Aue

Es muss nicht immer schön aussehen

Statistiken haben in der Welt von Daniel Thioune nur eine geringe Bedeutung: „Ich bediene sie nur ungern“, sagte der HSV-Trainer vor der Nachholpartie am morgigen Mittwoch  (18.30 Uhr, Volksparkstadion) gegen den FC Erzgebirge Aue. Dass seine Mannschaft als einziges Team im deutschen Profifußball alle bisherigen Liga-Spiele gewonnen hat, interessiert den 46-Jährigen daher auch nur am Rande: „Wir wissen das einzuordnen“, meinte Thioune darauf angesprochen: „Es sind neun Punkte. Das wird nicht ausreichen, um zum einen die Liga zu halten und vielleicht noch größere Ziele und Träume zu realisieren.“ Stimmt. Nach drei Spielen ist so eine Statistik nicht einmal so viel Wert wie das Papier, auf dem sie steht.

Hecking ist als Psychologe gefragt

Passiert es wieder? Ist der HSV in der Krise? Braucht der HSV in Zukunft einen begleitenden Mentaltrainer für seine Spieler? Im Moment wirft der HSV mehr unangenehme Fragen auf, als er positive Antworten zu geben im Stande ist. Im Ergebnis macht sich daher eine Art Depression unter den Anhängern breit. Ein Umstand, den Supporters-Chef Timo Horn zum Anlass nahm, einen ersten Appell an die HSV-Fans zu richten.

Keine falsche Arroganz mehr!

HSV-Vorstandsboss Bernd Hofffmann hatte es deutlich gesagt: Der HSV steckt ein einer Krise. Und glaubt man der Definition, Die Krise bezeichnet im Allgemeinen einen Höhepunkt oder Wendepunkt einer gefährlichen Konfliktentwicklung in einem natürlichen oder sozialen System, dem eine massive und problematische Funktionsstörung über einen gewissen Zeitraum vorausging und die eher kürzer als länger andauert… …nimmt die Entwicklung einen dauerhaft negativen Verlauf, so spricht man von einer Katastrophe (wörtlich in etwa „Niedergang“). dann hat Hoffmann sicher Recht. Die Frage ist aber, wie man sich dieser Krise entledigt. Sportlich. Denn Fakt ist, dass die Krise in den letzten Wochen nicht kleiner wird, sondern größter. Trotz gleichbleibender - nein: gerade wegen der gleichbleibenden Thematik.

Wiedergutmachung in Aue?

Die Trainingswoche war gefühlt einen tag länger als sonst. Jeden Tag mussten sich die HSV-verantwortlichen mit der Derby-Thematik auseinandersetzen. Und Trainer Dieter Hecking tat es auf seine ganz eigene Weise. Im Training ließ er die Startelf vom 0:2 gegen den FC St. Pauli zusammenspielen und deutete auch auf der Pressekonferenz an, dass es durchaus denkbar sei, den Derbyverlierern erneut eine Chance zu geben.

Reaktion zeigen - Charakter beweisen!

Wenn es mal eng wird, wird schnell vom Charaktertest gesprochen, den die Mannschaft in Form von Sieg oder eben Niederlage erfolgreich oder nicht bestehen kann. Heute, ein paar Tage nach der bitteren Derbypleite und dem tabellarischen Abrutschen auf Rang drei, sehen nicht wenige Anhänger in dem Spiel beim FC Erzgebirge Aue am Sonnabend sowas ähnliches wie einen Charaktertest. Und das nicht ganz zu Unrecht.

Alle Uhren wieder auf Null

Öffentlich gesprochen wird erst morgen wieder. Das stellte Dieter Hecking heute schon früh klar. Es gibt auch nicht viel zu sagen, abgesehen davon, dass dem HSV am Sonnabend in Regensburg vor einer erneut schwierigen Aufgabe steht. Hecking stellte dieUhren wieder auf Null und ließ im Training erst gar keinen Zweifel daran aufkommen, dass der HSV weiter vor einem langen und steinigen Weg steht, der harte Trainingsarbeit unabdingbar macht. Zwei intensive Einheiten über jeweils 90 Minuten bei mehr oder weniger starkem Regenfall standen heute auf dem Plan. Und Hecking lobte wie immer viel - aber er wurde auch laut, wenn es mal nicht passte. Und zum Abschluss einer intensiven Nachmittagseinheit gab es für die Spieler obendrauf noch eine ganz besondere Überraschung: Streigerungsläufe von Sechzehner zu Sechzehner. 15 Sekunden hatten die Profis für die Distanz. Und das nach dem Ende der zweiten Einheit an diesem Tag, die letztlich ein teil nicht mitmachen konnte/sollte.

Ein guter Zeitpunkt für Talente

Der Tag nach einem so überzeugenden Heimspiel wie dem 4:0 gegen den FC Erzgebirge Aue ist eigentlich geprägt von guter Laune. Die Fragen sind positiv, die Antworten zumeist Lob an Spieler und Verantwortliche. Aber das war heute anders. Heute stand dieses Spiel nicht mehr im Mittelpunkt, nachdem der HSV bekanntgegeben hatte, dass der Vater von Trainer Dieter Hecking am Vorabend verstorben war. In der Pressemitteilung hieß es:

TRAUERFALL BEI TRAINER DIETER HECKING

Aue wird ein schwerer Gang

Im Abschlusstraining des HSV ist derzeit selten zu erkennen, wie genau er denn seine Startelf für das bevorstehende Spiel plant. Und das war auch heute bei strahlendem Sonnenschein so, das allerdings vom Container Dirk Bremser zusammen mit Tobi Schweinsteiger geleitet wurde, da Cheftrainer Dieter Hecking aus familiären Gründen heute nicht dabei sein konnte. Morgen zum Spiel soll Hecking aber wieder da sein. Aber auch mit ihm hätte der Zuschauer heute am Rand nicht viel sehen können, abgesehen von der Tatsache, dass der Kader identisch mit dem aus dem Stadtderby sein würde und dass Xavier Amaechi einen sehr guten Eindruck hinterließ, während Martin Harnik seine Abschlussqualitäten unter Beweis stellte. Wir haben uns deswegen auch mal mit dem kommenden Gegner beschäftigt und für Euch die wichtigsten Vergleiche bzw. Merkmale des morgigen Spiels herausgehoben:

Zeit, den Beweis anzutreten

Nein, zu dem Thema ist erst einmal alles gesagt. Mehr war Dieter Hecking heute auf der Pressekonferenz nicht zum Thema Bakery Jatta zu entlocken. Der HSV-Trainer fügte noch hinzu, dass die neuen Vorwürfe seitens der BILD-Gruppe nicht ausreichten, um ihn zu einer neuen Reaktion zu bewegen. Er wolle viel lieber über Fußball sprechen. Und das sollte zwei Tage vor einem so interessanten Spiel wie gegen Erzgebirge Aue dann auch tatsächlich möglich sein - was ich ganz ohne jede Ironie auch so meine. Denn der FC Erzgebirge Aue ist für mich neben Sandhausen aktuell die Überraschungsmannschaft dieser Saison in der Zweiten Liga. Elf Punkte und Rang fünf sind es derzeit. Drei Siege, zwei Remis, eine Niederlage - eine starke Bilanz für Aue, nachdem man in der Vorsaison im Abstiegskampf steckte. Aktuell kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der HSV am Sonntag gegen Aue auf eine der formstärksten Mannschaft der letzten Monate trifft. Grund genug für Sportvorstand Jonas Boldt und Trainer Dieter Hecking, nimmermüde davor zu warnen, dass man die Gäste unterschätzt. „Wer auch immer denkt, die schießen wir mal eben aus dem Stadion, der irrt“, sagt Hecking und warnt vor einem alten Laster: „Genau diese Denke müssen wir hier beim HSV rauskriegen. Wir müssen davon wegkommen, dass der ‚große HSV‘, was ja aus der Vergangenheit herrührt, mal eben Aue wegschießt. Das wird nicht passieren. Wer mit dieser Einstellung ins Stadion kommt, der wird eine böse Überraschung erleben.“

Trainerdiskussion jetzt? Etwas Dümmeres gibt es nicht.

Dass der 1. FC Köln verliert, macht die Sache irgendwie eher tragischer, als dass ich mich darüber freuen könnte. Denn was wäre gewesen, wenn der HSV nur einen kleinen Teil seiner Hausaufgaben in der Rückrunde erwartungsgemäß erledigt hätte? Wäre man dann heute schon durch? Die Wahrscheinlichkeit wäre groß - aber die Diskussion darüber ist komplett kontraproduktiv. Denn der HSV ist derzeit auf einem leckgeschlagenen Kahn unterwegs und sucht verzweifelt nach dem Loch im Rumpf. Erfolglos, wie das Spiel gegen den FC Erzgebirge Aue noch einmal verdeutlichte.

Enttäuschendes 1:1 gegen Aue - es wird immer enger

Der HSV schafft es einfach nicht, zuhause gegen die Kellerkinder der Liga zu gewinnen. Gegen den FC Erzgebirge Aue gab es vor 52.354 Zuschauern bei herrlichem Sommerwetter am Ende ein enttäuschendes 1:1. Auch, weil man wieder einmal die erste Halbzeit verpennte und sich mal wieder einen Standargegentreffer einfing. Manuel Wintzheimer konnte mit seinem Treffer in der 53. Minute nur noch ausgleichen. Und am Ende verhinderte die Latte bei einem Hunt-Freistoß kurz vor Schluss den ersten Heimsieg seit dem 1:0 gegen Greuther Fürth am 4. März.

Den Blick für das große Ziel schärfen - und Ablenkung vermeiden

Und der Verlierer ist - erneut Fiete Arp. 22 Mann standen heute beim Abschlusstraining auf dem Trainingsplatz. Und obgleich ein paar Spieler (Lasogga, Hunt, Jung, Hwang) offenbar noch nicht hundertprozentig fit sind sind, sodass Trainer Hannes Wolf vorläufig 19 Mann für seinen Kader berief, ist Fiete Arp, der extra das U21-Spiel in Havelse aussetzte, keiner von ihnen. Stattdessen zählt Arp zu den dreien, die bei Wolf gar keine Rolle spielen. Nicht mal im Fall der Fälle. Eine Ansage, die deutlicher nicht hätte sein können. Rechnet man noch Tatsuya Ito hinzu, der heute nicht einmal das Abschlusstraining mitmachte, ist von dem einstigen Talente-Nachschub aus dem eigenen Nachwuchs nicht mehr viel übrig. Lediglich Josha Vagnoman und Köln-Torschütze Manuel Wintzheimer stehen im vorläufigen Kader. Aber des traf auch einen arrivierten Spieler, der sich darüber nicht freuen wird: Kyriakos Papadopoulos. Der Grieche wurde kurzerhand gestrichen - dürfte aber ob seiner Erfahrung für das Pokalspiel am Dienstag gegen das Bundesliga-Topteam aus Leipzig wieder interessant werden. Arp auch da eher nicht…

Wolf muss erneut clever wechseln

Klar, am Monatsende, spätestens wenn das Gehalt überwiesen wird, würden sicher die meisten von uns gern mal mit den HSV-Profis tauschen. Wobei, für heute das auch gelten. Denn heute durfte sich die Mannschaft auf dem saftigen Grün der Trainingsplätze am Volksparkstadion aktiv erholen. Gerade einmal 45 Minuten mit einem spaßigen Handball- und einem Kreisspiel standen auf dem Plan, ehe die Spieler sich auf eben jenes Grün fallen lassen und die Sonne genießen konnten. Kaputt waren sie alle nicht. Sollten sie aber auch nicht sein, wenn man Hannes Wolfs Trainingsplanung am Wochenbeginn nach dem 1:1 in Köln verstanden hatte. Denn während in den letzten Tagen die weniger belasteten Spieler immer wieder Steigerungsläufe in die normale Einheit einschoben, wurden die Mehrbelasteten geschont. Auch die angeschlagenen Spieler.

Druck - wir brauchen Druck...!

„Wir müssen gegen Aue voll am Limit arbeiten. Es wird nicht leichter. Jetzt ist richtig Druck drauf, den müssen wir aushalten, daraus Energie machen und wieder auf unsere beste Leistung kommen. Jetzt spitzt sich alles zu, jetzt ist Dampf drin. Ich hoffe, dass die Situation die Sinne schärft.“ Das sagt Hannes Wolf. Heute. Der Trainer baut bewusst Druck auf. Anstatt den Druck herunterzuschrauben, dreht Wolf auf. Warum er das macht? „Weil es nunmal so ist. Die Situation jetzt zu leugnen wäre Blödsinn“, sagt Wolf und fügt hinzu, dass seine Mannschaft diesen Druck sogar braucht. Wie in Köln. Oder wie in den ganzen anderen großen Spielen im DFB-Pokal, beim Stadtderby und anderen heiß angepriesenen Spielen dieser Saison. Immer wieder spielte der HSV hier , gut - ganz im Gegensatz zu den Spielen gegen vermeintlich kleine Gegner wie Darmstadt und Magdeburg. In genau diesen Spielen ließ der SV die Punkte liegen. die es verhindert haben, heute schon sicher für die Erste Liga planen zu können.

Ohne Hwang gegen die Auer Fünferkette

Es wird wenig Überraschungen geben, wenn man das heutige Abschlusstraining als Indiz nimmt. Denn in der vermeintlichen A-Elf gab es gegenüber de, Köln-Sieg keine einzige Umstellung. Pollersbeck - Sakai, Lacroix, van Drongelen, Santos - Mangala - Narey, Holtby, Hunt, Arp - Lasogga. Soll heißen, Leo Lacroix agierte erneut neben Rick van Drongelen in der Innenverteidigung, während Jann Fiete Arp erneut auf der linken Außenbahn spielte. Lacroix erhält offenbar den Vorzug vor dem wieder spielberechtigten David Bates und kann damit aktiv dabei helfen, sich seine Zukunft beim HSV zu sichern.

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