Marcus Scholz

7. Januar 2019

 

Während sich der eine und andere die Arme in die Hüften stemmte, den Kopf in den Nacken fallen ließ und erschöpft durchatmete, ging Rick van Drongelen mit einem Lächeln vom Platz. Nach einer intensiven, knapp 100 Minuten andauernden Trainingseinheit mit vielen Zweikämpfen ließ Trainer Hannes Wolf seinen Worten Taten folgen. Er hatte eine intensive, anstrengende vierwöchige Vorbereitungszeit avisiert - und die langen Tempoläufe zum Abschluss einer eh schon lauf- und zweikampfintensiven Einheit sind genau das, was ein Spieler am wenigsten mag. Denn sie tun noch mal richtig weh. Müde Knochen noch mal aufraffen - aua. „Ein bisschen auslaufen ist doch ganz okay“, sagte van Drongelen zu den langen Läufen auf Zeit, die alle Spieler noch abreißen mussten, bevor sie unter die Duschen durften. Die meisten (Lasogga war wie abgesprochen schon vor Trainingsende in die Kabine gegangen) waren erschöpft - van Drongelen lächelte, als er vom Platz schlenderte: „Das ist schon okay. Das ist sogar ganz wichtig. Es gehört einfach harte Arbeit dazu. Wir wollen ja fit bleiben.“

Und das ist er. Immer gewesen. Und immer noch. Van Drongelen hat seinen Trainingsplan in der Winterpause offensichtlich eingehalten. An Motivation mangelt es dem Niederländer eh nie. Im Gegenteil, Trainer Hannes Wolf betonte einmal, man müsse van Drongelen eher bremsen, als ihn zusätzlich zu motivieren. Insofern ist der Umstand, dass mit Gideon Jung genau der Mann zurückkommt, dessen Rolle van Drongelen nach anfänglichen Schwierigkeiten immer besser angenommen  hat, für ihn kein Problem. Er braucht auch nicht den zusätzlichen Konkurrenzdruck, um motiviert zu sein. Deshalb sagt er auch ehrlich: „Ich freue mich einfach nur für meinen Freund. Er musste sehr lange warten, war immer dabei, hat trainiert, war bei den Spielen in der Kabine. Es wurde Zeit für ihn.“ Der gewinnt mit Jung auch noch mal an sportlicher und mentaler Qualität. „Gidi ist auch neben dem Platz ein super Junge, ein guter Freund von mir. Er hat uns die ganze Zeit unterstützt - und wir haben ihn unterstützt. Jetzt ist es super, dass er wieder da ist. Er weckt auch alle noch ein wenig mehr auf, weil die Konkurrenz noch höher. Das ist auch nicht verkehrt.“

Weniger erfreut ist van Drongelen, wenn man ihn auf das letzte Spiel aus 2018 anspricht. Das 1:3 bei Holstein Kiel hatte ihn vor Ort schon zur Weißglut getrieben und er konnte sich nur Schwerloch davon abhalten, irgendwas auf dem Weg vom Platz in die Kabine kaputtzumachen. „Ja, Kiel hängt immer noch ein bisschen drin“gibt van Drongelen heute noch zu, sauer zu sein. „Mitten in der Saison kannst Du es gleich wieder ausgleichen. Jetzt müssen wir warten. Das nervt.“ Ob es ein Ausrutscher war? „Zum Glück haben wir Kiel nicht mehr. Sie haben es gut gemacht, wir nicht 100 Prozent. Und wenn wir nicht alles abliefern, Kiel andererseits voll draufgeht, dann können wir verlieren.“

Stimmt. Gerade in der zweiten Liga wird, so sieht es auch van Drongelen, deutlich weniger taktisch und technisch agiert. Dafür sehr viel mehr körpertot gegenüber dem Erstligafußball. Auch deswegen sei er froh, wenn härter trainiert würde. Wie heute eben. Und deshalb freut er sich auch auf das bevorstehende Trainingslager vom 12. bis 19. Januar im spanischen La Manga. „Und wegen des Wetters“, lacht van Drongelen, während wir zusammen im Nieselregen stehen,  „besseres Wetter beim Trainieren ist schon okay. Ich war auch zuhause in den Niederlanden im Urlaub, da war es auch nicht so sonnig. Von daher passt das schon ganz gut mit etwas mehr Sonne. ich kann auf jeden Fall etwas Vitamin D vertragen.“ Was er sich speziell für die Rückrunde und das Trainingslager vorgenommen habe? „Fit zu bleiben und so gut zu trainieren wie möglich. Unserer Mannschaft zu helfen, wo ich kann und am Ende auf das nächste Level kommen. Dann haben wir eine Riesenchance viel zu gewinnen und ich hoffe, am Ende da zu stehen, wo wir jetzt sind.“

Ein Wunsch, den sich van Drongelen wahrscheinlich mit zigtausenden HSV-Fans teilt. Und mit seinen Teamkollegen, wie briet Arp ja unlängst noch mal betonte. Er wäre sogar glücklich, wenn die Mannschaft ohne seine Tore am Ende aufsteigt - und danach sah es die komplette Hinrunde über aus. Und auch heute im Training wirkte Arp noch nicht wieder so unbeschwert und erfrischend, wie in seinen ersten Spielen ihn der abgelaufenen Saison.  Er spricht in den Interviews erstaunlich reflektierend. Mir imponieren seine Interviews inhaltlich sogar, da es immer deutlicher wird, mit wie viel Herzblut und mit wie wenig Bedauern Arp in Hamburg geblieben und dafür sogar den FC Bayern ausgeschlagen hat. Authentisch. Aber eben auch im Leistungsloch.

Ganz anders präsentiert sich Josh Vagnoman. Ja, der Josh Vagnoman, den ich hier in den letzten Monaten immer wieder erwähne. Aber auch, wenn es die/den eine/n oder andere/n nerven mag, betone ich es sich auch heute gern noch mal: Vagnoman MUSS einfach mehr Spielzeiten bekommen. Er hat Tempo, Technik, ist cool und wirkt daher schon erstaunlich abgeklärt. Und das, obwohl er im Dezember gerade erst 18 Jahre alt geworden ist. Und ich hoffe, dass Trainer Hannes Wolf, der Vagnoman zuletzt wiederholt gelobt hatte, seinem Youngster diese Spielzeiten gibt. In der Vorbereitung wird er dafür im Trainingslager die ersten beiden Male Gelegenheiten haben, wenn der HSV dort auf den FC St. Gallen (14. Januar) und den FC Lugano (18. Januar) trifft.

Sollte Vagnoman bis dahin die Form von heute (und den letzten Wochen) konservieren können, dürfte es für Gotoku Sakai echte Konkurrenz geben. Allemal wird es dann deutlich schwieriger als bisher, den Stammplatz zu behalten. Wobei Vagnoman durchaus auch auf der Außenbahn spielen könnte. Er verfügt auf jeden Fall über das notwendige Tempo und die Ballfertigkeiten. Allerdings ist Khaled Narey hier gesetzt, während auf der anderen Seite Bakery Jatta zuletzt positiv auf sich aufmerksam machen konnte. So positiv, dass er inzwischen einen neuen Vertrag bekommen soll. Der Abschluss soll schon bald verkündet werden können. Ansonsten ist heute nicht viel passiert. Anders als in den nächsten Tagen. Morgen wird der HSV erst um 16.30 Uhr trainieren, am Mittwoch und Donnerstag jeweils um 11 Uhr.

Apropos Donnerstag: Da steht endlich der große Rautenperle-Termin statt. Um 17 Uhr könnt Ihr hier einer Premiere beiwohnen und live die erste Debatte der HSV-Präsidentschaftskandidaten live mitverfolgen. Dann werden Tim Niemeyer (Redaktionsleiter Hamburg1) und ich die drei Kandidaten für das Amt des HSV-e.V.-Präsidenten in der ersten TV-Debatte der HSV-Geschichte befragen. Jürgen Hunke, Dr. Ralph Hartmann und Marcell Jansen werden ab 17 Uhr in unserem Studio zu Gast sein und unsere Fragen vor der Wahl beantworten.

Solltet Ihr dabei sein wollen, meldet Euch dafür unter kontakt@Rautenperle.com an. Solltet Ihr Euch angemeldet haben, bevor die Karten vergriffen sind, sehen wir uns am Donnerstag. Bei nder vergäbe der Plätze im Studio gehen wir nach Eingangszeitpunkt. Ansonsten habt Ihr am Donnerstag die Möglichkeit, die Premiere live über unseren Rautenperle-Kanal mitzuverfolgen. Eine Aufzeichnung der Veranstaltung wird später sowohl hier als auch bei HH1 zu sehen/abzurufen sein.

 

In diesem Sinne, wir hören wir uns morgen früh um 7.30 Uhr wieder im MorningCall und lesen uns am Abend (nach dem spätnachmittäglichen Training um 16.30 Uhr) hier an dieser Stelle.

 

Bis dahin alles Gute,

Scholle

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