Marcus Scholz

12. Dezember 2017

Das letzte Heimspiel in 2017 ist gegen Eintracht Frankfurt mit 1:2 verloren gegangen. Bitter verloren, weil dafür 20 verpennte Minuten reichten. Dabei begann der HSV wie zuletzt so oft sehr offensiv ausgerichtet. Luca Waldschmidt ersetzte Tatsuya Ito, ansonsten spielte der HSV mit der Startelf die auch gegen Wolfsburg begonnen hatte. Allerdings, wie geschrieben, deutlich offensiver als am Sonnabend zu Beginn. Das Feuerwerk in beiden Fankurven spiegelte sich schnell auf dem Platz wieder und führte schon nach fünf Minuten zum ersten Treffer. Papadopoulos traf nach Kostic-Rückpass – aber irregulär, da der Ball schon im Toraus war.

Dennoch durfte „Papadopoulos nur kurze Zeit später jubeln – und das ganz regulär. Nach einem Hunt-Eckball auf den kurzen Pfosten stieg der Grieche am höchsten und nickte ihn (via Frankfurts Jovic, den er anköpfte) zum 1:0 ein (9.). Der Brustlöser? Mitnichten. Das Schöne: Dem Spiel tat das Tor sichtbar gut. Das Schlechte: Leider nicht dem HSV, sondern den Gästen aus Frankfurt, denn die kamen jetzt. Bedingt durch Fehler der Hamburger – aber sie trafen. Dennis Diekmeier irrte mit dem Ball am Fuß ein wenig orientierungslos in Richtung eigene Hälfte und brachte die Frankfurter mit seinem missglückten Rückpass auch noch in Ballbesitz. Chandler passte den Ball letztlich von rechts an den Sechzehner, wo sich der völlig indisponierte Walace verschätzte und Wolf an den Ball kam. Der Frankfurter legte sich den Ball gemütlich zurecht, zog aufs kurze Eck und bekam das Tor (nach Diekmeier und Walace) letztlich auch noch von Keeper Mathenia geschenkt. Das 1:1 (16.) und der Auftakt von unfassbar wackeligen HSV-Minuten, die schnell im Desaster hätten enden können. Zwar traf zunächst Waldschmidt die Latte (17., war aber vorher abgepfiffen), doch dann kam der gestern schon avisierte Ante Rebic, der derzeit sicher einer der formstärksten Spieler der Liga ist.

Und das demonstrierte der Kroate in den folgenden Minuten. Vor allem im Zusammenspiel mit Chandler und Jovic stellte er die HSV-Abwehr vor große Probleme. Und nicht nur das. Denn in der 24. Minute traf Frankfurt erneut nach Querpass Chandlers – wobei Jung pennte und seinen Gegenspieler Jovic aus den Augenverlor, sodass dieser aus 13 Metern problemlos und unbedrängt zum 1:2 für die Eintracht (24.) einschieben konnte. Und damit nicht genug, denn jetzt wackelte der HSV bedenklich. Jovic kam frei vor Mathenia (26.) zum Schuss, verzog aber mit dem Außenrist. Dann pennte Mavraj und ließ sich den Ball von Rebic in der Rückwärtsbewegung abnehmen. Der Kroate sieht Jovic am zweiten Pfosten, legt aber etwas zu weit vor, sodass Jovic aus spitzem Winkel scheitert (30.). Und wieder nur zwei Minuten später kann Rebic unbedrängt flanken und so mit einem schön geschlenzten Ball Jovic erneut eine so genannte Hundertprozentige auflegen – allein, der Serbe verzieht erneut (32.).

Es hätte her schon 1:4 oder gar 1:5 stehen können – und Gisdol reagierte. Er brachte Albin Ekdal nach 36. Minuten für den heute ebenso schwachen wie gegen Wolfsburg starken Walace, der fast ein bisschen sinnbildlich für den Rest der Mannschaft stand. Denn so euphorisch begonnene wurde, so dramatisch brach der HSV hier ein. Erst nach der Einwechslung des Schweden kam man wieder in Richtung Frankfurter Tor. Es dauerte allerdings bis zur 45. Minute, als Waldschmidt aus sieben Metern an dem Reflex des starken Frankfurter Keepers Hradecky scheiterte. Und: Dass allerdings Santos einen Eckballabpraller als letzter Mann aufs Frankfurter Tor schießt und der Abpraller den Frankfurtern fast freie Bahn gen HSV-Tor lieferte (kam in der zweiten Hälfte noch mal vor), das darf nicht passieren.

„Nur“ mit 1:2 ging es in die Kabine – und dort bekamen die Jungs von Trainer Gisdol ordentlich was erzählt. Und sie hatten gut zugehört. Denn nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff kamen sie – wenn auch etwas gestolpert – durch Arp gefährlich vor den Eintracht-Kasten (46.). Gisdol hatte den immer wieder zu langsam spielenden Hunt von rechts ins Zentrum geschoben – mit positivem Effekt. Und in der 50. Minute hätte Arp den Ausgleich erzielen MÜSSEN, als er einen Russ-Kopfball sieben Meter vor dem Tor mit rechts volley nahm und an einem überragenden Reflex Hradeckys scheiterte (50.) . Wieder kam der HSV mutig und offensiv gefährlich aus der Kabine – und wieder traf der HSV. DENNIS DIEKMEIER war es, der einen Kostic-Querschläger aufnahm und verwandelte – aber es zählte nicht. Zurecht. Denn Diekmeier, der damit weiter auf seinen ersten Bundesligatreffer wartet, stand im Abseits (54.). Und weil Papadopoulos einen schnell ausgeführten Freistoß nicht nutzen konnte (56.) sowie Ekdals Schuss von Russ per Ellenbogen (aber so nah am Körper, dass der Nicht-Pfiff vom insgesamt großzügig pfeifenden Manuel Gräfe vertretbar war) abgewehrt werden konnte (57.), blieb es zunächst bei der Frankfurter Führung, aber der HSV drückte.

Und Gisdol wechselte noch mal, brachte Tatsuya Ito für Waldschmidt. Er hätte sicher auch Hunt (zumindest hätte ich das gemacht) rausnehmen können, tat es aber nicht. Und Ito/Hunt kombinieten sich in der 67. Minute auch gut in den Sechzehner, Hunt legte quer auf Ekdal, doch der Schwede verzog per Direktabnahme knapp links (aus seiner Sicht). Das Spiel blieb spannend, weil der HSV alles versuchte, während die Frankfurter anfingen, zu verwalten. Ito nach schönem Jung-Pass per Flanke auf Ekdal (74.), Jung selbst per Kopf nach Hunt-Freistoß (85.), Kostic per Kopf drüber nach Ito-Flanke (88.), dazu 62 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 64 Prozent Ballbesitz - der HSV kämpfte wie immer lobenswert. Frankfurt kam aus der eigenen Hälfte nur noch selten raus – aber auch in den vier Minuten Nachspielzeit (selbst mit Mathenia im gegnerischen Sechzehner) schaffte der HSV es nicht, die verkorksten 20 Minuten zwischen der 16 und 36. Minute auszugleichen.

Und so verdient es letztlich auch gewesen wäre – die Zeit für Konjunktive hat dieser HSV leider nicht mehr. Der HSV braucht Ergebnisse. Und da stehen heute null Punkte. Leider. In diesem Sinne, ich ergänze den Blog nachher wie gewohnt noch mit der einen oder anderen Stimme.

Bis dahin,

Scholle

 

Statistik:

Hamburger SV: Mathenia - Diekmeier, Papadopoulos, Mavraj (82. Schipplock), Douglas - Jung, Walace (36. Ekdal)- Hunt, Waldschmidt (67. Ito), Kostic - Arp

Eintracht Frankfurt: Hradecky - Russ, Abraham (8. Salcedo), Falette - Chandler, M. Wolf, G. Fernandes, Tawatha - Gacinovic (46. Barkok), Rebic - Jovic (62. K.-P. Boateng)

Tore: 1:0 Papadopoulos (9.), 1:1 Wolf (15.), 1:2 Gacinovic (24.)

Zuschauer: 40.983

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

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