Ewerton

Der Deadline Day des HSV im Check

Die Würfel sind gefallen. Zumindest was die Zugänge von anderen Vereinen betrifft, können deutsche Klubs jetzt nicht mehr zuschlagen. Oder, um es an einem trüben Herbsttag mit Rilke zu sagen: Wer jetzt keinen Kader hat, baut sich keinen mehr. Somit natürlich auch nicht der HSV. Verkäufe sind dagegen in bestimmte Ligen auch über den heutigen Tag hinaus noch möglich. 

Pause nervt

Was ist das schlimmste Ereignis in der Fußballsaison für das der HSV nicht selber etwas kann? Natürlich die Länderspielpause zu Saisonbeginn. Da geht die Liga gerade erst los und schon wird sie wieder für Länderspiele unterbrochen. Mich nervt diese Pause ungemein.

Das Feintuning beginnt

Das Thema Finanzen wird den HSV ganz sicher noch viele Jahre im Griff behalten. Und die Corona-Pandemie hat dieses Thema zusätzlich erschwert. Heute äußerte sich Finanzvorstand Frank Wettstein zu dem Thema: „Im nun abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnen wir im Vergleich zu 2018/19 einen Rückgang um etwa 30 Millionen Euro. Aufgrund der fünf Geisterspiele, weiterer Verschiebungen auf der Erlösseite bis hin zu dem Ausfall von Konzerten in unserem Stadion haben wir das Jahr mit einem Fehlbetrag abgeschlossen. Ohne Corona-Pandemie hätten wir ein ausgeglichenes Jahresergebnis erzielen können.“

Das Herzstück des HSV braucht mehr Spezialisten

Als der HSV vor Beginn der abgelaufenen Saison Sonny Kittel als Zugang präsentierte, war ich ähnlich begeistert, wie ich es dieses Jahr über eine Verpflichtung von Heidenheims defensiven Mittelfeldspieler Niklas Dorsch gewesen wäre. Ich hatte die Hoffnung, dass sich der HSV tatsächlich auf der Position des zentralen Mittelfeldspielers offensiv neu aufstellt – und das mit einem herausragend veranlagten Fußballer wie dem jungen Kicker, der aus Ingolstadt zum HSV wechselte. Dass es am Ende anders kam wissen wir. Aner Daniel Thioune deutete schon an, dass er Kittel woanders als außen einplane. Die die Gefahr, dass es dennoch auch in der bevorstehenden Saison so kommt, besteht. Klar. Aber es gibt sie eben schon – die anderslautende Ansage von Neu-Trainer Daniel Thioune.

Die HSV-Abwehr ist die größte Baustelle

Der HSV sucht weiter. Sponsoren, Stadionnamenspartner und selbstverständlich Spieler. Spieler, die man verkaufen kann, um die eigenen Kassen so aufzufüllen, dass man die Schwachstellen entsprechend personell verstärken kann. Und hierbei kommt die Abwehr ins Spiel. Nicht die Innenverteidigung. Die machte und macht nur Sorgen. Aber die Außenverteidiger. Denn hier steckt das größte finanzielle Potenzial für den HSV. Aber bevor ich zum Verkaufen komme, will ich erst einmal aufarbeiten, warum ich die Abwehr (inklusive Keeper) als die Achillesferse der abgelaufenen Saison sehe:

„Charaktertest“: HSV-Trainer Hecking schwört seine Mannschaft ein

Interessiert es mich noch wirklich, was der HSV wie trainiert? Ist das jetzt noch wichtig? Nein, behaupte ich. Denn dieser Sonntag erklärt alles von selbst. Ein Blick auf die Tabelle reicht. Mal wieder ist klar, dass der HSV seine Aufgabe selbst lösen muss, ehe er auf irgendwas von außen hoffen darf. „Wir müssen unser Ding machen, wir können uns nicht auf die anderen verlassen“, sagte HSV-Trainer Dieter Hecking, ehe er hinzufügte: „Wenn wir es am Ende schaffen“, und das sehe ich genauso wie er, „dann haben wir es verdient. Wenn wir es nicht schaffen, haben wir auch das verdient.“ Zumal er Heidenheim nach einer starken Saison auch entsprechend Respekt zollen wolle.

Dieser HSV hat Zukunft

Ich hatte Jonas Boldt gerade danach gefragt, ob es neben den üblichen verdächtigen noch Überraschungen geben könnte am Transfer-D-Day, als hinter uns Xavier Amaechi von Boldts Sportchef Michael Mutzel vom Platz geholt wurde. Der junge Engländer hatte bis hierhin mit den Reservisten von gestern Spiel-Ersatztraining absolviert. Und nachdem Boldt erst nicht viel sagen wollte, kam er jetzt nicht mehr wirklich drumherum. „Ich persönlich bin da ja eher bei Julian Nagelsmann und glaube, dass es manchmal besser ist, sich durchzubeißen“, so der Sportvorstand des HSV, ehe er andeutete, dass der bislang sportlich enttäuschende Youngster vor einem Wechsel auf Leihbasis nach England stünde. Es gäbe dort noch einen großen Markt für ihn, so Boldt, der keine zwei Stunden später schlauer war: denn Amaechi wechselt nun doch nicht. Nicht auf Boldts Wunsch hin - sondern, weil das Angebot (dem Vernehmen nach ein Klub aus Englands Zweiter Liga)  einfach nicht passte.

Jetzt geht's noch um Abgänge

Spät, aber vielleicht noch nicht zu spät, haben sich die HSV-Verantwortlichen noch einmal ihrer schwierigen Personalien angenommen. Kyriakos Papadopoulos soll - ob mit oder ohne neuen Verein - mit goldenem Handschlag seinen Vertrag auflösen, scheitert aber bislang bei der Suche nach einem neuen Klub. In Schanghai blitzte der Grieche ab, in Russland soll es Interessenten geben. Soll es. Bekannt bzw. offiziell ist noch nichts. Und auch bei Bobby Wood, dem zweiten Spieler mit Millionenvertrag und ohne Einsatzchancen, ist es kaum anders. Der US-Amerikaner hatte am vergangenen Wochenende noch einmal einen Termin bei Sportvorstand Jonas Boldt, der ihm erneut deutlich machte, dass sich auch nach der Wintervorbereitung seine Einsatzchancen nicht verbessert hätten. Im Gegenteil: Durch den Transfer von Joel Pohjanpalo, der bis Saisonende von Bayer Leverkusen ausgeliehen wurde, haben sich die Chancen auf Spielminuten sogar noch einmal verschlechtert. Problem bei Wood: Auch hier gibt es noch keinen Abnehmer.

Pollersbeck fällt sechs Wochen aus - Ewerton auch wieder?

Dieter Hecking war nicht nach Gesprächen zumute. „Nein“, so die kurze Antwort auf die Frage eines Kollegen, ob wir kurz über die gerade bekannt gewordene Verletzung von Julian Pollersbeck sprechen könnten. Verständlich. Denn gerade nach dem ganzen Theater um einen möglichen  Wechsel des Keepers im Winter und der Mut machenden Aussage Heckings an unter anderem auch Pollersbeck, dass alle drei Keeper jetzt die Chance hätten, auf sich aufmerksam zu machen, passt die Verletzung so gar nicht rein. Vier bis sechs Wochen Pause müssen bei Pollersbeck eingeplant werden, nachdem sich seine gestern zugezogene Verletzung als Bänderriss im Sprunggelenk entpuppte. Pollersbecks Kommentar? „Scheiße.“ Was auch sonst…

Zeit für einen Befreiungsschlag

Im Abschlusstraining hat Trainer Dieter Hecking in den letzten Wochen und Monaten eher selten die Startelf gezeigt. Vielmehr versuchte er immer, den Gegner zumindest nicht zu früh wissen zu lassen, wie er beginnen lassen würde. Und so ist es auch diesmal. Heute im Abschlusstraining hat der HSV-Coach zunächst mit Ewerton neben Letschert in der Innenverteidigung und parallel dazu vorn Kittel statt Hunt im Zentrum (Harnik auf Außen, Hinterseer im Sturmzentrum) spielen lassen.

Premiere für Ewerton? Heckings Bauch wird entscheiden

Dieter Hecking wird noch überlegen müssen. Und dafür hat er noch bios Sonntagmorgen Zeit, denn dann muss sie stehen, seine Startelf für das Auswärtsspiel beim  SV Sandhausen. Und dass er heute auf der Pressekonferenz nichts zu seiner Startelf verraten wollte - Usus. Das ist immer so. Und in diesem Fall glaube ich sogar, dass der Trainer tatsächlich noch nicht hundertprozentig weiß, welche Elf er bringt. Und das zieht sich von vorn bis hinten - oder andersrum. Von der Innenverteidigung bis in die Sturmspitze - wobei hier eigentlich nur genau diese zwei Personalien wirklich spannend sind.

Wie erzwungene Maßnahmen den HSV auch besser machen

Es war nur eine Trainingseinheit. Ganz klar. Da ist maximal eine Tendenz zu erkennen. Wirklich eindeutige Rückschlüsse auf bevorstehende Spiele bzw. die Leistungen in diesen Spielen geben die Einheiten maximal in größerer Summe. Und selbst da hat man sich gerade beim HSV in den letzten Jahren sehr oft getäuscht. Dennoch behaupte ich heute das erste Mal seit langer Zeit wieder, dass ich etwas erkannt zu haben glaube. Neben dem durch viele Rückkehrer zweifellos neu befeuerten Konkurrenzkampf agierte Ewerton heute beispielsweise auffällig motiviert. Er war sich für keinen Weg zu schade, war am Ball sicher und in den Zweikämpfen sehr robust sowie bei Kopfbällen (gab es kaum) unschlagbar. Aber vor allem war zu erkennen, dass funktionierte, was sich Trainer Hecking ausgedacht hatte, als er zunächst auf verkürztem Feld auf sechs kleine und später auf noch einmal verengtem Spielfeld auf zwei große Tore spielen ließ: Es gab Zweikämpfe en masse und die Spieler waren durchgehend in Bewegung. „Sehr gut, Männer“, waren dann auch die drei Schlussworte von Trainer Dieter Hecking, dem die sehr Kräfte raubende, intensive Einheit sichtlich gefallen hatte.

Heckings Auswahl wird wieder größer

Dieter Hecking wollte das Thema nicht. Ganz eindeutig. In aller Deutlichkeit lehnte er am Tag nach dem 1:2 in Osnabrück jede Frage nach möglichen Neuzugängen im Winter ab. Und anstatt über mögliche neue Spieler zu sprechen, wurden die anwesenden, enttäuschenden Spieler geschützt. Bobby Wood zum Beispiel, wie ich Euch ja gestern schon im Blog beschrieben hatte. Zurecht. Dennoch darf das eine das andere nicht ausschließen, denn am Ende steht über allen Einzelschicksalen doch noch der Erfolg des HSV.

Wer darf neben van Drongelen gegen Bielefeld verteidigen?

Zwei Tage war Papadopoulos schon Thema. Hier und in allen anderen Medien. Was doch eigentlich nicht wahr sein kann... Oder? Doch, kann es! Der Grieche ist sogar heute indirekt Thema. Zumindest ist es seine Position, denn die ist beim HSV weiter hart umkämpft. Und während heute die erste große Frage beim Training – kann Aaron Hunt gegen Bielefeld am Montag spielen? -  schnell durch dessen Abwesenheit beim Training mit „nein“ beantwortet war, wurde im Anschluss daran weiter der Partner vom immer stärker werdenden Rick van Drongelen gesucht. Der Niederländer, der sich seit Saisonbeginn zusehends steigert, gilt inzwischen in der Innenverteidigung als gesetzt. Und da Ewerton für das Bielefeld-Spiel nach Aussage Heckings noch nicht so weit ist, streiten sich nunmehr drei Verteidiger um eine Position.

Ein 2:2, das Gewinner hervorbringt

Nach einem sehr unterhaltsamen Spiel an der Hamburger Straße waren alle zufrieden. Die Braunschweiger, die sich als Drittligist nicht nur teuer verkauft hatten, sondern sogar bis zur 89. Minute mit 2:1 geführt hatten. Und auch der HSV war nicht unzufrieden: „Man muss immer kritisch sein, aber man darf nicht vergessen, unter welchen Voraussetzungen man gespielt hat. Der Test war insgesamt richtig gut für uns.

Schon jetzt ein Gewinn

Ich hatte ihn immer wieder beim HSV als Kandidaten genannt. Über die letzten zehn Jahre sicher vier- bis fünfmal. Immer wieder stieß ich dabei (damals noch zu Matz-ab-Zeiten) auf viel Widerstand in der Blog-Community. Harnik wollten die wenigsten Kommentierenden damals. Weshalb das so war? Das konnte mir nie jemand schlüssig erklären. Und ganz ehrlich: Heute fühle ich mich in meiner damaligen Einschätzung zu 100 Prozent bestätigt. Denn Martin Harnik ist auf dem Platz wie auch neben dem Platz für den HSV eine absolute Verstärkung.

Wo Übetreibung sogar hilfreich wird

Das 2:0 gegen Greuther Fürth hat Spaß gemacht. Also nicht nur den Spielern offenkundig, sondern auch mir auf der Tribüne. Und das aus drei Gründen. Zum einen, weil der HSV eine spielerische Dominanz an den Tag gelegt hat, die letztlich auch belohnt wurde. Zum anderen, weil sich der HSV im Gegensatz zur vorigen Saison auch in den Phasen unbeirrt zeigte, wo so ein Spiel wie aus dem Nichts hätte kippen können. Und drittens, weil man einfach merkt, dass hier ALLE an einem Strang ziehen. Trotz erkennbarer Übertreibungen.

Hunt fällt aus, Sakai freigestellt, Vagnoman erhält Nachwuchspreis

Kein Interview ohne Appell des Trainers. Heute auch wieder. Beim HSV würde nach dem Pokalsieg im Elfmeterschießen beim Chemnitzer FC nur von Duselsieg geschrieben, während bei anderen Favoriten, die sich ebenso schwer getan hätten, Torhüter oder Torschützen zu Helden gemacht werden. Diese negative Art sei es, die man in Hamburg verändern müsse, so Hecking heute in der Presserunde am Tag nach dem DFB-Pokalspiel in Chemnitz, das der HSV mit 8:7 nach Elfmeterschießen gewinnen konnte. „Wir haben die Chemnitzer sehr gut bespielt“, fand Hecking lobende Worte für seine Mannschaft, die erstmals in dieser Saison auf Kapitän Aaron Hunt verzichten musste. Und voraussichtlich auch weiter auf ihn verzichten muss.

Bobby Wood und die zweite Chance

Sie versuchen wirklich alles beim HSV, um Bobby Wood (26) wieder hinzubekommen. Dieter Hecking führte am Donnerstag nach der Einheit noch minutenlang ein Einzelgespräch mit ihm - übrigens nicht das erste Mal - auch während der Torschussübung beim Freitagstraining wurde Wood von verschiedenen Personen immer wieder Mut zugesprochen. Die Hoffnung ist groß auf seinen zweiten Durchbruch in Hamburg, der dann aber auch länger halten soll.

Hecking sieht Ewerton als Schlüsselspieler

Einfach hier bleiben ist nicht. Zumindest nicht für diese beiden. Gemeint sind David Kinsombi, der mit Muskelfaserriss zwei bis drei Wochen  och ausfallen wird. Und natürlich Neuzugang Ewerton, der seit gestern seinen Vertrag beim HSV bis 2021 (zzgl. ein Jahr auf Option) unterschrieben hat und aktuell noch mit Leistenproblemen ausfällt. Unmittelbar vor dem Trainingslager zweifellos ein sehr ungünstiger Moment.

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