Marcus Scholz

3. Januar 2020

So schnell, so geräuschlos zieht es ebenso wieder weg, wie es mit einem Knall gekommen war. Oder interessiert sich heute noch jemand für die Zweifel Kühnes am HSV-Aufstieg? Nein, das ganze Thema ist völlig zurecht heute schon zu den Akten gelegt. Gesagt, verstanden, abgehakt. Also genau so, wie wir es gestern hier im Blog auch gemacht haben. Denn weiter geht’s - und das gleich sehr schnell mit einem sich immer schneller drehenden Transferkarussell. Die Personalplanungen der Klubs nehmen tatsächlich Fahrt auf. Fabian Johnson soll dem Abendblatt zufolge zum Beispiel beim HSV auf dem Zettel stehen. Ein 32 Jahre alter Variante einsetzbarer Außenspieler. Wobei er bei Borussia Mönchengladbach in dieser Saisonen nur in vier Spielen zum Einsatz kam. An den ersten drei Spieltagen - und am vorletzten. Dazwischen war der US-Amerikaner verletzt. Zieht man die zwei Minuten im  Dezember gegen Paderborn ab, hat Johnson das letzte Mal im August richtig gespielt. Klingt alles andere als optimal für mich - obgleich mir klar ist, dass der HSV in seiner Situation Zugeständnisse machen muss.

Beruhigend in diesem Fall könnte sein: HSV-Trainer Dieter Hecking kennt Johnson, der auch Erfahrungen auf dem offensiven Flügel vorweisen kann, aus seiner Zeit bei Mönchengladbach. Zwischen 2017 und 2019 kam der beidfüßige US-Amerikaner, der in München geboren ist, in 29 Spielen zum Einsatz. Johnson absolvierte außerdem 57 Spiele für die Nationalmannschaft der USA. Insofern sollte das Risiko hier überschaubar sein. Der Vorteil: Johnson hat wirklich bis auf Innenverteidiger und Torwart schon alle Positionen gespielt. Am meisten Linksaußen und als linket Verteidiger. Aber er war auch als rechter Verteidiger unterwegs. Insofern kann er nahezu alles spielen. Der Nachteil: Johnson scheint auf keiner Position ein echter Spezialist zu sein, wenn er so viel geschoben wird.

Köln holt zwei, sortiert vier aus - und der HSV ist da

Aber er ist auch erst einmal nur einer von vielen Namen, die in diesem Winter gehandelt werden. Und ja zum Teil auch schon beim HSV gehandelt wurden. Simon Terodde beispielsweise wurde beim HSV zuletzt als Kandidat für den Angriff ins Spiel gebracht, sagte dann aber in einem Interview unmissverständlich, dass er nicht vorhabe, denn 1. FC Köln zu verlassen. Und das soll sich noch immer nicht geändert haben. Zumindest soll Terodde nicht in die Zweite Liga wechseln wollen. Da sich die Kölner aktuell mit Mark Uth vom FC Schalke 04 einen weiteren Angreifer zugelegt haben und mit Neapels Amin Younes der nächste Zugang schon geplant wird, erscheint es sehr wahrscheinlich, dass die Kölner um Ex-HSV-Trainer Markus Gisdol noch Offensivspieler abgeben wollen.  Louis Schaub zum Beispoiel, ist auf dem Markt. Der österreichische3 Nationalspieler, den der HSV vor einigen Jahren schon mal verpflichten wollte, wurde von Gisdol freigestellt und ist im zentralen Mittelfeld beheimatet. Und obgleich Schaub aktuell für den HSV finanziell schwer darstellbar wäre - der HSV hat zumindest einmal seine Visitenkarte abgegeben. Nicht nur in Köln.

 

Entscheidender als irgendwelche Mutmaßungen aber ist, dass sich das Transferkarussell langsam in Fahrt setzt. Köln holt zwei, schickt vier weg. Diese vier werden sich wiederum Vereinen anschließen, die dann ihrerseits einen anderen Spieler dafür aussortieren/übrig haben. Jeder Wechsel kann einen Domino-Effekt auslösen. Akut für den HSV: Schalke-Stürmer Steven Skrzybski, an dem der HSV Interesse gehabt haben soll, ist indes vom Markt. Der 27-jährige Offensivspieler wird an Erstligist Fortuna Düsseldorf ausgeliehen, zudem hat die Fortuna eine Kaufoption. „Wir müssen den Markt immer im Blick haben und im richtigen Moment am richtigen Ort sein“, hat Jonas Boldt vor ein paar Wochen gesagt. Jetzt wird sich zeigen, ob der HSV das schafft.

Transferphasen lassen Prinzipien nur bedingt zu

Ich werde mich auch diesmal nicht ohne entsprechenden Hintergrund an Personalspekulationen beteiligen. Denn eines ist mal klar: Dass nichts wirklich klar ist. Wer auch immer behauptet zu wissen, was am Ende passiert, ist nicht seriös. Nicht einmal beim HSV können die Verantwortlichen im Moment genau sagen, wir des am 1. Februar, also nach Ablauf der Wechselperiode, beim HSV aussieht. Ein Beispiel? Julian Pollersbeck sollte und wollte im Sommer weg. Gleiches galt vor ein paar Wochen wieder. Heute vermelden die Kollegen der BILD, dass der Keeper bleiben soll. Aber auch das nicht ohne Konjunktiv. Denn sollte es ein passendes Angebot geben und der HSV seinerseits Ersatz in Aussicht haben, dürfte Pollersbeck wohl trotzdem gehen. Ebenso ist inzwischen bei Papadopoulos ein Abschied mit Mitgift denkbar, da sich noch immer kein passender Interessent gefunden hat. Dabei hatte Boldt bislang ausgeschlossen, wechselnden Spielern noch Abfindungen zu zahlen.

 

Warum ich das alles schreibe? Ganz einfach: Weil mir momentan keine Frage häufiger gestellt wird, wen der HSV denn im Winter holt. Zugegeben: Es gab schon Jahre, da waren Wechsel von Spielern zum HSV von verschiedenen Amtsträgern des HSV unter der Hand schon als perfekt vermeldet worden, noch bevor der Deal tatsächlich perfekt war. Das ist inzwischen anders. Zumindest in den meisten Fällen. Und so schade es aus Sicht von uns Journalisten auch ist - es ist gut so. Für den HSV.

In diesem Sinne, es passiert auch dann sehr viel, wenn im Ergebnis noch nichts passiert ist. Hinter den Kulissen. Und im Gegensatz zum letzten Jahr hat der HSV diesmal erkannt, das Nichtsmachen keine Lösung ist. Nichtssagen dagegen sehr wohl.

Bis morgen!

Scholle

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