Marcus Scholz

5. September 2020

Einige offene Fragen sollten heute ihre Beantwortung finden. Zum Beispiel die Torwartfrage, Und die dürfte zumindest für Julian Pollersbeck nach den klaren Aussagen von Daniel Thioune („Die Entscheidung ist gefallen – gegen Pollersbeck!“) geklärt sein. Und während Pollersbeck zwar auf dem Spielberichtsbogen stand, standen lediglich Tom Mickel und  Daniel Heuer Fernandes auf dem Platz. Der frisch Degradierte postete stattdessen leicht provokante Bilder von sich in HSV-Montur via Instagram, die vermuten lassen, dass er mit der Entscheidung nicht zufrieden ist. Trainer Thioune sagte nach dem Spiel noch, dass er eine gewisse mentale Müdigkeit bei Pollersbeck ausgemacht habe. Aber: Fortsetzung folgt. Da bin ich mir ziemlich sicher. Leider.

Eine Fortsetzung der für mich erfreulichen Art fand auch die zuletzt gegen Feyenoord erfolgreich getestete Dreierkette, die defensiv zur Fünferkette wird. Zu Beginn der Partie mit Gideon Jung zwischen Stephan Ambrosius und dem heutigen Mannschaftskapitän Toni Leistner, während Khaled Narey über rechts und Tim Leibold wie gewohnt über links kamen. Im Mittelfeldzentrum spielten die drei Kreativen Aaron Hunt (auf der Sechs) sowie Sonny Kittel (tendenziell links) und Jeremy Dudziak (tendenziell über rechts kommend). Und das ging zu Beginn des Spiels gut aufging, da Hunt läuferisch, spielerisch und auch körperlich sehr präsent war. Zur Not auch mit einem taktischen Foul, wenn die Berliner zu schnell waren. Aber eben auch mit schlauem Ballbesitz und heute auch wieder Torgefahr.

Wintzheimer bestätgt seine Formstärke

Ebenfalls wieder einmal auffällig: Manuel Wintzheimer, der sich heute noch ein Stück weiter in Richtung Startelf spielte. Der junge Angreifer war es dann auch, der das 1:0 einleitete, indem er sich über rechts freispielte, den Ball querlegte und Herthas Maximilian Mittelstädt den Ball an den Arm schoss – Handelfmeter! Eine korrekte Entscheidung – und das 1:0 für den HSV, da Aaron Hunt sicher verwandelte (7.). Und auch beim Treffer zum 2:0 von Lukas Hinterseer hatte sich Wintzheimer schön im Raum zwischen Hertha-Defensive und Hertha-Mittelfeld freigestohlen. Den Rest machten Narey mit einer scharfen Flanke von rechts und Hinterseer im Stile eines Torjägers mit der Brust (34.).

 

Dazwischen hatte Hertha zwar viel vom Spiel, ohne dabei aber wirklich gefährlich zu werden. Im Gegenteil: Der HSV hatte immer weder gute Umschaltmomente nach vorn und zwang die Berliner zu Fehlern. Unter anderem hätte Herthas Rekik seinen Keeper Schwolow fast mit einem Rückpass bezwungen (33.). Dass der HSV am Ende mit einer 2:0-Führung in die Halbzeit ging war tatsächlich verdient. Taktisch war das sogar richtig gut.

Der HSV spielt taktisch stark - und trifft

Zumindest war jederzeit zu erkennen, was der HSV gerade spielen wollte. Und es ging in der zweiten Halbzeit, in der zunächst nur Tom Mickel für Daniel Heuer Fernandes kam, auch gut weiter. Der HSV wirkte griffig und attackierte zunächst noch früher als in der ersten Halbzeit. Die Spieler wussten, dass es hier und heute um die Stammplätze ging, das sah man. Selbst Sonny Kittel ging verlorenen Bällen bis zum Schluss nach und zog bei Zweikämpfen nicht zurück.

Einzig das Spiel hinten rum war mir zu Beginn der zweiten Halbzeit etwas zu riskant – auch wenn dadurch nichts Nennenswertes passierte. Dass der starke Cunha das 1:2 per Kopf (56.) hätte erzielen könne, es lag zumindest nicht daran. Auch nicht daran, dass der HSV in der 60. Minute dreimal wechselte und sein System erneut umstellte – diesmal auf 4-2-3-1 mit Narey als Rechtsverteidiger, Onana und Kinsombi auf der Doppel-Sechs und Wintzheimer als alleinige Spitze. Auffällig: Defensiv stand der HSV gut, dennoch ging der Ballbesitz mehr und mehr an die Berliner, denen in der 80. Minute ein Treffer von Matthew Leckie sehr zum Ärger von Hertha-Coach Bruno Labbadia aberkannt wurde

 

Wobei, Chancen hatte der HSV auch. Einen Kittel-Freistoß beispielsweise, den Hertha-Keeper Schwolow nur zur Ecke parieren konnte. Oder auch der starke Wintzheimer, der nach ebenso starker Flanke von Bakery Jatta den Ball per Direktabnahme nicht richtig traf (75.).  Einen Schreckmomente gab es dann auch noch, als Herthas Deyovalsio zuerst im Mittelkreis gegen Onana überhart einstieg und diesen am rechten Fuß traf, ehe er Jatta beim Kopfball den Ellenbogen ins Gesicht rammte. Das sah beide Male übel aus – und tat ganz offensichtlich auch beiden HSV-Profis weh.

Pollersbeck und Ewerton die Verlierer der Vorbereitung

Ansonsten aber kann man sagen, dass dieser letzte Test den zuletzt guten gegen Feyenoord bestätigte. „Der halbe HSV“, wie ich gestern schrieb, machte ein gutes Spiel, in dem Toni Leistner erwartungsgemäß ein paar Abstimmungsprobleme hatte, seine Sache aber ansonsten so gut machte, dass man darauf hoffen darf, in ihm den so oft zitierten „Säulenspieler“ für die Abwehr gefunden zu haben. Im Gegensatz zu Ewerton, dem Trainer Thioune heute noch einmal deutlich machte, wo er ihn sieht – nämlich ganz weit weg vom Team. Der Brasilianer wurde als einziger Spieler gar nicht eigesetzt. Nicht einmal, als Jatta in der Schlussminute raus musste und nur noch er auf der Bank saß.

Am Ende war nach Pollersbeck gestern heute nur Ewerton ein gefühlter Verlierer, während der Rest des HSV das Spiel verdient mit 2:0 gewann. Ein Spiel, das mich wirklich überzeugte. Das sah nach Fußball aus und es war immer zu erkennen, was der Trainer gerade von der Mannschaft sehen wollte. Taktisch war das für mich auf jeden Fall weit besser als in den letzten Jahren.  Bleibt nur zu hoffen, dass der HSV auch gegen deutlich passivere Mannschaften so diszipliniert agiert.

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

 

 

Anbei noch die Einschätzung von meinem Kollegen Joscha Daniel (hsv1887tv):

Der letzte Härtetest vor Pflichtspielstart fand im Rahmen des digitalen Volksparkfestes gegen Hertha BSC statt. Der HSV mit Neutrainer Daniel Thioune hat noch einige Fragezeichen zu klären. Wer wird Kapitän?, Wer die Nummer 1? Wie will man sich taktisch in der neuen Saison aufstellen?

Gleich zu Beginn des Spiels wurde klar, dass der Bundesligist seiner Favoritenrolle nicht gerecht wurde. Der HSV agierte von Anfang an selbstbewusster und griffiger. Mit Ambrosius, Leistner und Jung spielten drei nominelle Innenverteidiger die auf den außen von Leibold und Narey unterstützt wurden. Im Angriff spielten Hinterseer und Wintzheimer von Anfang an, wobei letzterer sich im Spiel etwas fallen ließ. Im Zentrum agierten zu Beginn des Spiels Dudziak, Hunt und Kittel.

 Bereits in der 7. Spielminute gingen die Hanseaten durch Aaron Hunt per Foulelfmeter in Führung. Der Berliner Mittelstädt war beim Klärungsversuch klar mit der Hand am Ball- folgerichtige Entscheidung.

Die Hertha wirkte zu passiv und klare Großchancen blieben bis auf eine von Cunha in der 12. Minute aus, welche stark von Heuer-Fernandes vereitelt wurde. Allgemein stimmte das Spielverständnis des HSV sehr gut. Die Mannschaft lieferte das was der Trainer von ihnen verlangte. Besonders Ambrosius und Wintzheimer stachen heraus. Ambrosius zeigte sich souverän im Zweikampf und eine starke Übersicht im Spielaufbau. Sein Nebenmann Toni Leistner gab sein Debüt und zeigte wofür er geholt wurde, ein Säulenspieler der neben den „jungen Wilden“ Ruhe und Souveränität ins Spiel des HSV bringt.

In der 34. Spielminute erhöhte Lukas Hinterseer nach starkem Spielzug und scharfer Narey- Hereingabe per Brust auf 2:0.

Auch in der zweiten Halbzeit, war der HSV das strukturiertere Team. Mickel ersetzte in den zweiten 45 Minuten Heuer-Fernandes im Tor, ansonsten änderte sich nicht viel. Daniel Thioune brachte in der Schlussphase noch Onana, Jatta, Kinsombi, Amaechi, Opoku, David, Wood, Fabisch und Hein. Alles in allem ein enttäuschender Auftritt der Hertha und eine vielversprechender des Hamburger SV. Nahezu alle Spieler überzeugten, lediglich Jung wirkte ab und an sehr ungestüm und unsicher und fiel mehr über Fouls auf als über spielerische Leistung auf.

Dieser Auftritt macht Mut und Hoffnung für den Saisonstart. Wie auch gegen Rotterdam ein souveräner Auftritt- Das macht Lust auf mehr!

 

In diesem Sinne- Nur der HSV!

Euer Joscha

 

 

 

 

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