Marcus Scholz

12. Dezember 2020

Einmal durchatmen, kurz über den Sieg freuen und dann weitermachen. Denn wirklich berauschend war dieses 2:1 in Darmstadt ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Insbesondere die erste Hälfte bot wieder Fußball, den man dachte, längst überwunden zu haben. Keine Ideen gegen tief stehende Gegner, behäbiges Spiel nach vorn und im Ergebnis nicht eine richtige Torchance in 45 Minuten. Dass es am Ende trotzdem zu einem 2:1-Sieg reichte, hatte einen Grund: Simon Terodde.

 

Denn der Top-Torjäger dieser Zweiten Liga traf erneut doppelt. 11 Saisontreffer hat Terodde, der per Nachschuss nach verschossenem Handelfmeter und in der 87. Minute nach einer abgefälschten Leibold-Hereingabe den 2:1-Sieg sicherte. Und der war zwischenzeitlich noch einmal in Gefahr geraten, nachdem die Darmstädter in Unterzahl ausgeglichen hatten.

Auffällig für mich heute war wieder einmal, dass es leicht ist, diesen HSV vor Probleme zu stellen. Es reicht noch immer, tief zu stehen und zu warten, bis Spieler wie Ambrosius hinten, Heyer und Gjasula im Zentrum oder auch Wintzheimer vorn an den Ball ´kommen. Allesamt haben so ihre Probleme mit der Handlungskette Ballannahme – schnelle Verarbeitung – Pass. Sie werden unter Druck gesetzt, und zack – Ballverlust HSV. Es fehlte zudem wie so oft jemand, der mit seinen Pässen Räume öffnen kann oder durch gewonnene Eins-gegen-Eins-Situationen Lücken schafft. Jeremy Dudziak, der hierfür vorgesehen war, tauchte leider komplett ab. Wenn ich mich nicht irre, war der als Spielgestalter aufgestellt Linksfuß in der 11. Minute überhaupt erst das erste  Mal am Ball…

Es bedurfte schon der Hereinnahme von Oldie und Routinier Aaron Hunt zur zweiten Halbzeit, damit überhaupt einmal durchdacht nach vorn gespielt wurde. Der ehemalige Kapitän forderte zumindest endlich Bälle und übernahm die bis dahin beim HSV vakante Verantwortung auf dem Platz. Hunt, ein Handelfmeter, der im Zustandekommen für die Darmstädter bitter war (Dursun wurde foulverdächtig geschoben, kam dann aber deutlich mit der Faust zuerst an den Ball), und natürlich Matchwinner Simon Terodde reichten am Ende in einem Spiel, das auf HSV-Seite sicher für Erleichterung und kurzzeitige Freude sorgt – das aber eben auch noch zu viele Probleme offenbarte. „Der erste Durchgang war recht ausgeglichen und es gab nicht viele Chancen. Wir sind in der zweiten Halbzeit besser geworden, haben uns den Sieg erarbeitet und uns am Ende mit drei wichtigen Zählern belohnt“, freute sich Terodde dementsprechend verhalten.

Dem Trainer indes wird dieser Sieg bis Dienstag endlich wieder etwas Ruhe geben. Denn angesichts der Tatsache, dass alle Konkurrenten oben in der Tabellenspitze (Bochum, Fürth, Kiel) gewannen, wäre eine Niederlage oder ein Remis heute deutlich zu wenig gewesen und hätte neuen Druck aufgebaut. Und so sinnlos das auch ist – es ist leider so. Gewinnst Du, ist erst einmal (fast) alles gut. Du hast zumindest Ruhe. Bei einer Niederlage wäre es sicher wieder – hier allerdings nicht - laut geworden. Das Schlusswort für heute kommt daher auch von HSV-Trainer Daniel Thioune: „Dieser Sieg war für uns sehr wichtig. Nicht nur für die Tabelle, sondern für den Kopf, das Herz und das Gefühl. Für uns war es ein Gefühl der Erleichterung, kurz vor Schluss den Siegtreffer zu erzielen und uns zu belohnen. Entscheidend war, den Ausgleich abzuschütteln, eine Reaktion zu zeigen und zurückzukommen, das war sehr gut und wichtig. Denn wir sind heute auf eine spielstarke Mannschaft getroffen, die enorm heimstark ist. Wir haben es trotzdem geschafft, uns viel Ballbesitz und auch Torabschlüsse zu erarbeiten und haben uns am Ende einfach mehr belohnt als letzte Woche gegen Hannover, als wir ebenfalls viele Chancen hatten, diese aber nicht nutzen konnten. Heute haben wir es auch mit den neuen Kräften nach dem Ausgleich erzwungen und hatten damit das glücklichere Ende auf unserer Seite, was aber auch absolut verdient war.“

 

In diesem Sinne, bis morgen. Dann mit der Taktikanalyse von Tobias Escher! Anbei zudem noch die Pressekonferenz nach dem Spiel!

Scholle

 

 

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