Köttgen

Beben im Volkspark - Hoffmann muss gehen

Bernd Hoffmann ist nach 2011 zum zweiten Mal als Vorstandsvorsitzender des HSV freigestellt worden. Um 15.19 Uhr, also genau 4:19 Stunden nach beginn  der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung hatten die sieben Kontrolleure nacheinander den Campus neben dem Volksparkstadion verlassen. Im Gepäck ein internes Beben, mit dem allerdings in Teilen - gerechnet worden war. In Teilen aber auch nicht. Denn neben der etwattete Freistellung von Hoffmann traten auch seine größten Befürworter, Aufsichtsratsboss Max Arnold Köttgen und e.V.-Vizepräsident Thomas Schulz per sofort von ihren Ämtern im Kontrollrat zurück. „Die mehrheitlich gegen mein Votum getroffene Entscheidung des Aufsichtsrates, sich vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann zu trennen, bedeutet für mich, dass ich der HSV Fußball AG weder als Aufsichtsratsvorsitzender noch als normales Mitglied des Kontrollgremiums weiter zur Verfügung stehe“, so Köttgen in seinem vom HSV veröffentlichten Statement. „Diese Entscheidung treffe ich schweren Herzens, halte sie aber für notwendig.“

Butter bei die Fische!

Na denn! Das war doch schon ein mal ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet, wenn der Aufsichtsrat keine salomonische Lösung für das bestehende Kommunikation-und Vertrauensproblem im Vorstand des HSV findet. dann melden sich plötzlich von allen Seiten Leute, die Indizien gegen den einen oder eben den anderen finden. Heute war es Klaus Michael Kühne, der sich immer wieder die Freiheit gönnt, einfach geradeaus zu sagen, was er denkt. Ihn interessieren dabei seltenst die Folgen. Dass er gern Jansen im Vorstand sehen würde, hat er jetzt gesagt. Dass Jansen selbst zuvor Amtsgier nachgesagt wurde und Jansen selbst sagte, das Amt gar nicht ausüben zu wollen - es interessiert Kühne nicht. Vielmehr versucht er seine Interessen zu wahren und spricht unverhohlen aus, wie er sich diese umgesetzt wünscht. Mit anderen Worten: Kühne macht kein Geheimnis daraus, den eigenen Vorteil vorne an zu stellen. Was es inhaltlich aber nicht besser macht.

Einzelgespräche sollen Klarheit bringen

Dass in diesen Tagen Zusammenhalt besonders wichtig ist, muss ich nicht erwähnen. Das Erleben wir alle täglich und hautnah - wo auch immer auf der Welt wir uns gerade bewegen. und auch auf den HSV bezogen gilt diese Devise heute mehr denn je. Nur gelebt wird sie derzeit nicht. Stattdessen steht der HSV inmitten der weiterhin unberechenbaren Corona-Krise intern vor der nächsten Zerreißprobe. Noch diese Woche wollen die Aufsichtsräte alle drei Vorstände einzeln sprechen, um sich ein Bild über den Umfang des Schadens zu machen, der den Vorständen aktuell die konstruktive Zusammenarbeit erschwert - um nicht zu sagen, verhindert. Chefkontrolleur Max Arnold Köttgen, sein Stellvertreter Andreas Peters und e.V.-Präsident Marcell Jansen werden sich demnach jeweils einzel mit Vorstandsboss Bernd Hoffmann, Finanzvorstand Frank Wettstein und Sportvorstand Jonas Boldt hinsetzen. Anschließend soll entschieden werden, ob personelle Veränderungen erforderlich sind oder nicht.

Wenn Politik den Sport auffrisst

Verwirrung zu stiften ist das Leichteste. Und das auch außerhalb der Corona-Zeiten. Immer alles in Zweifel setzen, selbst mit noch so wirren Thesen. „Trumpismus“ nenne ich das. Es funktioniert halt bei (viel zu) vielen. Beim HSV auch, zumindest in Teilen. Will ich etwas nicht wahrhaben, ist es eben nicht wahr. Gibt ja keinen Beweis. Auf das aktuelle Thema bezogen heißt das tatsächlich: So lange nicht Boldt, Wettstein und/oder Hoffmann selbst sich öffentlich hinstellen und zitieren lassen, wird selbst der von sieben Aufsichtsräten über etliche Stunden diskutierte und bestätigte sowie schon seit Wochen und Monaten bekannte Bruch des Vertrauensverhältnisses auf Führungseben einfach angezweifelt. Frei nach dem Motto: Was ich nicht sehe - das gibt es auch nicht. Aber wisst Ihr was? DAS wird NIE passieren.  Weil es demjenigen nur schaden würde und keiner der Verantwortlichen so dumm ist, sich so zu outen, wie einige hier es offenbar brauchen, um zu glauben, was alle wissen.

Keine Einigkeit in Sicht

Bis spät in die Nacht wurde getagt. Gute sechs Stunden saßen die Kontrolleure am gestrigen Donnerstag bis 23 Uhr im Besprechungssaal im Campus zusammen und diskutierten Themen, die für den HSV existenziell sein können. Die Corona-Krise und seine Folgen war ein naturgemäß und angemessen zeitaufwändiges Thema. Es wurde letztlich auch von Finanzvorstand Frank Wettstein so vorgetragen, dass die sieben Aufsichtsräte im Anschluss eine tiefe Sorgenfalte weniger hatten. Bis zum Sommer, so heißt es, ist der HSV liquide auch für den Fall, dass die Saison nicht mehr aufgegriffen und nicht mehr sportlich beendet werden kann. Ein Vorteil sehr vielen anderen Bundesligisten gegenüber - aber dazu morgen mehr. Denn neben diesem Thema war natürlich auch das in Schieflache geratene Vertrauensverhältnis auf Vorstandsebene ein einnehmendes Thema. Es war sogar DAS Thema des Abends.

Feuertaufe für die Kontrolleure

So ist das in diesen Tagen. Der Umgang mit Nachrichten, der schon in normalen Zeiten nicht leicht war und der zuletzt dank Fake-News immer weniger funktionierte, hat auch in diesen Tagen große Probleme. Noch immer gibt es selbst in Phasen, wo es um Menschenleben geht, zu viele unseriöse Quellen. Und nicht selten sind es dabei niedere Instinkte, die als Motivation diesen, die Leute bewusst falsch zu informieren. Selbst jetzt, wo Menschen um Ihre Leben und ihre Existenzen bangen müssen, verstehen viele nicht, dass ihr persönlicher kleiner Erfolg für den kurzen Moment am Ende nichts mehr wert ist, wenn sich das Ganze nicht erholt. Dumm und verantwortungslos ist das - aber offenbar nicht zu vermeiden. Leider. Das Verhalten vieler ist von einer Dummheit geprägt, die bestraft gehört. Und hierbei spreche ich nicht über den HSV, sondern über uns alle. Wobei es zwischen dem HSV und dem wahren Leben eigentlich nur einen echten Unterschied gibt: Uns fehlt ein guter Aufsichtsrat. Einer, der im richtigen Moment einschreitet und korrigiert.

Hunt fällt mal wieder aus - und der HSV sucht seinen Nachfolger

Es war seine letzte Spieltags-Pressekonferenz in Hamburg. Und Dieter Hecking hatte gleich eine schlechte Nachricht parat: Aaron Hunt wird ausfallen. der HSV-Kapitän hat sich im gestrigen Training einen Bänderriss im linken Fuß zugezogen und wurde von Hecking vorzeitig in den Winterurlaub entlassen. „Er soll jetzt mal einen dicken Strich unter das Jahr 2019 machen und ein paar Tage Urlaub nutzen, und dann hakst du das Jahr ab. Er soll es genau so machen. Nicht zu viel drüber nachdenken, sondern sich gut auf die Rückrunde vorbereiten. Dann haben wir dreieinhalb Wochen Vorbereitungszeit, wo er sich wieder in die Verfassung bringen kann, um die Alternative zu werden, die wir in ihm sehen und auch benötigen, um uns dann beim großen Ziel auch mehr zu helfen als im Jahr 2019“, so Hecking auf der Pressekonferenz, die wir Euch hier im Blog noch einmal zusammengefasst haben in unserem neuen Format „PK+“. Bis zur Wintervorbereitung am 6. Januar soll der Kapitän jedenfalls wieder voll belastbar sein.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Er wird morgen wieder da sein. Weil er es will. So zumindest ist der Stand bei Trainer Dieter Hecking, der morgen um 10 und um 15.30 Uhr die Trainingseinheiten des HSV mit der Mannschaft leiten soll, die am Sonntag schon vor dem Spiel über die familiären Hintergründe Heckings informiert worden war. Dass auch sie sich zu 100 Prozent an den Wunsch ihres Trainers hielten, mit der Thematik nicht öffentlich zu werden - das spricht für das neue Miteinander beim HSV. Denn, und das kann ich aus der Vergangenheit aus eigener Erfahrung berichten, wenn es so viele Mitwisser gab, blieb so ein Thema bislang nie geheim. Im Gegenteil: Bislang gab es noch unter jedem Trainer der letzten 20 Jahre beim HSV immer mindestens einen Spieler, der so sauer war, dass meine Kollegen und ich davon erfuhren. Diesmal nicht. Und das spricht zum einen für die Mannschaft. Aber ganz sicher auch für den Trainer.

Ralf Becker ist ein guter Anfang

Als um 15.15 Uhr heute die Tür zum Raum der Pressekonferenz aufgeschlossen wurde, wussten alle, wer da kommt. Auf der einen Seite ein alter Bekannter, Bernd Hoffmann. Auf der anderen Seite ein in Hamburg zwar bereits länger Gehandelter, aber dennoch Neuer - Ralf Becker. Und beide einte eines: Beide sitzen ab sofort im neuen drei Mann starken Vorstand des HSV, der durch die Unterschrift Beckers heute feststeht. Sie sind neben Trainer Christian Titz diejenigen, die den HSV wieder auf Kurs Erste Liga bringen sollen.

Den Blick aufs Wesentliche lenken

Selbst gerade frisch zum Vorstandsvorsitzenden des HSV befördert, übernahm Bernd Hoffmann auch gleich das erste Mal die Verantwortung und informierte im Namen des Aufsichtsrates Ralf Becker, dass dieser trotz anders ausgegangener Probeabstimmung (Abendlatt berichtet davon) nun doch den Vorzug vor seinem Paderborner Mitkonkurrenten Markus Krösche erhalten hatte. Dass diese Probeabstimmung schon wieder publik geworden ist, ist peinlich. Aber okay, es ist nicht das einzige bei diesem Aufsichtsrat, der Becker letztlich eine Zusage mit Auflagen erteilte.

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.