Marcus Scholz

25. November 2020

Vorweggenommen: Am Blogende komme ich dann noch einmal zu dem Grund, weshalb ich diesen Blog so gern schreibe betreibe: Wegen der Meinungsvielfalt! Unser User Jupp Koitka – vielen Dank dafür, lieber Jupp!! - hat einen Perlenbeitrag geschrieben, der wahrlich sehr interessante Ansätze beinhaltet. Ansätze, die ich zwar nicht alle teile – über die ich aber sehr gern diskutiere. Daher habe ich mir heute selbst die Freude gemacht, darauf einzugehen. Sehr traurig hingegen ist die Meldung, die uns alle gerade aus Argentinien erreicht. Diego Maradona ist dort im Alter von 60 Jahren verstorben.Und wenn es hier tatsächlich Fußballfans gibt, die nichts über Maradonna lesen wollen, den empfehle ich einen Skip zum Blogende, wo ich wieder auf den HSV und den Perlenbeitrag von „Jupp Koitka“ eingehe.

Maradona ist tot - der Nachruf ist mir ein Bedürfnis

Zuvor möchte ich an dieser Stelle aber kurzentschlossen ein paar Worte über einen Fußballer schreiben, der für viele der beste Fußballer aller Zeiten war und bleibt: Über Diego Armando Maradona Denn der argentinische Nationalheld, dieser geniale Künstler am Ball, dessen Leben so viele, tragische Wendungen nahm, ist heute im Alter von nur 60 Jahren gestorben. Ein Mensch mit mehr Rollen im Leben  als mancher Schauspieler am Karriereende vorzuweisen hat. Weltmeister, Serienmeister, UEFA-Cup-Sieger, Dopingsünder, gescheiterter TV-Moderator und Kokain-Junkie in Personalunion - eigentlich viel zu viel für ein einziges Leben. Jetzt ist Diego Armando Maradona für immer  gegangen. Und nicht nur Argentinien weint.

Zumal Maradona nach unzähligen Gegenspielern selbst das Kunststück vollbrachte, den Tod zu umdribbeln. Er war erst am 11. November, gut eine Woche nach der Operation wegen einer Hirnblutung, aus einem Krankenhaus in einem Vorort von Buenos Aires entlassen worden. Beim einstigen Superstar war zunächst von emotionalem Stress, Blutarmut und Dehydrierung die Rede. Bei den Tests wurde dann eine Blutung zwischen harter Hirnhaut und Gehirn festgestellt.  Maradona habe den möglicherweise schwierigsten Moment seines Lebens überstanden, sagte sein Anwalt Matías Morla damals. Der „Goldjunge“ sei gewillt, sich wegen persönlicher Probleme zu rehabilitieren: „Es wird Maradona noch eine Weile geben“, so Morla vor 14 Tagen erst.

Jetzt ist Maradona tot. Und mich macht das traurig. Auch wenn ich mich immer wieder gefragt hatte, wie lange das noch gutgeht – die Meldung vom Tod des genialen Fußballers hat mich tief berührt. Immerhin war der Mittelfeldregisseur ein ganz wesentlicher Baustein meiner schönsten Zeit als Fußballer in der Jugend. Ein Idol sportlich – nach seiner Karriere ein tragischer Fall, dem man dennoch immer wieder verzieh. Er ist für mich sowas wie der Boris Becker des Fußballs gewesen.

Es gibt unzählige Anekdoten über Maradona: Wie er mit einem Luftgewehr auf Journalisten schoss oder sogar eine Kirche nach ihm benannt wurde? Später war er mal so dick, dass er kaum sprechen konnte. Diego Armando Maradona: Dieser Name steht für ein Leben zwischen den Extremen, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Genie und Wahnsinn. Im Alter von 15 Jahren gibt er sein Debüt in der ersten Liga, mit 16 ist er Nationalspieler, mit 17 Torschützenkönig und als 19-Jähriger erstmals Südamerikas Fußballer des Jahres. Ob er der neue Pelé sei, wollen argentinische Reporter damals von ihm wissen. „Ich bin Maradona, kein neuer Irgendwas. Ich will einfach nur Maradona sein“, antwortet der junge Weltstar damals.

 

Und das ist ihm ohne Zweifel gelungen. Maradona steigt höher und höher, 1987 und 1990 führt er Neapel zu den bis heute einzigen Meisterschaften der Vereinsgeschichte. Schon bei seiner Begrüßung hatten mehr als 70.000 Fans ihn im Stadio San Paolo empfangen, später lungern die Menschen immer wieder vor seiner Haustür herum. Der Rummel um Maradona nahm bisweilen groteske Ausmaße an. So gab es ein Maradona-Museum, ein Maradona-Musical und sogar eine Maradona-Kirche, in der das «Diego Unser» gebetet wurde. Einmal soll eine Krankenschwester eine Blutprobe von ihm gestohlen und in die Kirche gebracht haben.

1989 gewinnt er mit Neapel auch noch den UEFA-Pokal. Aber abseits des Platzes wird er genauso unkontrollierbar wie für seine Gegenspieler. Er verfällt dem Kokain („Eine Line - und ich fühlte mich wie Superman“), zieht zum Teil von Sonntagabend bis Mittwoch um die Häuser, um danach bis zum nächsten Spiel am Wochenende wieder alles auszuschwitzen. Seine Nationalmannschaftskarriere endet bei der WM 1994 wegen einer zweiten, monatelangen Doping-Sperre durch die FIFA. Dieses extreme Pendeln zwischen himmelhoch jauchzendem Übermut und verzweifelter Niedergeschlagenheit ist auch vielen seiner Landsleute nicht fremd. „Diego hatte ein Leben wie ein Traum. Und wie ein Alptraum“, sagte sein langjähriger Fitnesstrainer Fernando Signorini. „Er lebt jeden Moment, als wäre es sein letzter. Wenn Diego einmal nicht mehr da ist, wird er noch mehr geliebt werden.“

Jetzt ist es soweit. Argentinien trauert. Die ganze Fußballweltvtrauert um einen seiner Größten aller Zeiten. Ich auch. Finde Deinen Frieden, wo auch immer Du jetzt bist. Ruhe in Frieden, Diego Armando Maradona.

Jupps Beitrag ist super - Dudziak erneut verletzt

Jetzt die Überleitung zum HSV zu finden ist nicht leicht. Ich versuche es trotzdem in aller Kürze zusammenzufassen: Jeremy Dudziak konnte heute Vormittag zwar schon wieder mittrainieren, musste aber nach einem unglücklichen Schlag auf den eh schon lädierten Knöchel vorzeitig abbrechen und war am Nachmittag nicht mit auf dem Platz. Trainer Daniel Thioune erkärte zudem, warum Gdeon Jung gegen Bochum nicht im Kader stand (er wollte lieber Spezialisten als einen Allrounder dabei haben) und Stephan Ambrosius‘ Berater hat erneut Mitteilungsbedarf. Aber dazu morgen mehr, bevor ich hier viel zu lang werde. Anbei daher zum Abschluss noch einmal Jupps sehr lesenswerter Beitrag (fett gedruckt) und meine Reaktion darauf (kursiv).

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man zu so einem relativ frühen Saisonzeitpunkt nicht in Panik verfallen will. Tut hier auch gar keiner.
Ich finde schon.. Für mich der Punkt „Panik“ erreicht, wenn man nach dem achten Spieltag und 17 Punkten als Tabellenführer einen Trainer diskutiert, mit dem man im Sommer noch einen neuen, gemeinsamen Weg geduldig gehen wollte. Denn DAS zeigt mir, dass hier - wie in den letzten Jahren von allen Seiten leider immer wieder - viel zu schnell die eigenen Worte gefressen werden. Und damit meine ich bitte ausdrücklich nicht Dich, sondern allgemein die, die jetzt schon wieder am Trainer das Problem des HSV festmachen. Für mich ist der HSV im Soll. Nichtsdestotrotz muss er zuletzt gemachte Fehler abstellen. Aber ich finde es nicht angemessen, auf die teilweise sehr detailreichen Analysen hier im Blog oder auch im Kicker mit einem nicht sehr differenzierten Return - wie im heutigen Blog geschehen - zu reagieren.
Der Return war sehr wohl weit gedacht und auch sehr ausführlich begründet. Deine Beschreibung empfinde ich ehrlich gesagt als stark verkürzt und falsch. Die kritikwürdigen Details werden zwar grundsätzlich anerkannt, aber als Teil der Mannschaftsentwicklung abgetan, die beim nächsten Mal schon besser gemacht würden. Pauschal wird festgestellt, die Messlatte in Hamburg liege nach wie vor zu hoch.
Im weiteren Verlauf Deines Kommentares finden sich nahezu alle Puzzleteile, die meine Aussage begründen. Auch Du bist offenbar der Meinung, dieser HSV müsse die Liga dominieren. Allein Du erklärst nicht, warum das so sein muss. Und ich behaupte, das es arrogant ist, diesen Gedanken aufrechtzuerhalten. Dem ist zu entgegnen: In einer Entwicklungsphase gibt es zwei Arten von Fehlern. Die einen gehören zur Entwicklung dazu. Wie z.B. der Fehler Vagnomans in Kiel oder die aktuell auftretende Formschwäche von Wintzheimer. Gerne auch der nicht so starke Auftritt von Onana vorgestern. Alles einzukalkulieren.
Da gehe ich mit Dir, lieber Jupp! Diese Fehler sind einzukalkulieren. Aber dann auch bitte konsequent und in Gänze. Problem hierbei sind die Auswirkungen dieser Fehler – denn auch die musst man einkalkulieren, wenn man konsequent sein will. Oder glaubst Du, dass man nach einer Niederlage gegen Bochum genau so geurteilt hätte, wenn Vagnoman beispielsweise zuvor in Kiel den Fehler nicht macht und der HSV dementsprechend dort gewonnen hätte? Die andere Art Fehler - und um die ging es hier im Blog und im Kicker im Wesentlichen - hat aber nichts mit Entwicklung, sondern mit fehlenden Basics im Profifußball zu tun, für die es gar keine (Hamburger) Messlatte geben kann. Diese Dinge müssen vielmehr vorausgesetzt werden, um überhaupt milder - vor dem Hintergrund einer "Entwicklung" - mit der Truppe, dem Trainer und der Clubführung ins Gericht gehen zu können. Das Fehlen dieser Grundlagen ist aber systemimmanent im HSV-System. Stichworte hierfür sind: - fehlende Kampfkraft, Galligkeit, Gier und Robustheit - Selbstzufriedenheit (Kittel, Dudziak u.a.) - taktisches und personelles Durcheinander (Thioune) - Führungsschwäche gepaart mit Duftstärke im Schritt u.a. All das darf man als Mannschaft auch in einer Entwicklungsphase nicht offenbaren. Dass Jansen in einer schwierigen Phase, in der er als HSV-Superboss mit N11-Vergangenheit eigentlich sportliche Führungsstärke zeigen müsste, ein Imprägnierspray für den Ar... präsentiert, zeigt, dass ihm die aktuelle Situation an selbigem vorbeigeht.
Ich glaube, das sollte witzig sein. Ist es auf eine Art auch, weil es sich hier um ein Intimcreme handelt – aber wirklich zum Lachen ist es doch eigentlich nicht, oder? Denn dass ein ehrenamtlicher Präsident und  Aufsichtsratsboss parallel seinen Lebensunterhalt finanzieren will und dafür Unternehmen gründet bzw. Produkte auf den Markt bringt, werfe ich ihm nicht vor. Im Gegenteil: Das ist selbstverständlich. Um das klarzustellen; alle hier sind HSV-Fans. Die wenigsten User hier dürften dem HSV die Erfüllung der eigenen Prophezeiung wünschen. Und niemand hat die Absicht, zwischen Thioune und dem HSV eine (Entlassungs)mauer zu errichten. Er soll selbstverständlich im Amt bleiben und es besser machen als gegen Bochum.
Mit Deiner pauschalen Art, die Arbeit des Trainers zu beurteilen, baust Du aber leider schneller eine „Entlassungsmauer“ auf, als es Dir Deiner Aussage nach offenbar selbst lieb ist. Und auch ich habe im gestrigen Blog nichts von den passierten Fehlern gutgeheißen. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass die oft viel zu unbedacht geäußerten Ansprüche die Messlatte höher legen, als sie hängen darf angesichts der wirklichen Umstände. Ebenfalls aus meiner Sicht wichtig:  Thioune selbst ist angesichts seines erst zweiten Jahres als Cheftrainer im Profifußball auch noch die Fehlertoleranz zuzugestehen, die er seinen Spielern zugesteht. Vor allem aber gestehe ich sie ihm aus meiner Sicht zu, weil ich fest davon überzeugt bin, dass sein Weg neu und anders ist – vor allem nachhaltig und solide. Allein das ist schon mehr, als die letzten fünf oder mehr Trainer zu bieten hatten. Thioune gesteht sich selbst ein, noch wachsen zu müssen – auch das ist schon mehr Selbstreflexion als… ach, lassen wir das! Zu weit nach hinten zu blicken, macht keinen Sinn. Aber wenn eine große Mehrheit o.g. - wiederholt auftretende - Fehler erkennt, die eben gerade NICHT zu einer gesunden Entwicklung gehören, muss man sich fragen, ob man mit seiner ziemlich einsamen und undifferenzierten Meinung nicht auf dem Holzweg ist.
Noch mal: Deine drei genannten Kritikpunkte (den Punkt mit der Duftstärke lasse ich mal raus, weil er völlig belanglos ist) hier als differenziert zu adeln, während Du meine Blogs der letzten Wochen, die sich wiederholt mit dem kritisierten Thema beschäftigen, als undifferenziert bezeichnest, das ist nicht überzeugend. Aber vielleicht traust Du den Worten von einem der erfahrensten Trainer ja mehr, der heute via BILD sagt: Nix für ungut, Scholle. Insgeheim träumen wir alle davon, dass der Rautenperle-Chefblogger Recht behält. Wir alle hätten nichts dagegen einzuwenden. Der Blick auf die Realität lässt uns derzeit aber den Glauben daran abhanden kommen. Einmal mehr...
Das weiß ich doch. Ich weiß, dass Du dem HSV nichts Böses willst, sondern wie ich lieber über Siege, Meisterschaften und sonstige schöne Dinge schreiben würde. Aber allein Dein letzter Satz zeigt mir, dass mein Blog von gestern nicht nur richtig, sondern auch wichtig war. Denn  Du – und da bist Du nicht allein – hast das Kernproblem in Hamburg HSV nicht erkannt. So sehe ich es zumindest. Denn das Kernproblem ist nicht der fehlende Kampfwille, die falsche Taktik oder Selbstzufriedenheit der Spieler, sondern der Umstand, dass man hier nichts Neues zulässt, indem die Ungeduld Trainern gegenüber zu Urteilen wie Deinem führt. Problem ist, dass hier so viel im Argen ist, dass offenbar kein Trainer in der Lage ist, das zum Guten zu verkehren. Oder glaubst Du wirklich, dass sowohl Hecking als auch Gisdol, Wolf, Titz, Hollerbach, Gisdol, Labbadia, Knäbel, Slomka, van Marwijk, Fink, Oenning und/oder Veh allesamt schlechte Trainer sind? Weil sie es beim HSV nicht hinbekommen haben? Nein. Da sind einige Graupen zwischen , mag sein. Aber es allein an ihnen festzumachen, wäre tatsächlich eine sehr einfache, schnelle Analyse, Jupp. Aber so einfach mache ich es mir nicht. Das empfände ich als undifferenziert. Mein Versuch geht deshalb in die Richtung, etwas tiefer zu graben, auch sich selbst zu hinterfragen und das tatsächliche Übel zu packen, das hier in den letzten zehn Jahren nahezu jeden Trainer scheitern ließ. In der Hoffnung, dass es den aktuellen Trainer nicht scheitern lässt und wir hier auf Sicht eine weiterhin gute Entwicklung erkennen können...

 

In diesem Sinne, bis morgen! Dann hoffentlich mit deutlich positiveren Meldungen als heute. Ein Thema, das ich eigentlich heute schon behandelt haben wollte (bis zur Maradona-Nachricht) wird dann morgen im Mittelpunkt stehen: Stephan Ambrosius. Und dabei geht es mir um die sportliche Gegenwart ebenso wie um die umworbene Zukunft des jungen Innenverteidigers, der auf dem Platz genau so viel richtig macht, wie seine Berater drumherum falsch. Aber dazu morgen mehr.

Scholle

 

TIPP: Morgen Abend ab 19.15 Uhr könnt Ihr auf unserem YouTube-Kanal den nächsten virtuellen Tankstellen-Talk live sehen. Neben unserem Kevin ist auch Sportvorstand Jonas Boldt zu Gast bei Jan, der wie gewohnt moderiert und morgen zudem eine großartige Verlosung für den guten Zweck bereithält. Dabei werden zum Beispiel unterschriebene Trikots des HSV und Utensilien von der HSV-Band "Abschlach" versteigert. Also: Reinschauen, mitmachen, helfen!!

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