Marcus Scholz

27. September 2018

Den ersten Sieg durfte der HSV schon am Nachmittag feiern: Deutschland stattet 2024 die EM aus - und Hamburg ist als Spielort dabei.„Das ist ein toller Erfolg für den DFB und auch für Hamburg ein riesiger Gewinn! Wir freuen uns schon jetzt auf internationale Gäste, spannende Spiele und wollen wie bei der WM 2006 hervorragende Gastgeber sein“, so HSV-Vorstandsboss Bernd Hoffmann. „Bis es soweit ist, haben wir mit der Stadt noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen. Diese gehen wir ab Montag sehr motiviert an.“ Also nach dem Derby. Und dem vorgeschaltet war das heutige Spiel vor 14.965 Zuschauern bei der zuletzt starken Spvgg Greuther Fürth, das der HSV zwar mit 62 Prozent Ballbesitz und einer starken Zweikampfquote von 62:38 Prozent nicht in einen Sieg umzumünzen wusste. Trainer Christian Titz war nach dem Spiel mit diesem 0:0 sichtlich unzufrieden.

Vier Veränderungen gegenüber dem 0:5 gegen Regensburg hatte Trainer Christian Titz vorgenommen. Hinten rückte David Bates in die Innenverteidigung, im Mittelfeld ersetzte Vasilije Janjicic den auf die Tribüne versetzten Matti Steinmann. Zudem durfte der ehemalige Früher Khaled Narey von Beginn an für Tatsuya Ito auf der Außenbahn ran und sollte den vierten Reinrücker, Pierre Michel Lasogga, der den angeschlagenen Hee-chan Hwang ersetzte, mit Anspielen versorgen und die Chancen kreieren, die sich in den ersten Minuten Fürth erarbeitete. Nach einem Foul vom Aaron Hunt, der noch immer nicht in die Zweite Liga gefunden zu haben scheint, bekamen die Fürther knapp 22 Meter vor dem Tor einen direkten Freistoß, den Witten auch genau so ausführte. Glück für den HSV, dass die Unterlatte den verdutzten Julian Pollersbeck rettete (2.). Fünf Minuten später war des dann Pollersbeck, der nach einem katastrophalen Fehlpass von Gotoku Sakai einen abgefälschten Schuss des Ex-HSVers Julian Green parierte (7.). Der HSV? Der gewann Juni den ersten Minuten die Mehrzahl der Zweikämpfe, fand aber offensiv zunächst nicht statt.

Mit zwei Sechsern sollte die weiterhin wackelige Abwehr verstärkt werden - und das klappte zunächst nur mäßig. Immer wieder war die Verunsicherung zu erkennen, die nach einem 0:5 zweifelsfrei normal ist. Und ich bleibe dabei: David Bates ist das, was bei mir in der Jugend früher „Vorstopper“ hieß. Ich habe selten so wenig fußballerische Qualität beim HSV auf dem Platz gesehen und bleibe dabei: Der Schotte darf einfach nicht in die Bredouille gebracht werden, das Spiel mit aufbauen zu müssen. Er scheitert immer wieder daran. Dennoch, über den Ballbesitz und sichere Pässe kommend, versuchte der HSV, Sicherheit zu gewinnen. Und ab Minute 15 wurde es etwas besser. Nach einem Eckball bekam Janjicic den Abpraller und köpfte diesen direkt in die Arme von Greuther Fürths Keeper Burchert (15.).

Mehr passierte hier tatsächlich nicht. Trotz 71,5 Prozent Ballbesitz in der ersten Hälfte kam der HSV einfach nicht gefährlich vors Tor der Gastgeber und es blieb beim 0:0 zur Halbzeit.  Nebenbei: Weshalb sich Fürths Trainer Burim am Rand aufführte, als würde sein Team maßlos benachteiligt, erschloss sich mir nicht. Denn trotz der vielen kleinen Fouls, die Schiri Stegemann pfiff, lag dieser in fast allen Fällen richtig. Auch bei der Gelben Karte für Santos, die dazu führte, dass Trainer Titz den Brasilianer zur Halbzeit lieber herausnahm. Sakai übernahm die linke Außenverteidigerposition, Narey rückte auf rechts hinten und Tatsuya Ito ging auf Linksaußen und hatte in der 50. Minute mit einem abgefälschten Schuss vom Sechzehnereck sowas wie die erste Halbchance der zweiten Halbzeit. Der kleine Japaner wirkte belebend auf links.

Apropos links: Mit dem linken Fuß sorgte Narey aus 22 Metern für die nächste gefährliche Aktion. Seinen harten Schuss konnte Burchert nur in die Mitte prallen lassen - aber es war kein Angreifer nachgerückt, um den Abpraller einzunetzen. Das wiederum schaffte Janjicic in der 56. Minute mit einem direkt verwandelten Freistoß von halblinks. Allerdings sah Stegemann ein Foulspiel von Bates an Keeper Burchert. Und dieser Pfiff war berechtigt. Ebenso wie die Auswechselung von Aaron Hunt nach 60 Minuten. Zusammen mit Janjicic und dem immer noch seltsam unfit wirkenden Lewis Holtby sowie dem völlig effektlosen Lasogga ganz vorn hatte der Kapitän heute wirklich zu wenig gute Aktionen, verschleppte häufig das Tempo. Für ihn kam der angeschlagene Hee-chan Hwang.

Besser wurde es zunächst aber nicht. Fürth beließ es seit der 15. Minute dabei, tief tz stehen und auf Konter zu lauern, der HSV hatte Ballbesitz, kam aber zu kaum nennenswerten Torszenen. Fakt: Lasogga hatte bis hierhin von allen Spielern auf dem Platz die wenigsten Ballaktionen. Aber die letzte Viertelstunde kam ja erst noch - Fiete Arp auch. Endlich. Für Pierre Michel Lasogga. Und Arp war kaum auf dem Platz, da hatte r seine erste gute Szene. Hwang hatte auf Außen nachgesetzt, zog von rechts in den Sechzehner und suchte einen Anspielpunkt. Allerdings wurde Apps Abschluss noch geblockt (79.). Die beste Chance ein diesem Spiel für den HSV, der jetzt noch mal Druck aufzubauen versuchte. Man wolle den Gegner müde spielen, hieß es zuletzt - aber heute musste man am Ende aufpassen, nicht selbst überrannt zu werden. Sakai auf links, Holtby im Zentrum und Narey auf rechts wirkten müde.

Am Ende blieb es trotz 75 Minuten langer Überlegenheit beim 0:0. „Es war ein großer Fight. Der HSV hat große Klasse und wir haben eine gute Mentalität an den Tag gelegt“, war Fürths Trainer Buric zufrieden, „unsere Zuschauer gehen auf jeden Fall glücklich nach Hause.“ Aussagen, die den Spielverlauf gut wiedergeben. Auf der anderen Seite hat der HSV mit nunmehr 13 Punkten nach sieben Spieltagen den dritten Tabellenplatz inne. Punktgleich mit dem Zweiten, Union Berlin, und drei Punkte hinter dem 1. FC Köln. Aber auch einen Punkt vor dem FC St. Pauli, den der HSV am Sonnabend im Volkspark zum ersten echten Highlight dieser Saison erwartet.

Defensiv blieb man auswärts weiterhin ohne Gegentor. Hier war eine erkennbare Verbesserung gegenüber den letzten Spielen. Offensiv ist das Heutige sicher ausbaufähig. Aber angesichts des spielerischen Potenzials der Offensivkräfte habe ich hier die geringsten Sorgen. „Nach zehn Minuten haben wir hier ein gutes Auswärtsspiel gemacht, sind geduldig geblieben. Nach dem letzten Spielen war es wichtig, wieder Stabilität zu gewinnen. Und das ist gelungen“, so Holtby, „ab jetzt sind alle Augen aufs Derby gerichtet.“

Stimmt. In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

 

STATISTIK ZUM SPIEL: 
SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Sauer, (58. M. Caligiuri), Maloca, Magyar, Wittek - Gugganig, Ernst - Atanga (79. Reese), Green (90. Ideguchi), Mohr - Keita-Ruel
HSV: Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Santos (46. Ito) -  Janjicic, Mangala - Hunt (63. Hwang), Holtby - Lasogga (78. Arp), Narey
Tore: Fehlanzeige. -  Zuschauer: 14.965. - Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel). - Gelbe Karten: Mohr (23.), Sauer (39.)  / Douglas Santos (27.)

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