Marcus Scholz

5. März 2019

 

Welch bittere Diagnose: Hee chan Hwang fällt für mindestens vier Wochen aus. Dass er gegen den FC St. Pauli am Sonntag nicht dabei sein würde, war ziemlich klar. Dass er sich allerdings gleich die Sehne im hinteren Oberschenkelmuskel angerissen hat und mindestens vier Wochen ausfallen wird ist dann doch ein Schock für den HSV. Damit fehlt der Angreifer, der schon seit der Winterpause bis in den Februar hinein verletzt war (Hüfte). Nach gerade mal drei Einsätzen also schon wieder das Aus für Hwang und der Startschuss für die alte Diskussion: Wie viel Spiele verträgt ein Fußballer? Immerhin hat Hwang seit knapp zwei Jahren keine richtig echte Erholungsphase gehabt - abgesehen von den Verletzungspausen, die sich langsam häufen. Mindestens die nächsten drei Spiele (St. Pauli, Darmstadt, Bochum) wird Hwang ausfallen. Glücklicherweise liegt zwischen Darmstadt und Bochum noch eine seit Jogi Löws Neustrukturierung (Hummels, Boateng und Müller sind raus) sehr interessante Länderspielpause, womit Hwang wenigstens eine spielfreie Woche zum Regenerieren dazugewinnt.

 

 

Dennoch wird es für Trainer Hannes Wolf nicht leichter. Trotz der Rückkehr von Fiete Arp hat der HSV-Trainer offensiv ein großes Problem. Seit Saisonbeginn bzw. für ihn seit seinem Amtsantritt. mangelt es dem HSV an Torgefahr. 32 Tore für 47 Punkte - das ist ebenso effektiv wie bedenklich. Zumal, wenn man sieht, dass die Gegner langsam mutiger werden. Kiel hatte es vorgemacht, Regensburg nachgezogen. Gestern spielte nun auch Fürth hohes Pressing gegen den HSV und brachte die Mannschaft um Abwehrchef Rick van Drongelen so immer wieder in Bedrängnis. Einen ordentlichen Spielaufbau hinten raus gab es nicht, und somit auch wenig kontrollierte Angriffe - und dementsprechend noch weniger Torchancen als sonst. 

„Wir haben Fußballthemen, die wir besser machen müssen. Aber wie das aussieht, kann ich jetzt nicht nach außen tragen. Das muss ich aber intern ansprechen“, so Wolf, der die Problematik des Kommendes deutlich weiter fassen würde - es uns aber nicht im Detail erzählen wollte. Zudem sei es so, dass der HSV die vielen neuen Probleme, die das Spiel gegen Fürth nur zu deutlich skizzierte, unter dem Mantel eines Sieges aufarbeiten könne. Das sei das Beste an allem, so Wolf, dem offensiv gegen Fürth die Möglichkeiten fehlten, adäquat zu reagieren. Zumindest nahm Wolf dem Spiel mit der Hereinnähme von Berkay Özcan Tempo - auch aus Mangel an Alternativen? „Ja, absolut“, so Wolf, „gestern zudem beide Sechser gesperrt, da hatten wir schon einige Herausforderungen. Das ist nicht immer leicht.“ Zumal dann nicht, wenn man kaum noch Tempo auf der Bank hat.

Die Breite eines 1. FC Köln in der Offensive hat der HSV nicht. Das ist klar. Dafür kommen gegen den FC St. Pauli mit Orel Mangala und Vasilije Janjicic zwei Sechser zurück, die damit Khaled Narey wieder für die Offensive „befreien“. Gotoku Sakai würde dann wieder hinten rechts spielen, Narey könnte eine Position nach vorn rücken. Problem aktuell: Auch Bakery Jatta scheint nicht mehr so frisch zu sein wie noch vor ein paar Wochen, was übrigens sehr verständlich ist: Denn wenn man mal genau hinguckt, ist Jatta immer wieder derjenige, den die Kollegen suchen, wenn sie Probleme haben. Er bekommt den Ball und soll einfach mal laufen. Schneller als alle ist der Gambier eh, was auch dazu führt, dass er viele lange Sprints ziehen muss.

Und hier ist nach einigen überraschend guten Monaten aktuell eine Endlichkeit seiner Belastbarkeit erkennbar geworden. Glaube ich. Zumindest wirkt Jatta nicht mehr so frisch wie noch zu Beginn der Rückrunde. Und darunter leidet am Ende natürlich auch Pierre Michel Lasogga, der gestern besser ins Spiel kam, als mit Tatsuya Ito eine erfreulich erfrischende neue Kraft auf links kam. Der Japaner sammelte gestern ebenso Pluspunkte wie Berkay Özcan, der zunächst auf der ihm fremden und eher unpassenden Außenposition im dann umgestellten Dreiermittelfeld (4-2-3-1) Probleme hatte, nach der Gelbroten Karte für Green aber aufblühte und zeigte, dass er durchaus berechtigten Anspruch auf die Startelf hat - was ich gern auch Tom Mickel nach dessen einwandfreien Debüt attestieren würde. Mickel spielte stark und bewies, dass er ein starker Ersatz ist.  Aber hier muss man einfach anerkennen, dass Julian Pollersbeck noch deutlich die Nase vorn hat - und Stand heute soll Pollersbeck am Sonntag auch wieder spielen können. Genau wissen wird man es morgen, wenn der Keeper geröntgt wurde.

Ansonsten überlasse ich das Feld heute den HSV-Oberen: Trainer Hannes Wolf (siehe Interview oben) und natürlich auch dem Sportvorstand Ralf Becker, der heute mein Gast im Rautenperle-Talk war. Ab 20 Uhr könnt ihr ihn hier sehen und hören:

 

 

In diesem Sinne, bis morgen. Da meldet sich Tobias Escher wieder mit seiner Taktik-Analyse, auf die ich sehr gespannt bin. Denn Fürths Offensivpressing kann man durchaus als Blaupause dafür nehmen, wie man den HSV vor Probleme stellt. Wobei, ehrlich gesagt: Im Hinspiel hat es der FC St. Pauli mit kompletter Destruktivität auch geschafft, dem HSV den Spielfluss zu nehmen. Und was genau am Ende die richtige Taktik sein wird, darüber werde ich vor dem Derby am Sonntag (13.30 Uhr Millerntorstadion) noch mit zwei echten Fachleuten diskutieren: Am Freitag stehen mir die Ex-Knipser beider Verein zur Verfügung: Ivan Klasnic für den FC St. Pauli und der letzte Torschützenkönig des HSV, Sergej Barbarez. Mit den beiden läuten wir am Freitag die finale Phase vor dem großen Stadtderby ein, das die Fans gestern unmittelbar nach Spielschluss schon aufgenommen hatten. Und auch Hannes Wolf betonte heute noch einmal, dass er alle Maßnahmen ergreifen werde, um den eigenen Spielern die Bedeutung des Spiels am Sonntag klarzumachen.

Euch allen jetzt erst einmal einen richtig schönen Champions-League-Abend und viel Spaß mit dem Rautenperle-Talk! Ich melde mich (wie immer morgen früh um 7.30 Uhr) mit dem MorningCall bei Euch.

Bis dahin!

Scholle

 

Anbei noch mal das Blitz-Fazit von gestern:

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