Marcus Scholz

21. Januar 2020

„Das ist ja auch nur ein Regionalligist“, hat mir ein guter Bekannter gestern Abend entgegen geschmettert, als ich ihm sagte, dass der HSV mit dem Spiel am Donnerstag in Lübeck beim VfB (18.30 Uhr, live bei HSV TV) ja noch einen echten Härtetest vor sich habe. Es sei nicht vergleichbar, da das Niveau - insbesondere in der etwas schwächer einzustufenden Regionalliga Nord - nicht mit der zweiten Liga zu vergleichen sei. Und damit hatte mein Freund recht. Aber, was er vergaß: Im Test kommt es nicht darauf an, dass man das Niveau des nächsten Gegners eins zu eins simulieren kann. Es geht vielmehr darum, seine eigenen Schwächen so zu minimieren, dass man für den nächsten Gegner bestens aufgestellt ist. Deshalb war der starke Test beim FC Basel sicher gut fürs Selbstvertrauen der Spieler. Die offensive Spielart der Schweizer ist aber ganz sicher nichts, was man in der Rückrunde von Heidenheim, Aue, Karlsruhe und Co. erwarten kann. da liegt eine Mannschaft, die sich zwangsläufig so tief stellen wird wie der Regionalligist schon näher.

Und genau deshalb hat Trainer Dieter Hecking diesen Test auch noch mal angesetzt. Er wird die Generalprobe für das, was man sich in dieser Vorbereitung primär vorgenommen hatte: Eine gute Balance aus mutigem Offensivspiel mit vielen Torchancen und einer parallel dazu stets stabilen Defensive. Am Donnerstag wird sich also erneut zeigen, ob der HSV aus den Fehlern der Hinrunde die richtigen Schlüsse gezogen und in den letzten Wochen die richtigen Maßnahmen ergriffen hat. Robert Bozenik soll, so titelte das Abendblatt heute, das letzte Puzzleteil sein, das der HSV noch braucht, um bestens gerüstet in die Rückrunde zu starten. Und ja, personell kann man sagen, dass ein weiterer Stürmer tatsächlich das wäre, was noch fehlt. Denn ganz vorn hat der HSV nach dem Ausfall Martin Harniks und einem unbrauchbaren Bobby Wood nur Lukas Hinterseer als nominelle Neun. Der Slowake, der seit einigen Wochen beim HSV auf dem Wunschzettel steht und der sich mit dem HSV bereits einig sein soll, könnte diese Lücke ausfüllen.

HSV fehlen im Sturmzentrum Optionen

Dass er aktuell mit seinem Team MSK Zilina ins Trainingslager nach Saudi Arabien geflogen ist, ist dabei kein Indiz für gar nichts. So lange er bei einem Verein unter Vertrag steht, muss er alles mitmachen, was der Arbeitgeber verlangt. Dennoch hoffen die Hamburger Verantwortlichen (Sportvorstand Jonas Boldt: „Wir arbeiten dran“), den Angreifer sehr zeitnah hier präsentieren und schon gegen Nürnberg im Kader haben zu können. Aber okay, das ist alles noch im Konjunktiv.

Im Hier und Jetzt hat sich Hecking mit Bakery Jatta eine Option aufgebaut, die sicher nicht optimal ist. Zwar sagt Hecking: „Baka ist sehr unangenehm in der Spitze. Er hat auch die nötige Dynamik und die körperliche Präsenz, deckt die Bälle gut ab. Er ist sehr viel unterwegs, auch gegen den Ball. Das werden wir brauchen.“ Aber vor allem hat Jatta seine Stärken, wenn er sein Tempo nutzen kann. Und das kann er vor allem über außen, wenn er Platz vor sich hat. Vorn im Sturmzentrum geht ihm ein großer Teil seiner Kernkompetenz verloren. Auch deshalb wäre eine weiter Nummer Neun - wie zum Beispiel Bozenik - nur logisch. Ob man damit das letzte Puzzleteil gefunden hat? Nein. Das hat man nie. Es besteht immer neuer Bedarf, weil sich eine Mannschaft ständig entwickelt. Mal nach vorn - mal rückwärts.

 

Ich würde sogar eher behaupten, dass Bozenik nicht das letzte sondern vielmehr das erste Puzzleteil ist. Denn parallel zum Minimieren der Risiken, die einen Wiederaufstieg gefährden, könnte der junge Slowake ein erster Schritt in die Richtung sein, die Boldt angekündigt hatte: Hin zu jungen Talenten, die beim HSV wachsen. Glaubt man den HSV-Verantwortlichen oder auch dem ehemaligen Torschützenkönig der Bundesliga, Marek Mintal, hat Bozenik auf jeden fall ein entsprechend großes Potenzial. Auch für die Erste Bundesliga. Insofern wäre ein Start in der Zweiten Liga sicher keine Überforderung des slowakischen Nationalspielers, sondern ein guter Anfangspunkt, um sich Schritt für Schritt an die Erfordernisse zu gewöhnen. Und Fakt ist: Sollte der HSV Bozenik bekommen, wäre er ein Spieler für die Zukunft. Wenn meine Informationen stimmen, würde ein langfristiger Vertrag angestrebt.

Bozenik wäre erstes und letztes Puzzleteil

Bozenik wäre aus meiner Sicht das letzte Puzzleteil in diesem Winter auf dem Weg zum Aufstieg. Und er wäre ein erstes Puzzleteil für die Zeit nach dem Aufstieg. Wobei ich eines an dieser Stelle nicht machen werde: Ich werde nicht anfangen, den Kader und die Zugänge primär nach Erstligatauglichkeit zu bewerten. Denn der HSV spielt nicht in der Ersten Liga. Sollte sich das im Sommer ändern, werden wir auch da die Maßstäbe anders ansetzen (müsse). Aber bis dahin steht der Satz „das ist zu wenig für die Erste Liga“ im Zusammenhang mit Bewertungen von Spielern und Spielen auf dem Index.

Es sei denn, der HSV holt Spieler wie Schaub, Beyer und eventuell auch Bozenik, die allesamt die Qualität haben, Erste Liga zu spielen. Dann darf man das auch gern so benennen. Die Skala allerdings, anhand derer ich bis zu einem etwaigen Aufstieg alle rund alles bewerte, ist mindestens bis zum Sommer die der Zweiten Liga.  Bis dahin reicht es mir, dass die Verantwortlichen hier alles versuchen mit entsprechendem Weitblick zu gestalten. Personell. Ob das dann reicht, wer von den Spieler erstligatauglich ist etc. - alles das darf noch kein Thema für die Mannschaft und die Trainer sein. Das ist noch weit weg. Und genau diese Botschaft muss hier auch beim Letzten ankommen.

Es wird wieder am Volksparkstadion trainiert

Gar nicht mehr weit weg ist dagegen die Rückkehr auf den heimischen Trainingsplatz. Morgen um 10 und um 15.30 Uhr bittet Trainer Dieter Hecking seine Mannen zum Training. Am Donnerstag steht um 10 Uhr noch eine Einheit an, ehe es am Abend in Lübeck zur Sache geht. Wir werden natürlich wie immer live für Euch dabei sein und ich melde mich zudem morgen früh wie gewohnt früh um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch. Bis dahin wünsche ich Euch allen noch einen schönen Abend!

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