25. Oktober 2019
Das Abschlusstraining blieb unspektakulär. Wie fast immer. Einziger Höhepunkt war dien Rückkehr von Rick van Drongelen, der sich vor Beginn der Einheit noch auf dem Platz länger mit Trainer Dieter Hecking unterhielt. Dieser wiederum hatte zuletzt angedeutet, sich vorstellen zu können, van Drongelen mal eine Pause zu geben. Nachdem der Abwehrchef am Donnerstag mit einer Magenverstimmung ausgefallen war, kehrte er heute auf den Trainingsplatz zurück und dürfte in gesundem Zustand für das Spiel gegen Stuttgart gesetzt sein.
Die einzige Frage wird sein, wie sich der Niederländer morgen fühlt. Und während man in Stuttgart große Töne spuckte und Wiedergutmachung für die Niederlagen zuletzt ankündigte, setzt man in Hamburg auf die eigene Stärke und bleibt ruhig. Forsche Tore gibt es unter Hecking nur sehr dosiert. „Es ist gefühlt ein Erstliga-Duell. Die Jungs treten positiv auf, sie sind gut eingestellt. Daran ändern auch die Niederlagen nichts“, so Stuttgarts Trainer Tim Walter, der sich nach zwei Niederlagen optimistisch gibt. „Wir gucken nur auf das Bundesligaspiel und gehen mit der vollen Überzeugung, die noch immer in uns steckt, in dieses Spiel. Wir wollen nach oben. Immer. Was hinten dran ist, interessiert uns nicht.“
HSV: Der HSV hat binnen sechs Tagen das zweite Mal die Chance, sich vom ärgsten Verfolger abzusetzen. Personell kann Trainer Dieter Hecking dabei nahezu aus dem Vollen schöpfen. Mannschaftskapitän Aaron Hunt ist aus der Verletzung zurück, Gideon Jung ist im Gegensatz zum Bielefeld-Spiel wieder bei 100 Prozent, und Rick van Drongelen ist nach einem Tag Trainingspause auch wieder dabei. Einzig Ewerton ist noch nicht so weit und spielt am Freitagabend für die U21 gegen Altona 93 in der Regionalliga, um dort Spielpraxis zu sammeln. Beste Voraussetzungen vor dem Spitzenspiel also für Trainer Dieter Hecking, der angedeutet hatte, sich durchaus Wechsel in der Startelf vorstellen zu können. Wir von der Rautenperle glauben, dass Hecking dennoch auf die Mannschaft setzt, die gegen Bielefeld begonnen hat und vom Trainer im Anschluss ein Lob erhielt.
VfB Stuttgart: Für den VfB Stuttgart ist das Spiel gegen den HSV in der Liga, eine große Chance, den zuletzt anhaltenden Negativtrend zu stoppen. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter verlor die vergangenen beiden Spiele gegen zwei Abstiegskandidaten und steckt momentan in der größten Schwächephase der Saison. Trotzdem ist der VfB um Mario Gomez („Wir gewinnen beide Spiele gegen den HSV“) nur einen Punkt hinter den Rothosen auf dem zweiten Tabellenplatz. Mehr Topspiel geht tatsächlich nicht in der zweiten Liga.
HSV: Die kurze Pause von Montag bis heute wäre normalerweise kein Grund, zu jammern. In diesem Fall war die Partie in Bielefeld allerdings körperlich sehr fordernd. Insbesondere Adrian Fein bekam im Mittelfeld mächtig was auf die Hölzer und trug einige Blessuren davon. Er bekam das erste Mal so richtig zu spüren, was noch häufiger folgen wird: Er als treibende Kraft im HSV-Mittelfeld wird zunehmend zugestellt. Mit ballen Mitteln. Auch der VfB wird ihm ein besonderes Augenmerk schenken und erkannt haben, dass dem HSV mit Härte der Schneid abgekauft werden kann. Einzig die fußballerische Qualität beim VfB dürfte dafür sorgen, dass die Schwaben nicht annähernd so auf Härte und Zerstörung setzen werden wie die Arminia in Bielefeld. Stattdessen darf der HSV hoffen, dass sich der VfB mehr auf seine Stärken denn auf die Schwächen des HSV konzentrieren wird.
VfB Stuttgart: Die Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Sowohl bei der 1:2-Pleite gegen Wehen Wiesbaden als auch beim 0:1 gegen Holstein Kiel verballerte der VfB gefühlt Chancen und Torgelegenheiten für eine gesamte Spielzeit. Mangelnde Konzentration, unpräzise Abschlüsse, Aluminium-Pech – Stuttgart nahm in diesen beiden Partien wirklich alles mit. Dazu kam ein seltsames Phänomen: In beiden Spielen leisteten sich die Stuttgarter jeweils eine schwache Halbzeit und konnten diese mit einem guten Spielabschnitt nicht auffangen.
HSV:Der HSV hat in Bielefeld den Sieg in der zweiten Hälfte abgegeben - aber dabei immer versucht, spielerisch Lösungen zu finden. Statt auf lange Bälle zu setzen, behielt die Mannschaft den Glauben an die eigene Stärke und hätte sich kurz vor Schluss (Dudziak an die Latte) sogar fast noch dafür belohnt. Zudem hatte man die Partie gegen starke Bielefelder in der ersten Halbzeit so im Griff, dass man frühzeitig eine Vorentscheidung hätte herbeiführen können. „Wir wissen, dass wir es immer selbst in der Hand haben, den Spielverlauf zu bestimmen“, sagte Hecking zurecht. Und diese These dürfte gegen die (zusammen mit dem HSV) spielstärkste Zweitliga-Mannschaft aus Stuttgart maximal auf die Probe gestellt werden. Zudem ist es das erste Duell beider Teams auf Zweitligaebene. Und das vor ausverkauftem Haus, was es für den HSV in der Zweiten Liga zuletzt im Derby gegen den FC St. Pauli vor einem Jahr gab.
VfB Stuttgart: Der bisherige Saisonverlauf und die Qualität im Kader. Ohne jeden Zweifel: In Sachen Gehaltsvolumen, Transferausgaben und individuelle Qualität hat der VfB Stuttgart den stärkten Kader der zweiten Bundesliga. Der HSV hat im Vergleich mit den Schwaben in diesen Kategorien zweifellos das Nachsehen. Auch weniger überzeugende Partien in dieser Saison gewann Stuttgart am Ende oft, weil sich ihre enorme Qualität durchsetzte. Und genau das bleibt auch in der weiteren Spielzeit und den Duellen gegen den HSV das große Plus.
HSV: Aus HSV-Sicht wird es das Wiedersehen mit Orel Mangala, der sich mit dem HSV-Mittelfeld messen wird. Kriegt Fein den Ex-HSVer in den Griff, oder der ihn? Und: Bekommen Harnik/Vagnoman Stuttgarts Insua in den Griff bzw. schaffen sie es, den argentinischen Außenverteidiger mit Offensivdrang so sehr in der eigenen Defensive zu binden, dass der Linksfuß selbst nicht mehr die VfB-Offensive versorgen kann?
VfB Stuttgart: Das ist ganz klar der Vergleich selbst. HSV gegen Stuttgart. Emotionen, Tradition, Chaos – für diese drei Begriffe standen beide Vereine in ihrer jüngeren Vergangenheit und auch aktuell haftet dieses Image beiden Traditionsvereinen noch an. Aber auch rein sportlich ist es das absolute Highlight der bisherigen Zweitligasaison. 21 Punkte treffen auf 20 Zähler – die Hamburger und auch die Stuttgarter werden derzeit ihrer Favoritenrolle gerecht und gelten als klare Aufstiegskandidaten. Der Sieger in diesem Duell kann einen großen Schritt machen.
HSV: Heuer Fernandes - Vagnoman, Letschert, van Drongelen, Leibold - Fein - Harnik, Dudziak, Kittel, Jatta - Hinterseer
VfB Stuttgart: Kobel - P. Stenzel, Awoudja, Kempf, Insua - Karazor - Ascacibar, Mangala - P. Förster - Wamangituka, Gonzalez
Ausblick
HSV: Nach dem Topspiel ist vor dem Topspiel. Das gilt für diese Woche (nach Bielefeld ist vor dem VfB) und auch danach - denn schon am Dienstag steht das nächste Duell mit den Schwaben in Hamburg an. Im DFB-Pokal. Zwei wegweisende Spiele, denen zwei Auswärtsspiele bei den Stuttgart-Schrecks Wehen Wiesbaden und Holstein Kiel folgen. Allerdings haben beide Teams auswärts in Stuttgart gewonnen und sich ansonsten eher heimschwach präsentiert. Ergo: Die statistischen Voraussetzungen für den HSV geben es her, optimistisch zu sein.
VfB Stuttgart: Das Spiel beim HSV stellt für den VfB aber nicht nur eine Chance dar – wie in der Ausgangslage beschrieben – sondern birgt auch ein enormes Risiko. Die Walter-Elf muss nach zwei Niederlagen in Serie die Wende schaffen. Bei einer Pleite beim HSV würde der Druck weiter wachsen und die Unruhe im eh schon etwas unruhig geführten VfB noch größer werden.
In diesem Sinne, bis morgen! Da melden wir uns vor dem Spiel via Facebook bei Euch sowie nach dem Spiel mit dem Blog und dem Blitzfazit. Bis dahin!
Scholle