Marcus Scholz

18. Februar 2020

Wenn man sich an der Zuschauerzahl der Trainingseinheiten beim HSV orientiert, ist nicht zu erkennen, dass am Wochenende e DAS Saisonspiel der Spiele im Volksparkstadion ansteht. Un d obgleich weder ich noch viele andere Es wird wohl auf Schwerstarbeit für die Polizei hinauslaufen, die schon beim HSV-Fanmarsch Richtung Millerntorstadion beim Hinspiel mit Hundertschaften im gefühlten G-20-Modus agierten. Denn nachdem die Ultras des FC St. Pauli einen Derby-Fanmarsch vom S-Bahnhof Eidelstedt mitten durch das HSV-Gebiet planen, haben nun auch die Anhänger des HSV ihre Route bekanntgegeben. Wie die Ultra-Gruppierung „Castaways“ bei Facebook bekanntgab, sollen sich die HSV-Fans am Derby-Morgen um 9.30 Uhr am S-Bahnhof Stellingen treffen, um von dort gemeinsam zum Volkspark zu marschieren. Zur gleichen Zeit wie sich die Fans des FC St. Pauli am nur rund einen Kilometer entfernten S-Bahnhof Eidelstedt versammeln. Wobei es bereits am Vorabend ein Stelldichein geben soll: Da treffen sich die HSV-Ultras ab 21 Uhr in den Lokalitäten rund um den Hans-Albers-Platz.

****UPDATE 20.32 Uhr:  Nun kommt es anders: Die Fans des FC St. Pauli  wollen jetzt doch vom Bahnhof Othmarschen aus zur Arena laufen. Das ist das Resultat einer Lagebesprechung von Polizei und Vertretern von HSV und St. Pauli.****

Ich kann nur hoffen, dass sich die Fans beider Lager aufs Bepöbeln im und rund ums Stadion beschränken und dass körperliche Übergriffe ausbleiben. Denn die gehören genau so wenig zum Stadtderby wie Pyros im Stadion, die ausgerechnet St. Paulis Präsident Oke Göttlich heute leichtfertig als Teil des Ganzen bezeichnete. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Derby gänzlich ohne alles auskommen wird. Dafür ist es zu emotional, das gehört dann auch zum Fußball dazu. Sollte es zu Strafen kommen, ja, dann müssen wir sie wahrscheinlich tragen, so ungern wir das tun“, sagte der St.-Pauli-Chef dem gegenüber NDR 90,3. Was er damit bezwecken wollte/will erschließt sich mir allerdings nicht. Ehrlich gesagt halte ich es auch für sehr unbedacht.

St.-Pauli-Boss Göttlich motiviert Pyromanen 

Ich für mein Seite freue mich auf ein stimmungsvolles, ausverkauftes Volksparkstadion und ein Spiel, in dem der HSV endlich wieder die Stadtmeisterschaft zurückgewinnen kann. Wer am Ende dafür verantwortlich sein wird, ließ Trainer Dieter Hecking heute noch offen. Denn Fakt ist, dass der HSV-Trainer nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jeremy Dudziak umbauen muss. „Ich weiß nicht, ob ihr da auf dem richtigen Weg seid“, entgegnete er uns heute, als wir ihn auf die Dudziak-Alternativen Aaron Hunt, David Kinsombi und Christoph Moritz ansprachen, die als Partner des weiterhin gesetzten Louis Schaub im zentralen Mittelfeld in Frage kommen. „Ich freue mich ja. Dass wir da Alternativen haben ist klar. Ich bin in meiner Meinung noch nicht so weit, dass der oder der spielt. Das muss bei mir wachsen. Es ist nicht so, dass es jetzt schon klar ist. Aber das ist dienstags sowieso nie so.“ Ob er sich vorstellen kann, dass Aaron Hunt und Schaub nebeneinander spielen? Hecking kurz: „Ja.“

Hecking weiß, dass er vor dem Derby den internen Konkurrenzkampf nicht mehr neu betonen muss. Das käme auch inflationär rüber, da er dieses Stilmittel vor dem Hannover-Spiel genutzt hat. Hecking betonte heute, die Woche nutzen zu wollen, um verschiedene gedankliche Optionen zu prüfen. Für das Spiel am Sonnabend käme es eh weniger auf die Person denn auf die Einstellung an: „Derby ist Derby. Da wird es nicht auf die Form ankommen. Das sind Spiele, die außerhalb des Ligaalltages anzusiedeln sind. Das sind Spiele, die du annehmen musst, wie wir es im Hinspiel nicht gemacht haben, in der ersten halben Stunde, wo Pauli sehr körperbetont, sehr aggressiv gespielt hat und wir im zentralen Mittelfeld unterlegen waren. Das müssen wir am Wochenende besser machen, wenn wir besser aussehen wollen.“

Hecking: „Wir müssen aggressiver spielen“ 

Mit Jung hat er da im defensiven Mittelfeld einen gesetzten Mann hinter dem Kreativen Louis Schaub. Wer noch dazukommt ließ Hecking heute noch offen. Ob das am Ende vielleicht doch Adrian Fein werden könnte? Zumindest stieg der Mittelfeldspieler heute mit maßgefertigter Maske trotz Jochbeinbruchs wieder ins Training ein. Zunächst noch individuell mit Rehatrainer Sebastian Cape sowie den anderen Verletzten Jan Gyamerah und Josha Vagnoman. Und sein Einsatz am Sonnabend gilt als ausgeschlossen. Allein Heckings Satz „Ich weiß nicht, ob ihr da auf dem richtigen Weg seid“ hat bei mir überhaupt diesen kurzen Gedanken aufkommen lassen. 

Wahrscheinlicher als Fein ist da sogar der Startelfeinsatz von Joel Pohjanpalo. „Ich bin froh über jeden Stürmer, der trifft. Und wir haben zwei, die treffen. Einer von den beiden wird am Wochenende sicher spielen, wenn er sich nicht verletzt.“ Offen ist dagegen, ob Jordan Beyer bis Sonnabend wieder gesund wird. Heute fehlte der Rechtsverteidiger mit Grippe und soll auch morgen noch nicht wieder trainieren können. Hecking: „Da müssen wir abwarten, ob’s besser wird.“

Apropos besser: Heute hatte ich eine sehr nette Unterhaltung mit einem alten Fußballkenner nach der Vormittagseinheit. Dazu zu sagen ist, dass er glühender Anhänger von Arminia Bielefeld ist und überzeugt ist, dass  Bielefeld den Aufstieg nicht mehr aus der Hand gibt, weil die Westfalen am konstantesten ihre Leistung abrufen. Und obgleich ich ihm gar nicht großartig widersprechen wollte, glaube ich weiter daran, dass der HSV am Ende ob seiner Kaderbreite einen Vorteil auch der Arminia gegenüber hat. Mein befreundeter Experte wollte das so nicht hinnehmen. Aber wenigstens erhielt ich in diesem Gedanken ich prominente Unterstützung seitens eines Ex-Profis, der beide Vereine nur zu gut kennt: Thomas von Heesen.

Von Heesen setzt alles auf HSV als Aufsteiger

„Entscheidend ist, dass die Hamburger mit Dieter Hecking und Jonas Boldt jetzt einen Trainer und Manager haben, die für die Spieler für etwas stehen“, sagte er der „Sport Bild“ und erklärte: „Dieter hat schon einiges an Erfolgen vorzuweisen, zum Beispiel den DFB-Pokal gewonnen (2015 mit Wolfsburg, d. Red.). Und er hat eine Menge Erfahrung als Profi-Trainer, wird nie unruhig, fährt eine klare Linie. Das spüren und schätzen die Spieler.“ Auch die Transfer-Politik habe in diesem Winter funktioniert, ist sich von Heesen sicher: „Dieter hat zusammen mit den Verantwortlichen Neuzugänge geholt, die den Unterschied ausmachen können. Der HSV tritt dominant auf, basierend auf der Spielstärke der einzelnen Spieler. Das hat mir in den letzten Jahren gefehlt.“

Ob dem am Ende wirklich so ist, werden wir am Sonnabend sehen. Bis dahin stehen noch drei Trainingseinheiten an, beginnend mit der morgigen um 10 Uhr am Volksparkstadion. Vorher werde ich mich aber wie gewohnt um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch melden. Zudem gibt es morgen die nächste Ausgabe unseres Community-Talks. His dahin wünsche ich Euch allen erst einmal einen schönen (Champions-League-)Abend!

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