Marcus Scholz

17. September 2020

Das Transferkarussell dreht sich noch einmal für den HSV, der sich noch einmal verstärkt hat. Zumindest ist das die Hoffnung bei der Verpflichtung von Moritz Heyer. Der 25 Jahre alte Innenverteidiger kommt vom Ligarivalen VfL Osnabrück Heyer unterschreibt bis 2023 an der Elbe. „Moritz ist ein athletisch starker Defensivspieler, der auf mehreren Positionen eingesetzt werden kann. Die Tatsache, dass er schon in Osnabrück mit Daniel Thioune zusammengearbeitet hat, wird seine Integration in das Team erleichtern“, erklärte HSV-Sportdirektor Michael Mutzel, während Heyer erklärt: „Es ist ein sehr schönes Gefühl, jetzt hier zu sein. Der Verein genießt ein sehr hohes Ansehen. Dazu kenne ich den Trainer, von dem ich eine sehr hohe Meinung habe, sehr gut. Jetzt gilt es, möglichst schnell auch die Mannschaft kennenzulernen“, sagte Neuzugang Heyer, der die Rückennummer drei erhält.

Da Heyer in Osnabrück noch bis Sommer 2021 unter Vertrag steht, ist eine Ablöse fällig. Die soll dem Vernehmen nach rund 600 000 Euro betragen. Angesichts der rund 500.000 Euro Ablöse, die man für Julian Pollersbeck von Olympique Lyon kassiert, sollte diese Summe kein Problem sein. Von den  23,5 Millionen Euro, die die Stadt Hamburg dem HSV für das Grundstück im Volkspark zahlt, ganz zu schweigen. Wobei diese Summe mehrheitlich in die Renovierung des Volksparkstadions gesteckt werden soll. Aber gut – wäre nicht das erste Mal, dass man zukünftige Einnahmen in aktuelle Kosten steckt. Und eines ist klar: Helfen kann Heyer, der in der abgelaufenen Saison zweifellos zu den auffälligeren Innenverteidigern zählte und über dessen Verpflichtung ich mich aus rein sportlicher Sicht freue, allemal.

Heyer trainierte schon mit den neuen Kollegen

Wobei er schon allein angesichts der angespannten Personallage eine große Soforthilfe sein kann. Ob Heyer schon für das Spiel am Freitag zur Verfügung steht? Angesichts der Ausfallliste scheint ein Debüt bereits am Freitag im ersten Saisonspiel gegen Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf alles andere als unmöglich. Stephan Ambrosius ist noch nicht restlos fit, der vom 1. FC Köln geholte Toni Leistner darf nicht mitspielen, weil er bei seiner Attacke auf einen pöbelnden Zuschauer die Hygienevorschriften verletzt hatte und zudem „eine Sperre im Raum“ stehe, wie Thioune betonte. Der Trainer nannte Leistner trotz des Ausrutschers übrigens heute „einen tadellosen Sportsmann“ und wollte erst nach dem späten Abschlusstraining (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), bei dem Heyer schon mitwirkte, entscheiden, ob es mit seinem Wunschspieler schon gegen Düsseldorf passen kann.

Dass es Umstellungen gegenüber dem Montagsspiel in Dresden geben würde, hätte wahrscheinlich jeder geahnt. Und auch der HSV-Coach, der morgen im Volksparkstadion sein Heimdebüt in einem Pflichtspiel feiert, kündigte das heute noch einmal recht deutlich an, als ich ihn nach Amadou Onana fragte. Ich wollte wissen, ob sich der junge Belgier mit seinem ebenso couragierten wie kurzen Auftritt in Dresden für mehr Einsatzzeit zu empfehlen wusste – oder ob der Trainer wie viele seiner Vorgänger bei dem gerade erst 19-Jährigen wieder den Joker „wir müssen ihn behutsam aufbauen“ zieht, um arrivierte Spieler trotz schwacher Leistungen durchzudrücken. Antwort: Onana hat gute Chancen zu spielen. Eine Schonzeit sei bei dem Youngster seitens Thioune zumindest nicht eingeplant.

 

Und das ist auch gut so. Wenn es denn auch so kommt. Wobei Thioune heute auch noch einmal betonte, dass Onana, der schon in der Vorbereitung positiv aufgefallen war, zuletzt auch an Knieproblemen litt, die er jetzt offenbar auskuriert habe. Zeit also, den Faktor Entwicklung beim HSV nicht mehr nur zu proklamieren, sondern ihn auch mit Taten zu untermauern. Wobei Thioune hier gar kein Risiko hat. Im Gegenteil: Er gibt nur einem starken jungen Spieler den Vorzug vor zuletzt enttäuschenden „Säulenspielern“, die man sich aus dem illustren Kreis Leistner/Hunt/Gjasula/Dudziak frei wählen kann. Alle vier haben in Dresden nicht im Ansatz das gebracht, was man von ihnen erwarten durfte. Onana nach seiner Einwechslung dagegen sehr wohl. Völlig unabhängig von seinem Tor brachte Onana Frische ins Spiel, die belohnt gehört, wie ich finde. Und zwar in Form von mehr Einsatzzeit du  vertrauen. Auch dann, wenn mal nicht alles klappt.

Mein Kicker-Kollege Sebastian Wolff hat heute die Achse aus den erfahrenen Spielern Leistner/Gjasula/Hunt und Hinterseer sogar schon früh komplett zerlegt. „Die Achse als Bruchstelle“ titelte er – und trifft das Momentum damit ganz gut. Vor allem Aaron Hunt steht dabei zum wiederholzten Male in der Position, Erwartungen maximal enttäuscht zu haben. Nach seinen guten Testspielleistungen verschleppte er gegen Dresden wieder das Tempo, verlor einfache Bälle und war in den Zweikämpfen immer einen Schritt zu langsam. Nicht schwächer als Gjasula, der seine spielerische Kompetenz beim DFB-Pokal-Aus deutlich überschätzte -  aber eben richtig schwach.

Gegen Düsseldorf muss sich der HSV steigern

Wie schon in der Vorbereitung wird es für Thioune wieder darum gehen, die Basis abzufordern. Soll heißen: Eine strukturierte, kompromisslose defensive. Nach Leistners Ausfall wird hier ein neuer Fixpunkt gesucht. Heyer kann das werden – kann es aber noch nicht sofort sein. Und auch beim Torwart behaupte ich, dass man diese Art der Führung nicht erwarten kann, solange man nicht die endgültigen Nummer eins auserkoren hat. Und dass die eher nicht Daniel heuer Fernandes besetzen wird, der morgen gegen Düsseldorf beginnen  wird, macht die Sache nicht leichter. Wenn der HSV also anfällig ist, dann in Sachen Tempo generell und defensiv im Speziellen – was auch dem Gegner nicht entgangen sein wird..

Wie in den letzten Jahren werde ich versuchen, Euch im letzten Blog vor dem Spiel immer auch die letzten Neuigkeiten vom Gegner zu präsentieren. In diesem Fall also von Fortuna Düsseldorf, wo man noch nicht ganz sicher ist, wo genau man steht. Der Umbrich im Kader (16 Spieler sind gegangen) war groß. Dennoch hat man dem HSV zumindest im Tor etwas voraus, denn die Nummer eins ist bei der Fortuna längst gekürt. Zudem wurde die Generalprobe im Pokal erfolgreich bewältigt. Als Top-Favorit startet Bundesligaabsteiger Fortuna Düsseldorf beim HSV dennoch nicht in die Zweitligasaison. Zumindest nach eigener Aussage nicht.

„Wir werden beim großen Favoriten Hamburg spielen und haben unsere Hausaufgaben in der turbulenten Vorbereitung gemacht - so gut es ging“, sagte Fortunas Cheftrainer Uwe Rösler vor seiner Premiere in der 2. Liga. In seiner stark veränderten Mannschaft sieht der 51 Jahre alte Coach der Düsseldorfer noch ein paar Baustellen - vor allem in der Defensive. „Wir wissen ja noch nicht, wer noch kommt, und wer vielleicht noch geht“, sagte Rösler. „Aber wir müssen von Beginn an dranbleiben. Je länger die Saison läuft, desto besser werden wir sicher“, meinte der Coach. „Wir fahren mit guter Energie nach Hamburg und wollen dort punkten.“

 

Nach der gelungenen Generalprobe im DFB-Pokal beim 1:0 beim Drittligisten FC Ingolstadt hat Fortunas Chefcoach eine der wichtigsten Personalien geklärt. Wie schon in der abgelaufenen Bundesligasaison bleibt Florian Kastenmeier die Nummer eins im Tor vor Ex-HSV-Profi Raphael Wolf, der nach großem Verletzungspech wieder zur Verfügung steht. Rösler betonte, dass seine Entscheidung nicht in Zement gegossen sei: „Das ist ein permanenter Konkurrenzkampf.“ Ein wichtiger Grund für die Entscheidung pro Kastenmeier war die Spielpraxis, Wolf hat seit zwei Jahren kein Pflichtspiel bestritten.

Sein Debüt in Hamburg wird der ausgeliehene Neuzugang Kevin Danso (FC Augsburg) feiern. Der Innenverteidiger, der an diesem Samstag 22 Jahre alt wird, soll Abwehrchef Kaan Ayhan ersetzen und stand in diesem Sommer auch beim HSV hoch im Kurs. „Wir sind uns sicher, dass er eine ganz wichtige Rolle in unserer Abwehrzentrale spielen kann. Kevin bringt alles mit, was ein moderner Innenverteidiger braucht“, sagte Sportvorstand Uwe Klein. Beim Pokal in Ingolstadt hatte Danso noch verletzungsbedingt gefehlt.

Düsseldorf-Trainer Rösler nennt HSV "Topfavorit"

Auch im Angriff läuft es noch nicht ganz rund. Torjäger Rouwen Hennings ist gesetzt, zumal Emmanuel Iyoha, Dawid Kownacki und wohl auch Nana Ampomah noch nicht zur Verfügung stehen oder noch nicht erste Wahl sind. Inwieweit der wechselwillige Kenan Karaman zukünftig eine Rolle spielt, bleibt offen. Klein betonte immer wieder, dass Karaman ein extrem wichtiger Spieler für Fortuna sei. Im Kader für das HSV-Spiel steht der türkische Nationalspieler aber nicht. Rösler möchte, dass sein Stürmer den Kopf frei bekommt und dann am Samstag wieder ins Training einsteigt. Möglicherweise setzt der Trainer in Hamburg auch auf den erst 19 Jahre alten Kelvin Ofori, der zuletzt einen guten Eindruck hinterlassen hat.

So oder so tritt Rösler beim HSV ein schweres Erbe an: Der letzte Fortuna-Sieg an der Elbe liegt mehr als 25 Jahre zurück. Und es können hier gern noch ein paar Jahre dazukommen, wenn es nach mir geht. Wobei, apropos, so würde ich aufstellen: Heuer-Fernandes – Vagnoman Heyer, Gjasula, Leibold – Narey, Onana, Dudziak, Kittel – Wintzheimer, Terodde. Oder wie würdet Ihr spielen lassen?

 

In diesem Sinne, bis morgen! Da melde ich mich um 7.30 Uhr wieder mit dem MorningCall und im Anschluss an das Spiel vor jetzt doch erst einmal nur 1000 Zuschauern natürlich auch wieder mit dem Blitzfazit bei Euch. Bis dahin wünsche ich Euch allen noch einen schönen Abend, einen schönen ersten Teil des morgigen Freitags und natürlich uns allen am Abend den wichtigen ersten Pflichtspielsieg der neuen Saison.

Scholle

 

 

 

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