Marcus Scholz

26. September 2018

Die Sicherheit ist das wahrscheinlich größte Thema beim HSV derzeit. Dort vor allem natürlich in Hinsicht auf das Stadtderby am Sonntag. Und dafür fand heute im Volksparkstadion die große Sicherheits-Pressekonferenz statt, in der die Bundespolizei, die Hamburger Polizei, die beiden Pressesprecher sowie Stadionmanager Kurt Krägel Auskünfte gaben (siehe Video). Auskünfte, die weiterhin den Verdacht nähren, dass vor, während und nach dem Derby mit massiven Ausschreitungen bzw. einem stark erhöhten Risiko diesbezüglich zu rechnen ist. Die Polizei geht dabei von einem „feindschaftlichen Verhältnis“ aus und hat die Einsatzkräfte für dieses Derby massiv erhöht. „Deutlich überdurchschnittlich“ nannte Polizeisprecher Timo Zill die Anzahl der Polizisten am Spieltag und verwies darauf, dass man aus taktischen Gründen nie vor derartigen Events genaue Zahlen herausgeben würde.

Zuletzt gab es heute Morgen einen Zwischenfall. Unbekannte hatten acht aufgeknöpfte Strohpuppen im St. Pauli-Dress an Orten quer durch die Stadt verteilt. Die Polizei stellte die Puppen an den Autobahnen A1 und A7, aber auch in der City-Nord sicher und hat Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr aufgenommen. Zill bezeichnete die Aktion als „geschmacklos und hirnlos“ - und trifft damit zweifelsfrei ins Schwarze. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass diese Aggression in Hamburg an sich eh hirnlos ist. Schlimmer noch: Um das Ganze noch eine Stufe höher aufzuhängen, holen sich sowohl St.Pauli- als auch HSV-Fans Hilfe aus dem Ausland. Losgehen sollen die Krawalle schon am Sonnabend abends.

Dass etwas passieren wird - da bin ich mir sicher. Bei allem, was ich gehört habe, scheinen beide Fanlager einfach zu entschlossen, sich gegenseitig vermöbeln zu wollen. Ich hatte diesbezüglich in der vergangenen Woche auch ein sehr nettes und ebenso interessantes Gespräch mit einem ehemaligen, langjährigen und schlagenden Hooligan, der mir die Beweggründe aufgezeigt hat, eben diesen Ärger heraufzubeschwören. Und meine Lehre aus diesem Gespräch: Ganz zu verhindern ist es definitiv nicht - aber es ist notwendig, dass alle Seiten so aufeinander zugehen, dass keine Unschuldigen mit einbezogen werden. Denn die organisierten Hooligans haben normalerweise kein Interesse daran, Unbeteiligten Schaden zuzufügen. Sie wollen einfach nur Ärger machen, die gegnerischen Fans schlagen - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber dazu bei nächster Gelegenheit mehr.

Mit einem Mann mehr, also mit 19 Spielern,  ist der HSV heute nach Fürth gereist. Einer mehr, weil Hee-chan Hwang ob seiner Bänderdehnung im Knie noch fraglich ist. Trainer Christian Titz nahm diese 19 Mann mit nach Fürth: Julian Pollersbeck, Tom Mickel, Gotoku Sakai, Joscha Vagnoman, David Bates, Leo Lacroix, Rick van Drongelen, Douglas Santos, Christoph Moritz, Matti Steinmann, Vasilije Janjicic, Lewis Holtby, Aaron Hunt, Orel Mangala, Tatsuya Ito, Fiete Arp, Pierre Michel Lasogga, Hee-chan Hwang und Khaled Narey. Und diesmal ist das Benennen einer potenziellen Startelf tatsächlich ein wenig wie Stochern im Nebel. Denn im Training heute war nichts zu erkennen. Da wurde in drei Teams gespielt und munter A- mit B-Elf gemischt.

Dennoch werden auch morgen zu Beginn elf Spieler auf dem Platz stehen und diese Elf könnte angesichts der Titz-Aussage gegenüber „kicker.tv“ („Ich habe eine Eigenart entwickelt, lasse Kritik nicht an mich heran. Das Wichtigste ist, wie ich mit meiner Mannschaft arbeite. Wie ich in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, beeinflusst nicht mein Handeln“) so aussehen: Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Santos - Janjicic - Narey, Mangala, Hunt, Ito - Lasogga. Das wäre zumindest annähernd die Startelf, die in Dresden gewonnen hat. Und da Hwang angeschlagen ist, gehe ich stark davon aus, dass man kein unnötiges Risiko eingeht. Insbesondere nicht vor dem Stadtderby am Sonntag, das bei aller Konzentration auf das Fürth-Spiel bei allen im Hinterkopf schon grenzwertig präsent ist.

Aber zurück zur Startelf, die ebenso wie die Polizei Hamburg es als Ziel hat, darauf ausgerichtet sein muss, defensiv stabil zu sein. Die „Sicherheit“ war und ist nach dem 0:5-Debakel vom Sonntag DAS Top-Thema im Training gewesen. Und da ich bei allen (gesunden) Innenverteidigern einfach nicht das Potenzial erkenne, dauerhaft wirklich stabil zu stehen, muss sich der HSV anders behelfen: Aus dem Mittelfeld. Hier müssen meiner Meinung nach die Zweikampfstärksten aufs Feld, also Mangala UND Janjicic. Zumal Erstgenannter zu seiner Zweikampfstärke durchaus auch eine Menge gestalterisches Potenzial mitbringt. Er wäre der geeignetste Mann für beide Systeme. Er würde dem HSV-Spiel die Variabilität gebende nach Spielverlauf defensiv oder offensiv ausgerichtet aufzutreten. Wenn man aber versucht, die eigene Defensive aus dem Mittelfeldzentrum heraus zu stabilisieren, wäre es eher nicht das Spiel für Matti Steinmann, der bei Titz gesund eigentlich gesetzt war. Zuletzt hatte der defensive Mittelfeldspieler immer wieder Probleme. Unter Druck gesetzt machte er ungewohnt viele Fehler.

Offensiv würde ich tatsächlich immer auf Tempo setzen. Narey und der fragliche Hwang sind da beinahe alternativlos. Sollte der Südkoreaner gesund sein, würde ich diese beiden auf den Außen beginnen lassen. Und in diesem Fall könnte man ob der hohen Wahrscheinlichkeit von Bällen in den Sechzehner auch mit Lasogga im Zentrum beginnen. Selbiges funktioniert mit Ito derzeit eher nicht. Der dribbelstarke Japaner hatte in den letzten Wochen immer wieder gute Ansätze - aber eben nie mehr. Wirklich zu Ende gebrachte Aktionen sind Mangelware, weshalb ich hier Fiete Arp ins Spiel bringen würde. Mit ihm könnte Titz im offensiven Mittelfeld variabel spielen. Soll heißen: Narey und Hunt auf den Außen, Arp und Mangala im Zentrum - Lasogga vorn. Arp und Hunt könnten sich immer wieder abwechseln und der HSV im Bedarfsfall auch auf 4-4-2 umstellen.

Sehr unwahrscheinlich, aber meine Startelf sähe so aus: Pollersbeck - Sakai, Lacroix, van Drongelen, Santos - Janjicic, Mangala - Narey, Arp, Hunt - Lasogga. Egal wie, es wird wieder sehr spannend, wie der HSV morgen beginnt. Noch spannender wird, wie der HSV spielt. Nach dem 0:5 gegen Regensburg muss man eine Reaktion erwarten dürfen. So, wie es Sportvorstand Ralf Becker, der heute seinen 48. Geburtstag feiert, gefordert hatte. Denn DAS ist - völlig unabhängig von allen Begleiterscheinungen und Formationen absolut Pflicht.

Und das schreibe ich, obwohl ich sicher bin, dass es morgen das bislang schwerste Spiel sein dürfte. Bei starken Fürthern, die ihrerseits trotz Personalproblemen (die Einsätze von Maximilian Wittek, Nik Omladic, Roberto Hilbert, Fabian Reese und Sebastian Ernst sind fraglich) auf Wiedergutmachung für das 0:2 von Heidenheim  (und vielleicht ja auch noch für die Relegations-Niederlage) setzen. Trainer Damir Buric: „Wir haben jetzt zwei Spiele vor uns, in denen wir als Team eine Reaktion zeigen müssen.“ Mal sehen, wer morgen besser reagiert. Bis dahin!

Scholle

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