Paderborn

HSV will Tabellenführung - geht Hinterseer?

Trainer Daniel Thioune weiß, dass das nächste Spiel schwer wird. Er nimmt den nächsten Härtetest mit dem nächsten Absteiger aus der Fußball-Bundesliga aber offensiv an. „Ich freue mich auf das Spiel gegen den SC Paderborn und meinen Kollegen Steffen Baumgart. Das ist eine echte Herausforderung, denn die Paderborner werden bei der Vergabe der ersten Plätze mitreden“, sagte der Coach vor dem zweiten Zweitliga-Spieltag. Dass man vielleicht sogar die Tabellenspitze übernehmen kann, steht für ihn nicht im Vordergrund. Ganz im Gegenteil! „Die Tabelle zählt nur einmal im Jahr - am 34. Spieltag“, so der 46-Jährige. „Wenn ich dann Platz eins oder zwei belege oder übernehmen kann, dann freue ich mich. Dann hätten wir nämlich nicht viel verkehrt gemacht. Morgen Abend interessiert es mich dagegen herzlich wenig, ob wir auf Platz eins, zwei oder fünf stehen.“

Man erntet, was man sät

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als Rafael van der Vaart den HSV unbedingt verlassen wollten gen Valencia. Ausgerechnet der Kleine Engel, dessen Karriereknick in den Niederlanden mit dem Wechsel zum HSV ein Happy-End nah. Er führte den HSV in der Bundesliga in die Spitzengruppe, blühte in der niederländischen Nationalmannschaft auf und schien einer der glücklichsten Menschen der Welt zu sein. Er war es, der bei seinen Toren immer wieder die Raute auf dem Trikot küsste und von Hamburg als seine neue „Heimat“ sprach. Es schien alles so unerschütterlich – und dann das! Ein Skandal, der sich mit einer ominösen Rückenverletzung steigerte.

Beim HSV ist weniger tatsächlich mehr

Wie entspannt man an solchen Tagen Fußball gucken kann – schon erstaunlich. Zumindest ist es ein selten gewordenes Gefühl. Gestern und heute die Erst- und Zweitligaspiele zu gucken, ohne irgendwem besonders die Daumen drücken zu müssen – entspannt. Vor allem aber wurde mit beim Gucken der anderen Partien auch noch einmal deutlich, dass der HSV am Freitag tatsächlich gegen eine der besseren Mannschaften der Liga gespielt und gewonnen hat. Wobei ich auch betonen möchte, dass der erste Spieltag nicht stellvertretend für die gesamte Saison zu sehen ist. Aber im Spiel am Freitag deuteten die Düsseldorfer nicht nur einmal  an, dass sie Ansprüche auf die oberen Tabellenplätze anmelden – was den Sieg des HSV zusätzlich wertvoll macht. Zumal der HSV in einer Woche beim zweiten Bundesligaabsteiger in Paderborn ran muss – und diese Aufgabe wird nicht leichter. Wer sich das Spiel der Paderborner bei auffällig starken Kielern gesehen hat, wird das bestätigen können.

Die neue Bescheidenheit beim HSV

Wettertechnisch hätte es der HSV kaum besser treffen können. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit strahlend blauer Himmel, dazu 28 Grad und eine nahezu perfekt dosierte Dosis Nordwind. „Sowas nennt ihr also Schietwetter?“, lachte HSV-Trainer Daniel Thioune nach seiner ersten knapp zweistündigen Trainingseinheit mit dem HSV auf dem ebenfalls perfekt präparierten Rasen neben dem Volksparkstadion. Dem neuen Coach hat bislang gefallen, was er bei seinem neuen Arbeitgeber vorgefunden hat. Es würde ihn nicht überraschen, sagte er uns heute, aber eben doch sehr freuen. Bei Thioune sind es auch die kleinen Dinge, die große Freude bereiten können. Und genau so äußerte sich der neue HSV-Trainer auch heute, als er auf die Ziele mit dem HSV angesprochen wurde.

Ihr habt alles gesagt - jetzt macht endlich was!

Oh Mann, die Tage bis zum Paderborn-Spiel ziehen sich wie Kaugummi. Und so sehr mir vor heute graute, so graut es mir noch mehr vor morgen. Denn was bitteschön soll man jetzt noch schreiben? Was wurde noch nicht gesagt? Nein, es gibt sie eben einfach, diese Situationen, in denen alles gesagt ist und jedes Wort eines zu viel ist. Taten zählen. Also nichts anderes, als das nächste Ergebnis. Auf der Pressekonferenz heute wurde Hannes Wolf darauf angesprochen, dass ja auch das Trainingslager in der vergangenen Woche vor dem Ingolstadt-Spiel nicht gut für die Mannschaft gewesen sei, da man im Anschluss verlor. „Wenn sie alles am Ergebnis festmachen“, so Wolfs Antwort, ehe er ausführte: „dass man am Wochenende ein schlechtes Ergebnis hat, heißt nicht, dass das Trainingslager, das Training und die Ansprachen schlecht waren.“ Und ich behaupte: doch! Denn was auch immer Wolf an Maßnahmen vor dem Spiel ergriffen haben mag, so lehrbuchmäßig sie auch gewesen sein mögen, sie haben nicht den gewünschten und erforderlichen Erfolg gezeigt. Im Gegenteil!

Aller guten Dinge?

Nichts spricht für den HSV. Nicht die Form der vergangenen Wochen. Nicht die mentale Verfassung, die sich beim Spiel gegen Ingolstadt auf desolateste Weise zeigte. Nicht die Personalsituation. Nicht die Performance von Trainer Hannes Wolf zuletzt. Nicht die Stimmung bei den HSV-Fans. Soweit, so gut. Das alles ist bekannt – und dennoch ist in diesem einen Spiel beim SC Paderborn HSV-Hoffnung vorhanden, denn auf dem Reißbrett ist noch kein Fußballspiel entschieden worden. Fällt ein frühes Tor? Gibt es eine unglückliche Schiedsrichter-Entscheidung in die eine oder andere Richtung? Scheitert auch der SC Paderborn in seiner Rolle des Gejagten, so wie der HSV seit dem Derby-Sieg gescheitert ist (und so wie sich Paderborn zuletzt auch in Bielefeld schwer getan hat)? Findet Hannes Wolf tatsächlich wieder den Paderborn-Schalter seiner Mannschaft, den er schon zwei Mal in dieser Saison gedrückt hat?

Zum Siegen verpflichtet

Ich mag die Schlussphasen der Spielzeiten. Und das aus vielerlei Gründen. Angefangen natürlich bei der Spannung, was die Tabellensituation betrifft. Ganz klar! Aber Schlussphasen bieten vor allem die Möglichkeit, noch einmal genau zu erkennen, wer welche Qualität hat. Denn die Schlussphasen bieten Fußball in Reinkultur. Es gibt schlichtweg keine Pufferzonen mehr. Es muss gewonnen werden, wenn man sein Ziel erreichen will. Und das ist komplett alternativlos. Phrasendreschen nach Spielen zählt nichts mehr. Es ist wirkungslos. Allein das Ergebnis spricht eine nachvollziehbare Sprache. Denn während man im Laufe der Saison immer wieder Wiedergutmachung betreiben oder zumindest ankündigen kann, bringt die Schlussphase unwiderruflich Erfolge und Misserfolge mit sich. Auch morgen beim HSV gegen Ingolstadt.

Arp auf dem Abstellgleis

Terodde. Immer wieder Terodde. Mit seinem 27. Treffer hat der Spieler von Ex-Kühne-Berater Volker Struth den 1. FC Köln auch heute wieder auf die Siegerstraße geschossen. Ein Spieler, den der HSV (wie alle anderen Zweitligisten) nur zu gern in seinen Reihen wüsste. Aber er ist nicht hier, weil Volker Struth den Mann lieber nach Köln schickte, als ihn dem HSV (als Konkurrent zu seinen Spielern Wood und Hahn…) anzubieten. Und das in einer Phase, wo Struth als Berater von HSV-Investor Klaus Michael Kühne galt.

Im Viertelfinale nach Paderborn - aber vorher kommt Dresden

„Douglas Santos, Pierre-Michel Lasogga und Gideon Jung haben alle trainiert und sind damit fit für das Spiel gegen Dresden.“ Mit dem ersten Satz hatte Hannes Wolf die wichtigste Frage gleich beantwortet. Alle drei Spieler werden also morgen Abend gegen Dynamo Dresden (20.30 Uhr, Volksparkstadion) auch spielen können. Und alles andere als alle drei in der Startelf wäre eine große Überraschung. Soll heißen: Auch Fiete Arp wird seinen Platz vom Nürnberg-Spiel aller Voraussicht nach trotz der anschließenden Komplimente zunächst einmal räumen müssen. Zumindest deutet alles darauf hin. Wolf selbst lobte Lasogga heute auch noch mal explizit: „Er hat es vor seiner Verletzung sehr gut gemacht, hilft uns nicht nur mit seinen Toren, sondern auch mit seiner Präsenz bei Standards gegen uns.“

Höher, schneller, weiter

Die taktische Weiterentwicklung unter Hannes Wolf schreitet fort. Im Spiel gegen den SC Paderborn drehte sich alles um Geschwindigkeit. Das funktionierte noch nicht über 90 Minuten. Aber es genügte für einen recht ungefährdeten 1:0-Sieg. Überzeugen konnten ein stürmender Verteidiger sowie ein Außenstürmer, der Richtung Tor zog.

Das Glück herausgefordert und gewonnen - 1:0-Sieg gegen Paderborn

Dem Mobiltelefon sei Dank: Unmittelbar nach Spielschluss schaltete das Stadionmanagement die Flutlichter aus und überließ es den 49.449 Zuschauern, den Abschluss eines bescheidenen Fußballjahres im Volksparkstadion doch noch mit einer Feier zu beschließen. 1:0 hatte die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf gegen den SC Paderborn gewonnen. Khaled Narey war der Torschütze des Tages und sorgte dafür, dass ein Großteil der Zuschauer trotz des bescheidenen Wetters bei Dauerregen im Stadion verweilte und die Tabellenführung feierte.

Den Blick für die Realität wahren

Dass der HSV es besser kann als gestern in der zweiten Halbzeit, ist klar. Derartige Leistungen haben unter Wolfs Vorgänger Christian Titz sogar zu völlig überhöhten Diskussionen und letztlich in Teilen auch zu dessen Demission geführt. DiebFrage: Warum bitteschön hat der HSV schon Punkte abgegeben und ist in jedem Spiel 90 Minuten lang seinen Gegnern hoch überlegen gewesen? Aber: Was ich damals schon für völlig verfehlt (und leider oft interessengesteuert) hielt, ist heute nicht richtiger. Zu erwarten, dass der HSV Ingolstadt schlägt ist zwar realistisch.

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