Marcus Scholz

10. Dezember 2019

Robert Pailkuca + BILD Nürnberg = eine ziemlich ungesunde  Mischung

So sieht mathematisch die Gleichung aus, deren Ergebnis der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg seit dem ersten Verdacht gegen Bakery Jatta mit Leben füllt. Seitdem haben sich Palikucas Leistungen denen seiner Mannschaft auf dem Feld sogar noch untergeordnet. Der vor der Saison als Aufstiegskandidat gehandelt Club rangiert derzeit in der Abstiegszone und droht, drittklassig zu werden. Die „Clubberer“-Führung ist das vielleicht schon längst. Denn nachdem man uns hier im Blog in Person des Aufsichtsratsbosses suggeriert hatte, man würde nicht gegen Jatta ermitteln lassen und kurz darauf das Gegenteil herausgekommen war, hat die Führungsequipe des FCN wenigstens hier in Hamburg ihre Glaubwürdigkeit verloren. Der Verdacht, dass der FCN in der ganzen Phase sehr eng mit der BILD-Gruppe koaliert hat und die Tatsache, dass der FCN sehr wohl eigene Recherchen angestellt hat - es macht es nicht besser. Im Gegenteil: Es zeigt nur, dass der eigene Profit wirklich allem untergeordnet wird.

Und genau dieser Palikuca beschwert sich jetzt darüber, dass Tim Leibold von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch gemacht hat? Und nur, um das klarzustellen: Sollte Tim Leibold tatsächlich versprochen haben, zu bleiben und dann doch gegangen sein, ist das nicht okay. Lüge bleibt Lüge. Aber wie man sich an Palikucas Stelle erdreisten kann, tatsächlich Wortbruch im ganz großen Stil zu begehen und ihn im nächsten Atemzug anderen vorzuwerfen - unfassbar. Ich mochte den Club irgendwie immer. Bundesliga-Gründungsmitglied, Spieler wie Köpke, Eckstein, Mintal und die frenetischen Fans - der Traditionsklub gehörte zu meiner Jugend und für mich einfach zum großen Bundesligafußball dazu.  Bis jetzt. Am Ende ist der Club nur so gut, wie seine Verantwortlichen es vorleben. Was das für den FCN von heute bedeutet, muss ich wohl nicht erläutern. Fakt ist, dass der Rückrundenauftakt 2020 gegen den 1. FC Nürnberg im Volksparkstadion schon jetzt Schatten vorauswirft, die sehr viel Unsachlichkeit und Nebenkriegsschauplätze mit sich bringen. Dank der Club-Verantwortlichen.

Nürnberg-Spiel wirft Schatten voraus - HSV feiert Weihnachten

Beim HSV indes ist heute Weihnachtszeit. Wie jedes Jahr veranstaltete auch in 2019 wieder die Stiftung des HSV „Hamburger Weg“ seinen Weihnachtstag, an dem die komplette Mannschaft des HSV Geschenke entgegennahm für Kinder, die ansonsten eher benachteiligt sind. Über 1000 Gäste brachten die mehr als 864 Geschenke, die sie als Wünsche von aufgestellten Weihnachtsbäumen gepflückt hatten. Eine lobenswerte, altruistische Aktion, die sich so auch nicht im HSV-Handeln wiederfindet. Dafür ist das Geschäft Profifußball auf allen Ebenen und für alle Klubs zu brutal. Da muss man sich nichts vormachen.

Dennoch haben Trainer Dieter Hecking und Sportvorstand Jonas Boldt ihre Wünsche zur Weihnachtszeit und vor allem für das neue Jahr längst hinterlegt. Der Aufsichtsrat habe die Vorhaben bereits weitgehend abgenickt, sagt Boldt im Hamburger Abendblatt und sprach hierbei etwaige Neuzugänge im Winter an. Denn so schwer die Suche nach Verstärkungen im Winter auch ist, der HSV muss sie erfolgreich meistern. Da sind sich alle einig. Angefangen beim Rechtsverteidiger geht es bis ganz nach vorn in die Spitze darum, erkannte Schwachstellen auszubessern. Verletzungsbedingt und/oder sportlich begründet.

Und wenn wir schon dabei sind, muss ich eine Baustelle noch dazunehmen: Die Innenverteidigung. Ich weiß, dass der HSV hier auf Zweitligaebene mit Rick van Drongelen, Gideon Jung, Timo Letschert und Ewerton vier vergleichsweise hochkarätige Anwärter für zwei Positionen hat. Wobei ich einen Namen nicht gar nicht dazu nehmen: Jonas David, bei dem Trainer und Sportvorstand überlegen, ob ein Leihgeschäft der Entwicklung des Talentes helfen würde. Ergebnis: offen. Aber insgesamt hat Hecking bislang noch nicht die Mischung in der Defensive, die er bräuchte. Soll heißen: Er muss bei jedem aufgestellten Innenverteidiger-Duo Kompromisse eingehen. Wirklich Tempo hat nur Jung - aber ihm fehlten zuletzt die notwendige Ballfertigkeit, das Kopfballspiel und Sicherheit.

 

Das wiederum haben Ewerton, der noch immer nicht fit und zudem vergleichsweise langsam ist, und Timo Letschert. Letztgenannter ist ein Abwehrspieler der Marke Zerstörer und hat seine Schwächen im Aufbauspiel. Bleibt noch van Drongelen, der einen starken Saisonbeginn hinlegte, seither aber stagnierte und zuletzt sogar überspielt wirkte. Angesichts seiner gerade einmal 20 Jahre und dem Umstand, quasi pausenlos im Einsatz für den HSV und die niederländische U21 zu sein, auch wenig verwunderlich. Aber eben ein Problem für den aktuellen Erfolg. Dennoch ist die Innenverteidigung eher ein Thema für den kommenden Sommer, wenn die Kaderzusammenstellung noch einmal grundsätzlich diskutiert und umgebaut werden kann.

Boldt kündigt Transfers an - Aufsichtsrat hat schon abgenickt

Bis dahin bleibt es dabei, dass ein Rechtsverteidiger gefunden werden muss, da sowohl Jan Gyamerah als auch sein Ersatz Josha Vagnoman noch bis in den März auszufallen drohen. Zumindest kann mit beiden Spielern erst im Laufe der Rückrunde 2020 gerechnet werden. Dennoch soll Josha Vagnoman schon in Kürze seinen Vertrag beim HSV verlängern. Die Gespräche laufen schon seit einer Weile und beide Seiten sind an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert. Und das ist gut so. Denn Vagnoman ist eines der größten Talente des HSV. und so unromantisch und wenig dieser Gedanke auch zur Weihnachtszeit passen mag: Der HSV muss zusehen, Spieler zu entwickeln, mit denen er irgendwann Geld verdienen kann. Aber das Thema hatten wir hier ja gerade erst.

Sportlich war heute wieder geteilter Betrieb. Soll heißen: Der eine Teil der Mannschaft absolvierte seine Leistungstests im Athleticum des UKE, der andere Teil stand ab 14.30 Uhr auf dem Platz. Morgen geht es um 10 Uhr dann wieder mit der kompletten Mannschaft auf dem Platz weiter - die Vorbereitung auf das zweifellos schwere Auswärtsspiel beim SV Sandhausen steht an. „Die Gegner haben die Ehrfurcht vor dem FC Bayern verloren. Selbst wenn sie in Rückstand geraten, glauben die Gegner noch daran, gewinnen zu können“, sagte Lothar Matthäus gerade über seinen Ex-Klub Bayern München. Und der ehemalige Weltklassefußballer sprach damit ein Thema an, das auch den HSV betrifft. Denn auch die Zweitligagegner haben einen Teil ihrer Ehrfurcht vor dem großen HSV verloren - zum Glück! Denn so kommt es, dass sie irgendwann wieder anfangen, ihre fußballerischen Qualitäten so hoch anzusiedeln, dass sie nicht nur tief stehen und verteidigen, sondern mitspielen wollen. Hoffentlich macht das Sandhausen schon am Sonntag. So, wie es Ex-HSVer Dennis Diekmeier („Ein Punkt gegen den HSV ist uns zu wenig“) angedeutet hat…

In diesem Sinne, bis morgen. Da melde ich mich wieder um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch und werde auch wieder beim Training sein, nachdem ich heute (der Stimme zuliebe) ausgesetzt habe. Bis dahin wünsche ich Euch erst einmal einen spannenden Champions-League-Abend!

Scholle

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