Lars Pegelow

5. Januar 2019

Als die Mannschaft des HSV am heutigen Sonnabend gegen 11 Uhr auf den Trainingsplatz am Volksparkstadion marschierte, gab es ein von den Fans freundliches „Hallo“, ein „Moin“ von vielen Spielern oder auch ein „Frohes neues Jahr für alle“ von Lewis Holtby. Etwa 300 Fans waren gekommen bei diesigem Wetter, sie kamen aus Goslar oder Köln, aus Drestedt oder aus Bramfeld. Nach knapp zwei Wochen ist die Winterpause damit für Profis und Fans beendet, und mit 25 Spielern ging es unter Trainer Hannes Wolf auch gleich knapp zwei Stunden lang zur Sache. Gideon Jung ist nach langer Pause wegen Knorpel-Operation im Knie endgültig wieder dabei, Kyriakos Papadopoulos musste mit dem gleichen Leiden noch auf dem Nachbarplatz allein trainieren. Gänzlich fehlt bekanntlich Hee Chan Hwang, der zur Asien-Meisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgebrochen ist. Südkorea hat dabei am Montag sein erstes Spiel gegen die Philippinen.

 

Die erste gute Nachricht von Hannes Wolf: „Alle Spieler haben in der Winterpause gut gearbeitet.“ Die Profis hatten kleine Trainingspläne mitbekommen, an denen sie sich offenbar gut orientiert haben. Deswegen war Wolf mit der ersten, knapp zweistündigen Einheit heute auf dem Rasen auch zufrieden: „Natürlich ist das erste Training nach einer Pause etwas holprig. Aber von der Einstellung und der Haltung war das total in Ordnung.“ Das wird es auch in den kommenden Wochen vor dem ersten Pflichtspiel 2019 gegen den SV Sandhausen am 30. Januar sein müssen. Dass er dies einfordert – daraus macht Wolf gleich zum Start des Jahres keinen Hehl: „Es gibt keine Garantie, dass wir es am Ende schaffen. Die viereinhalb Monate, die jetzt kommen, werden sehr schwer. Die Rückrunde ist immer noch schärfer als die Hinrunde.“ Und das alte Jahr klang ja mit der 1:3-Niederlage in Kiel alles andere als erfreulich aus.

 

Dieses Spiel übrigens wirkt noch immer nach. Er selbst habe die Partie immer noch im Kopf, gab Hannes Wolf zu. „Und das müssen wir auch als Warnung im Kopf behalten, um immer auf unserem Level zu bleiben.“ Zumindest eine Halbzeit lang war der HSV in Kiel nicht annähernd auf seinem Level – das Ergebnis war die Quittung. „Wir haben vor Augen geführt bekommen, was passiert, wenn man nur ein bisschen nachlässt. Natürlich hat die Hinrunde aber auch gezeigt, dass wir Spiele gewinnen und Punkte holen können. Das wollen wir auch so weitermachen.“

 

Was ist in der Vorbereitung aus Sicht des Trainers gefragt? Hannes Wolf:

 

„Wir müssen alles abdecken, was Fußball bedeutet. Dieses Spiel in Kiel hat vieles aufgezeigt. Da sind wir in den defensiven Duellen nicht mitgekommen, haben die nicht voll geführt und sind da rausgebrochen. Wir brauchen da auf jeden Fall Stabilität, Kompaktheit. Wir brauchen ein sehr gutes Defensiv-Verhalten, sehr gutes Umschalten. Trotzdem geht es immer auch um fußballerische Entwicklung. Insofern trainiert man alles, und wir wollen unsere Akzente setzen. Fakt ist, dass wir die Intensität, die Härte und die Geschwindigkeit der Liga respektieren müssen. Wenn du da denkst, du bist spielerisch ein bisschen überlegen und machst den Rest deswegen nicht mit 100 Prozent, dann verlierst du halt. Das darf uns nicht passieren.“

 

Mit neuen Spielern will der HSV die restlichen 16 Spiele der Saison bekanntlich zunächst nicht anfangen. Man schaue sich auf dem Transfermarkt, der ja noch bis 31. Januar geöffnet ist, um, sagte Wolf heute wie schon vor der Winterpause. Aber es muss schon viel zusammen kommen, wenn der HSV wirklich noch zuschlägt. So blieb es heute bei den internen Zugängen. Gideon Jung, das verdeutlichte Hannes Wolf, gehört nach seinem überstandenen Knorpelschaden im Knie wieder fest zum Team. „Er gehört voll dazu“, so Wolf. „Wir haben ihm Zeit und Raum gegeben, um auch muskulär auf dem Stand zu sein. Man braucht immer etwas Glück nach so einer Verletzung, aber er ist auf jeden Fall vollwertiges Mitglied dieser Mannschaft.“ Ein Mitglied, das Wolf mehr als gut gebrauchen kann. Der vielseitige Defensiv-Allrounder kann sowohl in der Innenverteidigung als auch im defensiven Mittelfeld ein Leistungsträger sein. Dass er das Zeug dazu hat, hat der ehemalige Oberhausener bereits in der Bundesliga unter Beweis gestellt. Jetzt benötigt er aber natürlich auch noch Trainings- und Spielpraxis, um sein altes Niveau zu erreichen. „Ich habe ja im letzten Jahr auch schon ein bisschen mitgemacht“, sagte Jung auf HSV TV. „Aber heute die erste Trainingseinheit – das hat natürlich Spaß gemacht. Ich bin froh, dass ich jetzt endlich wieder angreifen und mich beweisen kann.“

 

Auch dafür ist diese Vorbereitung gut. Hannes Wolf verriet, dass er bis zum Trainingslager im spanischen La Manga (12. bis 19. Januar) in Hamburg jeweils nur einmal am Tag trainieren lassen will. Dafür aber intensiv, so wie heute. In Spanien sind dann nicht nur zwei Testspiele, sondern auch häufigere Trainingseinheiten geplant. Anschließend geht es in den normalen Trainingsrhythmus über – bis zum Sandhausen-Spiel ist noch ein weiterer Test geplant. Auch interne Elf-gegen-Elf-Spiele soll es geben – Hannes Wolf will allen Spielern die Gelegenheit geben, sich unter Wettkampfbedingungen zu zeigen. Der Konkurrenzkampf soll angeheizt werden. Auch durch junge Spieler wie Patric Pfeiffer (Abwehr) und Aaron Opoku (Linksaußen). Die beiden 19-Jährigen waren nicht nur heute beim Trainingsstart der Profis dabei, sondern sollen auch mitfahren ins Trainingslager nach Spanien.

 

 Was Kyriakos Papadopoulos angeht, ist weiter Geduld gefragt. Er trainiert mit dem Ball, gut und schön. Aber der Grieche, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, hat schon lange Kniebeschwerden. Obwohl bei ihm fast am selben Tag wie bei Gideon Jung der aktuelle Knorpelschaden diagnostiziert wurde, sind beide Fälle doch nicht vergleichbar. „Papa“ braucht einfach mehr Zeit. „Ich gehe davon aus, dass er bald wieder voll belastbar ist“, sagt Hannes Wolf zwar. Doch das ist nur die eine Seite. Er weiß um die Verletzungs-Historie des Spielers. „Es gibt Spieler, die kommen da wieder raus. Bei anderen ist es schwerer. Bei seiner Vorschädigung muss er muskulär sehr stark sein. Es ist nicht selbstverständlich, dass es funktioniert.“ Im besten Fall soll Papadopoulos im Laufe der Rückrunde wieder voll mitmischen können.

 

Ein paar kleinere Blessuren gab es auch gleich zum Trainingsstart. Matti Steinmann und Gotoku Sakai schleppten sich über den Jahreswechsel mit einem leichten Infekt herum und nahmen nur teilweise am Training teil. Vasilije Janjicic hatte vor der Winterpause eine leichte muskuläre Verletzung und soll nun langsam ans Team geführt werden, und Jonas David klagt über Leistenbeschwerden. Alles in allem gibt es aber keine langfristigen Geschichten.

 

Hannes Wolf selbst hat ein paar Tage in Hamburg vor dem Trainingsstart genutzt, um sich seine neue Heimat anzugucken. Erstmals, bisher war keine Zeit. „Hamburg ist ja sehr groß“, wie Wolf lächelnd feststellte. Die Zeit mit der Familie über die Feiertage habe er genossen, aber so ein Gefühl nach dem Motto „endlich Winterpause“ – das hatte er nicht. „Ich hatte im vergangenen Jahr lange genug Pause. Ich freue mich jedenfalls, dass es jetzt wieder losgeht.“

 

Und am Sonntag um 11 Uhr geht es auf dem Trainingsplatz gleich weiter.

 

P.S.: Viele Ex-HSVer sehen sich um. Dennis Diekmeier beim SV Sandhausen, Nicolai Müller wurde bei Hannover 96 vorgestellt, Mergim Mavraj ist nun beim FC Ingolstadt und Martin Pieckenhagen wird neuer Sportchef bei Hansa Rostock. Viel Erfolg!

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