Christian Hoch

19. Juli 2019

Sie versuchen wirklich alles beim HSV, um Bobby Wood (26) wieder hinzubekommen. Dieter Hecking führte am Donnerstag nach der Einheit noch minutenlang ein Einzelgespräch mit ihm - übrigens nicht das erste Mal - auch während der Torschussübung beim Freitagstraining wurde Wood von verschiedenen Personen immer wieder Mut zugesprochen. Die Hoffnung ist groß auf seinen zweiten Durchbruch in Hamburg, der dann aber auch länger halten soll.

Angesprochen auf seinen Eindruck von Wood sagte Dieter Hecking am Freitag in Richtung vereinzelter Journalisten nur: „Genau denselben, den ihr auch habt. Kein schlechter Eindruck.“ Der 54-Jährige grinste und stieg die Treppen vom Trainingsplatz Richtung Stadion und Kabinentrakt nach oben. Und tatsächlich: Der US-Amerikaner ist in den Trainingseinheiten sehr bemüht und engagiert, fordert teilweise sogar lautstark Zuspiele und ärgert sich über verpasste Chancen kolossal. Vor allem mehr Offenheit gegenüber seinen Teamkollegen soll der Stürmer zeigen, was sich Wood auch zu Herzen genommen hat.

Zweifel und Erinnerungen 

Im Trainingslager in Kitzbühel sagte Wood selbst: „Wenn mir der Trainer Dinge sagt, dann muss ich die auch umsetzen.“ Es ist gut und richtig, wie der HSV mit einem seiner Top-Verdiener im Kader umgeht. Er gehört zum Kader, hat zweifelsohne seine Qualitäten und ist neben Lukas Hinterseer die einzige Alternative des HSV im Sturm. Doch auch Wood ist ein Spieler, der beim HSV eigentlich schon als gescheitert galt, nun aber - auch aufgrund eines fehlenden Marktes für ihn - wieder ein Hoffnungsträger ist. Es ist ein typisches Phänomen aus vergangenen Hamburger Tagen: Spieler werden degradiert, dann wieder als Leistungsträger auserkoren. Lewis Holtby und Pierre-Michel Lasogga sind nur zwei jüngste Beispiele. Die letzte Konsequenz bei beiden Personalien: Trennung im Misserfolg. Auch bei Wood bleiben Zweifel.

Im vergangenen Jahr kam er bei Bundesliga-Absteiger Hannover 96 auf zwanzig Einsätze und erzielte drei Treffer, darunter ein Doppelpack. Ein Jahr zuvor stieg er mit dem HSV ab und machte in 24 Spielen lediglich zwei Tore, darunter ein Elfmeter. Auch Knieprobleme setzten ihn immer wieder außer Gefecht. Zwei Jahre voller Schmerzen, Enttäuschungen und Erfolgslosigkeit für Wood. Es gilt also auch bei dieser Personalie - wie beim HSV insgesamt - das Prinzip Hoffnung und die Erinnerungen an vergangene Tage.

Bei seiner Debütsaison in Hamburg begeisterte Wood teilweise, schoß fünf Tore in der Bundesliga und war dazu im DFB-Pokal in vier Partien erfolgreich. Momentan macht er im Training noch einen eher unglücklichen Eindruck, er braucht viele Gelegenheiten, um zum Torerfolg zu kommen, nach gescheiterten Gelegenheiten geht der Kopf noch zu oft nach unten. Er muss schnell und gut in die Saison kommen, dann kann er in einen Lauf kommen.

Generalprobe gegen den RSC Anderlecht - Kinsombi steigt erst später ein

Selbiges kann man im Übrigen auch vom HSV behaupten, wenngleich in den ersten drei bis vier Spielen niemand Wunderdinge erwarten kann - die wird es sehr wahrscheinlich nicht geben. Auch bei der Generalprobe morgen gegen den RSC Anderlecht (13:30 Uhr, Volksparkstadion) dürfte der HSV noch keine Bäume ausreißen, wenn man den Eindrücken der bisherigen Sommervorbereitung traut. Dafür ist einfach noch zu viel Luft nach oben vorhanden und noch nicht ausreichend Qualität in der Kaderspitze vorhanden.

Trainer Hecking fordert auf jeden Fall, dass seine Mannschaft „mit Lust und Laune Fußball spielt“ und sich „einfach gut“ präsentiert. Seine Startformation für den Zweitligastart gegen den SV Darmstadt 98 in neun Tagen wird er zwar noch nicht vollends offen legen, aber es könne wohl schon eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die annähernd auch gegen Darmstadt auflaufen könnte. Definitiv nicht gegen Anderlecht dabei sein werden Ewerton und David Kinsombi.

Der Neuzugang von Holstein Kiel fehlte - entgegen seiner Ankündigung am Dienstag - beim Abschlusstraining vor dem Test. Es sei laut Hecking eine Fehlinformation gewesen, die Kinsombi öffentlich geäußert hatte. Am Sonntag soll er noch einmal medizinisch durchgecheckt werden und dann am Mittwoch ins Mannschaftstraining einsteigen. Auch Gideon Jung fehlte beim Training und ist fraglich für das Anderlecht-Spiel aufgrund von Knieproblemen. Einer wird aber definitiv dabei sein, nur eben nicht mehr auf dem Platz.

 

Van der Vaart glaubt an Hecking und rät van Drongelen zum Verbleib

Rafael van der Vaart. Der Holländer lud am Freitagmittag zu einer Pressekonferenz in ein Hamburger Hotel ein. Der Grund: Sein Abschiedsspiel am 13. Oktober (15 Uhr, Volksparkstadion). Marcelo Diaz wird wohl nicht kommen, dafür könnten die Hamburger Fans neben Timothee Atouba, Frank Rost, Ruud van Nistelroy, Arjen Robben, Edwin van der Saar, Wesley Sneijder auch noch Paolo Guerrero oder Peter Crouch zu Gesicht bekommen. Van der Vaart hat sich im Rahmen der Pressekonferenz auch zur aktuellen Lage des HSV geäußert und über Dieter Hecking.

Van der Vaart: „Ich bin aber sehr froh, dass Dieter Hecking da ist. Er kommt rüber wie ein normaler Mensch. Ich liebe normale Menschen. Das ist wichtig in einer Stadt in Hamburg, er ist der richtige Mann, ich bin überzeugt, dass er viele Jahre hierbleiben wird.“ Zum HSV meint van der Vaart: „Ich bin gespannt, es ist ganz wichtig für den HSV, dass sie wieder aufsteigen. Dieses Jahr ist das schwerste Jahr, um nach oben zu kommen.“ Wo er recht hat, hat er recht.

Bis morgen nach der Generalprobe gegen den RSC Anderlecht

Christian

 

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