Marcus Scholz

11. August 2020

Hendrik Weydandt, Manuel Schäffler, Elias Kachunga, Simon Terodde, Moussa Konaté, und Julius Biada. Dazu gesellt sich seit heute auch Karlsruhes Philipp Hofmann und ab morgen die nächsten 15 Angreifer, die interessant sein könnten. Beim HSV werden derzeit viele Namen von neuen Angreifern gehandelt. Und jedes Mal werde ich gefragt, ob da was dran ist, wenn das Gerücht aufpoppt. Was ja auch okay ist, denn es ist ja auch irgendwie mein Job, sowas zu wissen oder zumindest recherchieren zu können. „Es war klar, dass Vereine kommen werden“, sagte Hofmann dazu den „Badischen Neusten Nachrichten“, stellte aber klar: „Ich bin noch Spieler des KSC, und so lange gebe ich hier auch Gas. Was außerhalb passiert, kann ich nicht beeinflussen.“ Ob der HSV grundsätzlich in Frage käme, wollte Hofmann offen lassen. „Natürlich sind auch Vereine dabei, die für mich interessant sind“, erklärte er. „Erst einmal muss aber ich mich entscheiden. Ich will natürlich die Option haben, die für mich am besten passt. Am Ende müssten sich auch die Vereine einigen.“

Das Problem hierbei aber ist, dass der HSV selbst abgesehen von den Spielern, die sie selbst ausschließen, noch gar nicht weiß, wer für sie wirklich realistisch ist.  Denn der HSV kann sich nicht mehr alles aussuchen. Der HSV kann schlichtweg nicht mehr die Konkurrenz ausstechen. Im Fall Hofmann wären das der FSV Mainz, der SC Freiburg und laut Transfermarkt.de auch die Blackburn Rovers. Allesamt finanziell potenter als der HSV, der weiter darauf wartet, Spieler abzugeben, um so Gelder für Neue freizubekommen.

Womit uns ebenso wie dem HSV eigentlich nur bleibt, das Beuteschema zu skizzieren und alle Spieler zusammenzutragen, die in Frage kommen. Sportlich könnten das tatsächlich alle bisher genannten sen. Auch Hofmann ist mit seinen 1,95 Meter Körpergröße ein robuster, kopfballstarker, schussstarker und ballsicherer Stürmer. 17 Treffer hat der 27-Jährge in der abgelaufenen Saison für den Karlsruher SC erzielt.  Das heißt, er hat knapp 38 Prozent aller KSC-Treffer erzielt. Rechnet man seine sechs Vorlagen noch dazu, war er sogar an mehr als der Hälfte aller Treffer beteiligt. Eine Topquote! Aber aktuell hat Hofmann einen Vertrag bis 2021 und einen Marktwert von 1,5 Millionen Euro. Das sind so ziemlich genau 1,5 Millionen Euro mehr, als sich der HSV aktuell erlauben kann. Leider.

Kandidaten mit Topquoten - wo bleibt die Idee?

Obwohl: Warum leider? Eigentlich ist die finanzielle Zwangslage doch eine gute Basis, um zu beweisen, dass man hier wirklich mal „schneller und findiger“ sein kann, als die Konkurrenz. In den letzten Jahren blieben nämlich Transfers von Spielern, die nicht mit einer Topquote oder einer entsprechenden Erfahrung ausgestattet waren aus. Zwangsrückkehrer wie Wood und Wintzheimer nehme ich hier mal aus. Ansonsten gab es keine überraschenden Transfers. Und wenn, dann waren es Transfers, die wie bei David Bates und bis zuletzt Xavier Amaechi (wenn man einen 2,5-Mo-Spieler da noch mit reinrechnen darf) ebenso überraschend wie erfolglos waren. Soll heißen: Wann findet der HSV endlich mal ein echtes Juwel? Mir fehlen Spieler, die für die U23 hochgezogen oder geholt werden, bei denen man hoffen darf, dass sie schnell zu den Profis aufschließen. Auch hier gab es in den letzten Jahren nahezu keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen. der HSV muss hier findiger werden.

 

Dabei hat der HSV jetzt eine Situation, die Mut verlangt. Kein Geld und wichtige Baustellen. Soll heißen, auf der einen Seite müssen Sportdirektor Michael Mutzel und Sportvorstand Jonas Boldt den Markt der Erst- und Zweitligisten europaweit abdecken und her nach ablösefreien oder zumindest günstigen Spielern suchen, die ins Profil passen. Andererseits aber muss aber auch der Dritt- und Viertligamarkt sowie der obere U19-Bereich abgedeckt werden. Hier muss der HSV jetzt ansetzen – im Scouting. Und dazu zählen die oben genannten Spieler allesamt eher nicht. Denn die hätten selbst wir hier zusammenbekommen.

Ok, Onana könnte ein Beispiel für die Spielertypen werden, die der HSV jedes Jahr finden muss. Betonung liegt auf „jedes Jahr“. Also hochtalentierte Jugendliche, die den Sprung schaffen wollen und können. Ihnen muss der HSV über Spielpraxis eine Entwicklungsperspektive eröffnen, die deutlich macht, dass ihre Einsatzzeiten hier größer sind als anderswo. Wie in der Evolution immer wieder gefordert, muss sich der HSV von seinen Schwächen lösen und die Stärken betonen – und ausbauen. In diesem Fall bedeutet eine geringere Leistungsdichte durch erfahrene Spieler, dass die Chance für Talente von unten steigt.

HSV hat die Chance zum Aufbruch noch nicht genutzt

Und Onana beispielsweise hat schon mal Spaß gemacht. Dessen erster Auftritt gegen Rostock war sehr ordentlich, aber eben auch noch nicht aussagekräftig. Wissen, ob er wirklich so funktioniert, wie es die Verantwortlichen beim HSV erwarten, damit er dem HSV helfen kann - das werden wir es erst im Laufe der Rückrunde. Und auch tatsächlich nicht früher, wie zuletzt das Beispiel Adrian Fein bewiesen hat. Und auch an dieser Stelle sei noch einmal betont wie in meinen Blog von gestern: Weder Onana noch Opoku, Ambrosius, David, Hein oder sonstige Talente müssen irgendwas – sie dürfen aber gern. Und wenn am Ende zwei oder drei Nachwuchsspieler den Sprung schaffen sollten, wäre die Quote top. Endlich mal die eigene wohlgemerkt…

Dass es bislang noch nicht gelungen ist, hier eine Art der Aufbruchsstimmung zu generieren, ist fast ein Versäumnis. Immer wieder Ü-30-Spieler als Kandidaten zu handeln oder andere fertige Spieler, das macht es nicht leichter. Mit Horst Hrubesch hat man schon einen sehr schlauen Schachzug gemacht – und ich hoffe sehr, dass die HSV-Führung diese Personalie als Startschuss dafür nutzt, neben tollen Talenten auch potenten Geldgebern aufzuzeigen, dass man hier wirklich einen neuen, ehrlichen Weg gehen will. Einen Weg der weit entfernt ist von der Geldverschwendung vergangener Tage. Ansonsten bleibt tatsächlich nichts als warten.  Warten darauf, dass man sich an den Resten des Transfermarktes bedienen darf.

 

In diesem Sinne, bis morgen! Da melde ich mich um 7.30 Uhr mit dem MorningCall sowie am Nachmittag zusammen mit Kevin mit dem Community Talk. Bis dahin Euch allen einen schönen Abend!

Scholle

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