fall von Infektionen die Identität und Kontaktdaten eventuell betroffener Stadionbesucher ermittelt werden können. Wie in Restaurant, auf Sportplätzen und anderen öffentlichen Institutionen will die die DFL die Klubs dazu via Ergänzung der Spielordnung bis zum Jahresende verpflichten. Fan-Bündnisse haben bereits gefordert, „dass keine Weitergabe von erfassten Daten an die Sicherheitsbehörden erfolgt“. Den Klubs wird zudem unter Punkt 6 („Einbeziehung von Fan-Interessen“) nahegelegt, die jeweiligen eigenen Fan-Organisationen frühzeitig in die jeweilige Konzepterstellung mit einzubeziehen. In diesem Fall wäre angesichts der gerade wieder steigenden Zahlen an Neuinfektionen der Zeitpunkt für eine geforderte Lockerung der Vorsichtsmaßnahmen mehr als ungünstig. Aber der Fußball hat ja nicht zuletzt mit dem Restart bewiesen, dass er sehr wohl einen Sonderstatuts besitzt.

Zugegebenermaßen ist das Konzept der DFL, so verkopft das an einigen Stellen auch formuliert und teilweise auch gedacht wird, gut. Es ist von der Anreise bis zur vollzogenen Abreise in alle Richtungen abgesichert. Soweit das geht. Und angesichts der teilweisen Öffnungen von Sportanlagen etc. gibt es aus meiner Sicht auch kein Argument, die Fußballstadion leer zu lassen, sofern sich die Zahl der Neuinfektionen in den nächsten Wochen moderat hält.

Wobei das „moderat“ Auslegungssache zu sein scheint. Im Konzept werden 35 Neuinfektionen auf 1000 Einwohner pro Woche als Pandemie-Level „hoch“ eingestuft. Und der hatte für einen kompletten Zuschauerausschluss gesorgt. Von 5 – 35 Neuinfektionen auf 1000 Einwohner gelten demnach als Pandemie-Level „Mittel“ und alles darunter als  Pandemie-Level „Niedrig“. Und in allen drei Fällen sei mit dem jeweils zuständigen Gesundheitsamt zu sprechen und entsprechend absichernde Maßnahmen zu besprechen. Einen kompletten Zuschauerausschluss würde aber keine der drei Stufen zwingend nach sich ziehen. Umso gespannter bin ich, wie sich die Corona-Zahlen nach dem Ende der Ferienzeit darstellen.

HSV fragt bei Hrubesch an - Suhonen erleidet Kreuzbandriss

Hoffen wir einfach mal, dass es endlich wieder mit Zuschauern in den Staden weitergehen kann. Alles natürlich im Sinne der Gesundheut aller. Und selbstverständlich auch für die Finanzen der Klubs und der DFL. In diesem Sinne, bis morgen! Da werde ich mich auch mit dem Umstand beschäftigen, dass der HSV laut Bericht von Sport1 bei Horst Hrubesch angefragt haben soll. „Wir sind immer wieder im Gespräch mit vielen ehemaligen Profis, Trainern und Ex-HSVern, weil uns der Austausch und die verschiedenen Perspektiven sowie Eindrücke und Ideen zu neuen Impulsen verhelfen können. Nicht jedes Gespräch muss aber gleich in einer Anstellung oder Position beim HSV münden“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt.

Und bevor ich den Blog für heute beschließe, noch einen ganz herzlichen Gruß in Richtung Anssi Suhonen, der sich im Training der U21 das Kreuzband gerissen hat und mehrere Monate ausfallen wird. Eine bittere Verletzung zu einem ganz bitteren Zeitpunkt, da der junge Finne gerade den Sprung in den Erwachsenenbereich macht und auch bei Neutrainer Daniel Thioune auf dem Zettel stand. Von daher auch von hier aus noch mal alles, alles  Gute, Anssi! Werde schnell wieder fit!

Scholle

 

P.S.: An dem Gerücht, der HSV sei an der Verpflichtung des defensiven Mittelfeldspielers Dzenis Burnic interessiert, ist nichts dran. Die ‚Ruhr Nachrichten‘ hatten berichtet, dass der 22-jährige Defensivallrounder von Borussia Dortmund für eine sechsstellige Ablösesumme zu einem Zweitligisten wechselt und im Netz kursierte immer weder der HSV als Abnehmer.

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