Marcus Scholz

13. Juni 2019

Okay, ich gebe zu, es geht immer noch schlimmer. Zahnarzt zum Beispiel. Viereinhalb Stunden auf dem Stuhl, in den Kiefer bohren lassen - das ist wirklich sch… Dagegen ist jede HSV-Niederlage ein Vergnügen. Selbst ein Abstieg kann das nicht übertreffen. Im negativen Sinne natürlich. Versteht sich von selbst. Von daher ist und bleibt es einfach wahr: ALLES IST RELATIV. So auch der Umstand, dass ich heute ein wenig kürzertrete. Denn angesichts der Geschehnisse ist das tatsächlich sogar angebracht. Oder anders formuliert: Solange die Stadionhymne des HSV das größte Thema des HSV ist, solange kann es nichts wirklich wichtiges geben.

 

Heute hat sich dann auch noch einmal Lotto King Karl gemeldet. Vorstands-Boss Bernd Hoffmann habe ihm gegenüber „überhaupt nichts dazu gesagt“, versicherte der Kult-Sänger, der sich einen Seitenhieb gegen Fan-Chef Timo Horn nicht verkneifen konnte: „Nur, weil kürzlich aus einer anderen Ecke mal Leute in die Zeitung wollten. Das ist komischer Stil. Man hätte mich anrufen und fragen können, wie ich dazu stehe. Ich verstehe die Diskussion irgendwo schon und man kann alles hinterfragen. Dass man jetzt nicht jeden Song ums Verrecken überall bis in alle Ewigkeit spielen kann, ist schon klar. Ich kralle mich ja nicht fest. Niemand tritt als Sprecher oder Sänger im Fußballstadion auf, wenn keiner ihn da sehen und hören will.“

Und das alles wegen eines Songs, der mit einem Schmunzeln verfasst und seit 14 Jahren beim HSV gesungen wird? Nein, Leute, das ist zu viel Aufregung. Bei der Stadionuhr sehe ich noch die Symbolik dahinter. Das ist für mich ein Akt, der symbolisch für eine neue Zeitrechnung beim HSV gesehen werden soll - und hoffentlich in Zukunft ob der neuen Ausrichtung des HSV auch so gesehen werden kann. Der Song indes sollte kein Thema werden, das uns länger als fünf Minuten Diskussionen kostet - diesen Blog noch mal ausgenommen. Und wenn es am Ende den Kompromiss gibt, dass das Lied umkomponiert wird - auch gut. Lotto kennt das übrigens schon. Als er mit dem Lied beim HSV damals ankam und es die ersten Male im Stadion gespielt wurde, verfasste mein damaliger HSV-Reporterkollege vom Abendblatt, Alexander Laux, einen Kommentar. Dieser führte dazu, dass der damalige Vorstandsvorsitzende Werner Hackmann bei Lotto vorstellig wurde und ihn drängte, die Passage mit Cottbus - welcher inzwischen dadurch zum Kultteil des Liedes geworden ist - aus politischen Gründen zu ersetzen. Lotto tat das alles und war natürlich nicht besonders erfreut über die Mehrarbeit, zumal er den ganzen Song schon damals nicht zu ernst verstanden wissen wollte. Er war (und ist) ja auch nur ein normaler HSV-Fan.

Ich war damals dann übrigens derjenige, der Lotto anrufen musste, um mit ihm die Wogen zu glätten - immerhin sollte Lotto wenige Wochen später beim Abendblatt auf der Weihnachtsfeier auftreten. Und während ich schlimmstes erwartete, avancierte das Telefonat mit Lotto zu einem Zweieinhalbstunden-Gespräch auf einer vielmehr freundschaftlichen Ebene. Wir fingen mit dem Lied und dem Text an und landeten am Ende bei einer Zahnwurzel-OP von Lottos Partner Carsten Pape. Ich hatte einen Gesprächsanteil von gefühlt unter einem Prozent - aber es war lustig. Und es führte dazu, dass ich den Kultsänger sehr sympathisch fand - und noch immer sehr sympathisch finde. Vor allem aber weiß ich seither, dass sich Lotto selbst nie zu ernst nimmt und auch bei der aktuellen Diskussion der erste wäre, der einen neuen Weg mitgeht.

Ob er dann seinen Song weitersingt, ihn dafür erst noch umtextet oder einfach ein anderes Lied gespielt wird - Lotto würde alles mitmachen. Insofern ist der Vorstoß von Supporters-Chef Timo Horn inhaltlich nachvollziehbar, aber die Vorgehensweise ist eher suboptimal. Hätte Horn zuerst bei Lotto angerufen und mit ihm zusammen einen Termin bei Vorstandsboss Bernd Hoffmann angeregt, um das Thema zu diskutieren - er hätte dem ganzen Thema eine Menge unnötige Brisanz genommen und Missstimmungen vermieden. Vielleicht wäre es dann nicht einmal mehr als eine Randnotiz geworden… Aber okay, uns Medien soll es recht sein, denn so bekommen wir in Zeiten, die wenig News bergen, Stoff zum Schreiben.

Apropos News: Patric Pfeiffer, mit drei „f“, wechselt vom HSV nach Darmstadt. Rund 250.000 Euro Ablöse streicht der HSV für seinen U21-Akteur mit Profivertrag ein. Pfeiffer, der 2013 über den Bramfelder SV zum HSV wechselte und beim HSV nicht über den Status Trainingsspieler bei den Profis hinauskam,  unterschreibt beim Ligakonkurrenten einen Vertrag bis 2022. Ebenfalls seit heute fix ist das Trainingslager. Statt nach Rotenburg an der Wümme geht es ins exquisite Kempinski-Hotel „Das Tirol“ nach Kitzbühel (s. Foto). Vom 8. bis zum 14. Juli gastiert der HSV hier und bereitet sich wie in den letzten Jahren so oft in Österreich auf die neue Saison vor. Beginnen tut die Vorbereitung allerdings am Montag schon. Und das dann in den kühlen Räumen des UKE-Athleticums und dem Trainingstrakt im Volksparkstadion, wie alle Profis ihre Leistungstests absolvieren müssen. das erste öffentliche Training mit dem aktuell noch urlaubenden neuen Trainer Dieter Hecking findet am kommenden Mittwoch um 10 und um 15 Uhr auf dem Platz am Volksparkstadion statt. Ob bis dahin schon weitere neue Spieler dabei sind, ist noch unklar - aber eher unwahrscheinlich, wie mir heute gesagt wurde.

Das Mannschaftshotel Kempinski in Kitzbühel

 

 

In diesem Sinne, bis morgen. Da melde ich mich dann wieder um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch.

Ich habe und bin fertig für heute.

Scholle

 

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