Marcus Scholz

5. April 2020

Endlich wieder so etwas wie ein bisschen Normalität. So und so ähnlich klingt es zumindest, wenn man mit den Spielern des HSV spricht, die am Montag das erste Mal wieder seit Beginn der Corona-Pause auf den Platz dürfen. Alles per Ausnahmegenehmigung und mit strengen Auflagen, versteht sich. Aber es geht endlich wieder an den Ball. Eine Lösung für die beiden Profiklubs in Hamburg, damit sie sich halbwegs ordentlich auf die weiterhin von der DFL angestrebte Fortsetzung der Saison vorbereiten können, obgleich noch immer offen ist, ob das letztlich auch möglich ist. „Es wird nicht leicht sein“, so Trainer Dieter Hecking zu der bevorstehenden Trainingsphase, deren Steuerung ihn und sein Trainerteam vor ungekannte Probleme stellen wird, da man die Gestaltung und die Dosierung der Einheiten nicht auf einen bestimmten Tag genau ausrichten kann. Hecking via Vereins-Podcast; „Der Tag X ist nicht da. Es gibt kein klares Ziel, auf das wir hinarbeiten können“, so der HSV-Cheftrainer, der mit seinen Cotrainern Dirk Bremser und Tobias Schweinsteiger ebenso wie mit den Athletik- und Rehatrainern vor zwei Wochen schon einen etwaig angedachten Trainingsstart vorbereitet hatte. Pläne, die jetzt ab Montag endlich auch angewendet werden können.

Wie genau das aussehen wird, darf der HSV nicht kommunizieren. Das war eine Bedingung für die Sondergenehmigung. Die Einheiten dürfen natürlich nur unter kompletten Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden und sollen nach Möglichkeit auch ins Stadion gelegt werden, um Neugierigen so den Reiz zu nehmen, trotzdem zum Volkspark zu fahren. „Wir dürfen uns nicht über andere stellen“, verspricht Hecking die Einhaltung aller Auflagen. Dafür werden die Trainingsgruppen klein gehalten und auf eine strikte Trennung geachtet. Seit gestern wissen die Spieler, in welchen Gruppen sie arbeiten werden.

Training in kleinen Gruppen und mit Auflagen

Und vor allem auch, und wer sie trainiert. Denn das Trainerteam wird sich auf die gemischt zusammengestellten Trainingsgruppen aufteilen müssen. Zudem werden verschiedene Umkleidekabinen benutzt, um jeglichen Kontakt untereinander zu minimieren. Die Räumlichkeiten, in denen sich die Spieler aufhalten, sind so ausgerichtet, dass auch innerhalb der kleinen Gruppen der Kontakt minimiert bzw. die körperliche Distanz immer eingehalten werden kann. Zweikämpfe im Training oder Huckepack-Übungen wie beim FC St. Pauli (dafür gab es Ärger von der Behörde) wird es beim HSV definitiv nicht geben. Für Desinfektion zwischen den Einheiten muss der HSV zudem Sorge tragen.

Wirklich normal wird es also auch ab Montag nicht werden können. Hecking selbst betonte zudem, dass die Art des Trainings auch für ihn und sein Trainerteam viele Herausforderungen mit sich brächte. Die zeitlichen Unklarheiten würden keinen optimal gesteuerten Trainingsplan zulassen. „Die Belastung jetzt ist eine ganz andere als in den Vorbereitungen“, so Hecking, der zudem betonte, dass die letzten Wochen bei den Spielern vor allem darauf ausgelegt waren, den Fitnessstand zu erhalten. Per App wurden die Trainingsdaten der Spieler täglich an Athletiktrainer Daniel Müssig weitergeleitet. „Ich habe von ihm bislang nur positive Rückmeldungen“, so Hecking, der zuletzt per Videobotschaften zu seinen Spielern gesprochen hatte. Das war auch für mich was Neues“, so der Verfechter eher altmodischerer Kommunikationsformen, der morgen im Mannschaftstraining auch wieder auf Josha Vagnoman zurückgerufen kann. Jeremy Dudziak und Ewerton werden noch zwei Wochen weiter ausfallen, sollen dann einsteigen.

 

Mit Hilfe seiner Assistenten hat sich Hecking auch mit seinem Trainerteam abgestimmt. In täglichen Telefonaten wurde vor allem auf den Moment hingearbeitet, wo es wieder auf den Platz geht. An normales Trainings ist dennoch nicht zu denken. Im Gegenteil, so Hecking, „es wird jetzt eine ganz andere Belastung sein, da müssen wir alles immer in direkter Absprache mit unseren Experten und der medizinischen Abteilung koordinieren“. Ansonsten sei nach den nunmehr dreieinhalb Wochen ohne Mannschaftstraining auf dem Platz die Gefahr zu hoch, bei seinen Spielern Muskelverletzungen zu riskieren. „Fatal wäre es, wenn wir am Montag beginnen würden und am Sonnabend plötzlich schon gespielt werden sollte“, so Hecking lobend in Richtung DFL. „Die Maßnahme, zwei Wochen vor der letztlich festgelegten Fortsetzung der Saison Bescheid zu geben, gibt allen Klubs noch mal die Möglichkeit, sich auf den Punkt vorzubereiten.“

Hecking betont soziale Bedeutung desFußballs

Hecking, der in den letzten Wochen im Bezug auf die Coronakrise und die soziale Verantwortung aller immer wieder einen sehr reflektierten Eindruck machte, betonte auch jetzt noch einmal die Bedeutung des Fußballs. Er hoffe wie alle anderen auch, dass die Saison zu Ende gespielt und sportlich entschieden werden kann. Dass dies mit Geisterspielen passieren werde - für Hecking selbstverständlich. Einen  Grund zur Beschwerde gebe es aber angesichts der deutlich schlimmeren Schicksale in der deutschen Wirtschaft nicht. Vor allem ginge es auch im Fußball nicht um die Profis und die Titel, sondern um Arbeitsplätze: „Solange damit die gut 60.000 Arbeitsplätze in der Ersten und Zweiten Liga erhalten werden können“, sei der Fußball Wieder wertvoll, „diese Solidarität müssen wir jetzt leben - das ist vorrangig. Wir dürfen den Fußball nicht über alles stellen.“ Worte, die in der Form auch Sportvorstand Jonas Boldt zuletzt gewählt hatte und damit vor allem bei der Stadt ordentlich Punkte gutgemacht hatte, die die Stadtrivalen mit vorgezogenen Training ohne Ausnahmegenehmigung zuletzt verloren haben.

 

In diesem Sinne, soweit für heute in aller Kürze. Morgen werden wir versuchen, Euch den ersten Trainingstag nach der Corona-Zwangspause nachzuzeichnen. Vor Ort dabei sein dürfen und werden wir nicht. So viel soziale Verantwortung gehört sich einfach. Aber auch ich freue mich darüber, dass der Ball wieder rollt. Nach den Wochen in Quarantäne ist das eine gern genommene Abwechslung. Auch für mich hier im Blog.

Bis morgen! Dann natürlich auch wieder ab 7.30 Uhr mit dem MorningCall!

Scholle

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