Marcus Scholz

9. Oktober 2018

Es ist immer wieder nett, wenn sich am Fuße Uwe Seelers neue Ehrungen abspielen. Diesmal waren es der abwesende Jürgen („Joschi“) Groh, Caspar Memering, Peter Hidien und Mladen Petric, die sich mit ihren Füßen rund um den großen Seeler-Fuß verewigten. Große Namen aus größeren HSV-Zeiten. Dieter Matz hatte die Laudatio gehalten und alle waren gut drauf, selbst das Wetter spielte perfekt mit. Es stimmte einfach. Umso erstaunter zeigte sich Mladen Petric, als er darauf angesprochen wurde, dass es beim HSV aktuell etwas unruhig ist. „Unruhe? Echt jetzt? Es läuft doch super! Der HSV ist zwei Punkte hinter dem Ersten. Also ich habe nichts zu meckern“, sagte der Kroate, der extra aus seiner Wahlheimat Athen angereist war, verwundert. Von seinem launigen Laudator Lotto King Karl anschließend als „Legende“ gefeiert, äußerte sich Petric heute sehr positiv über die Entwicklung des aktuellen HSV - zu dem ich jetzt auch überleiten möchte.

Denn so schön das Träumen und Schwelgen in schönen Erinnerungen auch immer wieder ist, es ist Zeit, sich weiter der Realität zu nähern.  Denn hier in Hamburg hat man sich damit offenbar noch immer nicht gänzlich abgefunden. Statt die Realität zu akzeptieren und das beste daraus zu machen, wird diese schlechter gemacht, als nötig. Von außen - aber leider immer wieder auch von innen. Marcell Jansen hat sich jetzt nach dem Sieg in Darmstadt bei den Kollegen - natürlich bei der „BILD“ - geäußert und mit seinen zweideutigen Aussagen die Spekulationen um den Trainer nicht gerade gestoppt. Und das ist eher nett formuliert. „Auswärts haben wir sehr professionelle Auftritte, aber zu Hause sind die Leistungen sehr überschaubar. Viel Aufwand, viel Ballbesitz, wenige Torabschlüsse. Da hat man die Lösungen noch nicht so gefunden“, sagte Jansen. Nach der Länderspielpause trifft die Mannschaft von Trainer Titz vor heimischer Kulisse auf den Aufstiegskonkurrenten VfL Bochum (21.10.). Jansen weiter: „Von seinen Auftritten zähle ich den VfL in der 2. Liga zu den Top-Teams. Ich finde ihn richtig gut. Nach dem Spiel weiß man, wo man steht“, sagt Jansen.

Echt jetzt?

Wo steht man denn, wenn man da nicht gewinnt? Gibt es jetzt das nächste Endspiel? Will man sich jetzt tatsächlich von Woche zu Woche und von Spiel zu Spiel hangeln, den Trainer immer wieder loben, wenn er gewinnt und parallel dazu verdammen, wenn er verliert? Fragen über Fragen, die vom HSV niemand in Worten und noch weniger in Taten zu beantworten versucht. Und damit schwächt man sich weiterhin selbst. Und selbst wenn man versucht, Jansens Aussage noch positiv auszulegen, ist es schlichtweg  fragwürdig, wenn sich der "Sportbeauftragte" im Aufsichtsrat gerade in dieser (zu viel) diskutierten Personalie zu diesem Zeitpunkt so zweideutig äußert. Zumal man (auch von ihm selbst) weiß, dass Jansen in engem Austausch mit dem Vorstand steht und jemand ist, der sehr genau überlegt, was er sagt.

 

Nein, mit diesen Äußerungen hilft Jansen dem HSV nicht. Ganz im Gegenteil. Dabei würde den Verantwortlichen ein Blick in die Mannschaft (wo sich die Spieler der Reihe nach hinter den Trainer stellen) sowie nach Köln schon zeigen, wie man in aller Ruhe am Projekt Wiederaufstieg arbeiten kann. Denn beim 1. FC Köln verarbeitet man Pleiten mit einer Souveräneität, die allen hiesig Verantwortlich abgeht. Selbst ein 1:2 gegen den Tabellenletzten MSV Duisburg wurde zwar medial als „Blamage“ gewertet, aber von den Verantwortlichen vor Ort in aller Ruhe aufgenommen und ausschließlich nach innen analysiert. Trainer Markus Anfang deshalb in Frage stellen? Auf die Idee kommt dort niemand. Nicht einmal die Kollegen des großen Boulevardblattes. Und das ist auch richtig so. 

Denn es darf einfach niemand erwarten - weder Köln, noch weniger der HSV und auch sonst keine andere Mannschaft dieser Liga - dass man einfach mal so einen Durchmarsch macht und die Spiele jeweils klar dominierend gewinnt. Man muss in dieser Liga einfach auf Überraschungen vorbereitet sein. So wie gestern beim Sieg des MSV Duisburg in Köln. Oder dem Sieg des SC Paderborn in Köln. Oder Regensburg Kantersieg beim HSV. Vor allem aber: Wenn man schon immer wieder die Kölner als positives Beispiel nennt, dann sollte man das auch in diesem Fall so machen und einige Kritiken langsam relativieren. Einfach mal normal sein und den eigenen Verein nach allen Kräften unterstützen. Das wäre mal was...

Fußballerisch war heute nichts zu sehen. Die Mannschaft absolvierte eine Art Mehrkampf in mehreren Mannschaften und ebenso vielen unterschiedlichen Disziplinen. Fußballtennis, Beachvolleyball, Fußball-Padel-Tennis und „Ball-in-die-Tonne-jonglieren“ standen auf dem Plan und am Ende verlor ein Team: das von Lewis Holtby, Tatsuya Ito, Douglas Santos und Julian Pollersbeck muss die Mannschaftskollegen zum Essen einladen. Eine Spaßeinheit zum Auflockern der Stimmung im Team. Und diese erfüllte ihren Zweck - ganz offensichtlich. Auch die rund 250 Trainingszuschauer hatten ihren Spaß am Rand… 

 

Apropos: Morgen geht es um 11 Uhr am Volksparkstadion weiter. Dann wieder mit Fußball, ehe am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert wird. Ich melde mich morgen dann in doppelter Mission bei Euch. Einmal mit dem Tagesaktuellen, zum anderen mit den Antworten auf Eure bis morgen 15 Uhr gestellten Fragen. Diese könnt Ihr unter den Topkommentar schreiben, den ich im Anschluss an diesen Blog extra dafür verfasse. Ich werde mich bemühen, möglichst viele Fragen zu beantworten. 

In diesem Sinne, bis später!

Scholle

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