Marcus Scholz

12. September 2020

Morgen noch eine Trainingseinheit, dann geht es endlich wieder los. Per Bus geht es nach Dresden, wo dann am Montag das erste Pflichtspiel bei Dynamo bevorsteht. Ein schwieriges Spiel gegen einen gerade erst in die Dritte Liga abgestiegenen Traditionsklub, der seinerseits große Ziele hat und sich dafür gern einen Motivationsschub via Pokalsensation mit in die eigene Saison nehmen will. „Wir wissen um die Schwere der Aufgabe“, betont Trainer Daniel Thioune seit Bekanntwerden der Auslosung immer wieder. Und er zeigt auch im Training mit seinen klaren, lautstarken Ansagen sehr deutlich, dass es ernster wird. Auch für die Spieler, deren Vorbereitung jetzt in Form von Nominierung und Nichtnominierung von Trainerseite abschließend beurteilt wird.

 

Immer wieder übte der Trainer das schnelle Umschalten in den Systemen, um so auch in Pflichtspielen jederzeit umstellen zu können. Für mich bislang die funktionalste Lösung: die Dreierkette. Zuletzt ließ Thioune gegen Hertha mit Gideon Jung im Zentrum sowie Neuzugang Toni Leistner und Stephan Ambrosius als Abräumer spielen. Dazu kamen Tim Leibold über links und Khaled Narey über rechts. Diese Rolle dürfte nach seiner Rückkehr in Dresden zunächst wieder Josha Vagnoman einnehmen. Aber wie von Leibold über links – ihm kommt die Dreierkette wahrscheinlich am allermeisten entgegen -  muss auch von dem U21-Nationalspieler langsam offensiv mehr kommen. Selbst Narey hatte hier zuletzt einen kleinen Vorsprung.

Stephan Ambrosius fehlt im Training

Den hat sich bekannterweise auch Ambrosius erarbeitet. Heute fehlte der Innenverteidiger wegen einer Einblutung im Sprunggelenk. Er soll aber morgen schon wieder dabei sein und auch am Montag in Dresden zum Kader gehören. Ebenso wie Sonny Kittel, der gestern pausierte - Belastungssteuerung der vorgeschädigten Knie. Wieder dabei ist indes Simon Terodde, der somit am Montag sein Pflichtspieldebüt feiern könnte und im Training andeutete, wie torgefährlich er ist. Denn wenn er vor dem Tor an den Ball kam – dann war der Ball auch drin.

Wobei das auch für Lukas Hinterseer galt, als er in der vergangenen Saison kam. Und der Torjäger ist auch noch immer da, traf zuletzt sogar im Testspiel gegen den Erstligisten Hertha BSC. Auch deshalb stellt sich hier für Thioune die Frage, welchen seiner relativ ähnlich spielenden Torjäger er aufstellt. Meine Meinung: Macht er es sich leicht, stellt er Hinterseer auf, da Terodde zuletzt lange pausiert hat. Ehrlich gesagt würde ich es auch so machen. Denn so kann Thioune nur gewinnen: So hat er einen topmotivierten Torjäger auf der Bank und einen auf dem Platz, der zeigen kann und muss, dass er sehr wohl bereit ist, die Konkurrenz nicht nur anzunehmen, sondern sie auch ausstechen will. Klappt das, hat Thioune einen guten Stürmer auf dem Platz und einen in der Hinterhand. Klappt es nicht, kann er zurecht behaupten, Hinterseer eine faire Chance gegeben zu haben.

 

Und ja, natürlich könnte er auch beide aufbieten – aber dieser Rechnung hat Manuel Wintzheimer mit seiner unbekümmerten, fleißigen Art in der Vorbereitung schon einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der spielerisch eher limitierte wie läuferisch allerdings außergewöhnlich fleißige junge Angreifer dürfte auch für das Pokalspiel gesetzt sein. Im Training zuletzt durfte er immer als hängende Spitze im vermeintlichen A-Team ran und wich dort nicht selten auf die Flügel aus. Er war so etwas wie der Mann zwischen der gegnerischen  Defensive und deren Mittelfeld. So ist er schwer zu greifen, weil er schwer zuzuteilen ist für die jeweiligen Gegner. Vor allem steht er nie still, sondern ist wie der einst ähnlich unorthodox spielende Ivica Olic dauerhaft unterwegs. Er ist, wie ich frühe so einen Gegenspieler nannte, ein Nervtöter. Für die Gegner natürlich.

Apropos nervig: Das sind viele andere Themen derzeit rund um den HSV. Bakery Jatta lasse ich an dieser Stelle sogar schon gänzlich aus. Ich bleibe bei meiner klaren Haltung, dass hier nur ein echter Beweis – also ganz ausdrücklich keine Vermutung und auch kein Indiz! – das hier ändert. Solange die niemals Ruhe gebende BILD hier keine neuen Beweise bringt, ist es hier auch kein Thema. Zumindest sollte es keines sein. Denn je mehr sich die Öffentlichkeit darüber echauffiert, wie hier mit Jatta seitens des Boulevards umgegangen wird, desto mehr fühlen sich dir dortigen Protagonisten noch bestätigt.

Der HSV hofft weiter auf Stadt als Geldgeber

Unbestätigt bleibt für den HSV leider der eingereichte Antrag auf Zulassung von 5000 Zuschauern im Eröffnungsspiel der Zweiten Liga am kommenden Freitag (18. September, 18.30 Uhr Volksparkstadion) gegen Fortuna Düsseldorf. Das machte  Innensenator Andy Grote bei der Präsentation der Elbphilharmonie als Ort der Auslosung für die EM 2024 klar. „Es ist keine gute Idee, wenn jeder für sich eine Entscheidung verkündet und an einem Bundesligawochenende in 18 Stadien 18 unterschiedliche Regeln gelten. Das ist auch nicht die Verabredung der Ministerpräsidentenkonferenz“, sagte der SPD-Politiker, „und an die fühlen wir uns gebunden. Wenn man etwas beschließt, muss man sich auch daran halten.“

Machen nur nicht alle. Siehe Dresden und das dazugehörige Ministerium Sachsens. Auch deshalb geraten die Bundesländer mit unverändert strikten Beschränkungen zunehmend unter Druck. Eine Woche vor dem Start der Fußball-Bundesliga diskutieren die Länder über bundeseinheitliche Richtlinien für die Fan-Rückkehr in die Stadien. Die Richtlinie, die die Arbeitsgemeinschaft der Chefinnen und Chefs der Staatskanzleien erarbeitet, sehe eine Auslastung der Stadien von 30 bis 40 Prozent vor, berichtet das ZDF heute.  Ebenfalls heute hat übrigens das „Handelsblatt“ berichtet, dass in dieser Woche Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) und die Staatskanzleien der Länder über ein gemeinsames Vorgehen beraten hätten. Der Plan sieht laut der Zeitung eine Auslastungsgrenze der Stadien von rund 20 bis 30 Prozent vor. Auch fixe Obergrenzen wie 8500 würden diskutiert. Unklar ist demnach, ob sich alle Länder an der Einigung beteiligen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuvor gesagt, dass ein Start der Fußball-Bundesliga mit Zuschauern angesichts steigender Infektionszahlen das „falsche Signal“ sei.

 

Wie von Grote eingangs berichtet, war bislang eine bundeseinheitliche Regelung bei der Fan-Rückkehr in die Stadien erst bis Ende Oktober angekündigt worden. Da die Schalte von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Ministerpräsidenten Ende August keine Einigung ergeben hatte, wurde eine Arbeitsgruppe zu der Frage eingesetzt. Der Druck, gemeinsam vorzugehen, war in den vergangenen Wochen jedoch aufgrund der unterschiedlichen Beschlüsse der lokalen Gesundheitsbehörden weiter gestiegen.

Keine Zuschauerzulassung im Volksparkstadion

So erhielt RB Leipzig die Freigabe der Stadt, am 20. September beim Bundesliga-Auftakt gegen den FSV Mainz 05 bis zu 8500 Zuschauer ins Stadion zu lassen. Hertha BSC plant mit rund 4000 Fans für das erste Heimspiel. Wie am Freitag bekannt wurde, dürfen bei den Spielen der Bundesliga und der 2. Bundesliga an den ersten sechs Spieltagen in Ausnahmefällen auch Stehplätze in den Stadien besetzt werden. Allerdings nicht beim HSV. Das gilt als sicher.

Aber wie so oft im Leben gibt es hier auch die andere, die gute Seite der Stadt. Denn die hat sich mit der Austragung der EM-Auslosung in der Elbphilharmonie zunächst selbst groß gefeiert. „Am 2. Dezember 2023 wird sich hier in diesem Saal entscheiden, wer in der Gruppenphase wann wo gegen wen spielt“, verkündete Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote stolz die Vergabe des sogenannten „Final Draw“ an die Hansestadt. Zuvor hatten DFB, UEFA und Stadt über die Vorbereitungen der EM beraten, bei der Hamburg 2024 einer von zehn deutschen Austragungsorten sein wird.

Und dafür wiederum muss noch eine ganze Menge am Stadion renoviert werden. 20 bis 30 Millionen Euro soll das kosten. Einen Teil der notwendigen Nachbesserungen übernimmt die Uefa – für den anderen Teil hofft der HSV auf die finanzielle Unterstützung der Stadt, die das zuletzt negativ beschieden hatte. Jetzt aber kommt wieder Wind in das Ganze. Auch, weil man sich einerseits nicht mit der EM brüsten kann, wenn man andererseits keinen passenden Austragungsort für die gefeierten Spiele liefern kann. Auch deshalb hoffen die HSV-Vorstände zurecht auf ein Einlenken der Stadt bei der Aufteilung der Kosten,

DFB-Pokal als Zusatzeinnahme? Es wird schwer!

Bis dahin aber gilt es natürlich, sportlich für Zusatzeinnahmen zu sorgen. Und das geht für den HSV nur über den DFB-Pokal. Dafür steht morgen noch eine Abschlusseinheit an, in der sich die Spieler noch ein letztes Mal in den Vordergrund spielen können. Anschließend spricht der Trainer – und ich melde mich natürlich am Abend mit den letzten Neuigkeiten bei Euch.

 

Bis dahin wünsche ich Euch allen einen schönen Sonnabend mit vielen spannenden Pokalspielen! Und ich kann alle diejenigen beruhigen, die mich zuletzt bei Testspielen gefragt haben, warum es keine Heim- und keine Auswärtscouch gab: Die wird es mit Beginn der Pflichtspiele selbstverständlich wieder geben. Unter dem Namen „Live-Couch“ melden wir uns am Montag aus unserem Studio wieder bei Euch und schauen mit Euch zusammen den Pokalkracher in Dresden!

Bis morgen!

Scholle

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