Marcus Scholz

3. Februar 2018

Gerne würde ich – als langjähriger 96-Fan – den HSV weiterhin in der ersten Liga sehen. Der Hamburger SV ist, Tabellenplatzierung hin oder her, immer noch „der große HSV“, mit seiner Tradition, seiner glanzvollen Vergangenheit, seiner großartigen Stadt. Dennoch schrillen bei mir zurzeit die Alarmglocken, wenn ich mir die aktuelle Situation des HSV anschaue. Es gibt einfach zu viele Parallelen zu der Saison 2015/16, in der Hannover 96 als Tabellenletzter den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste. Die größte Parallele ist dabei die misslungene Kaderzusammenstellung.

Ein Rückblick: Hannover 96 hatte vor der Saison mit Lars Stindl und Joselu seine besten Offensivleute abgegeben, doch es kam kein adäquater Ersatz. Obwohl bereits während der Hinrunde 2015/16 ersichtlich war, dass der Kader mit dem Klassenkampf heillos überfordert war, reagierte die sportliche Leitung nicht und marschierte sehenden Auges in die zweite Liga. Dabei war die Diagnose in der Hinrunde eigentlich leicht gestellt: Dieser Kader ist nicht erstligareif. Selten war es einfacher, in der Winterpause gegenzusteuern, denn die Diagnose war eindeutig! Doch die sportliche Leitung tat es schlichtweg nicht. Der überbewertete Sportgeschäftsführer Martin Bader verpflichtete in der Winterpause keinen einzigen Spieler, der Hannover direkt weiterhelfen konnte (sondern nur Typen wie einen Hugo Almeida, der übergewichtig war und ab der 60. Minute nach Luft japste).

Genau die gleiche Diagnose – mangelnde Erstligareife des Kaders – konnte man dem HSV bereits in der Hinrunde 2017 ausstellen. Trotzdem gab es in der Winterpause irritierenderweise keine Spielerverpflichtung in Hamburg. Nicht mal einen abgehalfterten Stürmer wie seinerseits Hugo Almeida gönnt Jens Todt seinem neuen Trainer. Nein, Bernd Hollerbach muss mit dem Kader auskommen, der in der Hinrunde alles andere als erstligareif wirkte.

Und trotzdem gibt es noch einen Hoffnungsschimmer. Als 96 am Ende der Abstiegssaison 2015/16 am Boden lag und der Gang in die zweite Liga längst besiegelt war, übernahm ein junger, unverbrauchter Trainer mit Stallgeruch das 96-Team. Sein Name war Daniel Stendel, langjähriger 96-Spieler, damals bekannt für Laufbereitschaft und Kampfgeist. Stendel kam als Trainer zu spät (Anfang April), doch plötzlich siegte der Underdog Hannover 96 wieder. Viele Fans mutmaßten damals, dass Hannover nicht hätte absteigen müssen, wenn Stendel doch nur früher das Traineramt übernommen hätte. Mich erinnert Bernd Hollerbach stark an Daniel Stendel. Ein echter Typ, kantig und kämpferisch, vertraut mit der Vereinsmentalität. Einer, den man auf den ersten Blick leicht unterschätzt, der taktisch zwar nur limitierte Fähigkeiten hat, der dieses Defizit aber mit Moral und Siegeswillen wieder wettmacht.

Vielleicht ist Bernd Hollerbach tatsächlich der Daniel Stendel des HSV. Falls ja, besteht noch Hoffnung für Hamburg, denn im Gegensatz zu Stendel hat Hollerbach noch genug Spiele vor sich, um das Ruder herumzureißen.

Freundschaftliche Grüße aus Hannover sendet euch Dennis (Gründer des Hannover 96-Blogs 96Freunde.de )

 

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