Simon Rösel

5. Oktober 2020

Was ist das schlimmste Ereignis in der Fußballsaison für das der HSV nicht selber etwas kann? Natürlich die Länderspielpause zu Saisonbeginn. Da geht die Liga gerade erst los und schon wird sie wieder für Länderspiele unterbrochen. Mich nervt diese Pause ungemein.

Denn die meisten Länderspiele, jenseits von großen Turnieren, sind mehr oder weniger unbedeutend. Stattdessen absolvieren die Nationalspieler eine englische Woche und haben zusätzliche Belastung. Trotzdem freue ich mich für mich Stephan Ambrosius und Manuel Wintzheimer, die beide für die deutsche U21 Nationalmannschaft nachnominiert wurden. Unter anderem, weil Josha Vagnoman und einige andere Spieler verletzt absagen mussten. Ich hoffe sie können dort etwas mitnehmen und sich so weiterentwickeln, dass nicht nur sie selbst, sondern auch der HSV davon profitiert. Die meisten HSV-Spieler haben jetzt allerdings zwei Wochen Spielpause, die sich durch das ausgefallene Spiel vom Wochenende zu insgesamt drei Wochen addieren.

Guter Umgang mit Corona-Fällen

Und wenn es passiert, ist es doch eine Überraschung. Obwohl wir alle auf solche Meldungen eingestellt sind. Trotzdem: Die Frage war eher, wann wieder ein Spiel wegen Corona-Fällen abgesagt werden würde. Und die Zeichen deuten darauf hin, dass es in Zukunft noch mehr werden. Die Gesellschaft befindet sich in einem merkwürdigen Zwischenzustand. Hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis nach mehr Lockerungen und den jetzt wieder steigenden Fallzahlen. In den nächsten Monaten stehen Entscheidungen an von denen ich froh bin, dass ich sie nicht treffen muss.

Bei allen Privilegien, die der Fußball sich auch in Deutschland gesellschaftlich herausnimmt, bin ich trotzdem froh, dass dabei nicht so eine Farce herauskommt wie gestern beim Spitzenspiel der Serie A. Dort hat die örtliche Gesundheitsbehörde dem SSC Neapel wegen Infektionen in der Mannschaft verboten, zum Spitzenspiel nach Turin zu reisen. Die Liga hat das Spiel trotzdem angesetzt. Dadurch wartete Juventus im Stadion zum Schein auf einen Gegner, von dem sie wussten, dass sich seine Spieler in Quarantäne befanden – bis das Spiel eine Dreiviertelstunde nach dem geplanten Anpfiff offiziell abgesagt wurde. Das Zusammenspiel zwischen DFL und den deutschen Gesundheitsämtern funktioniert dagegen deutlich kooperativer.

Aus sportlicher Sicht ist der Spielausfall insofern bedauerlich, da die Partie gegen Aue für mich ein wichtiger Test für die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Mannschaft vom HSV gewesen wäre. Die Spielweisen von Düsseldorf und Paderborn haben dem HSV gelegen. Und deren Ergebnisse vom Wochenende waren auch nicht so berauschend (Düsseldorf hat 1:2 gegen Kiel verloren, Paderborn in Heidenheim 0:0 gespielt), dass wir uns auf die Siege etwas Besonderes einbilden dürften. Aue sehe ich als viel unangenehmeren Gegner, der die bisherige Entwicklung unter Thioune deutlich härter geprüft hätte.

Doch auf diese Prüfung müssen wir jetzt warten. Mindestens bis zum 21. Oktober wie der Kicker schreibt. Aufgrund der Länderspielpause verschiebt sich hier alles ein bisschen. Auf Twitter gab der FC Erzgebirge Aue zudem bekannt, dass die Nachtests der beiden Spieler negativ ausgefallen sind.

Ulreichs Trainingsdebüt

Statt zu spielen, hat der HSV gestern um 10 Uhr trainiert. Mit auf dem Platz stand auch der Mann, um den sich seit Freitag fast alle HSV-Gespräche drehen: Sven Ulreich. Auch hier im Blog wurde die Personalie kontrovers diskutiert, vor allem im Bezug auf das finanzielle Gesamtpaket. Es kursieren im Wesentlichen zwei Zahlen. Zum einen 500.000€ Gehalt und ca. 700.000€ Ablöse wie die Mopo es meldet. Zum anderen eine Ablöse von 2 Mio. € und wiederum ein Gehalt von 500.000€ wie es zuerst von der BILD verbreitet wurde. Mehrheitlich liest man inzwischen die Zahlen der Mopo. Das würde bedeuten, dass der FC Bayern Ulreich einen Großteil seines noch bis 2021 gültigen Vertrags als Abfindung auszahlt. Welches Gehalt bei Ulreich allerdings ab 2021 im HSV-Vertrag steht, ist im Moment noch nicht bekannt. Vor allem, wenn der HSV tatsächlich aufsteigen sollte.

Unter meinem Text vom Freitag wurde ich dafür kritisiert, dass ich zu oft „im Falle eines Aufstiegs“ schreiben würde, wenn es um die Gehälter der Neuverpflichtungen geht. Dazu möchte ich sagen, dass das vor allem an der Vertragsgestaltung der jeweiligen Spieler liegt. Deshalb muss ich es regelmäßig dazu zu sagen. Diese Erfolgsprämien, die es vermutlich gibt, sind sowohl dafür wichtig, um die Gehaltsobergrenze von 600.000€ einzuhalten. Die neuen Spitzengehälter liegen unter 600.000€ und können im Erfolgs-, also im Aufstiegsfall darüber hinauswachsen. Vor allem können sie aber leistungsfördernd wirken. Denn während Bobby Wood auch ohne gute Leistung sein Millionengehalt kassiert, müssen ein Terodde und ein Ulreich es sich durch gute Leistungen verdienen. Von dem Geld kann Ulreich sich dann vielleicht auch ein neues paar Fußballschuhe kaufen. Auf das spontane Training gestern morgen war er nämlich nicht vorbereitet und seine Schuhe standen noch in München.

Mehr über Sven Ulreich wird es übrigens am Mittwoch zu lesen geben. Da porträtiere ich unseren neuen Torwart ausführlich.

Transferdeadline

Heute morgen hielt Jonas Boldt sich in Bezug auf mögliche Transfers bedeckt. Er sagte, dass der HSV bereit sei zu reagieren, aber keinen Druck hätten, noch unbedingt etwas zu machen. Und bisher ist es dabei geblieben, dass es keine Neuigkeiten auf Zugangsseite zu vermelden gibt. Dafür, dass es dabei bleibt, spricht die Meldung, dass Gideon Jung diese Saison beim HSV bleibt. Ein Transfer von ihm hätte sowohl das Gehaltsbudget um ca. 1 Mio. Euro entlastet und außerdem noch eine Ablöse gebracht. Nun wird Jung wohl als Ergänzungsspieler für die Doppelsechs und die Innenverteidigung im Kader bleiben. Anders dagegen Ewerton. Letzte Saison kam er noch als Abwehrchef für 2 Mio. aus Nürnberg. Doch von ihm bleiben leider nur die Szenen wie er in der ersten Halbzeit diverser Spiele verletzt vom Platz humpelt und beim 1:5 gegen Sandhausen noch überforderter wirkte als der Rest der Mannschaft. So konnte er nie die Fähigkeiten zeigen, mit denen er vor zwei Jahren noch mit Nürnberg aufgestiegen ist. Es zieht ihn zurück ins Frankenland, genauer gesagt zu den Würzburger Kickers. Abgesehen von dieser vorzeitig beendeten Geschichte, sieht es also nach einem ruhigen letzten Transfertag aus. Doch in gut zehn Wochen öffnet schon das nächste Transferfenster. Dann könnte die sportliche Leitung schon bald wieder nachjustieren.

 

Das intensivere Training gestern sollte laut Verein die ausgefallene Belastung aus dem Spiel simulieren. Daher stand für heute wie auch vorher geplant eine Regenerationseinheit auf dem Programm und der morgige Dienstag ist trainingsfrei.

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