Nürnberg

Stark! HSV siegt 4:1 zum Auftakt 2020

Oh nein, dachte ich mir noch, als ich las, dass sich Trainer Dieter Hecking am Tag des ersten Rückrundenspiels 2020 gegen Nürnberg plötzlich über so abseitige Themen wie sich selbst als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw und die Nationalmannschaft äußerte. Warum vor allem? Gerade er, der zuvor immer betont hatte, dass in diesem so wichtigen ersten Spiel gegen den 1. FC Nürnberg der Fokus ausschließlich auf dem Sportlichen liegen sollte. „Wenn der HSV das Ding verliert, bekommt er das um die Ohren“, war die einhellige Meinung – aber der HSV verlor nicht. Zum Glück sogar ganz im Gegenteil: Denn die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking überzeugte über die 90 Minuten trotz eines kleinen Wackelmomentes zu Beginn der zweiten Halbzeit fast in Gänze und siegte vor 39.985 Zuschauern auch in der Höhe absolut verdient mit 4:1.

Rückrundenauftakt 2020 für den HSV - der Leistungs-Check

Endlich geht es wieder los und alle können sich beweisen. Wie so oft ist auch in diesem Winter schwer zu sagen, wie weit der HSV ist. Testspiele geben hierbei zumeist nur sehr eingeschränkt Auskunft über den wahren Leistungsstand. Bislang zieht das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg zu der wahrhaft ungünstigen Anstoßzeit von 20.30 Uhr auf einem Donnerstag nur wenige Zuschauer - zumindest am Durchschnitt des HSV bemessen. Knapp 40.000 Tickets gingen im Vorverkauf weg, mehr als 42.000 werden es wohl nicht. Um Euch dennoch so weit auf das Spiel einzustimmen, wie es aktuell möglich ist, haben Christian Hoch und ich uns mal um die wichtigsten Fragen und Duelle dieser Partie gekümmert. Unser ausführlicher Leistungscheck vorab: 

„Mir tut es unendlich leid für Jatta“

Dieter Hecking wollte dringend etwas loswerden - und das hat er gestern durchgezogen, wie Ihr hier alle lesen konntet und natürlich auch noch könnt. Dass der HSV-Trainer von sich aus um eine Runde mit uns Journalisten bat, kam bislang so noch nie vor. Und angesichts der Tatsache, dass am Freitag nach der Präsentation von Neuzugang Joel Pohjanpalo auch Sportvorstand Jonas Boldt urangefragt plötzlich vor die Kameras trat, hatte dieses Wochenende schon  etwas Besonderes. Oder ist es die Nähe zum Rückrundenauftakt am Donnerstag, die die Verantwortlichen noch einmal den Bedarf verspüren lässt, sich mitzuteilen. Denn, und das ist angesichts der Vorgeschichte ganz klar, das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg ist angesichts der Vorgeschichte mit dem Protest der Franken gegen die Spielwertung kein Spiel wie jedes andere. Und es wird zusätzlich angeheizt: „Gegen Nürnberg haben wir noch eine Rechnung offen“, sagte Boldt am Freitag und sprach davon, dass das Stadion brennen werde.

„Danger“ - Transfer mit Geschmäckle

Die Schlagzeilen waren vorherzusehen. Und sie sind berechtigt. Also zumindest die, die sich mit der 2:5-Pleite beim VfB Lübeck  beschäftigen. Den  in den letzten Test vor dem ersten Rückrundenspiel 2020 gegen den 1. FC Nürnberg hat wirklich nichts gestimmt. Nicht die Einstellung, nicht die Leistung - am allerwenigsten das Ergebnis, so verdient es auch war. Nur gut, dass der HSV parallel dazu für die Problemzone Mittelstürmer einen neuen Spieler aus der Ersten Liga verpflichten konnte. Das lenkt ab und gibt normalerweise positive Schlagzeilen - sollte man meinen. Zumal es sich hier um einen finnischen Nationalstürmer handelt. Problem dabei: Der Finne Joel Pohjanpalo ist leider nicht die Wunschlösung der HSV-Verantwortlichen. Vielmehr ist er eine Kompromisslösung hinter der noch einige Fragezeichen stehen.

Bitter: HSV geht 2:5 in Lübeck unter

Der letzte Test vor toller Kulisse im ebenso alten wie charmanten Stadion an der Lohmühle, dazu Flutlicht – das konnte doch nur gut werden. Oder? Dazu noch ein neuer Stürmer aus der Ersten Bundesliga, der bereits seinen Medizincheck absolviert hat. Klingt, als sei der HSV genau sieben Tage vor dem ersten Zweitligaspiel 2020 am kommenden Donnerstag gegen den 1. FC Nürnberg bestens gerüstet. Dachte ich zumindest vor dem Spiel. Und ich lag sowas von daneben. Denn der HSV blamierte sich vor 5638 Zuschauern beim Regionalliga-Zweiten mit 2:5. „Wenn man beide Halbzeiten mit zwei drei Mann weniger auf dem Platz in Unterzahl spielt“, schimpfte Trainer Dieter Hecking im Anschluss über mangelnden Einsatz einige seiner Spieler, „dann kann man nichts anderes erwarten. Und: Fünf Gegentore bei einem Regionalligisten sind absolut nicht okay.“ Stimmt. Vor allem, wie man die Tore kassierte, dürfte noch einmal nachdenklich machen.

Heckings großes Invest in Kinsombi

Da hat mein Kollege aber mal für Aufregung gesorgt. Seit 17 Uhr bimmelt mein Handy. Mal sind es Anrufe, dann sind es Whattsapps. Und zuletzt dann noch die Hinweise auf neue Kommentare unter unseren Artikeln in den sozialen Netzwerken. „Steckt der #HSV in einer handfesten Krise oder handelt es sich bloß um ein kurzes Formtief?“, hatte mein Kollege gefragt und dabei auf die Diskussion im Community-Talk hingewiesen. Und, (Achtung, Spoiler!!) eines vorweg: Ich sehe beim HSV alles mögliche - außer den Ansatz für eine Krise.

Jattas Leiden hat ein Ende

Na dann! Nachdem mit dem Bezirksamt Hamburg-Mitte auch staatliche Behörden die Korrektheit der Identität Bakery Jattas bestätigt haben und formaljuristisch keine Zweifel mehr bestehen, haben nun auch der 1. FC Nürnberg, der Karlsruher SC und der VfL Bochum mit einem Tag Verzögerung heute seinen Einspruch gegen die Spielwertung ihrer Partien gegen den HSV zurückgezogen. Die Mitteilung der Nürnberger, die sich in der ganzen Angelegenheit in den letzten Wochen besonders hervorgetan haben, im Wortlaut:

Trotz neuer Beweise: Nürnberg legt Protest ein

Es wird. Langsam. Aber es läuft endlich in die richtige Richtung. Emotional auf der einen Seite: Aus Hannover hat sich der Dachverband der 96-Fans zu einem Appell an die eigenen Fans entschlossen und zu einem fairen Umgang Bakery Jatta gegenüber aufgerufen. Stuttgarts Trainer Walter lederte heute auf der Pressekonferenz des VfB (im unten eingestellten Video ab Minute 15:40 zu hören) vor der Partie gegen Bochum gegen alle Klubs, die Widerspruch eingelegt haben. Aber auch faktisch scheint sich Jatta - so paradox das in einem Rechtsstaat auch klingt - endlich entlasten zu können.

Hecking lässt Amaechi und Kittel zappeln

Dass es immer wieder Härtefälle geben würde bei einem Kader von 28 Spielern - logisch. Und angesichts der Dauer-Härtefälle Julian Pollersbeck, Gotoku Sakai und dem laut „The Scottish Sun“ von den Queens Park Rangers umworbenen David Bates (deren Trainer Mark Warburton hatte Bates einst schon zu den Glasgow Rangers geholt) sowie den beiden Youngstern Josha Vagnoman und Jonas David, die heute beim 6:0-Sieg der U21 gegen Holstein Kiels U23 ein gutes Spiel machten, ist auch Berkay Özcan von Trainer Dieter Hecking vor dem Spiel beim 1. FC Nürnberg aus dem 20-Mann-Kader gestrichen worden.

Leibold debütiert - gehen Santos und van Drongelen?

Er war beim HSV schon mehrfach auf dem Wunschzettel - jetzt hat es geklappt. Tim Leibold ist beim HSV. Zuletzt hatte der ehemalige Sportchef Jens Todt vor zwei Jahren um die Dienste des ehemaligen Nürnbergers gekämpft - erfolglos. Diesmal reichte der Anruf von Trainer Dieter Hecking, um Leibold zu überzeugen. „Der Trainer hat sich gemeldet. Er hat mich persönlich über Handy angerufen und das war ausschlaggebend für mich. Das ist eine neue Chance, eine neue Herausforderung für mich, was ich machen will.“ Wie Hecking ihn überzeugt habe?

Wolf warnt vor Euphorie: "In der Liga zwei von drei Spielen verloren!"

„Ich dachte, es kommen nur so viele, wenn wir verloren haben“, scherzte Hannes Wolf heute, sichtlich gut gelaunt. Er wusste, dass das Spiel gegen Nürnberg neben dem Weiterkommen und den Mehreinnahmen sehr viele positive Aspekte hatte.

Hochverdient ins Viertelfinale - der HSV schlägt Nürnberg mit 1:0

Am Ende hielt es die Zuschauer nicht mehr auf ihren Plätzen. Bei der Auswechslung Bakery Jattas standen sie auf und blieben einfach stehen, bis das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg von Schiedsrichter Harm Osmers nach drei Minuten Nachspielzeit endlich abgepfiffen worden war. „Endlich“, weil das Spiel wirklich nichts für Feinschmecker war - wobei die Schuld dafür zu 90 Prozent beim erschütternden Gegner aus Nürnberg zu suchen war, der in der 92. Minute seine erste halbwegs gefährliche Torschuss-Situation hatte. Aber vor allem auch, weil der HSV seine dünne 1:0-Führung durch den Treffer von Berkay Özcan in der 54. Minute so über die Zeit gebracht hatte.

Jarolim macht seinem HSV Mut

Viel Zeit haben sie alle nicht. Privatangelegenheiten müssen bei ihnen hintenanstehen. Während sich die Spieler derzeit mit Instagram-Bildern oder Tweeds aus ihren Sommerurlauben in entspannten Posen melden, müssen Chefscout Johannes Spors, Trainer Christian Titz und natürlich auch Aufsichtsratsboss Bernd Hoffmann weiter an dem neuen Team basteln. Und damit ist neben den Spielern, die abgegeben, gehalten oder auch verkauft werden sollen, vor allem auch die Installation des neuen Sportchefs ein ganz wesentlicher Punkt auf der Agenda.

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