Hamburg

Geisterspiele: Vor- oder Nachteil für den HSV?

Morgen ist noch mal frei. Für die Spieler. Und während die Sportminister Deutschlands über etwaige Lockerungen für den Breiten- und Amateursport konferieren, haben die Trainer und die HSV-Offiziellen eine Menge zu tun. Kaderplanung in Zeiten der Coronakrise - es gibt leichteres. Zudem stehen diese Woche weitere Termine mit DFL und Bundesregierung an. Okay, Letztgenanntes wiederum für die DFL im Auftrag der 36 Bundesligaklubs. Aber vom Ergebnis dieses Gespräches könnte maßgeblich abhängen, ob und wann die Saison für den HSV fortgesetzt werden darf. Vor allem aber wird es darum gehen, dass etliche Klubs (auch Werder Bremen soll akut insolvenzgefährdet sein) wirtschaftlich gerettet werden könnten. Mit Geisterspielen - so viel steht fest. „Uns geht es vor allem darum, dass wir nicht von der Couch aus eine Saison beenden wollen“, hat mir Tom Mickel heute noch einmal gesagt. Der Keeper, der heute seinen 31. Ehrentag feiert, hat uns im Videochat einmal einen Einblick in das Training unter Sonderbedingungen gegeben und dabei noch einmal deutlich gemacht, dass man zwar schon mit Kleinigkeiten in diesen Zeiten zufrieden sei und diese Sonderbedingungen sehr zu schätzen wisse - aber eben auch, dass der Fußball in Wettkampfform fehlt.

Gegen Geisterspiele: Die deutsche Fanszene rebelliert - zurecht?

Die gute Nachricht ist eigentlich gar keine echte Nachricht mehr. Denn dass Josha Vagnoman seinen Vertrag beim HSV bis 2024 verlängert, wussten die Rautenperle-Leserinnen und -Leser schon seit einigen Wochen. Einigkeit zwischen den Parteien bestand schon vor mehr einigen Monaten, die Schriftstücke wurden vor zehn Tagen auch schon hin- und hergeschickt und unterschrieben. Verkündet und mit einem schönen Foto geschmückt wurde die Vertragsverlängerung des 19 Jahre jungen Rechtsverteidigers heute. Auf der Vereinshomepage heißt es:

Harniks Kampf an allen Fronten

Um 16 Uhr war er heute dran. Training in kleinen Gruppen, „aber eben auf dem Rasen und mit Ball“, ergänzt Martin Harnik erfreut. Trotz seiner langen Erfahrung und seinen bald 33 Lenzen hört man bei dem Angreifer eine jugendhafte Freude darüber heraus, dass er endlich wieder mit seinen Kollegen auf den Platz darf. „Ich bin damit alles andere als allein bei uns“, so Harnik, „alle freuen sich, endlich wieder auf dem Platz gegen den Ball zu treten. Im Garten allein ist einfach anders.“ Wie er seien auch seine Kollegen sehr dankbar für das Privileg, das ihnen zuteil wird. „Wir genießen jede Sekunde - auch auf Distanz. Es ist sicher nicht dasselbe wie sonst, aber wir wissen, welches Glück wir haben, unserem Job so nachgehen zu können.“ Vor allem er als Geschäftsmann mit 42 Mitarbeitern wisse das in der aktuellen Situation richtig einzuordnen. „Diese Krise betrifft grundsätzlich ja alle Menschen. Wir sitzen alle im selben Boot.“

Als Gravesen HSV-Trainer Pagelsdorf seinen nackten Hintern zeigte

Es gibt sie, diese eingefahrenen Abläufe. Die halten sich oft auch gegen alle gegenteiligen Entwicklungen. Und dann wird es gefährlich - weil es unsympathisch wird. Der FC St. Pauli beispielsweise hat im Umgang mit meinen Kollegen einen Umgang, wie ihn sportlich wohl (wenn überhaupt)  nur der FC Bayern beanspruchen dürfte. Und auch beim HSV haben sich in den letzten Jahren entgegen der sportlichen Entwicklung nach unten Verhältnisse eingeschlichen, wie sie so nicht zu vertreten sind. Aus Spielern werden kleine Popstars gemacht. Und als würden die sich einer unkontrollierten Teeny-Horde von Fans ausgesetzt sehen, müssen schon die fünf Meter vom Platz bis zu Stadiontreppe bei Trainingseinheiten streng abgesperrt und von mindestens zwei Ordnern behütet werden. Dabei stehen drumherum fast imm er nur Familien mit Kindern, die Autogramme oder Selfies mit ihren Idolen machen wollen. „Ja, aber was wäre, wenn…“ ist hier immer das Argument des HSV. Und das ist nicht so einfach zu widerlegen. Auch „bei den anderen ist es nicht anders“ wird gern genommen. Problem hierbei: Ich befürchte, dass die allermeisten Profiklubs demselben Irrglauben unterliegen.

Was der HSV nie vergessen darf

Um gleich einmal mit dem Wichtigsten zu beginnen: Frohe Ostern, Euch allen! Oder besser gesagt: Uns allen! Genießt die zwei Osterfeiertage heute und morgen und vor allem: bleibt gesund! Und während beim HSV sowohl heute als auch morgen noch frei gemacht wird, werde ich an dieser Stelle die kleine Serie fortsetzen und mich noch einmal an meine Anfangszeit als HSV-Reporter zurückerinnern, bzw. über die Dinge berichten, von denen ich glaube, dass sie früher nicht nur besser gehandhabt wurden und waren, sondern heute noch helfen würden. Diesmal geht es um einen verstorbenen HSVer, den ich heute nur zu gern wieder hier hätte bzw. dessen Vermächtnis einfach weiterleben sollte. Sein Name: Hermann Josef Rieger. Der ehemalige Physiotherapeut ist bis zu seinem Tod im Februar 2014 für mich der Inbegriff des Guten gewesen. Und dafür fiel mir neben vielen Geschichten, die mir von seinen Freunden und Bekannten über ihn erzählt wurden, eine Geschichte ein, die ich gleich zu Beginn meiner Zeit als HSV-Reporter miterlebt habe und die ich Euch nicht vorenthalten will.

„Sowas ist heute beim HSV nicht mehr möglich“

Er hat es gerade noch geschafft. Bis vor einer Woche war Frank Pagelsdorf noch in den USA. Er hat nach etlichen Corona-bedingten Umbuchungen und gestrichenen Flügen noch einen der letzten Flüge nach Deutschland bekommen. „Wir hatten wirklich großes Glück“, erinnert sich der Ex-HSV-Trainer, „denn die nächsten Wochen in den USA werden dramatisch. Das, was sich bisher abgespielt hat ist nur ein Bruchteil dessen, was da noch kommen wird. Das US-Gesundheitssystem wird noch sehr viele Opfer fordern. Leider“, so Pagelsdorf, der sich an seine letzten Tage vor dem Heimflug erinnert: „Wir wussten ja schon vorher, dass Trump ziemlich viel Blödsinn erzählt. Aber ihn täglich auf allen Kanälen zu hören hat mich erschüttert. Da werden Bilder von zigtausend Toten in seinem Land gezeigt, während er sich über Corona lustig gemacht und darüber philosophiert hat, dass die Einschaltquoten bei ihm besser seien als als die vom Finale vom ‚The Bachelor’. Unfassbar. Schlimm. Einfach nur noch traurig“, so Pagelsdorf heute, als ich ihn per Telefon in der zweiten Woche seiner freiwilligen Quarantäne erreicht habe.

20 Jahre HSV - der Tag, an dem alles begann

Eigentlich hatte ich überlegt, den Feiertag auszusetzen. Papierkram erledigen, wozu man sonst nicht kommt, mit den Kindern spielen - einfach schöne Dinge machen, während beim HSV wenig bis nichts passiert. Und zumindest meinen Steuerberater hätte das sicherlich sehr gefreut. Aber beim Sortieren meiner Unterlagen fielen mir auch etliche alte Ordner in die Hände, die mir meine Großmutter bis zu ihrem Tod zusammengestellt hatte. Darin waren zu 80 Prozent wirklich alle Zeitungsartikel über Boris Becker, denn der Leimener war nicht nur mein, sondern vor allem auch ihr großes Tennisidol. Kein Artikel aus dem Tennis Magazin, der Morgenpost, Bild, Welt und dem Hamburger Abendblatt fehlte. Und es gab kein live übertragenes Match Beckers, das sie nicht gesehen und für mich auf VHS aufgenommen hatte. Vor allem aber einen Artikel hätte sich meine Oma am allermeisten gewünscht: Ein Interview von mir mit dem deutschen Wimbledonsieger. Es wäre der perfekte Abschluss für ihre unglaublich umfangreiche und mit viel Liebe produzierte Sammlung geworden, die auf den letzten Seiten stattdessen meine ersten Gehversuche beim Hamburger Abendblatt zeigte. Denn was ich tatsächlich bis eben nicht mehr parat hatte: Genau heute vor 20 Jahren habe ich meinen ersten Vertrag beim Hamburger Abendblatt abgeschlossen.

Dazugelernt: Der HSV und seine Talente

Dass etwas mehr Ruhe hilfreich sein kann, dürfte bei kaum einem anderen Klub so bekannt sein, wie beim HSV, der sich in den letzten Jahren viel zu oft mit Unruhen in Unzeiten selbst geschwächt hat. Dass der HSV hier noch immer gefährdet ist hatte nicht zuletzt der Streit auf Vorstandsebene zu Beginn der Coronakrise verdeutlicht. Allein die Beteiligten schwören darauf, dass man sich jetzt so neu aufgestellt hätte, weil man aus den Fehlern der Vergangenheit dazugelernt hätte. Einer der Kernbereiche war zuletzt immer sich der eigene Nachwuchs. Wirklich von unten bis nach oben geschafft hatten es zuletzt Jonathan Tah und Heung Min Son. Fiete Arp, der zum Inbegriff der neuen Talentausbildung des HSV werden sollte, stürzte indes zuletzt erst einmal hart ab und wurde für die aktuellen HSV-Verantwortlichen so unfreiwillig zum Lehrbeispiel für alles das, was man im Umgang mit jungen Talenten falsch machen kann. Ergebnis: Es wurde zuletzt sehr ruhig um den eigenen Nachwuchs.

Die Mär vom Zoff beim HSV

Es sind andere, schwierige Zeiten. Das ist jeden Tag im Alltag erkennbar. Und auch beim HSV ist derzeit alles anders.Es wird in kleinen Gruppen mit Sicherheitsabstand trainiert, jeden Morgen wird Fieber gemessen, Zuschauer sind unter Androhung von Strafen verboten - und es wird einfach nicht gespielt. Der Volkspark wirkt tagtäglich verwaister, da die Mitarbeiter des HSV  fast alle im Homeoffice in Kurzarbeit sind. Und mehr als Gerüchte, wann und wie die Saison fortgesetzt wird, gibt es nicht. Und in diese Szenerie recht sich der HSV nach einem kurzen unerfreulichen „Zwischenspurt“ mit einem Führungswechsel auf Vorstandsebene nahtlos ein. Trainings- und Spielberichte sowie daraus abzuleitende Entwicklungen und Beobachtungen gibt es schlichtweg nicht. Auch beim HSV sprießen stattdessen Gerüchte, weil handfeste Geschichten mangels öffentlicher Veranstaltungen rar werden. Und zu allem Überfluss kommen dann auch noch persönliche Nummern ins Spiel. Aber dazu später mehr. Denn auch heute war wieder so ein Tag.

Kein normaler HSV-Tag

Als Trainer Dieter Hecking um 10.58 Uhr mit seinem weißen Dienst-Audi am Volksparkstadion vorfuhr, war die erste Gruppe schon fast durch mit der ersten Einheit seit der Corona-Pause. Ihm ginge s gut, so der Trainer auf Nachfrage gut gelaunt. Auch er freute sich offensichtlich darüber, endlich wieder dem Job vor Ort und in der Praxis nachgehen zu können, nachdem er samt seiner Mannschaft die letzten drei Wochen zwangsweise im Homeoffice verbracht hatte. Wie Hecking die erste Einheit unter den Auflagen empfunden habe? „Es war wie eine kleine Befreiung, das hat man auch bei den Jungs gemerkt. Aber es ist noch weit weg von der Normalität.“ Stimmt. Immerhin mussten die Spieler selbst beim Gang von der Campus-Seite zum Stadion und zurück immer im Sicherheitsabstand bleiben, am Morgen mussten sich zudem alle Spieler und Trainer zunächst bei der medizinischen Abteilung melden, um dort auf Fieber und sonstige verdächtige Beschwerden getestet zu werden.

Endlich wieder Fußball beim HSV

Endlich wieder so etwas wie ein bisschen Normalität. So und so ähnlich klingt es zumindest, wenn man mit den Spielern des HSV spricht, die am Montag das erste Mal wieder seit Beginn der Corona-Pause auf den Platz dürfen. Alles per Ausnahmegenehmigung und mit strengen Auflagen, versteht sich. Aber es geht endlich wieder an den Ball. Eine Lösung für die beiden Profiklubs in Hamburg, damit sie sich halbwegs ordentlich auf die weiterhin von der DFL angestrebte Fortsetzung der Saison vorbereiten können, obgleich noch immer offen ist, ob das letztlich auch möglich ist. „Es wird nicht leicht sein“, so Trainer Dieter Hecking zu der bevorstehenden Trainingsphase, deren Steuerung ihn und sein Trainerteam vor ungekannte Probleme stellen wird, da man die Gestaltung und die Dosierung der Einheiten nicht auf einen bestimmten Tag genau ausrichten kann. Hecking via Vereins-Podcast; „Der Tag X ist nicht da. Es gibt kein klares Ziel, auf das wir hinarbeiten können“, so der HSV-Cheftrainer, der mit seinen Cotrainern Dirk Bremser und Tobias Schweinsteiger ebenso wie mit den Athletik- und Rehatrainern vor zwei Wochen schon einen etwaig angedachten Trainingsstart vorbereitet hatte. Pläne, die jetzt ab Montag endlich auch angewendet werden können.

Kurzarbeit beim HSV - Profis kündigen Hilfe an

Der 1. April ist selbstverständlich ein Tag, an dem man alles und jede Nachricht doppelt und dreifach hinterfragen sollte. Und wie wahrscheinlich alle, habe auch ich heute den einen oder anderen Aprilscherz zu hören bekommen oder gelesen. Ich behaupte sogar, dass sehr viele Meldungen der letzten Wochen heute fälschlicherweise als Aprilscherz durchgegangen wären. Als allerdings gegen Mittag die Meldung reinkam, das der HSV für seine mehr als 100 Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt hatte, war mir sofort klar: Das ist kein Scherz. Im Gegenteil: Denn der HSV-Vorstand hatte sich diesen Schritt in den letzten Tagen und Wochen immer offengehalten in der Hoffnung, ihn umgehen zu können. Bis heute um 13 Ihr diese Pressemitteilung vom HSV kam:

Der falsche Umgang mit Kühne

Ich weiß noch genau, wie der eine Teil der HSV-Mitglieder in der Kuppel in dem Moment tobte, als Bernd Hoffmann 2018 zum Präsidenten gewählt worden war. 12 Stimmen mehr als sein Vorgänger Jens Meier reichten am Ende zum knappsten Ergebnis der HSV-Geschichte. „So sehen Sieger aus“ sang der eine Teil der HSV-Mitglieder, während die anderen pfiffen und wütend aus dem Zelt marschierten. Worte wie „das wird sich rächen“ waren da noch die netteren Kommentare der Hoffmann-Gegner, die am Sonnabend gejubelt haben dürften, als der seit 2018 im Eiltempo zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegene Hoffmann vom Aufsichtsrat freigestellt worden war. Hoffmann selbst hat die Vorwürfe gegen ihn intern als „Putsch“ bezeichnet und sieht sich als Opfer einer Verschwörung. Fakt aber ist: Bernd Hoffmann startete 2018 als Präsident mit einer Hypothek und vorhersehbaren Problemen einen Neuanfang, der nie wirklich einer wurde. Weil es nie einer war. In etwa so wie jetzt, wo der nächste Neuanfang beginnt, indem Angstszenarien geschürt und Gerüchte mit Tatsachen vermischt werden.

Holpriger Start in den HSV-Neuanfang

Es war längst nicht das erste Mal, dass Marcell Jansen vor die Kameras trat. Aber sehr wohl die erste Pressekonferenz ohne direktes Publikum auf den Stuhlreihen vor ihm im Presseraum des Volksparkstadions. Stattdessen waren wir alle in einer in diesen Tagen nicht seltenen Videokonferenz zugeschaltet. Wer eine Frage hatte, meldete sich im Chat an und wurde anschließend aufgerufen. Das begann ein wenig holprig - kam letztlich aber gut in Fahrt. Eben so wie Jansen selbst. Denn natürlich musste der Exprofi und Neu-Aufsichtsratsvorsitzende heute ein ganzes Stück Zeit nehmen, um alle Fragen zu beantworten - was allerdings nur teilweise gelang. Denn nicht selten verlor sich Jansen in Öberflächlichkeiten und schob inhaltlich wichtige Themen gern unbeantwortet auf den Vorstand, der für das operative Geschäft verantwortlich ist. Vor allem aber musste Jansen heute deutlich erkennen, was in den nächsten Wochen und Monaten auf ihn zukommen würde. Es ist die Hypothek, mit der der nächste Neuanfang beim HSV beginnt: Das Thema Machteinfluss seitens Klaus Michael Kühne. Ob direkt oder indirekt.

Hoffen auf einen „echten“ Neuanfang

Als Bernd Hoffmann im Februar 2018 mit knappen 12 Stimmen Vorsprung gegenüber seinem Vorgänger Jens Meier zum neuen Präsidenten des HSV e.V. gewählt worden war, betonte der polarisierende Funktionär, dass es ihm nicht darum ginge, das Amt des Vorstandsvorsitzenden einzunehmen. Hinter vorgehaltener Hand war schon im harten Wahlkampf zuvor immer wieder gewarnt worden, dass Hoffmann nichts anderes als das im Schilde führe. Und letztlich dauerte es keinen klang, bis Hoffmann mit seinem damaligen wie heutigen vertrauten Max Arnold Köttgen im Büro von Vorstandsboss Heribert Bruchhagen auftauchte und diesen freistellte. „Bernd Hoffmann hatte einen Masterplan. Er wollte unbedingt zurückkehren und hat das dann sehr geschickt gemacht. Das war alles vorhersehbar, und es war auch immer klar: Wenn Bernd Hoffmann diesen Job haben will, dann kriegt er ihn auch“, hatte Bruchhagen seinerzeit gesagt - und das vor kurzem noch einmal wiederholt. Und nicht nur hier bekommen viele das Gefühl eines Déja-vus, wenn sie sich die letzten Tage anschauen.

Beben im Volkspark - Hoffmann muss gehen

Bernd Hoffmann ist nach 2011 zum zweiten Mal als Vorstandsvorsitzender des HSV freigestellt worden. Um 15.19 Uhr, also genau 4:19 Stunden nach beginn  der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung hatten die sieben Kontrolleure nacheinander den Campus neben dem Volksparkstadion verlassen. Im Gepäck ein internes Beben, mit dem allerdings in Teilen - gerechnet worden war. In Teilen aber auch nicht. Denn neben der etwattete Freistellung von Hoffmann traten auch seine größten Befürworter, Aufsichtsratsboss Max Arnold Köttgen und e.V.-Vizepräsident Thomas Schulz per sofort von ihren Ämtern im Kontrollrat zurück. „Die mehrheitlich gegen mein Votum getroffene Entscheidung des Aufsichtsrates, sich vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann zu trennen, bedeutet für mich, dass ich der HSV Fußball AG weder als Aufsichtsratsvorsitzender noch als normales Mitglied des Kontrollgremiums weiter zur Verfügung stehe“, so Köttgen in seinem vom HSV veröffentlichten Statement. „Diese Entscheidung treffe ich schweren Herzens, halte sie aber für notwendig.“

Tag der Entscheidung

Eigentlich soll dieser Blog sehr kurz werden. Es gibt nach nunmehr zehn Tagen Aufsichtsratssitzungen und Vorstandsstreitigkeiten kaum noch etwas Unerwähntes. Am morgigen Sonnabend bei der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung soll es ab 11 Uhr im Volksparkstadion dementsprechend noch einmal darum gehen, die vorgetragenen Vorwürfe von Finanzvorstand Frank Wettstein und Jonas Boldt gegen Vorstandsboss Bernd Hoffmann zu analysieren und aus den am Mittwoch geführten Einzelgesprächen mit den Vorständen ein Ergebnis abzuleiten. Dass dabei noch die zarte Hoffnung besteht, man könne mit einem verbalen Donnerwetter alle drei Vorstände noch einmal auf eine gemeinsame Spur bringen - sie ist genauso ehrenwert wie offenbar aussichtslos. Denn dafür waren die Vorwürfe von Boldt und Wettstein in Richtung Hoffmann wiederholt zu massiv.  Kompetenzübergriffe, Indiskretionen und Vertrauensbrüche stehen im Raum. Und der Aufsichtsrat ist jetzt dran, sie zu bewerten und in eine Konsequenz münden zu lassen. Auf jeden Fall aber wird es eine richtungsweisende Entscheidung.

Auf Euch kommt es jetzt an!

Die Verunsachlichung hat beim HSV irgendwie schon Prinzip. Und damit meine ich weniger die internen Abläufe sondern die öffentliche Wahrnehmung. Zur Erinnerung: Auf Vorstandsebene kam es in den letzten Monaten wiederholt zu Unstimmigkeiten. Diese basierten allerdings nicht auf inhaltlichen Diskussionen sondern wurden von den Vorständen Frank Wettstein und Jonas Boldt als Kompetenzübergriffe und Vertrauensbrüche geschildert und gegenüber dem Aufsichtsrat bestätigt. Inzwischen ja sogar schon mehrfach. Und während der Aufsichtsrat die Notwendigkeit erkannt hat, hier handeln zu müssen, gibt es unter den HSV-Anhängern oder -Interessierten nur zwei Fraktionen. Zum einen eine erstaunlich große Mehrheit, die Vorstandsboss Bernd Hoffmann eh beurlauben würde. Wobei es fast so wirkt, als hätten sie auch vor dem Bekanntwerden dieses Vorstandsstreits so entschieden. Und es gibt einige, die weniger über die Problem-Inhalte des HSV diskutieren als darüber, dass die seit längerem bekannten Streitpunkte öffentlich bekannt geworden sind. Hier „wissen“ sogar viele plötzlich, dass es ja nur der oder der gewesen sein kann, der geredet hat. Aber all diesen Verschwörungstheoretikern sei gesagt: Wie immer bei solchen Veranstaltungen habe ich (diesmal bis auf Peters) bei allen fünf Beteiligten angerufen. Und alle meine Kollegen von BILD, Mopo, Abendblatt, NDR etc. werden es mir pflichtbewusst gleichgetan haben. Von daher würde ich gerade in diesem Fall die Liste der vermeintlich „Verdächtigen“ lieber offen lassen, als sie auf eine Person zu beschränken.

Vorstand nicht zu retten - Entscheidung am Sonnabend?

Es gibt sie doch, die guten Nachrichten rund um den HSV. Denn während der HSV in Person der Aufsichtsräte Max Arnold Köttgen, Andreas Peters und Marcell Jansen gerade die Vorstände Bernd Hoffmann, Jonas Boldt und Frank Wettstein vorgeladen und zur Aussprache gebeten hatte, wurde bekannt, dass der Vertrag von Josha Vagnoman endlich fix ist. Nachdem man im Winter schon vor der Jahreswende mit der Unterschrift gerechnet hatte, soll diese jetzt in den nächsten Tagen gesetzt werden. Der junge Rechtsverteidiger verlängert seinen eh noch bis 2021 laufenden Vertrag demnach vorzeitig bis 2024. Ein gutes Zeichen in schweren Tagen der Corona-Krise. Offiziell mitgeteilt hatte Boldt das bislang noch nicht. Wohl auch, um den Verdacht zu vermeiden, mit derlei Meldungen die bevorstehenden Entscheidungen des Aufsichtsrates subtil beeinflussen zu wollen.

Butter bei die Fische!

Na denn! Das war doch schon ein mal ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet, wenn der Aufsichtsrat keine salomonische Lösung für das bestehende Kommunikation-und Vertrauensproblem im Vorstand des HSV findet. dann melden sich plötzlich von allen Seiten Leute, die Indizien gegen den einen oder eben den anderen finden. Heute war es Klaus Michael Kühne, der sich immer wieder die Freiheit gönnt, einfach geradeaus zu sagen, was er denkt. Ihn interessieren dabei seltenst die Folgen. Dass er gern Jansen im Vorstand sehen würde, hat er jetzt gesagt. Dass Jansen selbst zuvor Amtsgier nachgesagt wurde und Jansen selbst sagte, das Amt gar nicht ausüben zu wollen - es interessiert Kühne nicht. Vielmehr versucht er seine Interessen zu wahren und spricht unverhohlen aus, wie er sich diese umgesetzt wünscht. Mit anderen Worten: Kühne macht kein Geheimnis daraus, den eigenen Vorteil vorne an zu stellen. Was es inhaltlich aber nicht besser macht.

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