Marcus Scholz

19. April 2018

Das sind doch mal gute Nachrichten. Auf den ersten Blick auf jeden Fall. Zuerst kommt die Nachricht, dass der HSV mit Salim Khelifi von Eintracht Braunschweig einen neuen Angreifer ablösefrei zur neuen Saison verpflichtet hat, dann verkündet der HSV-Vorstand, dass die DFL dem HSV die Lizenz für erste wie für die zweite Bundesliga ohne Bedingungen und Auflagen erteilt habe. Genau genommen heißt es in der Pressemitteilung:

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat dem HSV am heutigen Donnerstag die Spielberechtigung für die Saison 2018/19 erteilt. Der HSV erhält die Lizenz für die Bundesliga und für die 2. Bundesliga ohne Bedingungen und ohne Auflagen. „Wir haben beide Ligen-Szenarien inhaltlich professionell vorbereitet und freuen uns über den Erhalt der Lizenzen“, sagt HSV-Vorstand Frank Wettstein.

Der Aufsichtsrat der HSV Fußball AG nahm die Botschaft aus Frankfurt ebenfalls zufrieden auf. „Das ist eine erfreuliche Nachricht“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Hoffmann. „Unser Finanzbereich hat unter der Leitung von Frank Wettstein sehr gute Arbeit geleistet und damit die Grundlage für die kommende Spielzeit geschaffen.“

So weit so gut. Was davon allerdings nicht betroffen ist, sind die vom HSV beim Einreichen seiner Lizenzunterlagen prognostizierten Verkäufe und Einsparungen. 15 Millionen Euro sollzen es durch Spielerverkäufe und/oder Gehaltseinsparungen werden. Im Falle eines Abstieges sogar noch mehr. Summen, die schwer zu garantieren sind. Insofern gehen alle davon aus, dass der HSV erneut auf einen oder mehrere Bürgen zurückgreifen konnte. Klaus Michael Kühne läge hier nahe – ist es aber nicht. Sagte Wettstein heute meinen Kollegen von „Sky“. Neben anderen Bürgen wie Banken und Privatleute bliebe zudem die Möglichkeit, dass der HSV bereits einen oder mehrere Spieler zur neuen Saison verkauft hat und dies nur noch nicht bekannt ist. Wie genau das alles zustande gekommen ist, wollte allerdings niemand sagen.

Das wiederum tat Chefscout Johannes Spors heute zum vermeintlich zweiten (nach dem Schotten David Bates) Zugang für die kommende Saison: Salim Khelifi. Spors „Wir beschäftigen uns grundsätzlich mit Spielern, die auslaufende Verträge haben. Da ist er einer von vielen interessanten Spielern, bei denen es aber nichts zu verkünden gibt.“ Damit haben sich heute gleich mal zwei Männer hervorgetan, die beide gern auch die Gesichter des Neuanfanges werden wollen: Wettstein und Spors. Wettstein wurde dabei von seinem Quasi-Chef, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Bernd Hoffmann, ausdrücklich gelobt. Und Spors übernahm mal kurz die Aufgabe des Sportchefs, indem er sich zu neuen Spielern äußerte.

Apropos: So ganz neu ist Khelifi nicht. Schon vor zwei Jahren stand Khelifi beim HSV auf dem Zettel, wurde aber vom damaligen Sportchef Peter Knäbel abgelehnt. Knäbel befand den Außenstürmer im Frühjahr 2016 allerdings noch für „zu leicht, um in der Bundesliga durchzustarten“. Jetzt scheint der HSV nicht erst seit Bates tatsächlich die Planungen mit Schwerpunkt Zweite Liga voranzutreiben - und in eben dieser hat Khelifi bislang gespielt. Diese Saison mit zwei Treffern in 19 Einsätzen. Ein überschaubarer Wert, vorsichtig formuliert. Allerdings gilt Khelifi auch eher als Vorbereiter denn Vollstrecker. Der 25 Jahre alte Schweizer spielt seit 2014 für die Niedersachsen und absolvierte bislang 79 Ligaspiele (elf Tore, zwölf Assists).

Um endlich selbst mehr Tore zu erzielen, werden im HSV-Training seit Wochen Spielzüge und offensives Pressing einstudiert. Titz setzt dabei auf ständige Wiederholungen. Heute auch wieder in dem nicht öffentlichen Training, das ich Euch hier in einem verkürzten Video einstelle. Im Überzahlspiel, im freien Spiel – immer wieder unterbrach Titz, wenn es ihm zu langsam wurde oder der entscheidende Pass nicht gespielt wurde. Zumal er auch heute wieder umbauen musste, da der Vertreter von dem gelbgesperrten Douglas Santos heute verletzungsbedingt fehlte: Josha Vagnoman. Der Youngster, der unmittelbar vor seiner Bundesligapremiere stand, musste heute mit Knieproblemen aussetzen. Ob er morgen wieder mittrainieren und dann am Sonnabend gegen Freiburg dabei sein kann ist offen. Für ihn rückte heute Dennis Diekmeier in die A-Elf. Und der quasi aussortierte Rechtsverteidiger machte seine Sache gut. Die heutige A-Elf entsprach der gestrigen, mit Diekmeier für Vagoman:

Pollersbeck – Diekmeier, Papadopoulos, Jung, Sakai – Steinmann – Kostic, Holtby, Waldschmidt, Ito – Hunt.

Wobei noch immer offen ist, ob letztlich Steinmann oder der wieder genesene erfahrenere Albin Ekdal beginnt. Geht man nach den Trainingseinheiten und den Aufstellungen, scheint Steinmann noch die Nase vorn zu haben. Zudem lobte ihn Titz heute noch mal explizit. Allerdings verfügt Ekdal über mehr Erfahrung und könnte mit eben dieser Erfahren in der alles entscheidenden Phase – am Wochenende könnte sogar schon der Abstieg besiegelt werden – helfen. So, wie es der gegnerische Trainer Christian Streich bei seinen Freiburgern machen will: „Ich glaube, dass es das Beste ist, wenn wir unsere erfahrenen Spieler versuchen zu stärken. Wir wissen, dass wir in Hamburg meist gut ausgesehen haben. Dann gehst du natürlich mit einem positiven Gefühl in das Stadion. Egal, was passiert, wir müssen davon überzeugt sein, dass wir es gemeinsam hinbekommen.“

Die Pressekonferenz der Freiburger - kompakt

Wir hoffen das nicht. Wir hoffen weiterhin darauf, auch nach dem Spiel am Sonnabend noch Hoffnung haben zu dürfen, das Wunder zu schaffen. Vielleicht ja sogar mit dem optimalen Ausgang, dass Wolfsburg (sowie am besten auch Mainz am Sonntag in Augsburg) parallel zum Heimsieg des HSV gegen Freiburg schon morgen in Gladbach verliert. Dann wären es noch fünf Punkte auf Wolfsburg und der HSV hätte es tatsächlich in der eigenen Hand, diesen Abstand eine Woche später in Wolfsburg auf zwei Zähler zu verkürzen.

Aber okay, ich weiß gar nicht, wie viele Tippzettel ich in den letzten Wochen gesehen habe, die den HSV im Ergebnis zwischen Relegationsplatz und dem direkten Klassenerhalt vorsehen. Ich persönlich glaube nicht so optimistisch, aber ich hoffe und handhabe es der Einfachheit halber inzwischen tatsächlich ganz einfach so, wie es viele Trainer immer wieder von sich behauptet haben und denen ich nicht geglaubt habe: Ich schaue einfach von Spiel zu Spiel. Ergo: Samstag gegen Freiburg – und danach sprechen wir über den VfL Wolfsburg. Nicht vorher.

In diesem Sinne, heute war ein guter Tag, mit Ausnahme der Vagnoman-Verletzung. Aber vielleicht kann der Youngster ja morgen schon wieder mitwirken. Da wird übrigens wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert. Bis dahin!

Scholle

 

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