Marcus Scholz

20. August 2019

„Die letzten fünf Minuten hätten wir uns tatsächlich sparen können“, raunzte Trainer Dieter Hecking nach dem Training, während er die drei Stufen vom Trainingsplatz zu unserer kleinen Journalistenrunde nahm. „Das sah leider gar nicht gut aus“, so der Trainer über den Trainingsunfall unmittelbar vor dem Ende der Einheit. Christoph Moritz, der gegen Bochum eingewechselt worden war und sportlich auf einem sehr guten Weg zu sein schien, hatte per Fallrückzieher einen gegnerischen Angriff klären wollen und war dabei so unglücklich aufgekommen (siehe Foto von Udo Magsig) , dass er sich an der Schulter verletzte und rausgenommen werden musste. Erster (böser) Verdacht: Schlüsselbeinbruch. „Lass uns über sowas nicht spekulieren“, so Hecking auf die Frage, was genau mit Moritz sei. Die Ärzte würden ihn jetzt erst einmal eingehend untersuchen und man würde es dann schon erfahren. Und das haben sie inzwischen am Abend nachgeholt: Die Schlüsselbeinverletzung wurde bestätigt.

HSV bestätigt Schlüsselbeinverletzung: Gute Besserung, Christoph!

„Christoph ist immer eine Option gewesen, ist gut drauf gewesen. Das ist sehr schade“, so Hecking nach der Einheit heute, die insgesamt sehr physisch war. Auf verkürztem Feld wurde Elf gegen Elf  gespielt, was zwangsläufig zu vielen Zweikämpfen und Toraktionen führte. Eine davon war dann die, die Moritz per Fallrückzieher zu klären versuchte. Allerdings: Moritz war am heutigen Tag nicht die einzige schlechte Nachricht war. Auch Dauerpatient Ewerton, der sich unmittelbar vor seinem Comeback im Training vor zwei Wochen wieder verletzt hatte, wird noch weitere Wochen ausfallen. „Da hatten wir noch Glück im Unglück“, so die etwas überraschende Interpretation des „Halbvoll“-Trainers Hecking, der erklärend anfügte: „Ein Syndesmosebandriss bedeutet gefühlt immer gleich vier Monate Pause. So ein Teilanriss ist dagegen deutlich schneller verheilt.“ Und genau so einen Teilanriss des Syndesomosebandes (Knöchel) bestätigte jetzt eine MRT-Untersuchung.

Wann genau der Brasilianer wieder dabei sein kann? Offen. Eine genaue Prognose wollte dazu vom HSV niemand abgeben. Fakt ist aber, dass nach Zugang Timo Letschert mit Ewerton der zweite Innenverteidiger ausfällt, der gerade gegen einen Gegner wie den Karlsruher SC von besonderer Wichtigkeit sein könnte. Denn die Karlsruher spielen ebenso einfachen wie effektiven Fußball. „Wir stehen defensiv stabil, haben ein gutes Umschaltspiel“, sagt KSC-Sportchef Oliver Kreuzer den Kollegen der BILD, „unsere Standards sind zudem gefährlich. Viele unserer Spieler sind über 1,85 Meter. Wir spielen einfachen Fußball.“ Und den wiederum extrem effektiv.

Am Sonntag trifft der kopfballschwache HSV auf die KSC-Hünen

Sechs Punkte aus drei Ligaspielen sprechen deutlich für den Aufsteiger. Dabei vier Tore nach Standards - ein Topwert in der Zweiten Liga. Und HSV-Trainer Hecking ist gewarnt: „An der Athletik von Karlsruhe können wir nichts ändern. Die werden so mit ihren großen Spielern kommen. Das ist sogar ein Stilmittel von ihnen, vorne diese Wucht ausnutzen zu wollen.“ Soll heißen, viele lange Bälle hoch in den Strafraum? Hecking: „Die gehen auf Standards - und wir müssen clever sein im Zweikampfverhalten, Standards vermeiden ist ein großes Ziel. Und dann so spielen, dass der Gegner sich mehr mit dir beschäftigen muss, als du dich mit ihm.“

Zudem erwarte er von seinen Spielern, dass sie antizipieren und sich mit anderen Mitteln gegen die körperlich überlegenen Gastgeber aus Karlsruhe, so Hecking. „Du musst clever sein, das hat nichts mit Körpergröße zu tun. Du musst viele richtige Entscheidungen treffen. Der Sechser  muss ein cleveres Positionsspiel haben. Du musst ja auch nicht in jedes Kopfballduell reingehen bei langen Bällen, kannst dich clever stellen und abwägen, welches Duell du gewinnen kannst und welches nicht.“ Nette Anekdote des trotz aller heutiger Nachrichten gut gelaunten Trainers am Rand: Hecking, früher Stürmer, erzählte heute, er selbst habe auch mal ein Spiel Innenverteidiger gespielt. Für Leipzig gegen Nürnbergs Sergio Zarate. Ergebnis: Zarate traf für den FCN.

Rückt Kyriakos Papadopoulos gegen Karlsruhe wieder ins A-Team?

Um derartige Erfolge am Sonntag für die KSC-Hünen zu vermeiden, setzte Hecking heute im Training im vermeintlichen A-Team auf Kopfballspieler Kyriakos Papadopoulos neben Rick van Drongelen in der Innenverteidigung. Ein Wink für die Aufstellung am Sonntag? Immerhin hat der HSV auch durch die Ausfälle von Letschert und Ewerton hinten bis auf Papadopoulos kaum Kopfballstärke. „Gideon und Rick haben das schon sehr gut gemacht“, hatte Hecking nach dem Bochum-Spiel gelobt und van Drongelen eine extrem gute Entwicklung attestiert, um zu fordern: „Allerdings hat er auch er noch Verbesserungspotenzial. Gerade im Kopfballspiel hat er ebenso wie Gideon sicher noch Luft nach oben.“ Und da es gegen einen auf lange, hohe Bälle setzenden Gegner wie den KSC ohne ausreichend Kopfballstärke schwierig werden kann, wäre Papadopoulos aus meiner Sicht eine logische Wahl.

Ebenso wären Typen wie ein Tatsuya Ito in Bestform eine gute Waffe, den langen Verteidigern Knoten in die Beine zu spielen. Der 1,65 Meter kurze Japaner aber steht unmittelbar vor einem Wechsel und soll in den nächsten Stunden seinen Vertrag beim belgischen Erstligisten VV St. Truiden unterschreiben. Beim HSV hatte ihn Trainer Dieter Hecking schon vor der Vorbereitung ebenso aussortiert und zur U21 geschickt wie Vasilije Janjicic. Letztgenannter befindet sich allerdings noch immer auf Vereinsssuche und soll sich verschiedene Angebote ob seiner Gehaltsvorstellungen verbaut haben. Auf der anderen Seite dürfte sich Dieter Hecking durch die nächsten längeren Ausfälle in seinen Bestrebungen, noch mal auf dem Transfermarkt tätig zu werden, bestärkt sehen. Er selbst hatte erst am Sonnabend betont, dass man auf zwei oder drei Positionen noch Nachbesserungsbedarf habe und zusehen müsse, hier zu handeln, sofern man eine Sofortverstärkung finden würde.

Typen wie Gyamerah, Kittel und Co. machen den HSV stärker

Und wer in diesem Blog zum Thema Bakery Jatta noch etwas erwartet hatte, den muss ich zumindest in Teilen enttäuschen. Stattdessen freue ich mich, Euch heute Jan Gyamerah im „Rautenperle Talk“ ein wenig näherbringend zu können. Ein richtig sympathischer Typ mit sportlich großem Potenzial. Er ist für mich der Typ Spieler, die der HSV braucht, um seine Ziele zu erreichen. Soll heißen: Mit der Qualität zum Erstligaprofi ausgestattet - aber eben auch noch auf dem Weg dorthin. Und das bestätigt er in unserem Gespräch mit seinen Aussagen über sich und seine Kollegen immer wieder. Man habe nicht nur menschlich eine richtig gute Stimmung im Team, sondern auch die richtige sportliche Einstellung zur Aufgabe. 

 

Denn, und das sehe ich als den größten Unterschied zur Vorsaison, gerade so Typen wie Gyamerah, Kinsombi, Kittel und Co. sehen die Zweite Liga als ebenso schwierige wie machbare Aufgabe an, die sie meistern können, wenn sie 100 Prozent geben. In der Vorsaison setzte der HSV eher auf Spieler, die die Zweite Liga eher als Betriebsunfall gesehen und sich selbst als „eigentlich zu gut“ für eben diese Liga erachtet haben. Eine fatale Fehleinschätzung…

Apropos fatal, dann doch noch ein Wort - oder besser: ein DFB-Prospekt, der alles aussagt, was man derzeit über die zögerliche Art des DFB im Zusammenhang mit der Causa Bakery Jatta sagen muss. Aber lest selbst:

Auszug aus einem Prospekt des DFB

 

In diesem Sinne, bis morgen. Da melde ich mich wie immer um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch. Trainieret wird zudem um 10 und um 15.30 Uhr am Volksparkstadion. Öffentlich.

Bis dahin! Scholle

 

Auch Bernd Hoffmann hatte heute nicht viel Grund zur Freude über die Nachrichten aus Frankfurt:

 

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