Marcus Scholz

2. November 2020

Er wurde schon in der Halbzeitpause gefeiert. Und das von niemand geringerem als vom Torschützen selbst, von Simon Terodde. Denn als das Trainerteam seine taktische Analyse anhand von Videobildern in der Halbzeit des Derbys gegen den FC St. Pauli vorführte, war natürlich auch das Tor zum 1:0 noch einmal Thema. Und dementsprechend auch seine schöne Vorbereitung per Flanke. „War schon okay“, so die Antwort von Josha Vagnoman auf die Frage, ob er denn Lob für seine schöne Torvorbereitung kassiert habe. „Als die Bilder dazu liefen, sagte Simon kurz, dass das genau die Flanken sind, die er braucht – das hat mich natürlich gefreut“, so Josha Vagnoman heute, drei Tage danach. Mehr sei aber auch nicht nötig gewesen.

Er freue sich eh am allermeisten darüber, nach seiner Verletzung und dem Kurzeinsatz gegen Würzburg im Derby gegen den FC St. Pauli von Beginn an dabei gewesen zu sein. Ob er überrascht gewesen sei, als er hörte, dass er von Beginn an im Derby auflaufen würde? Vagnoman überlegt. Man merkt, dass ihm die Antwort irgendwie unangenehm ist. Denn: Er hatte schon damit gerechnet. Das aber zu sagen klingt arrogant. Von daher umschifft er die Antwort ein wenig. „Man hofft ja immer, dass man beginnt. Dafür gibt man im Training alles. Und  ich hatte das Gefühl, dass  da etwas gehen könnte für mich.“

Tat es. Und wie. In der 12. Minute überlief er seinen Gegenspieler Maximilian Dittgen und bekam den Ball von Jan Gyamerah mustergültig in den Lauf gespielt. Er schlug einen Haken, verlud so den vorbeigrätschenden Dittgen gekonnt und legte sich den Ball auf dem linken Fuß so zurecht, dass er selbigen butterweich auf den zweiten Pfosten zum frei stehenden Vollstrecker Terodde flanken konnte. „Ich war selbst überrascht, wie gut ich den getroffen habe“, so Vagnoman, der sich seinen zuletzt verletzten linken Schlappen jetzt wahrscheinlich zu jedem Spiel so dick bandagieren wird wie im Derby. „Wenn dabei jedes Mal so eine Flanke drin ist – sofort.“

Die Routiniers helfen - es stimmt im Team

Man merkt Vagnoman an, dass er sich gut fühlt. Nicht allein wegen des Treffers, den er vorbereiten konnte. „Es macht richtig Spaß im Moment“, so der Youngster, der zuletzt mit einem Bänderriss drei Spiele ausgefallen war. „Selbst in der Verletzungspause hatte ich ein gutes Gefühl. Obwohl ich für die Kader keine Rolle gespielt habe, haben mir hier alle durchgehend das Gefühl gegeben, voll dazu zu gehören. Und das geht allen so. Alle wissen, dass sie die gleiche Chance haben und selbst für ihr Glück verantwortlich sind.“, lobt Vagnoman das Leistungsprinzip von Trainer Daniel Thioune.

 

Die Stimmung innerhalb der Mannschaft sei sehr gut, so Vagnoman. Nach fünf Siegen und einem Remis ist das irgendwie auch logisch. Allerdings gibt es in solchen Phasen ja immer auch Spieler, die etwas hintendran sind. Die können natürlich in der Phase des Erfolges nicht meckern, weil sie dafür bei niemandem Gehör fänden. Sowas kam in den letzten Jahren immer erst dann, wenn die Mannschaft Schwächephasen hat und allgemein etwas Kritik aufkommt. Auch bei diesem HSV? Vagnoman überlegt wieder. Aber diesmal nur ganz kurz. Seine bestimmte Antwort: „Nein. Glaub ich nicht.“

Terodde: Torjäger und Musterbeispiel für Teamgeist

Und der junge Rechtsverteidiger mit Drang nach vorn sagt auch, warum er es sich nicht vorstellen kann. Einer der Gründe seien die Neuen. Alles richtig geile Typen. Terodde ganz vorneweg – aber auch Spieler wie Klaus Gjasula und Toni Leistner, die heute in verschiedenen Berichten schon als Verlierer des Saisonstartes bezeichnet wurde. „Die Mischung ist richtig gut, finde ich. Es macht einfach Spaß, wenn man so erfahrene Leute um sich herum hat, die komplett ohne Allüren unterwegs sind“, lobt Vagnoman. Und damit meint er neben Aaron Hunt vor allem auch Simon Terodde, der „irgendwie immer gut gelaunt ist“, so Vagnoman, der trotz seiner jungen 19 Lenze schon auf 31 Profi-Einsätze bauen kann.

Damit unterstreicht Vagnoman die These von Sportdirektor Michael Mutzel, der nach dem Derby betont hatte, dass der Einfluss Simon Teroddes auch abseits seiner Tore wesentlich sei. „Er ist nicht nur als Torschütze für uns wichtig. Mit Simon haben wir menschlich und sportlich einen Gewinn. Er zündet ein bisschen die Jungs an“, sagt Thoiune und erhält Unterstützung von Sportdirektor Michael Mutzel. „Er schiebt an, motiviert und ergreift auch in der Halbzeit mal das Wort. Das hilft uns extrem.“ Vor allem aber ist Terodde authentisch, bodenständig – der wie Vagnoman sagt: „Einfach ein geiler Typ.“

Die Mannschaft funktioniert aktuell. Auf dem Platz offensichtlich – daneben offenbar auch. Und das sagen nicht die Mutzels und Jonas Boldts dieser Welt, die diesen Kader zusammengestellt haben, sondern die, auf die es ankommt: nämlich Spieler selbst. Auch die, die hintendran sind. Und ich habe die ehrliche Hoffnung, dass sich das auch durch die erste schwächere Phase so halten kann. Auch wenn diese natürlich noch ewig weit weg ist…  

Beobachten werde ich das wieder ab morgen. Da wird wieder trainiert – und wir melden uns am Abend wieder mit unserem kompakt zusammenfassenden Video-Format „HSV, was geht ab“ bei Euch. Bis dahin!

Scholle

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