Marcus Scholz

29. Januar 2018

Es geht los. Es ist Wahlkampf. Wobei, eigentlich hat dieser ja schon längst begonnen. Schon mit den Sätzen „wir halten uns zurück, um nicht unnötig von der sportlichen Situation abzulenken“ sind erste Bewerbungen – allerdings beiderseitig formuliert worden. Auch bei mir im Rautenperlen.tv-Talk vom Sonnabend saßen neben Thomas Reiher der Bald-Aufsichtsrat Marcell Jansen sowie Dr. Ralph Hartmann, seines Zeichens Schatzmeister im HSV-e.V.-Präsidium. Dass Letztgenannter natürlich die Fahnen für das aktuelle Präsidium hochhält – logisch. Wahlkampf eben. Schade nur, dass am Sonnabend in der Sendung noch keiner aus dem Team Bernd Hoffmann zugegen war. Angefragt hatte ich bei Hoffmann und Co. zwar vor Wochen schon, allerdings wollten sich weder Hoffmann noch einer seiner beiden Vizepräsidenten (Moritz Schäfer und Thomas Schulz) vor dem heutigen Montag öffentlich äußern. Und das war für mich völlig okay. Das hatte und habe ich zu respektiere

Heute aber begann der Wahlkampf nun auch beim Team Hoffmann. Mit ordentlich Anlauf. Im „kicker“, der „BILD“ und dem „Hamburger Abendblatt“ hatte Hoffmann bereits ausführlich erläutert, weshalb er antritt. Es sei „die spannendste Sportmanagement-Aufgabe Deutschlands“, so Hoffmann, der heute in größerer Runde erklärte, wie er diese Aufgabe umsetzen will. Insbesondere der Aufsichtsrat der AG sei von Bedeutung, da dieses bislang sechsköpfige Gremium über die entscheidenden Besetzungen in der AG bestimme: „Der Aufsichtsrat, da sind wir uns alle einig, muss die besten Köpfe haben, um die wichtigsten Positionen entsprechend kompetent zu besetzen. Und es ist ganz wichtig, dass wir die HSV AG neu aufstellen. Der HSV e.V. mit seinen 79000 Mitgliedern ist darauf angewiesen, dass die HSV AG, also dass die Fußballabteilung funktioniert. Und das hat sie ganz offensichtlich in den letzten Jahren nicht. Das muss besser werden – und das geht nur, in dem wir die Qualität der Entscheidungen verbessern.“ Also, um Hoffmann genauer zu verstehen: Für ihn gelte es, die Qualität der Entscheider zu verbessern.

Bernd Hoffmann stellt sich also am 18. Februar zur Wahl für den Posten des Präsidenten des HSV e.V., der mit 76,19 Prozent weiterhin Hauptanteilseigner der HSV AG ist. „Es ist die letzte Chance, auf die Besetzung des Präsidiums einzuwirken. Die nächste Wahl steht erst 2022 an, die für den Aufsichtsrat gar erst 2023“, warnt Hoffmann vor wegweisenden Entscheidungen bei der Mitgliederversammlung. „Aus meiner Sicht ist es am 18. Februar eine Richtungsentscheidung“, sagt Hoffmann und klagt zugleich an, dass die Gesellschafterversammlung der AG bereits 12 Tage vor der Mitgliederversammlung über den Aufsichtsrat entscheidet. Also schlägt das erst noch zu bestätigende Präsidium seine Kandidaten vor, die sich unter Umständen 12 Tage nach ihrer Inthronisierung schon mit einem neuen Präsidium auseinandersetzen müssen.

Und Hoffmann macht erst gar keinen Hehl daraus, dass er diese Konstellation für mehr als unglücklich hält. Möglichkeiten, dies zu korrigieren, bestünden zwar. Als Hauptgesellschafter der AG müsste Hoffmann dafür eine außerordentliche Gesellschafterversammlung einberufen, auf dieser über die Ab- und Neubesetzung der Kontrolleure abstimmen sowie dem Beirat neue Räte vorschlagen und warten, bis diese mit den Vorschlägen einverstanden sind. Ob Hoffmann die tatsächlich unglückliche Reihenfolge der Wahlen als Schachzug des alten Präsidiums sieht? „Nein, so weit würde ich nicht gehen. Ich glaube einfach, dass man hier nicht mit weiteren Kandidaten gerechnet hat. Man hat einfach nicht ganz bis zum Ende gedacht. Man nimmt den Mitgliedern eine wichtige Entscheidung vorweg.“

Ebenfalls noch nicht bis zum Ende gedacht ist der Umstand, dass über eine Kapitalerhöhung bis zu 33,3 Prozent der Anteile an der AG verkauft werden könnten. Der Antrag auf eine entsprechende Satzungsänderung, die dem Vorstand sowas untersagt, ist bereits gestellt. Auch Bernd Hoffmann wird deutlich: „Auf gar keinen Fall dürfen diese 8 Prozent für dann möglicherweise 16 oder 20 Millionen Euro verkauft werden, um die Finanzierung einer Saison zu sichern und gleichzeitig die Sperrminorität möglicherweise an einen Gesellschafter zu geben. Dann kann man in dieser AG keine relevante Entscheidung mehr ohne die Billigung und die Zustimmung von Herrn Kühne fällen. Von daher ist das allererste Bürgerpflicht, eine alternative Finanzierungsmöglichkeit zu finden für diese gegebenenfalls fehlenden – wobei ich das gar nicht beurteilen kann und hier mutmaße – finanziellen Mittel.“

Es gelte, die Regelung, dass nicht mehr als 24,9 Prozent der AH`G verkauft werden können, auch formaljuristisch zu korrigieren. Jens Meier und Co. wollen das zwar auch, dennoch merkt Hoffmann an: „Dazu hatte das alte Präsidium drei Jahre Zeit, hat es aber bislang nicht getan.“ Hoffmann will dem e.V. die 75,1-Prozent-Mehrheit sichern, gleichzeitig rechnet er aber damit, dass die 50+1-Regelung auf Sicht fällt. „Es ist nur eine Frage der Zeit“, so Hoffmann, „bis diese Regelung fällt. Und wir werden uns in den nächsten Jahren mit großen Investoren auseinandersetzen müssen.“

Bernd Hoffmann ist wieder da. Auch öffentlich, nachdem er die letzten Wochen genutzt hat, um sich in den Abteilungen und Fanclubs zu präsentieren. Den Verdacht, dass er das Präsidentenamt im e.V. als Mittel zum Zweck sieht, sich stärker in die Belange der AG einzumischen, kann und will Hoffmann gar nicht gänzlich leugnen. Dennoch betont er, dass er auch ein „Vereins-Nerd“ sei. „Ich habe nicht nur Abteilungen besucht, sondern auch Vereine, die sozusagen Mitbewerber um die Sport treibende Vereinsmitglieder in Hamburg sind. Wir sind gut aufgestellt, ordentlich aufgestellt. Gerade in Norderstedt. Aber auch da müssen wir aufpassen, dass wir die allgemeinen Entwicklungen allgemein mitnehmen“, so Hoffmann, der mahnend hinzufügt: „Der HSV hat in den letzten Jahren von den großen Klubs den geringsten Anstieg an Neu-Mitgliedern zu verzeichnen.“

Es ist der Auftakt gewesen von einer Wahlkampftour, die noch viele Runden vor sich hat. Sowohl für die Herausforderer vom Team Bernd Hoffmann als auch für das alte Präsidium um Jens Meier.

Sportlich war es heute noch ruhig. Die Profis hatten frei, ehe es morgen um 10 und um 15 Uhr wieder auf den Platz geht, während Bernd Hollerbach mit Jens Todt zusammen auszuloten versucht, was für den HSV auf dem Transfermarkt noch machbar ist. Heute fielen schon die ersten Namen, bzw. es wurden die ersten Namen spekuliert. Unter anderem ließ „L’Équipe“ verlauten, der HSV sei an Montpelliers 20-jährigen Defensiv-Talent Nordi Mukiele interessiert. Allerdings besitzt der Franzose, der noch einen Vertrag bis 2022 hat, einen Marktwert von sieben Millionen Euro. Schon deshalb blieb diese Meldung HSV-seitig unbestätigt.

In diesem Sinne, bis morgen. Wobei ich im Abspann noch ein Schmankerl der Kategorie „So klappen Trainerwechsel im HSV-Style“ habe. Es geht – natürlich – wieder um Geld, das der HSV bezahlen muss. Oder doch nicht? Ich bin gespannt...

Bis morgen!

Scholle

 

P.S.: „Entgegen anderslautenden Aussagen von Verantwortlichen des HSV besteht noch keine vertragliche und rechtlich wirksame Einigung zwischen dem FC Würzburger Kickers sowie dem HSV im Zuge der Verpflichtung von Bernd Hollerbach als neuem Cheftrainer. Erst am vergangenen Freitag erhielten wir ein schriftliches und offizielles Angebot des HSV. Ohne auf Details eingehen zu wollen, entspricht dieses allerdings nicht unseren Vorstellungen – und in der Form auch nicht der Wertigkeit der Personalie!“ Das sagt Würzburger Kickers-Boss Daniel Sauer. Das habe er auch HSV-Boss Heribert Bruchhagen telefonisch so mitgeteilt. Demnach werde Würzburg noch heute seinerseits einen konkreten Vorschlag unterbreiten. „Wir werden dem HSV darin eine Frist bis Mittwoch, 31. Januar, 12 Uhr setzen“, erklärt Sauer. „Herr Bruchhagen ist ein sehr erfahrener Fuchs im Profi-Fußball, aber hier war er gewiss ein wenig zu schnell. Umgekehrt hätten er und der HSV sicher nie ein Telefonat als abgeschlossene vertragliche Vereinbarung angesehen.“ Der HSV war seinerseits davon ausgegangen alles geklärt zu haben. Laut Bruchhagen war ein Ablösespiel für Hollerbach in Würzburg geplant, dessen Einnahmen bei den Kickers bleiben sollten. Würzburg sei letztlich selbst entscheidend, ob sie das Ablösespiel oder eine Ablösesumme verlangten.

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