Marcus Scholz

22. Dezember 2017

Weihnachten steht vor der Tür, und beim HSV ist tatsächlich Ruhe angesagt. Die Mannschaft ist im Kurzurlaub, immerhin geht es schon am 1. Januar wieder los. Dann steht der Abflug gen Trainingslager ins andalusische Jerez an. Und es wird wohl eine zum letzten Spieltag unveränderte Mannschaft sein, die diesen Flug antritt. Davon ist Stand heute zumindest fest auszugehen. Wichtige Transfers stehen hier aktuell eher nicht an. Gespräche mit Klaus Michael Kühne gab es, eine gemeinsame Linie ist dem Vernehmen nach aber noch nicht gefunden. Stattdessen machen aktuell andere wichtige Transfers, und die sorgen hier für Diskussionen. Mario Gomez insbesondere der heute für 3,5 Millionen Euro Ablösesumme zum VfB Stuttgart wechselte. Nachdem der VfB Simon Terodde für zwei Millionen Euro an den 1. FC Köln abgegeben hatte, nun als Gomez. Einen Stürmer, den VfB-Sportvorstand Michael Reschke als garantierte Verstärkung ansieht. Und ich stimme ihm da zu.

„Und ich wette, in Hamburg haben sie sich weder mit Terodde noch mit Gomez beschäftigt. Hier wird am Ende Bastian Schweinsteiger für 8 Millionen Euro kommen“ schreib mir ein befreundeter „Intensivst-HSV-Fan“ unmittelbar nach Bekanntwerden per Whattsapp. Und obwohl das mit Schweinsteiger sicher nicht ernst gemeint ist, trifft er damit die Stimmungslage vieler, die sich wundern, dass sich die Konkurrenz im Tabellenkeller verstärkt, während HSV-Sportchef derlei Transfers für den HSV noch als „möglich“, aber eben nicht als sicher bezeichnete. Genau genommen sagte er im Interview auf der Vereins-Homepage:

„Es ist denkbar, dass wir uns punktuell verstärken, sicher ist das aber keinesfalls. Wir werden nur dann aktiv, wenn das Gesamtpaket absolut passt, wenn die Mischung aus sportlichem Nutzen und wirtschaftlicher Machbarkeit stimmt. Paniktransfers wird es nicht geben.“

Als Paniktransfer kann man den von Gomez zum VfB sicher nicht bezeichnen. Vor allem nicht bei diesem überschaubaren finanziellen Risiko. Wobei die Frage erlaubt ist, inwieweit Gomez dem VfB helfen kann. Nicht, weil ich es nicht glaube, ganz im Gegenteil: Ich glaube, Gomez ist mit seinen 32 Jahren sehr wohl eine Verstärkung. Körperlich fit ist er, und längeren Torflauten wie aktuell folgten häufiger schn sehr erflogreiche Wochen. Und so schwach er hier zuletzt beim Gastspiel des VfL Wolfsburg in Hamburg auch war, für 3,5 Millionen Euro ist er zudem preislich in einem angemessenen Rahmen eines Wintertransfers.

Allerdings: Dass so eine Rückholaktion nach den van der Vaarts, Olics und sonstigen Rückkehrern beim HSV in den letzten Jahren dieses Jahr unter anderen Vorzeichen gestanden hätte, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Hier ginge so ein Transfer einher mit einer gehörigen Portion Skepsis von allen Seiten. Uns Medien zwingend mit einschließend. Zumal hier seit Jahren kein nicht mehr gebrauchter Spieler verkauft wurde und der HSV Gomez wahrscheinlich nicht für den Preis bekommen hätte. Aber okay, das mit dem Preis ist zumindest reine Spekulation.

Letztlich ist es ja eh immer dasselbe: Spielt der Neue gut und hilft er, ist (je)der Preis okay. Allerdings wird der Preis auch schnell zum Handicap. Der hier im Blog auch wiederholt gemachte Vergleich von Kostic, den der HSV für 14,2 Millionen Euro verpflichtete, hin zu 3,5-Millionen-Mann Gomez ist dafür sicher ein gutes Beispiel, so schwer ein (damals noch) 24-Jähriger serbischer Nationalspieler auch mit einem 32-Jährigen Wolfsburg-Profi zu vergleichen ist. Am Ende steht, was der jeweilige Spieler leistet. In der letzten Saison brachte es Gomez auf 16 Treffer und eine Vorlage in 33 Spielen, während Kostic vier Torre und vier Assist in 31 Spielen schaffte. Dazu noch der aktueller Vergleich: Gomez hat ein Tor und drei Vorlagen bei zwölf Einsätzen, Kostic zwei Treffer bei 13 Einsätzen (trotz 57 Torschussbeteiligungen). Unterschied in der Wirkung: marginal. Und trotzdem besteht ein preislich mehr als erheblicher Unterschied...

Andererseits müssen wir so fair sein, und abwarten, was dieser Winter beim HSV noch bringt. Wird man mehr oder weniger aussortierte Spieler los? Und wer kommt? „Mehr Torgefahr aus dem Mittelfeld würde uns sicher guttun“, hatte Todt gesagt nachdem er noch mal betont hatte, dass das Innenleben des aktuellen Kaders absolut intakt sei. Er schob anschließend nach, dass man es mit diesem Zusammenhalt in Mannschaft, Verein und Umfeld schon schaffen werde. Worte, die zeigen, wie ohnmächtig der Sportchef aktuell ist. Und Worte, die mich befürchten lassen, dass hier schon vorgebaut wird, weil nichts passieren wird. Denn, so leer die Kassen bekanntermaßen auch sind, bleibe ich bei Meiner seit der Sommerpause feststehenden Meinung, dass dieser Kader qualitativ in der Breite nicht ausreicht. Ebenso bleibe ich dabei, dass man sich offensiv nicht gut genug aufgestellt hat – den Spielmacher/zentral-offensiven Mittelfeldspieler explizit mit einberechnet. Von dem Gregoritsch-Verkauf, den ich nie verstanden habe mal ganz abgesehen.

Aber okay, ohne Kühnes Zutun geht auch in diesem Winter nichts, sofern nicht Spieler teuer abgegeben werden. Und das wiederum ist – wie zuletzt in fast allen Transferphasen - das sicher allerunwahrscheinlichste. Zumindest, wenn Todt seinen Worten Taten folgen lässt und trotz verschiedener Interessenten aus Brasilien Walace nicht verkauft. „Wir wis­sen vom In­teres­se meh­re­rer bra­si­lia­ni­scher Ver­ei­ne. Wa­lace in die­sem Win­ter ab­zu­ge­ben, ist für uns aber kein Thema“, sagte Todt der „Bild“. Allerdings will ich nicht ausschließen, dass Todt damit lediglich versucht, den Preis hoch zu halten und belasse es auch hier bei meiner kurzen Bewertung dessen, was andere machen und was der HSV schafft. Ich mache es einfach wie die meisten beim HSV und hoffe mal, dass es letztlich doch anders kommt, als man aktuell annehmen muss. Das Prinzip Hoffnung eben. Gerade zu Weihnachten ist das vielleicht tatsächlich mal den Versuch wert...

In diesem Sinne, da heute beim HSV nicht viel los war, mache ich an dieser Stelle auch Schluss für heute. Ich wünsche Euch allen einen schönen Restfreitag! Ich melde mich morgen wieder, und dann – sofern mich kein aktuelles Thema überholt – mit dem Hinrundenrückblick sowie den Zeugnissen für die einzelnen Spieler.

Bis dahin,

Scholle

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