Marcus Scholz

27. Februar 2018

+++Ergänzt: Mitteilung des Aufsichtsrates am Textende***

Versprochen, heute wird es kurz. Zumindest etwas kürzer als sonst. Ich habe Euch in den letzten Tagen mit oftmals zu langen Blogs auch genug zugemutet. Und heute, am Dienstag vor dem Spiel gegen Mainz, fällt mir auch nicht mehr viel ein. Zu gern würde ich anfangen, den Ausnahmezustand für Sonnabend einzuläuten und alle darauf einzuschwören, dass der FSV geschlagen werden muss, wenn man sich seine letzte Chance noch wahren möchte. Aber es fällt mir heute noch schwer. Ich bin müde. Und ich sehe, dass in der Mannschaft kein Aufbäumen stattfindet. Und damit meine ich nicht, dass sie derzeit nicht öffentlich sprechen, weil sie es nicht sollen. Schon seit letzter Woche übrigens. Nein, das ist für mich völlig okay – wenn es denn hilft, darf der Trainer alles. Ich verzichte nur zu gern auf jedes Interview, wenn das am Ende den Klassenerhalt nach sich zöge. Dazu kommt, dass ich habe ehrlich gesagt auch gar keine Lust mehr habe, die sich schier unendlich wiederholende Fehlerkette Tag für Tag aufzuarbeiten. Eigentlich ist alles gesagt.

Oder? Ich weiß nicht, wie es Euch dabei geht, aber für mich fühlt sich das Ganze an, als hätte man zig Jahre lang eine richtig schöne, innige Beziehung geführt, die auch durch viele Täler immer mit der Überzeugung weitergelebt wurde, dass man selbst schwerste Krisen gemeinsam meistern kann. Und plötzlich steht man sich gegenüber und bemerkt, dass – in meinem Fall - die Partnerin seit Monaten keine Bemühungen mehr investiert und längst aufgegeben hat. Es ist eine Situation, die es in den vergangenen Jahren ähnlich schon gab und die man unter allerhöchstem persönlichem Aufwand gerade noch gerettet hat. Weil man immer wusste, dass beide es vom tiefsten Herzen her eigentlich wollen. Immer. Egal wie schwer die Situation schien.

Aber das ist heute leider anders.

Auf den HSV bezogen sind es die immer selben wiederkehrenden Probleme. Es zermürbt einfach, mitzubekommen, wie offensichtlich zerstörerisch gearbeitet wird, ohne dass von entscheidender Stelle eingegriffen wird. Und deshalb hoffe ich sehr auf das heutige Treffen des neuen Aufsichtsrates. Okay, mir bleibt auch gar nichts anderes, da alle anderen Position unverändert sind, obwohl sie schon bewiesen haben, dass sie nicht funktionieren. Schon allein der Umstand, dass das große Theater im Vorfeld der Präsidentenwahl nicht eintritt und Bernd Hoffmann offensichtlich gewillt ist, mit den von seinem Vorgänger Jens Meer zusammengestellten Kontrolleuren zusammenzuarbeiten, ist ein positiver, erster Schritt.

Und wenn die Kontrolleure bei ihrem ersten Treffen heute Abend im Volksparkstadion anfangen, die offenschtlichsten, richtigen Schlüsse ziehen, dann können wir zumindest wieder die Hoffnung hegen, dass es auf längere Sicht besser wird.

Apropos besser - das ist es intern ansonsten noch nicht. Denn noch bevor Bernd Hoffmann eine echte Chance hatte, sich als Präsident des HSV e.V. einzubringen, sollte ihm das schon wieder untersagt werden. So zumindest wünschte es Peter Gottschalk, der sich per Email beim Ehrenratsvorsitzenden Kai Esselsgroth gemeldet hatte und offiziell die Wahl vom 18. Februar anfechten wollte.

Der ehemalige Vorsitzende des Seniorenrats führte dabei zwei Gründe an: Zum einen soll Bernd Hoffmann die Wahl am entsprechenden Wahltag nicht offiziell angenommen haben und demnach ein Formfehler vorliegen. Zum anderen glaubt Gottschalk neue Beweise zu haben, die dem Wahlsieger Hoffmann finanzielle Verfehlungen im Amt des Vorstandsvorsitzenden aus dem Jahr 2011 nachweisen und somit zum Ausschluss führen sollen. Beides würde der Satzung nach, so Gottschalk, Neuwahlen zur Folge haben. Und beides wird, so der Ehrenrat in seiner Auskunft an Gottschalk, keine Neuwahlen nach sich ziehen. Zum einen liege kein Formfehler vor, zum anderen seien die vom damaligen Vorstandsboss Hoffmann 2011 angewiesenen Zahlungen vom damaligen Aufsichtsrat abgenickt und Hoffmann anschließend entlastet worden. Und so deutlich diese Vorgehen auch macht, mit welcher Vehemenz im Verein noch gegen den neuen Präsidenten gearbeitet wird, so wenig wird dabei herauskommen.

Es ist wie so oft ein völlig unnötiges Störfeuer aus den eigenen Reihen. Anstatt sich gegenseitig zu stützen oder zumindest nicht noch zusätzlich zu behindern, werden persönliche Animositäten offen ausgetragen. Selbst jetzt noch, wo am Sonnabend das existenziell wichtige Heimspiel gegen Mainz 05 ansteht. Dieser sinnfreie Kleinkrieg macht nur noch mal deutlich, wie zerfahren die Gesamtsituation dieses HSV ist. Und, dass es für jede einzelne und jeden einzelnen sicher gesünder wäre, wenn Herz und Verstand sich einig wären und man diese Dummheit, diese Dreistigkeit und diese Beratungsresistenz komplett loslassen könnte...

Allein es geht eben nicht. Wobei, morgen und Donnerstag wird Lars Euch hier mit frischem Elan versuchen, die Geschehnisse näherzubringen. Aber bevor ich mich für heute verabschiede, noch zwei, drei Sätze zum Sportlichen, immerhin wurde heute zweimal trainiert und ab Donnerstag steht ein „Trainingslager“ im Hotel Treudelberg an. Wobei man es eher als Teambuildingmaßnahme sehen sollte. Auch deshalb sollen alle dabei sein, auch die heute noch individuell trainierenden Lewis Holtby und Albin Ekdal.

Wobei bei Letztgenanntem die Hoffnung auf einen Einsatz am Sonnabend noch nicht verloren ist. Obwohl er heute schon ins Mannschaftstraining einsteigen sollte und Trainer Bernd Hollerbach mit einem unzufriedenen Unterton anmerkte, dass man den Schweden ja nicht zwingen könne und der noch Schmerzen habe. Hollerbach: „Wir schauen bei ihm von Tag zu Tag.“ Ebenso bei Holtby, während Nicolai Müller zwar weiter gute Fortschritte zu machen scheint und heute sowohl mit individuellen Läufen als auch mit individuellem Balltraining auf dem Platz stand. Wann er allerdings wieder einsteigen kann, ist noch völlig offen.

In diesem Sinne, ich melde mich am Freitag wieder bei Euch. Bis dahin Euch bzw. uns allen ein paar schöne Abende!

Scholle

***ERGÄNZT: MITTEILUNG DES AUFSICHTSRATES

Bernd Hoffmann ist Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender

Sitzung des Aufsichtsrates bestätigt die bisherige Rollenverteilung – der neue HSV-Präsident will „die Kräfte bündeln“ und setzt auf Aufgabenteilung.

Am heutigen Dienstag fand im Volksparkstadion die erste ordentliche Aufsichtsratssitzung der HSV Fußball AG in neuer Personalkonstellation statt. Bernd Hoffmann, seit 18. Februar Präsident des HSV e. V. und damit geborenes Mitglied des Kontrollgremiums, wurde von seinen Kollegen zum Stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Hoffmann, der sich bereits seit seiner Wahl zum Präsidenten des HSV e. V. eng mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Krall ausgetauscht hatte, betrachtet die Rollenverteilung im Rat als zielführend.

„Unser Aufgabenfeld ist umfangreich, die Arbeitsteilung in einem starken Team finde ich sinnvoll. Wir müssen unsere Kräfte bündeln“, sagt der Präsident. Das Interesse des Vereins als Hauptgesellschafter der HSV Fußball AG sieht Hoffmann durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Krall gut vertreten. 

Krall wurde am 6. Februar auf der Hauptversammlung der HSV Fußball AG zum Aufsichtsrat gewählt und bei der anschließenden konstituierenden Sitzung zum Vorsitzenden des Gremiums. „Wir pflegen einen vertraulichen Austausch und wollen als Team unserer Verantwortung gerecht werden, die uns von der Hauptversammlung übertragen wurde“, sagt Krall.

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