Marcus Scholz

12. Februar 2020

Es ist erst Mittwoch. Alles, was jetzt gesagt und getan wird, kann Auswirkungen auf die Startelf am Sonnabend bei Hannover 96 haben - muss es aber nicht. Man spricht in solchen Zusammenhängen gern von Momentaufnahmen. Und je mehr sich von einem und demselben Eindruck aneinanderreihen, desto nachhaltiger bleibt der Eindruck, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt. Er wolle erst die gesamte Trainingswoche erst noch abwarten, bevor er sich für Sonnabend festlegen werde, hatte HSV-Trainer Dieter Hecking gestern gesagt. Bedeutet, in den nächsten Tagen werden wir im Training noch viele Variationen zu sehen bekommen. So, wie heute, wo Hecking im Abschlussspiel die erste Überwachung für seine Spieler parat hatte. Denn da agierten Joel Pohjanpalo und Martin Harnik zusammen mit Bakery Jatta im Angriff. Und wie! Harnik setzte sich immer wieder schön über die rechte Seite durch. flankte - und Pohjanpalo versenkte.

Hecking hatte mit seinen Aussagen zuletzt den Konkurrenzkampf hoch und die Spannung beibehalten wollen. Und das scheint zu funktionieren. Denn während das Wetter drumherum wirklich grenzwertig schlecht war, steigerte sich die Mannschaft auf dem Platz zusehends. Vor allem diejenigen, die zuletzt hintendrin waren, fielen positiv auf. Pohjanpalo und Harnik im vermeintlichen A-Team ebenso wie Christoph Moritz und David Kinsombi im Zusammenspiel im B-Team. Apropos Moritz: Der hatte bei uns im Rautenperle-Talk seinerzeit gesagt, dass es keine einzige Trainingseinheit geben würde, in der Aaron Hunt nicht der beste Mann auf dem Platz sei. Eine Aussage, die ich symbolisch wertete - und die Hunt heute untermauerte.

Hunt überragt im Training - und hofft auf Vertrag

Fast schien es, als wollte er seine letzte Chance auf einen automatisch verlängerten Vertrag nutzen wollen. Denn dafür muss er in den letzten 13 Saisonspielen noch 12 Spiele von Beginn an machen. Oder elf von Beginn an sowie zwei Einwechslungen vorweisen können, um so am Ende auf die vertraglich fixierten 20 Saisoneinsätze zu kommen. Das hat mein Kollege Max Wessing ihn der heutigen SportBild-Ausgabe herausgefunden. Ein Unterfangen angesichts Hunts Verletzungsanfälligkeit - und vor allem angesichts der Konkurrenzsituation mit dem zuletzt starken Louis Schaub auf seiner Position. Und trotzdem konnte man den Eindruck gewinnen, Hunt wolle das Unmögliche möglich machen. Der Kapitän agierte im B-Team als Spielgestalter - und war für mich der auffälligste Spieler auf dem Platz.

Und das kurz vor Joel Pohjanpalo, der (als einziger in kurzen Hosen) ebenso wie Martin Harnik das komplette Training über in der A-Elf agierte, während Lukas Hinterseer und Sonny Kittel im B-Team ran durften. Parallel dazu agierte die sonstige A-Elf der letzten Wochen ergänzt mit Gideon Jung für den verletzten Adrian Fein. Und während ich jetzt schon hören kann, wie hier einige beim Lesen dieser Zeilen aufschreien, weil Kittel für Harnik rausgenommen wurde, muss ich sagen: es wäre erklärbar.

Pohjanpalo und Harnik statt Hinterseer und Kittel?

Denn so könnte Hecking das spielen lassen, was er heute im Training immer wieder von seinem vermeintlichen A-Team forderte: Pressing. Denn mit Jatta, Pohjanpalo und Harnik hätte Hecking die mit Abstand laufstärkste offensive Dreierreihe aufgeboten, die der Kader zu bieten hat. Sie könnten die verunsicherte Hannoveraner Abwehr immer wieder früh attackieren. Da alle drei auch defensiv besser mitarbeiten als beispielsweise Hinterseer und vor allem Kittel, würde man zudem den ersten Schwung aus dem Offensivspiel der Hannoveraner nehmen. Im Training lief auch Dudziak die Abwehr des B-Teams früh an, während Schaub darauf lauerte, den gewonnenen Ball in einen finalen Pass oder einen eigenen Abschluss zu verwerten. Gideon Jung agierte dabei durchgehend als Abfangjäger für alles das, was doch durchkam.

Aber: Es ist eben erst Mittwoch und Hecking ist bekannt dafür, seine Spieler unter der Woche immer wieder einmal mit überraschenden Aufstellungen zu kitzeln. Ich bin mir sicher, dass morgen Nachmittag um 15.30 Uhr in der letzten öffentlichen Trainingseinheit vor dem Nordderby bei Hannover 96 noch einmal durchgewechselt wird. Allein die Viererkette defensiv scheint fix. Hier werden Jordan Beyer, Timo Letschert, Rick van Drongelen und Tim Leibold vor Keeper Heuer Fernandes hinter Jung als Sechser.

Hecking hat alles im Kader, was er braucht

Und ich bin mir ebenfalls sicher, dass es personell nur noch um die Offensive geht.  Heute stand Pohjanpalo im A-Team - ich persönlich würde dort weiter mit Hinterseer spielen. Auch, weil er in den letzten Spielen als Torschütze präsent und gegen Karlsruhe sogar läuferisch außergewöhnlich fleißig war. Vor allem aber, weil ich glaube, dass der Wechsel mit Pohjanpalo für Hinterseer mehr brächte als ein Wechsel von Hinterseer für Pohjanpalo. Zudem macht man mit Harnik als läuferisch starken Spieler bei seinem Exklub sicher nicht viel falsch und hätte mit Sonny Kittel einen Spieler auf der Bank, der zuletzt etwas schwächere - der aber immer in der Lage ist mit einer einzelnen Aktion das Spiel zu entscheiden.

Und bevor ich es vergesse: Der HSV hat mit Jairo Samperio noch einen Spieler in der Hinterhand, der zuletzt verletzt ausgefallen war - der aber ebenfalls eine hohe Effektivität mitbringt und für den Fall sehr wichtig werden kann, dass die Hannoveraner tief stehen und der HSV Qualitäten im Eins-gegen-Eins benötigen. Ergo: Hecking hat trotz des Ausfalles von einem so wichtigen Spiele wie Fein alle Möglichkeiten gegen Hannover im Kader.

Dass dieser Kader im Falle eines Aufstiegs noch einmal massiv verstärkt werden müsste- logisch! Dass das im Normalfall teuer wird - ebenso logisch wie problematisch für den HSV, der es gern gehört haben wird, was Klaus Michael Kühne heute dem Hamburg Journal des NDR sagte. „Mich lockt der HSV unverändert. Ich möchte ihn unverändert unterstützen, aber er muss auch Leistung bringen. Im Augenblick sieht es so aus – drei Spiele nacheinander gewonnen, das ist selten. Wenn es so weitergeht, bin ich überzeugt davon, dass wir eine gute Lösung finden werden.“

Kühne deutet weiteres Engagement an

Zur Erinnerung: Kühne hatte die Namensrechte am Volksparkstadion 2015 für vier Jahre erworben und dafür 20 Millionen Euro gezahlt. Im vergangenen Jahr hat er die Rechte für eine weitere Saison erworben. Klingt so, als könne die Liaison zwischen dem Schweizer Unternehmer und dem HSV weitergehen. Und das, obgleich der HSV seinem Hauptanteilseigner (nach dem e.V. natürlich) zuletzt verdeutlicht hatte, auch ohne seine Millionen arbeiten zu wollen bzw. das auch tat. Zumindest klingt es aktuell erst einmal so, als würde man sich in den dazugehörigen Gesprächen wieder auf Augenhöhe begegnen anstatt sich in eine unheilbare Abhängigkeit zu manövrieren. Dass Sportvorstand Jonas Boldt parallel zu diesen positiven Entwicklungen weiterhin auf einen unabhängigen Weg der Kaderplanung setzt - umso besser.

Besser werden wollen auch wir hier - immer weiter. Und das im Doppelpass mit Euch! Qualitativ in der Berichterstattung natürlich vorneweg. Logisch! Aber auch völlig unabhängig von den stetig steigenden Zahlen wollen wir gern wissen, was Euch hier in unserer Berichterstattung noch fehlt? Habt Ihr diesbezüglich ganz spezielle Anregungen für uns? Insbesondere was die Berichterstattung und die Videos rund um den Spieltag betreffen, würde mich mal interessieren, was Euch schon ganz gut gefällt - aber vor allem auch, was Euch hier noch fehlt!

 

In diesem Sinne, bis morgen. Da melde ich mich um 7.30 Uhr wieder mit dem MorningCall bei Euch und werde am Abend natürlich auch wieder mit dem Blog da sein. Dann übrigens auch mit einem Gastbeitrag meines Hannover-96-Kollegen Dennis Draber, der uns berichtet, wie die Stimmung bei den Niedersachsen vor dem Duell mit dem HSV ist. Wird spannend!

 

Bis dahin! Und: Ich freue mich jetzt schon auf Euer Feedback!

Scholle

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