Marcus Scholz

30. Juni 2018

Das Wochenende haben die Spieler frei. Fast alle zumindest. Denn mit Lewis Holtby nimmt auch ein Spieler an der BaSpo teil. Eine Fußball-Messe, auf der Trainer Christian Titz Vorträge gehalten hat. Zudem spielten Torhüter Behrens sowie die zuletzt hochgezogenen Pfeiffer, Drawz und Testspieler Andreas Ivan heute mit der U21 gegen Drittligist Eintracht Braunschweigs in Gifhorn (Endergebnis 1:1, Torschütze: Drawz). Am Montag will Titz dem kleinen Rumänen, der am Freitag fünf Treffer beim 18:0 in Büdelsdorf beisteuern konnte, Bescheid geben, ob er bleiben kann oder gehen muss. Der Rest der Mannschaft durfte und darf sich an diesem Wochenende ausruhen und WM-Achtelfinals gucken.

Auch Fiete Arp, der gestern in Büdelsdorf in den ersten 45 Minuten gleich vierfach traf. Und das auf ungewohnter Position als zentraler Mann hinter der Spitze, die wiederum in der ersten Hälfte Pierre-Michel Lasogga hieß. „Die beiden haben es sehr gut zusammen gemacht“, lobte Titz anschließend. Arp, der nach abgeschlossenem Abi und bestandenem Führerschein inzwischen auch seine erste eigene Wohnung bezogen hat, fand den Wechsel auf eine neue Position „lehrreich und gut“, wie er sagte. Insgesamt muss man festhalten, wirkt Arp sehr fokussiert. Im Training gibt er Vollgas, gestern im Test war er humorlos vor dem Tor. Er will voll angreifen – und das beim HSV, wie er dem Trainer mitgeteilt hatte. Dennoch ist noch immer nicht klar, ob das am Ende auch so kommen wird.

Denn Arp entscheidet nicht allein. Sein Berater Jürgen Milewski soll mit dem FC Bayern einen bereits fertigen Vertrag ausgehandelt haben, der Arp binnen vier Jahre beim FC Bayern im Gesamtpaket  rund 30 Millionen Euro verdienen lassen soll. So viel mehr Geld, als er beim HSV verdienen kann, dass man ihm den Wechsel gar nicht übel nehmen darf. Und das macht beim HSV auch niemand. Im Gegenteil. Titz und Co. haben Arp klar signalisiert, dass er weiterhin voll zum Team gehört.

Und das, obwohl der Wechsel kaum noch abzuwenden ist. Zu viel Geld und vor allem zu viele Mitverdiener machen es dem HSV schwer, Arp zu halten. Obgleich der gern in Hamburg spielen will. Einen Verkauf mit sofortiger Rückleihe soll Trainer Titz nicht wollen, da er so seinen eigenen langfristig gebundenen Spielern einen Platz im Team klauen würde. Und wenn Arp erst 2019 zum FC Bayern wechselt, das aber schon feststehen sollte, dürfte sich Titz ebenfalls Gedanken machen, ob er lieber einen vertraglich länger gebundenen Angreifer Spielpraxis gibt. Manuel Wintzheimer beispielsweise.

Und das ist auch vernünftig, was beim HSV ja nicht immer zutrifft. Da wird leider noch immer zu viel Politik gemacht, die nicht dem Wohle des HSV sondern einzelner dient. Und wenn man sich die abgelaufene Woche ansieht, wird deutlich, wie schnell der zuletzt so gefeierte Neuanfang an alten Problemen scheitern kann. Klaus Michael Kühne hatte mit seinen Interviews in der „SportBild“ und Sport1 den Anfang gemacht und Interims-Vorstandsboss Bernd Hoffmann scharf attackiert. Bislang blieben die Vorwürfe seitens Hoffmann unwidersprochen. Stattdessen sagte Hoffmann gegenüber NDR 90,3, dass es sehr wohl auch ohne die Hilfe des Milliardärs ginge und man sich mit diesem Gedanken anfreunden müsse.

Die Reaktion?

„Drei Jahre für Hoffmann?“ titeln meine geschätzten und stets gut informierten BILD-Kollegen heute. Im Text wird dann erklärt, dass der Aufsichtsrat im Winter den Vertrag mit Hoffmann um drei Jahre verlängern wolle, weil dieser mit Fachwissen, Elan und Kontakten überzeugt haben soll. Und auch ich würde alle drei Attribute so stehen lassen. Aber ich würde nicht eine Sekunde darüber nachdenken, mich so früh auf eine so langfristige Vertragsverlängerung festzulegen. Vor allem nicht nach gerade einmal fünf (!) Wochen im Amt. Aber: Diese Meldung kam aller Wahrscheinlichkeit eh nicht zufällig heute zustande, sondern wurde genau im Anschluss an die vielen harten Vorwürfe gegen Hoffmann lanciert und öffentlichkeitswirksam platziert. So stärkt man zumindest für heute den Vorstandsvorsitzenden, ohne auf die im Raum stehenden Vorwürfe eingehen zu müssen.  

Das Problem bei dieser Art ist, dass das Theater, das mit Kühnes enttäuschten und mich enttäuschenden Interview begann, weiter zu eskalieren droht. Denn Kühne wird nicht zurückrudern. Im Gegenteil: Inzwischen haben sich schon wieder einige Trittbrettfahrer aufgeschwungen, Hoffmann zu attackieren. Es droht ein Theater, das der HSV unbedingt wieder abstreifen muss, bevor man zum Auftakt gegen Kiel spielt. Ansonsten verpasst man dem auf vielen anderen Ebenen durchaus ernst zu nehmenden, forcierten Neuanfang – und dazu zähle ich Hoffmanns Strategie, sich von Kühne lösen zu wollen, absolut dazu - gleich einen Makel der Marke „Lernen die denn nie aus ihren Fehlern?“. Dann reden wir wieder mehr über Eitelkeiten und Machtkämpfe als über das eigentlich Wesentliche: Das Spiel auf dem Platz. Von daher, meine Bitte: Wehret den Anfängen!

Und wie schön das sein kann, zeigte gerade die französische National-Equipe beim 4:3-Sieg gegen Argentinien. Und wenn sich die K.o-Runde so entwickelt, wie dieses erste Achtelfinale, dann dürfen wir uns doch noch auf tolle und vor allem packende Spiele freuen...

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle 

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