Marcus Scholz

15. Dezember 2017

Einen Heimsieg hatte der SV vor dem heutigen Auftritt bei Mönchengladbach auf dem Konto – am zweiten Spieltag beim 1. FC Köln. Damals war man anschließend Tabellenführer. Heute, am 17. Spieltag, also zur Winterpause, sieht das ganze Szenario anders aus. Ganz anders. Denn es bleibt bei diesem einen Auswärtssieg nach diesem 1:3 gegen Gladbach. Und plötzlich droht ein direkter Abstiegsplatz (wenn Bremen gegen Mainz gewinnt) und eine entsprechend extrem ungemütliche Winterpause. Denn nach verschlafenen ersten zehn Minuten sowie fünf verpennten Minuten in der zweiten Hälfte stand es am Ende 1:3 gegen Gladbacher, denen wenige gute Szenen reichten, den insgesamt aktiveren HSV zu bezwingen.

Dabei hatte Markus Gisdol heute einiges umgestellt. Personell und auch taktisch. Andre Hahn durfte bei seinem letzten Arbeitgeber ganz vorn beginnen. Jann-Fete Arp blieb dafür zunächst auf der Bank, auf der erstmals auch wieder Lewis Holtby saß, nachdem er es zuletzt sechsmal in Folge (zweimal verletzt) nicht in den Kader geschafft hatte. Zudem ersetzte Kapitän Gotoku Sakai den am Oberschenkel verletzten Dennis Diekmeier auf rechts – allerdings in einer Fünfer-Abwehrkette, in die auch Rick van Drongelen rückte, nachdem es der junge Niederländer in den letzten fünf Spielen auf lediglich eine Einwechslung (gegen Hoffenheim) mit nur 15 Spielminuten gebracht hatte. Und das alles zusammen – ging schief.

Nach sechs Dauerdruckminuten der Gladbacher, die den HSV mit ihrem hohen Tempo überforderten. 4:0 Ecken für die Gladbacher nach sechs Minuten inklusive eines Unterlattentreffes von Gladbachs Oxford (6.) – und dieser Druck zahlte sich in der neunten Minute aus. Van Drongelen und Jung waren sich auf lins nicht einig, wer den Ball spielt und dieser kam letztlich zu Stindl, der wiederum Raffael sah. Gedeckt, aber nicht attackiert von Mergim Mavraj konnte der Brasilianer den Ball in den Lauf von Hazard stecken und der Belgier lupfte die Kugel trotz Begleitschutzes von Papadopoulos problemlos über Mathenia ins Tor – das 1:0 nach nur neun Minuten, in denen der HSV hier nicht mehr als ein aktiver Zuschauer war. Es drohte Schlimmes.

Aber kurioserweise hatte das Tor eher hemmende Wirkung für die Gladbacher, die früh einen Gang zurückschalteten und es dem HSV ermöglichten, sich langsam ins Spiel zu finden. Warum? Keine Ahnung. Es war mir aber auch egal, denn der HSV kam sogar zu seiner Chance auf den Ausgleich. Nach einem Hunt-Freistoß von halblinks kam Mavraj am zweiten Pfosten frei zum Kopfball, nickte diesen schön gegen die Laufrichtung von Gladbachs Keeper Sommer – allein Stindl rettete auf der Linie (18.). Es war – immer wieder angetrieben von einem stärker werdenden Aaron Hunt - der Auftakt zu einem Spiel mit nunmehr zwei aktiven Teams, in dem der HSV dagegenhielt und in der 21. Minute durch den fleißigen Hahn zur nächsten Chance bekam. Eine Kostic-Flanke nahm der Ex-Gladbacher gut an, drehte sich um Gegenspieler Vestergaard und zog ab – allerdings war Vestergaard mit dem Fuß (oder der Wade?) zur Stelle und lenkte den Ball über das Tor.

Gladbach blieb dabei allerdings auch immer gefährlich, wenn es schnell ging. In der 23. Minute sah der 18-Jährige, starke Cuisance den startenden Raffael, der van Drongelen problemlos enteilte und den Ball aus 14 Metern rechts (aus seiner Sicht) am Tor vorbeischoss. Der junge Franzose war es dann auch, der in der 38. Minute das letzte echte Highlight der ersten Hälfte auf dem Fuß hatte, als er aus 19 Metern einfach mal abzog und den linken Pfosten traf. Glück für den HSV, zumal der abprallende Ball Mathenia in den Rücken prallte, aber nicht von dort ins Tor. Es blieb beim 1:0 zur Halbzeit, aus der beide Mannschaften unverändert wieder auf den Platz zurückkehrten.

Und es begann wie es geendet hatte: Gladbach hatte seine Chance, als Hazard nach Raffael-Pass frei vor Mathenia auftauchte, der den scharfen Abschluss mit einem starken Reflex zur Ecke abwehrte. Aber der HSV war auch da – und diesmal traf er! Hazard hatte den Ball im Mittelfeld verloren. Hunt trieb den Ball 15 – 20 Meter weit nach vorn, sah den startenden Hahn, der per Beinschuss zum 1:1 traf (und still jubelte, weil er mal in Gladbach war...). Und der HSV blieb dran. Angetrieben vom heute starken Verteiler Hunt demonstrierte eindeutig, dass man mehr als diesen einen Punkt haben wolle – obgleich Raffael in der 64. Minute die erneute Gladbacher Führung hätte besorgen müssen. Allerdings scheiterte der filigrane Mittelfeldspieler mit seinem Kopfball aus sechs, sieben Metern an einem erneut sensationellen Reflex Mathenias.

Aber auch Mathenia, der zuletzt häufig und zurecht in der Kritik stand, war machtlos, als Papadfopoulos einen üblen Fehlpass spielte, Hazard den eingewechselten Grifo Raffael sah und dieser Raffael in der 74. Minute freispielte. Der Brasilianer hatte wenig Mühe, den Ball aufs kurze Eck zum 2:1 zu verwandeln. Und einmal dabei, kam es gleich noch schlimmer. Douglas Santos, bis hierhin gut, rutschte aus, Hazard kam so im Sechzehner frei zum Ball, umkurvte Mathenia und legte quer auf Raffael – das 3.1 (79.).

Gisdol versuchte, mit Wechseln noch mal Schwung in das HSV-Spiel zu bringen – aber der Widerstand war gebrochen. Die Einwechslungen von Arp für van Drongelen sowie Waldschmidt für Hunt und Janjicic für Ekdal brachten aber nichts mehr. Dieses Spiel war entschieden und der HSV trotz größtenteils ordentlichen Spiels mal wieder verloren. Die Achse Hazard/Stindl/Raffael und immer wieder auch Youngster Cuisance stach den HSV heute aus. Mal wieder. Und genau in diesem „mal wieder“ liegt die Betonung. Denn wenn man am Ende auch seine guten Spiele nicht für sich entscheiden kann, dann wird es gefährlich. Sehr gefährlich sogar. Das einige, was dann noch gefährlicher ist, ist, wenn man in seinen Spielanalysen vor allem auf die eigenen Verbesserungen und die guten Szenen anspricht. So wie heute nach dem Spiel von Mathenia  mal wieder, während Trainer Gisdol mächtig angeschossen wirkte und nichts schönreden wollte. Auch er weiß, dass diese Winterpause ungemütlich wird. Aber dazu morgen mehr...

Für heute belasse ich es dabei, einfach nur mächtig enttäuscht zu sein. So wie Ihr sicher auch. Ich bin enttäuscht von diesem Spiel. Aber auch von der gesamten Hinrunde, die trotz des punktetechnisch guten Starts schon grenzwertig begann. bare auch dazu morgen mehr.

Bis dahin!

 

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