Ralf Leister

22. Juli 2018

Ralf Leister ist Gründer und Redakteur des größten Fußball-Business Blogs „FussballWirtschaft“.

Hier betrachtet er seit zwei Jahren das Fußball-Business in all seinen Facetten. Er beschäftigt sich mit aktuellen Themen wie der 50+1-Regel, Transferanalysen bis hin zu Digitalisierung und eSports. Außerdem forscht er gemeinsam mit der Hamburg School of Business Administration zu erfolgreicher Unternehmensführung im Sport. Auch darüber hinaus kooperiert Ralf mit mehreren privaten Hochschulen und hält regelmäßig Vorträge auf den größten Branchen-Konferenzen im deutschsprachigen Sport-Business. Hauptberuflich ist er Senior Berater in der Konzernstrategie der Otto Gruppe in Hamburg.

 

Nach einer für HSV-Fans enttäuschenden Bundesliga-Saison 2017/18 folgte eine aus deutscher Sicht ebenfalls enttäuschende Weltmeisterschaft. Nachdem diese beendet ist, lohnt sich ein Blick nach vorne. Auf den Start der 2. Bundesliga am 3. August. Scholle und ich haben uns gefragt, ob der HSV finanziell überhaupt schon bereit für das Unterhaus ist. Deshalb wagen wir einen kurzen Blick auf die finanzielle Stärke der 2. Bundesliga und ordnen unseren HSV dort ein.

Wirtschaftlicher Vergleich beider Ligen

Die 18 Clubs, die in der Saison 2016/17 (aktuellere Zahlen sind leider nicht vorhanden) in der 2. Bundesliga spielten, erzielten einen Umsatz von 635 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wurde in der 1. Bundesliga ein Umsatz von 3,375 Milliarden Euro generiert.

Pro Club macht das in der 2. Bundesliga einen Umsatz von circa 35 Millionen Euro (vs. 188 Millionen Euro in der 1. Bundesliga). Wie ordnen wir unseren HSV dort ein?

Etat und Kader des HSV

Laut verschiedener Quellen plant der HSV mit einem Umsatz von 85 Millionen Euro. Das ist zwar ein großes Minus von etwa einem Drittel zum Vorjahr (- 34%). Allerdings können wir davon ausgehen, dass unser HSV das Etat-Ranking der 2. Bundesliga gemeinsam mit dem 1. FC Köln anführen wird. Demnach scheint es, als wäre der Wiederaufstieg Formsache. So zu denken ist allerdings gefährlich.

Wir haben schließlich in den vergangenen Jahren bereits überdurchschnittlich stark in den Kader investiert. Das gilt sowohl für gezahlte Ablösesummen, als auch für gezahlte Gehälter. Abgestiegen sind wir trotzdem. Der Spruch „Geld schießt Tore“ gilt dementsprechend nur bedingt.

Schließlich haben wir beispielsweise in den letzten beiden Saisons laut Transfermarkt 64 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Die geringen Transfereinkünfte habe ich aus der Betrachtung mal ausgelassen. Warum ist diese Zahl interessant?

Alle 18 Clubs der 2. Bundesliga haben in der Saison 2016/17 weniger Geld für Spielertransfers ausgegeben – nämlich 63,6 Millionen Euro. Wenn von ausgewählten Kader-Kennzahlen (Marktwert, Ablösesummen und Gehalt) eins zu eins auf Qualität zu schließen wäre, hätten wir eine entspannte Saison vor uns. Die Betonung liegt ausdrücklich auf „hätten“.

Ein Wort noch zum Spieleretat – also der Summe der Gehaltszahlungen, die der HSV jährlich leistet. Mit 55 Millionen Euro, spielten wir in dieser Kategorie in der Bundesliga in der ersten Tabellenhälfte mit. In der 2. Bundesliga ist der Wert natürlich nicht haltbar und wird um gut 20 Millionen Euro gesenkt. Mit einem Spieleretat von gut 30 Millionen Euro gehören wir in der 2. Bundesliga jedoch zur absoluten Spitze – gemeinsam mit dem 1. FC Köln. Wie wir weiter oben gesehen haben, erwirtschaftet der durchschnittliche Zweitliga-Club gerade einmal 35 Millionen Euro als Gesamtumsatz.

Ausgewählte Umsatztreiber des HSV

Schauen wir uns nun einmal ausgewählte Umsatztreiber an. Insbesondere die, die für uns Fans relevant sind: Die Preise für das Trikot und die Tickets.

Hast Du Dir das neueste HSV-Trikot schon bestellt? Wenn ja, hast Du Dir das teuerste Trikot der 2. Bundesliga gesichert. Ohne Flock kostet es regulär 89,95 Euro. Mit einem personalisierten Namen auf dem Rücken zahlst Du sogar 104,95 Euro. Das ist absoluter Spitzenwert.

Das Trikot des zweiten traditionsreichen Absteigers aus Köln kostet 10 Euro weniger. Inwiefern unser Ausrüster (Adidas) Einfluss auf die Preisgestaltung nimmt, kann ich nicht sagen. Es kostet jedenfalls eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein in der 2. Bundesliga die Trikotpreise unverändert zu lassen. Schade, dass die Merchandising-Zahlen der Bundesligisten nicht sonderlich transparent sind. Mich würde nämlich sehr interessieren, wie sich die Preispolitik auf den Absatz auswirkt.

Schauen wir uns als nächstes wie angekündigt die Ticketpreise an. Anders als bei den Trikotpreisen, wurden die Preise für die Dauerkarten an die Situation in der 2. Bundesliga angepasst. Bis zu 19% wurden die Preise reduziert.

Im Vergleich mit allen Zweitligsten, die Du auf dem Blog Übersteiger findest, liegt unser HSV dennoch im oberen Bereich. Die Auswertung schaut sich drei verschiedene Kategorien an:

  • Stehplatz Heim: Für 204 Euro bekommst Du beim HSV eine Dauerkarte im Stehplatzbereich –dabei sind nur drei Clubs teurer (Holstein Kiel, 1. FC Magdeburg und Erzgebirge Aue).
  • Sitzplatz Heim (günstigste Kategorie): Wir liegen mit einem Preis von 289 Euro im unteren Bereich. Tatsächlich sind nur drei Clubs günstiger als wir (1. FC Köln, SpVgg Greuther Fürth und SV Sandhausen).
  • Sitzplatz Heim (teuerste Kategorie): Mit einem Preis von 663 Euro ist die teuerste Dauerkarte beim HSV an der Spitze der 2. Bundesliga einzuordnen. Lediglich die Fans von Union Berlin (680 Euro) zahlen mehr.

Die Preise für die Dauerkarten wurden demnach nach dem ersten Abstieg der Club-Geschichte angepasst. Wie die Vereinsführung genau auf 19 % kommt, kann ich Dir nicht sagen. Wichtig ist, dass wir diesbezüglich im oberen Bereich angesiedelt sind.

In meinen Augen ist das auch durchaus gerechtfertigt. Laut dem Portal Transfermarkt stellt der HSV mit einem aktuellen Marktwert (Stichtag 21. Juli 2018) von 53,2 Millionen Euro circa 15 % des Marktwertes der gesamten Liga. Nach dem 1. FC Köln (Marktwert: 75,18 Millionen Euro) stellen wir somit den zweitwertvollsten Kader.

Glaubt man dieser Einschätzung, sollten die HSV-Fans anders als in den vergangenen Jahren auf dem Platz tatsächlich etwas geboten bekommen. Natürlich können wir hiervon nicht mit Sicherheit ausgehen. Diese Erwartung lässt sich der Club aber durch einigermaßen hohe Dauerkartenpreise bezahlen.

Fazit zur Wirtschaftskraft des HSV in der 2. Bundesliga

Natürlich können wir uns kein abschließendes Fazit über die Zweitligatauglichkeit der Finanzen des HSV erlauben. Dafür sind die beiden gewählten Beispiele zu wenig aussagekräftig. Sie zeigen jedoch, dass der HSV nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich selbstbewusst in die 2. Bundesliga geht. Hoffen wir, dass der Plan aufgeht. Als dauerhafter Zweitligist könnten diese Premium-Preise – insbesondere im Hinblick auf das Trikot – kaum gehalten werden.

 

HSV-Youngster nicht mehr in Lebensgefahr

Der nach einem Lungen-Kollaps notoperierte HSV-Nachwuchsspieler Aaron Opoku schwebt außer Lebensgefahr. Das gesamte Team der Rautenperle wünscht ihm alles Gute und eine rasche Genesung!

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