Simon Rösel

15. Oktober 2020

Mit einem Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth startet der HSV am Samstag in eine Woche, die durch das Nachholspiel gegen Aue zu einer englischen wird. Der Eindruck vom Saisonstart ist nach drei Wochen Pause schon verblasst. Im Spiel gegen Fürth kann der HSV diesen guten Eindruck nun wieder hervorholen und bestätigen – oder eben nicht. Trotz ihrer Spielstärke glaube ich, dass Fürth eine Mannschaft ist, die dem HSV durchaus liegen könnte. Heute gab Daniel Thioune die Pressekonferenz vor dem Spiel auf der ich für euch dabei war.

Stotterstart für Fürth

Fürth ist eine Mannschaft, die zu den ambitionierten Zweitligisten zählt und tendenziell versucht, mit an die Aufstiegsplätze ranzurutschen. Wobei das in den letzten Jahren nicht mehr so konstant gelang, wie zu Beginn der 2010er-Jahre. Auch diese Saison begann eher stotternd – mit drei Unentschieden gegen Osnabrück, Aue und Würzburg. Trotzdem ist Fürth eine der Mannschaften in der 2. Liga, die selber den Ball haben und Fußball spielen wollen. Auf der Pressekonferenz sagte Daniel Thioune: „Offensichtlich ist in den bisherigen Spielen immer, dass Fürth eine sehr spielstarke Mannschaft ist, dass sie gerade im Mitteldfeld mit vielen Positionswechseln agieren. Ich glaube schon zu erkennen, dass dieser gepflegte Kurzpassfußball von Stefan Leitl dann auch zum Tragen kommt. […] Wir wissen auch, dass Fürth sehr ambitioniert ist, dass sie einen guten Ball spielen und für jeden Gegner auch eine Herausforderung sein können.“

Eine Schlüsselrolle im Fürther System nimmt Branimir Hrgota ein. In der letzten Saison stellte er Tim Leibold im Hinspiel mehrfach vor Probleme. Hrgota ist insofern ein interessanter Spieler, da er einige Jahre in Mönchengladbach kurz vor dem Durchbruch als Bundesligaspieler stand. Häufige Verletzungen warfen ihn dabei zurück. Nach einem Wechsel zur Saison 16/17 zu Eintracht Frankfurt machte er 28 Bundesligaspiele und 5 Tore für die Eintracht. In den beiden darauffolgenden Jahren allerdings nur noch 7 Spiele in denen er zudem kein Tor erzielte. Seit seinem Wechsel 2019 nach Fürth findet er langsam wieder in die Spur. Letzte Saison war er mit Sturmpartner Daniel Keita-Ruel Teil einer der interessanteren Sturmreihen in der der 2. Liga. Hrgota erzielte 10 Treffer, Keita-Ruel 9. Damit waren sie für fast die Hälfte der 46 Fürther Saisontore verantwortlich. Nach Keita-Ruels Wechsel zum SV Sandhausen steht Hrgota noch mehr in der Verantwortung. Vor der Saison war es trotzdem eine Überraschung, dass Stefan Leitl ihn zum Kapitän ernannt hat.

Während er gegen den HSV in der letzten Saison eher über den Flügel kam, war er in den letzten Spielen eher in der Sturmmitte zu finden. Trotzdem ist Hrgota ein Stürmer, der viel unterwegs ist und selbständig nach Lücken sucht.

Es kommt auf die Säulen an

Die HSV-Defensive wird sich darum kümmern, dass er sie nicht findet. Wobei es noch unklar ist, wie diese Defensive aussehen wird. Daniel Thioune hält sich mit Aufstellungsdetails vor den Spielen gerne bedeckt. Besonders im Moment hat der HSV dadurch gewisse Vorteile, da Thioune mehrere Optionen im Kader zur Verfügung hat. Das fängt mit der Wahl zwischen Dreier- und Viererkette an. Kai Schiller vom Hamburger Abendblatt fragte Thioune in der Pressekonferenz nach der Bedeutung von dieser Flexibilität: „Wir Trainer beanspruchen für uns alle, dass wir sehr, sehr variabel sind, dass wir flexibel sein wollen. […] Ich glaube jeder Kader, egal ob es in der 1.,2. oder 3. Liga ist, ist so aufgestellt, dass er auch im Spiel immer wieder wechseln kann. Aber ich glaube man soll sich von diesen Systemen auch lösen. Letztendlich geht es darum, dass man erfolgreich Fußball spielt. Die ein oder andere Ordnung bietet dann auch andere Möglichkeiten an. Und wir als Hamburger SV behalten uns auch vor, wir sind immer in der Lage auch umstellen zu können.“

Diese Flexibilität hat dem HSV in der letzten Saison noch gefehlt. Zwar gab es auch unter Hecking gelegentliche Umstellungen. Aber ein Plan B hat meistens gefehlt, wenn der Gegner Plan A durchschaut hatte – was ab Mitte der Hinrunde immer öfter der Fall war. Doch Flexiblität ist natürlich kein Selbstzweck und darf eine Mannschaft auch nicht ihrer Stärken berauben. Ich erinnere mich noch mit Grauen an den Saisonendspurt unter Hannes Wolf, als Douglas Santos – ansonsten der beste HSV-Spieler in der Saison 18/19 – plötzlich auf der Zehn spielen sollte und dort maximal überfordert war. Thiounes Herausforderung wird es, die Flexibilität auf stabile Füße zu stellen. Von daher ist die Idee der Säulenspieler, die für die Kaderplanung gesucht wurden, tatsächlich wichtig. Sie sind Spieler deren Rolle und Position mehr oder weniger fest steht und um die sich andere Spieler flexibel herumgruppieren können. Die übergeordnete Frage für diese Saison wird sein, ob die dafür gefundenen Spieler – Ulreich, Leistner, Gjasula, Terodde – tatsächlich die richtigen sind. Und ob gegebenenfalls andere Spieler deren Säulenrolle übernehmen können. Der HSV muss in dieser Saison fest in seinen Grundsätzen sein und flexibel darin wie sie diese Grundsätze auf dem Platz umsetzen.

Im Bezug auf eine der Säulen hat Thioune dann auch schon ein Aufstellungsdetail verraten. Wobei verraten ein großes Wort für die Tatsache ist, dass Sven Ulreich gegen Fürth im Tor stehen wird. Der umgekehrte Fall wäre die tatsächliche Überraschung gewesen. So wird Daniel Heuer-Fernandes als Ersatzmann auf der Bank sitzen. Thioune betonte noch einmal, dass nach Einschätzung des Trainerteams Sven Ulreich auf jeden Fall die Qualität des Teams erhöhen werde und nannte ihn einen „sehr guten Bundesligatorwart“.

 

Fürth könnte dem HSV liegen

Offensiv ist Fürth nach Düsseldorf und Paderborn wieder ein Gegner, der selber aktiv den Weg nach vorne sucht. Für den HSV erhöht das die Chancen auf eigene Möglichkeit. Auf der PK hab ich Daniel Thioune gefragt, ob er potenzielle Schwächen bei Fürth sieht, die der HSV bespielen könnte. Natürlich wollte er dem Gegner gegenüber nicht respektlos sein und betonte auch wie ernst sie jeden Gegner nehmen. „Wir haben auch gezeigt in den letzten Spielen, dass diese maximale Stabilität bei uns noch nicht gegeben ist.“ Aber die Spielweise der Fürther böte durchaus Möglichkeiten dafür, selber aktiv zu pressen und den Ball näher am gegnerischen Tor zu erobern. Aus der Erfahrung der letzten beiden Saison denke ich, dass Fürth dem HSV besser liegt, als Aue und Würzburg, also die beiden Gegner, die danach kommen. Nach drei Wochen Pause bin ich vor allem gespannt, ob wir eher den HSV aus dem Düsseldorf- oder aus dem Dresden-Spiel zu sehen bekommen. Oder den aus dem Paderborn-Spiel, der eine merkwürdige Mischung aus beiden war.

Trotzdem sehe ich das Fürth-Spiel entspannter, als die beiden Spiele danach. Denn Aue und Würzburg werden sich deutlich konsequenter hinten reinstellen und versuchen den HSV mit allen Mitteln zu entnerven. Von der grundsätzlichen Spielanlage könnte Fürth dem HSV durchaus liegen.

David Kinsombi, Josha Vagnoman und Tim Leibold werden am Samstag nicht mitspielen können. Sie alle sind zwar wieder im Lauftraining, aber noch nicht einsatzfähig. Thioune rechnet eher nach als während der englischen Woche mit ihnen. Zudem gibt es gute Nachrichten von Rick van Drongelen, der die nächste Stufe seiner Reha genommen hat und inzwischen wieder näher bei der Mannschaft trainiert.

Interessant werden könnte noch die Personalie Bryan Hein. Auf der PK attestierte Thioune ihm eine gute Entwicklung. Es tue ihm gut mit der der 1. Mannschaft zu trainieren. Er wird auf jeden Fall mit nach Fürth reisen und am Samstag als einziger nomineller Linksverteidiger im Kader stehen. Thioune sagte zudem, dass Hein die Linksverteidiger-Position insgesamt offensiver interpretieren würde. Das deutet darauf hin, dass er Hein in einer Dreier-/Fünferkette durchaus einen Einsatz zutraut. Samstag-Mittag wissen wir mehr.

Was erwartet ihr vom Fürth-Spiel? Und welche Aufstellung wünscht ihr euch? Nur der HSV!

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