Marcus Scholz

19. Oktober 2018

Fiete Arp machte draußen weiter. Und während der Rest der Mannschaft ins Stadioninnere zog, um dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit Standards und andere taktische  Dinge einzustudieren, absolvierte der HSV-Youngster auf dem Trainingsplatz eine ganze Menge individueller Läufe, bis hin zu längeren Sprints. Offenbar, und das bestätigte so auch der Trainer später, ohne weitere Probleme. Soll heißen: Stand heute Arp würde am Sonntag im Kader stehen, obwohl er sich einen Teilanriss des Außenbandes im Sprunggelenk zugezogen hatte. Und damit wird die Auswahl für Titz fürs Sturmzentrum nicht kleiner. Im Gegenteil. Aber das wolle er auch gar nicht, so Titz, der sich auf der Pressekonferenz heute souveräner präsentierte, als seine Kollegen vom FC Bayern fast zeitgleich in München - aber dazu am Textende mehr. Vorher zählt, was hier passiert.

Und da steht ein tatsächlich sehr schweres Spiel bevor. Der VfL Bochum kommt am Sonntag nahezu in bester Besetzung und mit rund 3000 Fans im Rücken nach Hamburg. On es ein Spitzenspiel sei? Titz umschiffte die Antwort und sprach lieber davon, dass man sehr wohl wüsste, dass der VfL Bochum über die Qualität verfüge, die es jedem Gegner in der zweiten Liga schwer machen würde. Bochum sei ein Team aus dem oberen Drittel, so Titz über die Mannschaft von Trainer Robin Dutt, der parallel zur HSV-PK in Bochum vor unseren dortigen Kollegen referierte (s. Video weiter unten). Und Titz hofft ebenso wie die Spieler des HSV, dass der VfL gewillt ist, mehr mitzuspielen als es die meisten Gegner des HSV machen. Denn dann würden sich Räume ergeben. Zwar für beide Teams, aber in diesem Fall ist glaubt man in Hamburg fest daran, dass man über eine höhere Qualität als der Gegner verfügt. Und das sollte man auch.

 

 

Fakt ist, dass beim HSV bis auf den Dauerausfall Jairo Samperio und Gideon Jung nahezu alle Stammspieler dabei sind. Im Umkehrschluss werden Manuel Wintzheimer, Josh Vagnoman und auch Matti Steinmann bei der U21 eingesetzt werde. Ebenso wie Mo Kwarteng und Stephan Ambrosius, die das nicht ganz freiwillig machen. Denn abgesehen davon, dass es leistungstechnisch nicht unerwartet ist, dass sie am Wochenende bei der U21 spielen, steckt offenbar mehr dahinter, dass sie schon im Training nicht mehr dabei waren. Meinen Infos nach sollen sie sich bei ihrem letzten Auftritt in der U21 nicht angemessen verhalten haben und vom Trainerteam in Zusammenwirken mit dem Sportvorstand auch disziplinarisch vorerst wieder ins Training der U21 gesteckt worden sein. Bis auf weiteres.

Dafür ist einer seit Mai, also erstmals seit dem Rückrundenende der vergangenen Saison, wieder dabei, der zuletzt noch so gut wie aussortiert schien: Bakery Jatta. Der Gambier hatte sich in der Länderspielpause wieder in den Fokus spielen können, indem er im Test gegen Aarhus in der zweiten Halbzeit beim Elfmeter Verantwortung übernahm, vor allem aber insgesamt sehr belebend für das bis dahin ineffektive Offensivspiel seiner Mannschaft wirkte. Er sei schon vor diesem guten Spiel sehr nah am Kader gewesen, hatte Titz anschließend gesagt. Und das jetzt nachgeholt. Damit hat der HSV am Sonntag mit Fiete Arp, Pierre Michel Lasogga, Tatsuya Ito, Hee-chan Hwang, Khaled Narey, Aaron Hunt und eben Jatta sieben Offensivspieler für vier Positionen (zwei Außenspiele, ein offensiver Zehner und die Sturmspitze) im Kader. Die Frage nach der generellen Ausrichtung für dieses Spiel scheint somit geklärt.

Unklar bleibt nur, wer von Beginn an ran darf. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Lasogga ganz vorn wird, ist durch die gesunde Rückkehr von Hwang und insbesondere Arp nicht gestiegen. Im Gegenteil. Es deutet alles daraufhin, dass der bullige Angreifer zunächst auf der Bank Platz nimmt. Es deutet alles daraufhin, dass Titz gegen Bochum auf die laufstärkeren, schnellen Angreifer setzt. Narey und Hwang sind hierbei ganz vorn anzusiedeln, Ito kurz dahinter. Ich persönlich glaube aber, dass Arp - sofern er denn wirklich fit ist am Sonntag - wieder beginnen wird. Für den Fall glaube ich, dass der HSV zunächst ohne Ito, Lasogga und Jatta beginnt. Also so, wie er zuletzt in Darmstadt das erzielte. Ob es für Arp reicht? „Wir werden das letzte Training am Samstag abwarten und dann kurzfristig entscheiden“, so Titz, der zumindest offensiv keine Not haben wird.

Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Santos - Mangala - Hwang, Holtby, Hunt, Narey - Arp.

Das wäre aktuell meine Startelf. Sollte Arp ausfallen, würde Ito auf die linke Außenbahn rücken und Narey ins Sturmzentrum rücken. Glaube ich zumindest.

In diesem Sinne, zum Blogabschluss noch ein zwei Sätze zu der jetzt schon legendären Pressekonferenz der Bayern-Bosse heute in München Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Sportchef Hasan Salihamidzic haben dort angekündigt, sich die respektlose Art der Presse nicht mehr gefallen zu lassen. Leider schafften es die Bosse nicht, ihre Forderungen an die Pressevertreter selbst umzusetzen. Denn während man - ganz klar: absolut berechtigt - die oft schon respektlose Gangart der Presse gegenüber den Spielern anprangerte, ließ es sich Hoeneß nicht nehmen, im selben Moment den gerade gewechselten Juan Bernat öffentlich bloßzustellen. Er habe fast im Alleingang das Champions-League-Aus in der Vorsaison herbeigeführt und hätte deshalb gehen müssen. Allein damit lieferte Hoeneß den Spieler der Meute zum Fraß vor. Doppelmoral at ist best. Leider.

Denn es steckt auch viel Wahres in den Worten der Funktionäre. Rummenigge sprach beispielsweise davon, dass heutzutage nur noch mit „Deals“ gearbeitet würde. Also gute Presse für gute Infos. Und das ist tatsächlich immer wieder zu sehen. Auch andersrum übrigens. Also so, wie es Titz in Hamburg getroffen hat. Weil er sich sich einzelnen Medienvertretern nicht so beugen wollte, wie es seine Vorgänger in aller Regel machten wurde er seither härter angegangen als eben jene Vorgänger vor ihm. Von daher haben die Bayern heute das Richtige falsch angesprochen.

Denn die Reaktionen der Öffentlichkeit sind nicht wie erhofft. Vielmehr unterhalten sich alle über die Doppelmoral der Bayern. Sie seien dünnhäutig, weil sie für die schwachen Leistungen in den letzten Wochen das erste Mal seit Jahren kritisiert wurden, würden sie überreagieren. Und das ist verständlich. Es ist nicht einmal komplett zu widerlegen. Aber es ist auch sehr schade und es bleibt zu hoffen, dass die Bayern damit zumindest den Anstoß für eine ganz wichtige Diskussion geliefert haben, die man auch hier in Hamburg führen sollte.

Egal wie, bis morgen. Da melde ich mich am späten Nachmittag/frühen Abend mit den letzten Eindrücken vom Abschlusstraining bei Euch. Habt einen schönen Abend, bis morgen!

Scholle

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