Marcus Scholz

11. Juli 2018

Die Nachricht des Tages gab es bereits am Morgen: Aaron Hunt ist der neue Mannschaftskapitän des HSV. Der Mittelfeldspieler, der noch immer angeschlagen ist und pausiert, wurde am Vorabend von den Mannschaftskollegen gewählt. Ihm zur Seite stehen ab sofort Lewis Holtby und Christoph Moritz als seine Stellvertreter. Keine wirklich überraschende Wahl, bei der die Mannschaft aus dem Kreise der sechs Mannschaftsratsmitgliedern (Hunt, Holtby, Moritz, Sakai, Jung, Mickel) ihren Kapitän wählen durften. „Richtig überrascht war ich nicht. Ich war ja einer von nur sechs Kandidaten. Aber ich freue mich sehr über die Wahl“, so Hunt, der auch für das Testspiel am Abend gegen ZSKA Moskau verpasste.

 

Wann genau der neue Mannschaftskapitän wieder eingreifen kann, ist weiter offen. „Ich hatte schon am Saisonende Probleme und diese sind in der vergangenen Woche im Training wieder aufgetreten. Deshalb wollen wir kein unnötiges Risiko eingehen“, so Hunt, der sich zum ersten Mal in seiner Karriere in der Rolle des Mannschaftskapitäns sieht. „Ich war in Bremen mal der Stellvertreter und das auch für einen längeren Zeitraum, als sich Clemens Fritz schwerer verletzt hatte“, sagt der Mittelfeldspieler, der für seine Vertragsverlängerung finanzielle Einbußen in Kauf nahm und jetzt vorangehen will. „Ich freue mich auf die neue Saison. Hier beginnt ein spannendes Projekt, bei dem ich gern helfen möchte. Dazu zählt auch, den jüngeren Spielern dabei zu helfen, sich an den Profifußball heranzutasten.“

Das habe er auch in den letzten Jahren als seine Aufgabe gesehen. Ob es jetzt als Kapitän trotzdem anders ist? Hunt: „Ich werde nicht großartig etwas verändern. Natürlich werde ich mehr Gespräche führen, weil wir auch von der Anzahl her deutlich mehr junge Spieler haben. Aber ich hoffe darauf, dass wir dieses Jahr nicht mehr so viel zu regeln haben.“

„Papa Hunt“ - der im September 32 Jahre alt werdende Mittelfeldspieler soll die Mission Wiederaufstieg auf dem Platz anführen. Hunt: „Ich war auch mal jung und habe inzwischen eine Menge Erfahrung gesammelt und gebe das gern weiter. Zunächst einmal ist es ist eine große Herausforderung, deshalb bin ich auch geblieben. Wir wollen es so schnell wie möglich schaffen, wieder in die erste Liga zu kommen. Das allein ist schon Grund genug, mich dieser Verantwortung zu stellen. Wir alle sind uns dessen bewusst. Der HSV ist für niemanden von uns ein gewöhnlicher Verein ist.“

Und das sagt ausgerechnet jener Aaron Hunt, dessen Bremer Vergangenheit ihm noch immer von einigen Fans vorgehalten wird. Ob er jetzt nur noch HSVer ist? „Ich glaube, das hat man schon daran gesehen, dass ich hier geblieben bin und dass ich den Schritt mitgehe. Für mich zählt auch nur der HSV. Sonst hätte ich das nicht gemacht. Ich fühle mich hier wohl im verein und der Stadt. Ich glaube, das war auch eher in der Anfangszeit, dass einige kritisch waren. Einige sind es sicher heute noch. Und das verstehe ich auch. Ich beschwere mich zumindest nicht darüber, weil es andersrum ja genauso gewesen wäre.“

Ob er schon mit dem Trainer über seine neue Aufgabe gesprochen hat? „Nein. Gesprochen haben wir darüber noch nicht. Die Wahl war ja auch gestern Abend erst. Aber wir werden in den nächsten Tagen sicher noch einiges besprechen“, so Hunt über seinen Trainer, dessen verlängerter Arm jetzt sein soll. Hunt selbst sieht die Priorität auch nicht in seiner neuen Funktion „Wir müssen den Fokus auf die Trainingsarbeit legen, damit jeder versteht, was wir spielen wollen. Wenn wir das alles hinkriegen, sind wir einen großen Schritt weiter. Das ist das Wichtigste jetzt.“

 

Das – und die Kaderplanung. Noch immer stehen einige Spieler vor dem Absprung zu anderen, erstklassigen Klubs. Und noch immer sinnieren Titz, Becker  und Chefscout Johannes Spors darüber, wie man den Kader weiter verstärken kann. Oder reicht der aktuelle Kader schon aus? Hunt überlegt kurz, antwortet dann diplomatisch: „Ich weiß nicht, was der HSV noch plant. Aber im Großen und Ganzen haben wir eine schlagkräftige Truppe für die Zweite Liga.“ Apropos Schläge, ober er sich Gedanken mache, da die Zweite Liga deutlich physischer als die Erste Liga ist „Es wird sicher ein anderer Fußball gespielt. Aber wenn es etwas körperlicher ist, dann ist das so. Wir haben auch genügend Spieler, die gegenhalten können.“

Und das mussten sie am Abend gleich einmal nachweisen. Der russische Vizemeister ZSKA Moskau stand auf dem Plan. Und das Spiel hielt, was sich Trainer Christian Titz davon versprochen hatte, denn die Russen machten Druck. Zumindest zu Beginn. Also alles, wie gestern noch von Titz angekündigt. Der? Mitnichten. Denn die Russen machten das, was die WM als neuen Trend vorgibt: tief stehen und kontern. Und das gegen einen HSV, der sein Spiel mit weit vorgerücktem Torwart gewohnt mutig – aber ohne Zug zum Tor. Und so kam es ebenfalls so, wie bei der WM so oft: Der HSV hatte den Ballbesitz auf seiner Seite, die Russen dafür die Konterchancen. Darunter auch zwei richtig gute (24., 46.), die mit einem langen Bein gerade noch geklärt werden konnten. Und so blieb es beim torlosen 0:0 zur Halbzeit.

Zur zweiten Hälfte wechselte Titz fünfmal. Bates (für Jung),Ambrosius (für Jairo), Steinmann und Janjicic (für Moritz und Kwarteng) sowie Wintzheimer (für Lasogga) kamen. Und das Spiel wurde zwar nicht besser, aber offener. Weil die Russen jetzt mitspielen wollten. Nur der HSV hatte noch immer nicht den Zug zum Tor und verlor sich immer wieder im ruhigen Ballbesitz: Quer, quer, vor, zurück, quer. Passend dazu: Zum ersten wirklich gefährlichen Torschuss, kam der HSV, nachdem Narey den Ball verloren und  zwei Russen sich angeschossen hatten. Den Abpraller wusste der Zugang aus Fürth jedoch nicht zu nutzen (51.). Und nachdem den Russen ein Tor wegen Abseitsstellung aberkannt wurde (59.) ging der HSV doch noch in Führung. Narey war im Sechzehner gefoult worden (71.) und den fälligen Elfer verwandelte Holtby sicher – das 1:0 (72.). Und nachdem Tom Mickel in der 88. Minute mit einem sensationellen Reflex zuerst den allein auf ihn zustürmenden Russen Timur parierte, der Abpraller an die Latte geschossen wurde und erneut Mickel rettete – blieb es beim 1:0.

 

Ein Sieg, der nach dem 1:5 gegen Aarhus guttut. Sehr sogar, wie man Trauner Titz anmerken konnte. „Für den Kopf ist es wichtig, dass man Erfolge hat“, so der Trainer, der mit der ersten Hälfte nicht zufrieden war – dafür aber mit der zweiten, in der er seine jungen Spieler einwechselte. Besonders auffällig: Steinmann und Janjicic ordneten das zentrale Mittelfeld besser als ihre Vorgänger Moritz/Kwarteng. „Wir waren zielstrebiger in der zweiten Halbzeit“, so Titz, der für den morgigen Tag ein Regenrationstraining ansetzte. Am Nachmittag geht es dann zum Paintball-Spiel für die Mannschaft – als teambildende Maßnahme.

In diesem Sinne, ich suche jetzt Tom Mickel und spreche mit ihm über den Tag und das Spiel: 

 

Bis später!

Scholle

 

HSV: Mickel - Narey, Jung (46.Bates), van Drongelen (73.Arp), Vagnoman (60.David) - Moritz (46.Steinmann) - Jairo (46.Ambrosius), Kwarteng (46.Janjicic), Holtby (89.Opoku), Ito (83.Drawz)- Lasogga (46.Wintzheimer)

ZSKA Moskau: Pomazun – Nababkin, Chernov, Nasciento, Schennikov (81.Pukhov) -  Yaka (77. Efremov), Bistrovich, Khosonov, Gordyushenko -  Vitinjo (77.Zhamaletdinov), Chalov (Zhironkin)

Tore: 1:0 Holtby (73., FE)

 

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