Marcus Scholz

16. Juni 2018

Gaaanz langsam kommt es, dieses Kribbeln, das man braucht, um eine WM mit Herzblut genießen zu können. Portugal und Spanien haben es gestern das erste Mal erweckt. Denn das war – von den Spaniern und Ronaldo – Weltklasse. Auch die Franzosen haben gezeigt, welches Potenzial sie haben können, auch wenn sie es nur sehr partiell abrufen konnten. Und dann Island. Ich mag die Isländer einfach, weil sie immer alles aus ihren Möglichkeiten machen. Manchmal sogar etwas mehr, als sie vielleicht verdient haben. So wie heute, wo sie Argentinien ein 1:1 abtrotzten. Womit ich einmal das Thema Messi/Ronaldo aufgreifen möchte.

Und da muss ich leider zugeben, dass Ronaldo seinem Ruf als gnadenloser Killer, als Gewinnertyp mal wieder absolut gerecht geworden ist. „Leider“ deshalb, weil ich Ronaldo fußballerisch zwar bewundere, aber Lionel einfach lieber mag. Der asketische Musterprofi mit dem gegelten Haar und der bis ins allerletzte Detail durchtrainierten Figur eines Terminators gegen den leicht untersetzten Dribbler Messi – für viele Fußballfans ist dieses Duell der Fünffach-Ballon d’Or-Gewinner „DIE Frage aller Fragen“: Wer ist der beste Fußballer der Welt? Und aktuell muss man sagen: Champions-League-Sieger Ronaldo ist auch zum WM-Auftakt wieder mal ein Stück weit vorn. Drei Tore sogar...

Und auch wenn man beide Auftaktleistungen vergleicht, wird schnell eines deutlich: Ronaldo trifft per Elfer – Messi verschießt. Ronaldo trifft per Freistoß in entscheidender Sekunde – Messi verzieht. Ronaldo ist der entscheidende Mann von insgesamt m.M.n. eher durchschnittlichen Portugiesen gegen starke Spanier, während Messi gegen Island eher unauffällig bleibt. Insofern: Vorteil Ronaldo. Zwar nicht in meiner Gunst – denn ich liebe Messis Art, Fußball zu spielen – aber in Sachen  Effizienz allemal.

Apropos effektiv: Das war Albin Ekdal auch. In den wenigen gesunden Phasen mit ihm hatte der HSV mehr Erfolg als ohne ihn. Und dennoch ist er einer der Spieler, die ich abgeben würde, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Schließlich muss ein Trainer Spieler im Kader haben, auf die er konstant setzen kann. Zumal auch Ekdal selbst keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass er erstklassig spielen wolle. Mit Worten, die mich überrascht haben und die ich hier bislang unkommentiert gelassen habe, weil man mir von HSV-Seite signalisiert hatte, dass Ekdal von den schwedischen Kollegen aus dem Zusammenhang gerissen zitiert worden sei. Und ich glaube, ich habe mich richtig entschieden, wie ich heute in der Mopo lesen durfte:

Sie wurden auch zitiert, in einer Mannschaft spielen zu wollen, in der man weniger laufen müsse und mehr Ballbesitz habe. Hat Sie das HSV-Spiel so gequält?

Das würde ich gerne erklären. Ich wurde von einem schwedischen Journalisten gefragt, ob es nicht schöner wäre, bei einem Verein zu spielen, der zum Beispiel an der Champions League teilnimmt, international vertreten ist und aufgrund dessen das Spiel auf dem Platz dominiert. Jeder Spieler würde gerne in der Champions League spielen und in jeder Partie mehr Spielanteile als der Gegner haben, das ist doch ganz normal. Nichtsdestotrotz möchte ich betonen, dass ich meinen Vertrag beim HSV respektiere. Ich bin bereits seit drei Jahren in Hamburg - ich mag den Verein, das Umfeld. Wenn das nicht der Fall wäre, wäre ich doch nicht schon so lange hier.

Nun weiß ich, dass Ekdal mit den HSV-Verantwortlichen ein gemeinsames Vorgehen besprochen hat. Sollte es ein passendes Angebot geben, das für beide Seiten attraktiv ist, darf er wechseln. Falls nicht, bleibt der Schwede. Und ich schätze diese ehrliche Art. Auch in dem Mopo-Interview von heute verspricht er nichts Falsches.

Mit Gotoku Sakai, Lewis Holtby und Aaron Hunt haben drei Führungsspieler ihre Verträge auch für die Zweite Liga verlängert. Können Sie sich auch vorstellen, dem HSV bei der Mission Wiederaufstieg mitzuhelfen?

So lange ich die Raute auf der Brust trage, werde ich alles für den HSV geben, so wie ich es bisher im Training und in den Spielen immer gemacht habe. Ich habe nie gesagt, dass ich den HSV verlassen möchte. Ich werde mich nach der WM mit den Verantwortlichen zusammensetzen, dann sehen wir weiter.

Und wo wir gerade beim Thema Ehrlichkeit sind, ein paar Sätze zum Blog am Ende. In den letzten Wochen war es eine Art Sisyphus, hier immer wieder dieselben Störenfriede herauszulöschen. Und ehrlich gesagt, ist das noch immer nicht vorbei. Mehr als 20-mal (!!) am Tag melden sich allein zwei der inzwischen mehr als 9000 regulär angemeldeten „Blog-User“ hier unter neuen Nicks wiederholt an. Manchmal auch gleich mehrfach. Und was für mich unvorstellbar war, ist Realität: Neben vielen erfundenen Dingen über andere User und mich sowie Beleidigungen der untersten Schublade diskutieren sie tatsächlich sogar mit ihren verschiedenen Nicks mit sich selbst. Allein deshalb habe ich den Verdacht, dass sich diese User für nichts zu schade sind und hier immer wieder auftauchen werden, um irgendwie ein wenig Gehör zu bekommen...

Aber um es auch klar zu sagen: Diese User sind angesichts der vielen angemeldeten  sowie den noch deutlich mehr unangemeldeten Userinnen und Usern lange nicht der alleinige Grund, weshalb wir den Relaunch gestartet haben und jetzt noch mal reagieren: Denn wir haben ab sofort einen sehr engagierten, jungen neuen Mitarbeiter dazugewonnen, auf den ich mich sehr freue. Noch mehr, nachdem wir uns am Freitag intensiv über den HSV ausgetauscht haben und ich gemerkt habe, wie viel noch unverbrauchte HSV-Liebe in ihm steckt.

Aber okay, bevor ich hier zu viel verrate: Morgen stellt er sich und sein Aufgabenfeld bei uns in der Rautenperle persönlich bei Euch vor, während ich meine ungeteilte Aufmerksamkeit meiner Familie – und natürlich der DFB-Elf widmen kann. Zumindest für den Fall, dass es beim HSV erneut nichts Dramatisches oder Schönes zu vermelden gibt!

In diesem Sinne, bis  morgen!

Scholle

P.S.: Vor dem noch zu terminierenden Test im Trainingslager in Glücksburg gegen ZSKA Moskau wurde das Testspiel im Österreich-Trainingslager termineirt: Am 14. Juli treffen die Mannen von Trainer Christian Titz in Wiend auf Rapid Wien. Anpfiff im Weststadion soll um 19 Uhr sein.

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